Heute Nacht wurden in H-Wood mal wieder die Golden Globes verliehen. Ich muss zugeben, dass mich die ganze Award-Season dieses Jahr kaum noch interessiert. Da befasst man sich doch besser mit etwas Wichtigerem, z.B. der 133. Ausgabe des Media Monday. Heute auch endlich wieder mit einer „kritischen“ Einleitung von Todd Hirn.
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Vor genau zwei Jahren, am 13. Januar 2012, ereignete sich das Schiffsunglück der „Costa Concordia“. 32 Tote, über 200 Verletzte. Das ist doch der perfekte Stoff für einen großen Katastrophenfilm! Keiner wäre besser für die Regie geeignet als James „Titanic“/“King Of The World“ Cameron. Nachdem Leonardo DiCaprio und Kate Winslet für die beiden Hauptrollen (ein Liebespaar aus unterschiedlichen Klassen, wie innovativ!) nicht zur Verfügung stehen, werden Sam Worthington und Zoe Saldana engagiert, und in ihren Szenen immer von blauem Licht angeleuchtet. Der Film kostet aufgrund u.a. der hohen Gagen für die Darsteller und den Regisseur eine Dreiviertel Milliarde, spielt aber das Vierfache seines Budgets wieder ein. Das liegt vor allem daran, dass durch neue technische Möglichkeiten (4096 Bilder pro Sekunde!) und das neue 5D-Kinoerlebnis (inklusive auf die Zuschauer nieder regnende Trümmer und Wassermassen) der Preis eines Kinotickets auf 99 € erhöht wird. „Concordia“ räumt bei der Oscar-Verleihung in fast allen 24 Kategorien ab und geht als bester Film aller Zeiten in die Geschichte ein. Und was lernen wir daraus? Große Katastrophen machen die besten Filme!
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1. Ganz ehrlich, die ganzen „Laiendarsteller“ aus diesen ganzen widerlichen Reality-Formaten sollte die Schauspielerei am besten gleich ganz drangeben, denn das würde vielleicht diesen Reality-Wahn der Privatsender ausbremsen. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
2. Woran mag das liegen, dass jüngere Blockbuster länger und länger werden und kaum noch ohne Überlängenzuschlag auskommen, vor allem völlig ungeachtet dessen, ob die Geschichte eine Laufzeit von mehr als 120 Minuten überhaupt hergibt? Ein Blockbuster wird nach folgender Formel produziert: mit möglichst viel Geld einen möglichst dummen Film machen, der dann möglichst ein Vielfaches seines astronomischen Budgets wieder einspielt. Da müssen natürlich spektakuläre Szenen, eine Vielzahl an unsinnigen Wendungen und geile Mega-Effekte her, um die Zuschauer von der extremen Substanzlosigkeit der Story abzulenken. Außerdem lässt sich das irrsinnig hohe Budget eines Films (siehe oben) besonders gut durch „Überlängenzuschlag“ (der sicher bald auf alles über 90 Minuten draufkommt) und weitere Überteuerung durch billige 3D-Konvertierung besser refinanzieren.
3. „Vom Regisseur von“, „Von den Produzenten von“, „Präsentiert von“ – wenn ich so etwas auf einem Cover oder Filmplakat lese, dann weiß ich mittlerweile, dass dieser Hinweis aus Marketinggründen verwendet wird. Nur weil ein Regisseur/Produzenten-Team usw. vorher einen guten Film gemacht haben, heißt das noch lange nicht, dass das auch wieder der Fall sein muss. Man sollte daher bei so etwas keine falschen Erwartungen haben. Zu „Präsentiert von“: das bedeutet ja im Grunde, dass sich bekannte Filmemacher für die großflächige Veröffentlichung eines „kleineren“ Films eingesetzt haben, quasi dem Werk ihren Namen leihen.
4. Meine liebste Serie derzeit ist ganz klar Game Of Thrones, insbesondere weil sie eine recht werkgetreue Adaption bildet, aber nicht zu sklavisch an der Vorlage hängt. Außerdem sind die Schauspielleistungen und die „Production Values“ sowie alle anderen Bereiche absolut herausragend. Großes Erzählkino fürs Fernsehen eben!
5. Die Serie Akte X hat allerdings nach der 7.Staffel stark abgebaut wie ich finde , denn der „Teil-Ausstieg“ von David „Mulder“ Duchovny hat der Serie nicht gerade gut getan. Außerdem hat mich die Figur der Agent Reyes sehr genervt und am Ende war die Verschwörungsmythologie so verworren, dass nicht einmal mehr die Autoren durchgeblickt haben.
6. Es gibt ja AutorInnen, deren Bücher zu überzeugen wissen, die aber noch kaum jemand zu kennen scheint, wie etwa Walter E. Richartz (1927-1980). Sollte man unbedingt mal gelesen haben, weil sein Roman Noface – Nimm was du brauchst quasi ein genialer Gegenentwurf zur aktuellen Überwachungsthematik ist.
7. Meine zuletzt gesehener Film war Sandsharks und der war für einen Mockbuster gar nicht einmal so völlig unterirdisch, weil die Synchronisation vergleichsweise gelungen war. Außerdem wirkte die Rolle von Corin „Parker Louis“ Nemec zwar ziemlich überdreht aber irgendwie witzig. Insgesamt war mir trotz aller „Blödheit“ der Ekelfaktor zu hoch. Und nein ich habe Sharknado nicht gesehen.
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Einleitung: tlh
Lückentext: mwj
Ich habe Akte X schon während der vierten Staffel verlassen, da es mir alles zu kunterbunt wurde.
Yay, noch ein großer „Game of Thrones“-Fan 🙂 Wir schießen wie Pflanzen aus der Erde 😀
Bei Nr. 1 kann ich dir absolut und vollkommen zustimmen. Diese Reality-Sachen haben schon die (damaligen) Musiksender verpestet und sind auf dem besten Wege, auch alle anderen Sender zu infizieren -.- Und dabei ist es hier noch nichtmal annähernd so schlimm wie in den USA.
Ja, „Game Of Thrones“ ist wirklich eine der derzeit besten Serien.
Und in den USA sind ja schon die Nachrichten wie ein Boulevard-Magazin aufgemacht. *grusel*
Das stimmt. Und die Bücher sind sogar noch ein ganzes Deut besser!
Es reicht mir schon, wenn ich durch das Programm zappe und „Bauer sucht Frau“ auf RTL sehe.