Media Monday #623

5. Juni 2023

Der Juni ist da, und mit ihm auch der Sommer. Und ein neuer Media Monday.  



Beiträge der Woche

Irati

Smoking Causes Coughing

The Rookie: Staffel 1




Fragen der Woche

1. Es mag ja sein, dass manch erfolgreicher Blockbuster gemeinhin als Klassiker gilt, aber zu einem echten Filmklassiker gehören mehr als dicke Einnahmen.

2. Hätte ich einfach mal einen Wunsch frei, ich würde wohl mir ganz egoistisch den seit zehn Jahren angekündigten Machete Kills Again… in Space für eine Kinovorstellung hier in Würzburg in Anwesenheit des Hauptdarstellers herbeisehnen. 😉

3. Der zehnte Film einer Actionfilmreihe mit schnellen Autos und zwei Muskelbergen, die sich für Schauspieler halten, mag nicht sonderlich innovativ sein, aber dafür schafft er es immer noch genügend Zuschauer in die Kinos zu locken. Warum nur?

4. Wieviel Einfluss ein genialer Soundtrack haben kann, sieht man sehr schön bei der Anthologie-Serie The White Lotus, für die Cristobal Tapia de Veer in beiden bisherigen Staffeln einen hypnotischen Score abgeliefert hat, der vor allem auf ungewöhnliche Vokalisation setzt. Zu Recht gab es daher sowohl 2021 als auch 2022 den MWJ Television Award für die beste Musik.   

5. Niemand drückt bei mir alle richtigen Knöpfe und hat mich bereits beim ersten Mal Ich bin keine Maschine!!!

6. Wenn es ernsthaft so sein sollte, dass jetzt alle erfolgreichen Animationsfilme der letzten Jahre/des letzten Jahrzehnts als Realfilme neu aufgelegt werden dann ist als kreative Bankrotterklärung sehr bedauerlich.

7. Zuletzt habe ich trotz einer ordentlichen Portion Faulheit drei Reviews (siehe oben) innerhalb von fünf Tagen fertiggestellt und das war notwendig, weil ich nicht noch weiter in „Rückstand“ geraten möchte.


Review(s) Mai 2023

1. Juni 2023

Auf den ereignisreichen April folgte ein nicht minder spannender Mai, dessen konsumierte Medien, Reviews und Events hier nun versammelt werden.



Die vergangenen Wochen waren sehr schön und das nicht nur allein dem Umstand geschuldet, dass ich gut zwei Wochen Urlaub hatte. Mit der Metropolcon in Berlin habe ich das erste Mal überhaupt eine richtige Convention besucht. Außerdem standen teils hochkarätige Kinofilme auf dem Programm, mit deren Aufarbeitung in Rezensionsform ich leider noch etwas im Rückstand bin. 😊

Viel Spaß beim Nachlesen!



Filme

Am Ende das Licht

Feed the Reapers

The Five Devils

Pearl (2022)



Serien

The Consultant


Killing Eve: Staffel 3

Nix Festes

The Rookie: Staffel 1


Konzerte
Pili Coït (FR)
Ultraphauna (UK/USA)
Jack Dupon (FR)
GruGrü (FR)
Gamma Rats (D)

Sonstiges

Metropolcon 2023


Außerdem gesehen und (noch) nicht besprochen

Beau Is Afraid
Das Lehrerzimmer
Renfield
The Breadwinner
Flash Gordon (1980) (RW)

Eurovision Song Contest 2023
Heute Show: Staffel 27, Folgen 14 bis 17
ZDF Magazin Royale: Folgen 78 bis 81


The Rookie: Staffel 1

30. Mai 2023

John Nolan beginnt seinen Dienst bei der Polizei von Los Angeles, als ältester Neuling aller Zeiten, in der Krimiserie The Rookie, mit Nathan Fillion (Firefly, Castle) in der Hauptrolle.  



Midlife in Mid-Wilshire

Nach Abbruch seines Jura-Studiums hat John Nolan (Nathan Fillion) gut zwanzig Jahre in der Baubranche gearbeitet. Die Scheidung von seiner Ehefrau, mit welcher er einen Sohn hat, zieht ihm allerdings den Boden unter den Füßen weg. Doch als es ihm gelingt, bei einem Banküberfall den Täter zu überwältigen, bekommt sein Leben eine neue Wendung und so beginnt er seine Ausbildung zum Polizisten in Los Angeles. Mit 45 Jahren ist er der älteste Rookie des LAPD aller Zeiten. Ausbildungsleiter Sergeant Wade Grey (Richard T. Jones) sieht in Nolan allerdings eher eine Midlife-Crisis auf zwei Beinen. Nach einem mehrmonatigen Lehrgang auf der Polizeiakademie startet für Nolan und seine jüngeren Rookie-Kollegen Lucy Chen (Melissa O’Neil) und Jackson West (Titus Makin Jr.) die Ausbildung im Streifendienst. Ihre Ausbilder, Talia Bishop (Afton Williamson), Tim Bradford (Eric Winter) und Angela Lopez (Alyssa Diaz), führen die Neulinge in den harten Polizeialltag ein. Werden es die drei Rookies schaffen, sich zu bewähren?

Nathan Fillion (geboren 1971) gehört zu den Schauspielern, die ich immer wieder gerne sehe. Seine erste große Hauptrolle ergatterte der kanadisch-amerikanische Akteur in Joss Whedons kultiger, aber nach nur einer Staffel eingestellten Science-Fiction-Western-Serie Firefly (2002/03) sowie dem dazugehörigen Kinofilm Serenity (2005). Nach Gastauftritten bei Buffy, the Vampire Slayer und Desperate Housewives spielte Fillion acht Staffeln lang den titelgebenden Schriftsteller in der Krimiserie Castle (2009-16) und erreicht damit den bisherigen Höhepunkt seine Karriere. Im Kino war er unterdessen in Super – Shut Up, Crime!(2010) von James Gunn, Joss Whedons Shakespeare-Adaption Viel Lärm um Nichts (2012) und Percy Jackson: Im Bann des Zyklopen (2013) zu sehen. Zwei Jahre nach dem Ende von Castle trat Fillion wieder als leading man in einer Serie in Erscheinung. In The Rookie spielt er einen 45jährigen Mann, der seinen Dienst als ältester Neuling der Polizei von Los Angeles antritt.

Bild (c) eOne/ABC

Die Prämisse basiert auf der wahren Geschichte von William Norcross, welcher mit Mitte 40 begann, beim Los Angeles Police Department zu arbeiten und als einer der ausführenden Produzenten der Serie fungiert Das LAPD ist nur eine von zwei Polizeibehörden in den USA, welche neue Rekruten über 37 akzeptiert. Auf den ersten Blick klingt die von Alexi Hawley (früher Showrunner bei Castle) entwickelte Show nach klassischer Procedural-Kost. Vom Format her und was einige Elemente betrifft trifft diese Annahme auch zu. Doch insgesamt präsentiert sich The Rookie in seiner Premierenstaffel als angenehm erfrischend.

Stand bei Castle die Aufklärung eines, meist ziemlich konstruierten Mordfalls im Zentrum der Handlung, so dreht sich hier alles um alltägliche Polizeiarbeit. Von kleinen (Verkehrs-)Delikten bis hin zu schweren Straftaten ist die komplette Bandbreite vertreten. Nolan und seine Kolleg*innen bekommen vom ersten Tag zu spüren, wie brutal und traumatisch der Alltag von Polizeibeamten sein kann. In der Regel begleiten die Gesetzeshüter einen Fall auch nur bis zur Festnahme. Nicht selten steckt mehr hinter den anfänglich kleinen Delikten als es zuerst den Anschein hat.

Durch die inhaltliche Ausrichtung wirkt The Rookie authentischer als manch andere Cop-Serie. Eine völlig realistische Wiedergabe des Polizeialltags sollte man allerdings nicht erwarten. Denn das Autorenteam um Hawley liefert dann doch hier und da konstruierte Elemente oder etwas unwahrscheinliche Wendungen. Inszenatorisch greift man hier nicht nur auf die üblichen Dronen-Aufnahmen und gängige Kameraführung zurück, sondern ergänzt die Einsatz-Szenen mit Material aus den Bodycams der Polizisten. Dieser Kniff erweitert die Perspektive und ermöglicht es den Zuschauer*innen besser in das Geschehene einzutauchen.

Bild (c) eOne/ABC

Der von Nathan Fillion mit Everyman-Charme gespielte John Nolan steht weniger im Mittelpunkt als man vermuten würde. Zwar besitzt der Titelheld die meiste Screentime, doch auch Melissa O’Neil (Dark Matter) als Lucy Chen, die gegen den Willen ihrer Eltern zur Polizei ging, und Titus Makin Jr. (Star-Crossed) als Jackson West, welcher versucht aus dem Schatten seines Vaters, des Commanders bei der Internen Ermittlung, zu treten, bekleiden zentrale Rollen. Genau wie Alyssa Diaz (Zoo), Afton Williamson (Banshee: Small Town. Big Secrets) und Eric Winter (Witches of East End) als deren Ausbilder Angela Lopez, Talia Bishop und Tim Bradford, welche auch eigene Storylines erhalten. Spannend ist jedenfalls einerseits die Figurendynamik sowie die Lektionen der Rookies zu beobachten. Ich war jedenfalls positiv überrascht und habe eine Produktion von der Stange erwartet. Hier wird jedenfalls immer viel aus der eher kurzen Episodenlaufzeit von 42-43 Minuten gemacht.   

Die erste Staffel von The Rookie ist auf DVD erschienen sowie als Stream bei Amazon Prime, Disney+, Netflix und WOW verfügbar.



The Rookie: Staffel 1 (The Rookie: Season 1)
Krimiserie USA 2018/19. 20 Folgen. Gesamtlänge: ca. 860 Minuten.
Mit: Nathan Fillion, Alyssa Diaz, Richard T. Jones, Titus Makin Jr., Mercedes Mason, Melissa O’Neil, Afton Williamson, Eric Winter u.a. Idee: Alexi Hawley.


Media Monday #622

29. Mai 2023

Mein Urlaub ist leider zu Ende. Doch dank des Pfingstmontags habe ich noch einen Tag Schonfrist. Auch am Feiertag gibt es den Media Monday.

Aus besonderem Anlass möchte diesen Beitrag meiner Oma mütterlicherseits widmen. Sie wäre am heutigen 29. Mai 2023 100 Jahre alt geworden. Nach einem langen Leben, welches ihr unter anderem vier Enkelkinder und zwei Urenkel bescherte, verstarb meine Oma im September 2019 im stolzen Alter von 96 Jahren. Vielen Dank für alles, Oma!



Beiträge der Woche

Am Ende das Licht

Pearl
(2022)

Nix Festes



Fragen der Woche

1. Ob es wirklich eine das gute Idee war, manche Franchises scheinbar endlos zu verlängern/erweitern, wage ich zu bezweifeln. Denn an sich geht Qualität vor Quantität.

2. Mir war lange gar nicht bewusst, dass Warren Beatty der Bruder von Shirley MacLaine ist.

3. Harriet Walter als Dasha in der dritten Staffel von Killing Eve ist ein echter Zugewinn gewesen, schließlich entpuppte sich die frühere Auftragskillerin und Olympiaturnerin als knallharte und witzige Figur.

4. Manchmal ist mir unbegreiflich, wie man so offensichtliche schlechte Musik hören kann.

5. Die Razzia gegen Mitglieder der „Letzten Generation“ erscheint mir schon recht drastisch, um nicht zu sagen völlig überzogen, immerhin protestieren diese Leute für den notwendigen, massiven Fortschritt im Kampf gegen den Klimawandel. Das sieht für mich aus, als ob die Aktion Teil des Wahlkampfes einer süddeutschen Sumpf-Partei ist, die eigentlich kein Mensch wirklich braucht.    

6. Bei all dem, was derzeit an Gerüchten kursiert, sollte man generell nicht alles glauben, vor allem wenn die Quelle eher fragwürdig ist.  

7. Zuletzt habe ich das Wochenende bei meinen Eltern verbracht und das war wie immer sehr entspannend, weil die Ruhe hier auf dem Dorf im Auenland wirklich eine Wohltat ist. Sehr schön war auch die Geburtstagsfeier meines Cousins.


Nix Festes

26. Mai 2023

Fünf mehr oder minder junge Menschen, die sich in Berlin durchschlagen. Davon handelt die ZDF-Comedyserie Nix Festes, ein sogenanntes NEOriginal von Autor Markus Barth.



Ständig in der Schwebe

Vor Jahren zog Jonas (Sebastian Fräsdorf) aus der Pfalz nach Berlin, um eine erfolgreiche Karriere als Drehbuchautor zu starten. Gemeinsam mit seiner Schreib-Partnerin, der miesgelaunten Wiebke (Josefine Preuß), versucht er seit langem diverse Serienkonzepte an Sender zu verkaufen. Bisher erfolglos. Jonas‘ homosexueller Mitbewohner Basti (Tim Kalkhof) ist ausgebildeter Koch, schlägt sich aber mit Gelegenheitsjob durch während er das Berliner Nachtleben und viele unverbindliche Bekanntschaften genießt. Wiebke teilt sich die Wohnung mit der idealistisch-naiven Studentin Jenny (Marie Rathscheck), welche mit neuen Ideen immer wieder die Welt verbessern will. Nicht selten trifft sich die Gruppe im Kiez-Café des Endvierzigers Lennart (Dirk Martens). Lennart schrieb einst einen Beziehungsratgeber, der zum Bestseller avancierte. Doch seitdem ist seine Ehe in die Brüche gegangen und auch das Café könnte besser laufen.

Bild (c) ZDF Neo.

Markus Barth (geboren 1977 in Bamberg, nicht verwandt mit Mario Barth) brach sein Studium der Theaterwissenschaften in München 1999 ab und zog nach Köln, um sein Glück als Autor zu versuchen. Barth schrieb für Formate wie Die Wochenshow, Was guckst du?!, Ladykracher, Heute Show sowie die Serien Angie (2008) und Christine. Perfekt war gestern. Nix Festes ist seine erst eigene Serie. Die erste Staffel mit vier Episoden à 29 Minuten wurde vom 27. Februar bis 20. März 2018 bei ZDF Neo ausgestrahlt. Im Oktober 2021 folgte eine zweite Staffel, bestehend aus acht Folgen à 23 Minuten.

Nix Festes erfindet das Comedy-Rad wahrlich nicht neu und erinnert mit seiner Konstellation an US-Serien wie Friends (1994-2004) und How I Met Your Mother (2005-2014). Die ganzen Berlin-Klischees nutzen sich mit der Zeit etwas ab. Erst ab der zweiten Season gelingt es die Figuren besser zu entwickeln und auch bei den Storylines zeigt sich eine Besserung zum ersten Jahr. Am besten funktionieren die eher beiläufig eingestreuten Gags und Pointen. Ein bisschen Selbstironie gönnt man sich beim ZDF hier auch, vor allem wenn Jonas und Wiebke ihre Serie über Leute in den 30ern pitchen, der zuständige Fernseh-Redakteur aber lieber Best-Ager als Protagonisten möchte.  

Die fünf Hauptfiguren befinden sich alle ständig in der Schwebe. Jonas und seine grundsätzlich übellaunige Autorenkollegin Wiebke (die beiden haben auch eine kurze, gescheiterte Beziehung hinter sich) versuchen immer wieder ihre Drehbuchideen umzusetzen, scheitern dabei meist aber schon beim ersten Pitch. Basti genießt sein promiskuitives Single-Leben, schafft es aber nicht wirklich in der Gastronomie Fuß zu fassen. Die etwas jüngere Studentin Jenny hat immer wieder Ideen zur Weltverbesserung, die meist mit veganem Essen oder Esoterik zu tun haben. Lennarts Versuche, sein Café für mehr Gäste attraktiv zu machen, sind auch eher zum Scheitern verurteilt.

Bild (c) ZDF Neo.

Doch nicht nur die beruflichen Ambitionen des Figuren-Quintetts sind Thema, sondern auch ihre meist ebenso erfolglosen Beziehungen und Affären. Lediglich Basti scheint mit seinen zwanglosen Bekanntschaften glücklich zu sein und versteht die Probleme der „heten“ oft nicht. In Staffel 2 stößt mit dem zwischen Affäre und fester Freundin hin- und hergerissenen Lehrer Faruq (Omar El-Saeidi) noch ein weiterer Charakter zur Hauptbesetzung. Schauspielerisch empfand ich Tim Kalkhof (bekannt u.a. als Kriminalassistent Mark Steinke im Berliner Tatort) als lockeren, wortgewandten Basti und Marie Rathscheck (Das melancholische Mädchen, Tatort: Mord unter Misteln) als niedlich-naive Jenny am besten. Insgesamt eine kurzweilige, solide, aber eher durchschnittliche deutsche Comedy-Serie.

Die komplette Serie Nix Festes (2 Staffeln mit insgesamt 12 Folgen) ist kostenlos in der ZDF-Mediathek abrufbar.



Nix Festes
Comedyserie Deutschland 2018/2021. 12 Folgen (2 Staffeln). Gesamtlänge: ca. 300 Minuten.
Mit: Josefine Preuß, Sebastian Fräsdorf, Tim Kalkhof, Maria Rathscheck, Dirk Martens, Omar El-Saeidi, Arne Gottschling u.a. Idee: Markus Barth.


Media Monday #621

22. Mai 2023

Es ist wieder Montag. Und ich habe glücklicherweise noch Urlaub. Von daher kein Stress beim heutigen Media Monday. 😉



Beitrag der Woche

mwj auf der Metropolcon



Fragen der Woche

1. Ich halte es nun wirklich für keine gute Idee, dass man zu sehr auf Technologie, wie z.B. künstliche Intelligenz setzt. Der Umgang damit sollte verhältnismäßig sein.

2. Kein Wunder, dass man sich bei Star Trek: Picard dazu entschlossen hat, die Serie nach drei Staffeln zu beenden, denn einerseits ist sie aus meiner Sicht einfach nicht gut und andererseits wird Hauptdarsteller Patrick Stewart (fast 83) auch nicht jünger.

3. Eigentlich genial, dass man wirklich als Laie/Fan auf einer Convention mit Fachleuten über Science-Fiction und artverwandte Themen diskutieren kann.

4. Sterbende Nebenfiguren, die mit ihren letzten Atemzügen ein Cocktailrezept weitergeben (wie in jeder Folge der ersten Staffel von Danger 5) ist ein mehr als gelungener Running Gag, denn somit werden gekonnt überlange, viel zu dialoglastige Sterbeszenen parodiert. Nur schade, dass ich aufgrund meiner Lebensmittelunverträglichkeiten die Cocktailrezepte nicht ausprobieren kann.

5. Es ist halt die Frage, ob man demnächst wirklich will, dass die Kunstszene von Werken beherrscht wird, die durch eine KI entstanden sind.

6. Der Film Flash Gordon von 1980 ist wirklich voller Klischees und Stereotypen, die bei der ganzen Camp-Überzeichnung aber prächtig funktionieren. Dass die Farben in 4K auf der großen Leinwand richtig reinknallen, davon durfte ich bei der Wiederaufführung Anfang des Monats im Rahmen der Reihe „Best of Cinema“ überzeugen.

7. Zuletzt habe ich mit der Metropolcon in Berlin erstmals eine Convention besucht und das war sehr schön und interessant, weil es spannende Panels/Vorträge gab und ich unterschiedliche Leute aus der deutschen Phantastik-Szene kennen lernen konnte. Genaueres lässt sich im oben verlinkten Bericht nachlesen.


mwj auf der Metropolcon 2023

21. Mai 2023

Nach meinen Abenteuern in Hobbit-Gewandung auf dem Festival Fantasia 2017 im Kurpark Schierke und 2019 in Magdeburg wagte ich mich nun erstmals auf eine richtige Indoor-Convention. Allerdings keine Comic-Con oder ähnliches in einer riesigen Halle, sondern die Metropolcon, einer Veranstaltung für Science-Fiction, Fantasy und Horror in Berlin vom 18. bis 20. Mai 2023.  



Babylon 5 in Berlin
oder Auf dem futurologischen Kongress


Im Folgenden versuche ich die besuchten Vorträge, Panels und mehr zusammenzufassen bzw. deren Inhalte kurz zu umreißen. Nicht als detaillierte Analyse, sondern als Anregung sich mit den Themen und Autor*innen zu befassen.   

Tag 1: Ankommen, Cyberpunk, Diversität und Zombies

Nach der Anreise am Vortag, bei der nicht nur ich, sondern auch ein paar Kreative aus der deutschen Phantastik-Szene Probleme mit dem Einchecken am Automaten eines fast personallosen Hotels hatten, begann die Convention im silent green Kulturquartier im Berliner Stadtteil Wedding. Beim Einlass wurden nicht nur den Vortragenden und Stargästen Namensschilder ausgehändigt, sondern auch normalsterblichen Besucher*innen. Nachdem ich mir einen kurzen Überblick über die Location verschafft hatte (das silent green befindet sich auf dem Gelände eines ehemaligen Krematoriums und besteht unter anderem aus unterirdischen bunkerähnlichen Räumlichkeiten sowie der Kuppelhalle, die deutlich als ehemalige Friedhofskapelle zu erkennen ist) besuchte ich den ersten „Vortrag“, eine kurze Einführung zur Veranstaltung von Dr. Claudia Rapp, einer Autorin und Übersetzerin, die zum „Metro-Team“ gehört. Neben den überirdischen Locations (Kuppelhalle und Ateliers) spielte sich ein Teil der Veranstaltung auch unter der Erde ab. In der Betonhalle konnte man den überschaubaren Händlerbereich mit kleinen Phantastik- und Spezialverlagen finden.    

Kurzer Blick in den Händlerbereich, Foto vom Metropolcon-Team

Der Schwerpunkt der Metropolcon lag auf Vorträgen zum Thema SFFH-Literatur (Science Fiction, Fantasy, Horror), doch es gab auch andere Vorführungen, z.B. das Konzert von Gamma Rats in der Kuppelhalle. Das Duo aus dem Ruhrgebiet, bestehend aus Jennifer Klawitter alias Jaana Redflower und Adrian Klawitter, schien direkt aus einer Parallelwelt zwischen Matrix und Das fünfte Element zu kommen. Vor allem Jaana mit ihrer gigantischen blauen Glitzerhaarpracht erwies sich als echter Blickfang. Mit rockiger Stimme (teils auch eher in Richtung Sprechgesang) besang sie verfallene Städte, den Konflikt zwischen Menschen und Robotern, sowie die Liebe zum Handgemachten. Begleitet wurden diese düsteren Cyperpunk-Stories von Jaana an der anfangs nach Elektro-Orgel klingenden Gitarre und Adrian an den Drumpads, wobei Rhythmus und Elektrosounds aus dem Rechner kamen.

In der Kuppelhalle gab es am Nachmittag dann auch einen Vortrag zum Thema „Frauen und nichtbinäre Personen in der Sf. Wir wollen mehr!“ von Theresa Hannig (Autorin), Udo Klotz (Organisator des Kurd-Laßwitz-Preises), Aiki Mira (Autorx) und Yvonne Tunnat (Rezensentin, Podcasterin und Autorin). Zuerst wurden die einzelnen Zahlen über Frauen und nichtbinäre Menschen in der SF zusammengetragen. Theresa stellte die Ergebnisse des österreichischen Sammlers Christian Pree über den Anteil von Frauen in den SF-Veröffentlichungen vor. Udo beleuchtete die Quoten von Frauen sowie nichtbinären Personen bei den beiden wichtigsten deutschen Preisen des Genres, dem Kurd-Laßwitz-Preis und dem Deutschen Science-Fiction Preis. Aiki präsentierte die Ergebnisse der eigenen Umfrage unter nichtbinären SF-Autor*innen während Yvonne die Thematik anhand der eigenen Rezensionen (auf Rezensionsnerdista) ergänzte. Zusammengefasst haben Frauen und nichtbinäre Personen insgesamt je nach Auswertung einen Anteil von 20 bis 30 Prozent. Moderiert von Nelo Locke entspannte sich eine angeregte Diskussion zwischen Publikum und Vortragenden darüber, inwieweit sich die Situationen für Frauen und nichtbinäre Menschen in der deutschen Science-Fiction geändert hat. Fazit: es hat sich in den letzten Jahrzehnten und vor allem Jahren einiges zum Positiven verändert, doch wie auch bei der Repräsentierung in der Gesamtgesellschaft bleibt diese auch in der SF-Literatur weiterhin ein Thema. Ich persönlich nehme aus dem Vortrag mit, dass ich künftig bewusster mehr Werke von Frauen lese, auch außerhalb der Phantastik.

Gamma Rats, Foto vom Metropolcon-Team

Meinen ersten Convention-Tag beschloss am Abend das Panel „Zombies und andere Ausgeburten unserer Fantasie: Der Reiz von Horror, Trash und Übertreibung“ im kleinen Kinosaal des silent green. Moderiert von Journalist Steffen Volkmer diskutierten die Horror-Autoren Dirk van den Boom, Vincent Voss und Robert Weber (letztgenannter überwiegend als Hörspielautor tätig) das Thema Zombies in Film, Fernsehen und Literatur, vor allem in Bezug auf sozialkritische Aspekte. Denn die marodierenden Untoten sind nicht nur ein Beispiel für das Zusammenbrechen einer Gesellschaft aufgrund einer Bedrohung von außen (wie z.B. auch das Coronavirus und andere Seuchen), sondern verkörpern auch den wahllosen Konsum im Kapitalismus. Zur Sprache kam auch, dass rechte politische Kräfte in ihrer Propaganda nach Europa bzw. in die USA flüchtende Menschen wie Zombiehorden darstellen, um damit irrationale Ängste unter den Bürgern zu schüren. Zudem ließen es sich die vier Herren nicht nehmen Filme, Serien und Bücher zu empfehlen bzw. deren jeweilige Stärken hervorzuheben. Für dieses spannende Thema war die dafür beraumte Zeit von einer Stunde viel zu wenig. Das Panel hätte daher auch gut und gerne doppelt so lang gehen können.



Tag 2: Lovecraft, SFFH-Status, E vs. U und KI

Der Con-Freitag begann mit einer Kombination aus Lesung und musikalischer Darbietung, ebenfalls im Kino. Der niederländische Musiker Jason Köhnen las die Kurzgeschichte The Horror Cosmic, welche vom Werk H.P. Lovecrafts inspiriert wurde. Wissenschaftler schicken eine Langspielplatte an Bord einer Raumsonde ins All, mit der Hoffnung, dass diese auf intelligentes außerirdisches Leben stößt. Wie man es von Lovecraft kennt, geht die ganze Geschichte natürlich im wahrsten Sinne des Wortes grauenvoll aus. Während auf der Leinwand der Text der Story und dazugehörige Schwarzweiß-Illustrationen zu sehen war, hörte man Musik von Köhnens Dark Jazz-Band The Lovecraft Sextett aus den Lautsprechern. Eine sehr atmosphärische, audiovisuelle Erfahrung. Im Anschluss arbeitete Jason in einem kurzen Vortrag noch den Einfluss Lovecrafts auf Metal-Musik, wie Black Sabbath und Iron Maiden bzw. neuere Bands aus Frankreich und Australien heraus.

SFFH-Panel, Foto vom Science Fiction Club Deutschland e.V.

In der Kuppelhalle fand wenig später das englischsprachige Panel „SFFH around the globe: developments, themes, trends“ statt, moderiert von der deutschen Autorin Sabrina Železný. Mit der amerikanischen Autorin Mary Robinette Kowal, der deutschen Übersetzerin/Autorin Cora Buhlert (Gewinnern des Hugo Awards 2022 als „best fan writer“), dem auf afrikanische Literatur spezialisierten Komparatisten Peter J. Maurits (Uni Erlangen-Nürnberg) und dem spanischen Horror-Autor Jesús Cañadas, wurden schon personell unterschiedliche Gegenden und Perspektiven der phantastischen Literatur abgebildet. Themen waren unter anderem die immer noch herrschende Marginalisierung von SFFH (als „Schund“), gleichzeitig eine positive Entwicklung in den letzten Jahren sowie die Mechanismen des Verlagswesens und der Übersetzungen in den unterschiedlichen Kulturkreisen. Besonders die Anekdoten von Jesús und Mary über die Reaktionen anderer auf ihre Tätigkeit als Genre-Autoren sorgten für Erheiterung.  

Thematisch teils in eine ähnliche Kerbe schlug das nächste Panel mit dem Titel „E versus U: Die ewige Diskussion um (Pop-)Kultur, Phantastik und Games“. Mit Kunsthistoriker Dominic Riemenschneider, (der sich auch mit Architektur in der Phantastik befasst), Daniel Illger (Professor für Populäre Kulturen an der Universität Frankfurt [Oder]) und Andy Hahnemann (Lektor für Science-Fiction/Fantasy beim S. Fischer Verlag) wurden drei Bereiche und somit auch unterschiedliche Blickwinkel auf die Thematik repräsentiert. In der Diskussion gelang es vor allem den grundsätzlichen Unterschied zwischen phantastischer Literatur und der sogenannten ernsthaften Literatur zu benennen. Während es in der Phantastik sehr um den Inhalt geht, so stehen bei der „hohen“ Literatur Sprache und Ästhetik im Vordergrund. Diese strikte Unterscheidung zwischen Hochkultur und trivialer Kultur existiert vor allem in Deutschland, wo erstere bei Literatur und Musik (siehe die Berufsorchester) staatlich besonders gefördert wird. Dass diese Grenze aber fließend sein kann sieht man an literarischen Klassikern von Homer, Ovid, Dante und Goethe, die (teils) klar der Phantastik zugeordnet werden können. Nach einer Stunde sahen wir das Panel beendet und viele Fragen offen.

Um das brandaktuelle Thema Künstliche Intelligenz, durch ChatGPT auch in der öffentlichen Diskussion sehr präsent, ging es im Panel „Kunst und KI: Kreativität, Kunstbegriff, Kommerz“. Dominik Riemenschneider fungierte als Moderator der aus Autorin Kris Brynn, Literaturwissenschaftlerin Rebecca Haar und Autor/Illustrator Michael Marrak bestehenden Runde. Wie Michael gleich zu Beginn erklärte, habe er feststellen müssen, dass das Programm Midjourney schon Bilder von herausragender Qualität liefern könne und zudem in Sachen Produktivität den Menschen massiv übertreffe. Kris Brynn stellte hingegen fest, dass ChatGPT in der Produktion von Texten dem Menschen noch unterlegen sei. Rebecca ergänzte, dass Subtilität und Humor in KI-erzeugten Texten noch fehlen. Eine angeregte Diskussion, auch um die Frage nach der Urheberschaft eines von einer KI erzeugten Werkes und damit verbundene Problematiken, entwickelte sich. Michael postulierte, dass wir uns beim Thema KI generell in einer „Zeit des Aufschreis“ befinden. Die aktuelle Situation des technologischen Fortschritts wurde von Leuten aus dem Publikum mit jener nach Erfindung der Fotografie bzw. dem Wechsel vom Stumm- zum Tonfilm verglichen. Es bleibt spannend, diese Thematik zu verfolgen, vor allem weil alles noch so frisch ist.

Panel zu KI und Kreativität, Foto von Michael Vogt



Tag 3: KI in der Arbeitswelt, Physik bei Star Trek, Transhumanismus und Abschluss

Am Samstagvormittag folgte gleich das nächste Panel zur Künstlichen Intelligenz, nämlich „Arbeit und Gesellschaft in der Zukunft – macht KI den Menschen überflüssig?“, moderiert von Politikwissenschaftlerin Isabella Hermann. Neben Rebecca Haar erörterten drei Professoren aus teils unterschiedlichen Disziplinen mögliche Folgen von KI in der Arbeitswelt. Wolfgang Ertel (Gründer und langjähriger Leiter des Instituts für Künstliche Intelligenz an der Hochschule Ravensburg-Weingarten), Stephan Schulz (Duale Hochschule Baden-Württemberg), beides Informatiker, und der Ökonom Christian Kellermann (Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz). Der Tenor: Fachkräftemangel in gewissen Bereichen kann durch KI ausgeglichen werden. Außerdem werden viele Arbeiten künftig von intelligenten Maschinen erledigt, was zur Folge haben kann, dass die Menschen nicht mehr 40 pro Woche, sondern nur noch 20 bis 25 Stunden arbeiten müssen. Die dadurch gewonnene Freizeit könnte man der Familie, Hobbys oder der eigenen Weiterbildung widmen. Dieser Zustand würde sich dem Ideal einer utopischen Gesellschaft annähern, in welcher es allen Menschen gutgeht und man sich ausschließlich auf die angenehmen Seiten des Lebens konzentrieren könne, weil die wirkliche Arbeit von Maschinen erledigt wird. Am wichtigsten, so Professor Ertel, sei es, dass junge Menschen und künftige Generationen zum kritischen Umgang mit Künstlicher Intelligenz angeleitet werden.            

Im Anschluss besuchte ich den Vortrag „Die Physik bei Star Trek“ von Professur Metin Tolan (Universität Göttingen). Nach einem kurzen Überblick zum Franchise veranschaulichte der Physiker anhand mehrerer Beispiele aus der Originalserie (1966-69), The Next Generation (1987-94) und Star Trek: Voyager (1995-2001) wie exakt Wissenschaft in Allgemeinen und Physik im Besonderen bei Star Trek Verwendung gefunden hat. Professor Tolan lobte vor allem die Kontinuität der ganzen Weltraumsaga. Dass aber nicht immer alles wissenschaftlich korrekt sei, beweist eine Szene aus der Prequel-Serie Enterprise (2001-2005), wonach sich bei Berücksichtigung der präsentierten Zahlen ein Gewicht von 158 kg für das titelgebende Raumschiff ergeben würde. Zum einen die humorvolle Aufbereitung des Inhalts und dass dieser auch für naturwissenschaftliche Laien wie mich verständlich war gestaltete den Vortrag so erfrischend und kurzweilig. Metin Tolan hat über die Physik von Star Trek ein ganzes Buch geschrieben.

„Transhumanismus und Science-Fiction“ war das Thema des letzten Panels, welches ich besuchte. Politikwissenschaftler Christopher Coenen vom Karlsruher Institut für Technologie lieferte einen kurzen Abriss der unterschiedlichen Strömungen des Transhumanismus. Futurologe Wenzel Mehnert (TU Berlin) präsentierte diverse Konzept der technologischen Aufwertung des Menschen in Wissenschaft und Science-Fiction. Das Line Up rundete Ingenieur und Autor Yves Gorat Stommel ab, der in einem seiner Romane den Upload des menschlichen Geistes (Emulation) in einen Computer beschreibt. In der folgenden Diskussion ging es unter anderem darum, ob die Möglichkeit der Unsterblichkeit durch Technologie nur für eine kleine Elite bestehe. Zudem würde ein solcher Upload des Verstandes eine Kopie des Menschen erzeugen, welche sich vom Original unterscheide. Die Erkenntnis, dass Bewusstsein mehr als ein in den Rechner hochgeladenes Gehirn ist und auch einen Körper benötige, kam ebenso zur Sprache. Wie auch beim Thema KI wird einer der Problematiken bei Transhumanismus in der Zukunft sein, ob dieser kapitalistisch geprägt sein oder dem Allgemeinwohl dienen werde.

Zum Abschluss der 1. Metropolcon ging es ein letztes Mal in die Kuppelhalle. Claudia Rapp bedankte sich im Namen des ganzen Teams bei allen Unterstützenden, Helfer*innen und Sponsoren. Außerdem wurden Laptops und Merchandising für einen guten Zweck (das Loch in der Kasse der Veranstalter zu schließen oder wenigstens zu mindern) versteigert. Außerdem konnte sich einer der Besucher erkaufen, dass eine Figur im nächsten Roman von Mary Robinette Kowal nach ihm benannt werden wird. Das Metropolcon-Team hat eine wirklich tolle, inhaltlich sehr spannende Veranstaltung auf die Beine gestellt, die sicherlich nicht nur bei mir lange nachwirken wird. Für mich als Convention-Neuling war vor allem die Durchlässigkeit der Phantastik-Szene (Profis und Fans begegnen sich auf Augenhöhe) sehr erfreulich. Irgendwie hatte ich das Gefühl eine Fortbildungsreise zur Raumstation Babylon 5 unternommen zu haben, wo renommierte Phantastik-Botschafter wie Friedhelm Schneidewind, Dietmar Dath und Marcel Aubron-Bülles zugegen waren.


Media Monday #620

15. Mai 2023

Über Langeweile kann ich mich derzeit nicht beklagen. Ein Event jagt das nächste. Zur Entspannung widme ich mich jetzt erst einmal den Fragen des heutigen Media Monday.



Ein musikalisch sehr heterogenes Wochenende ist zu Ende. Recht spontan habe ich mir am Samstag mit meiner Mutter (mein Vater ist nach wenigen Minuten eingeschlafen; sicherlich keine falsche Entscheidung) den „Eurovision Song Contest 2023“ angetan angeschaut. Ich hatte mir diese alberne „Sing“-Veranstaltung schlimmer vorgestellt, aber als Spiegel der europäischen Musikszene bleibt der ESC dennoch ein ziemliches Armutszeugnis. Zwischendurch klingelte das Telefon. Die 1990er waren dran und wollten ihre schlechte Musik wieder. Den erneuten Gewinn von Loreen aus Schweden kann ich mir nur mit Einfallslosigkeit erklären. Der Ton war eine mittlere Katastrophe. Die meisten Performer können wohl nicht singen, aber jene mit guter Stimme hat man kaum gehört, weil a) das Mikrofon viel zu leise eingestellt war und/oder b) der vom Band eingespielte Backgroundgesang zu laut. Die Verantwortlichen haben jetzt schon die Goldene Brummbeere für den schlechtesten Sound sicher. Das Abschneiden meiner persönlichen Favoriten gestaltete sich durchwachsen. Let 3 aus Kroatien (Platz 13), die mit ihrem Song Mama ŠČ gekonnt den albernen Wettbewerb parodierten und politische Zeichen setzten, hätte ich auf Platz 1 gewählt, gefolgt von Albina und ihrer Familie aus Albanien (Platz 22), der Spanierin Blanca Paloma (Platz 17) und Alika aus Estland (Platz 8). Wie erhofft wurde der deutsche Beitrag von den unfreiwillig komischen Kirmes-Metallern Lord of the Lost (irgendwas mit blood and glitter, sweet and bitter, tweat and twitter, loot and litter, neat and knitter, Blitz und Donner, plump und dümmer…) verdientermaßen mit dem letzten Rang abgestraft.   
  

Als Kontrastprogramm (aka richtige Musik) habe ich mir dann am gestrigen Sonntag zwei Konzerte aus der Freakshow-Reihe in Würzburg gegönnt. Im Bechtolsheimer Hof (die etatmäßige Location namens Immerhin war anderweitig belegt) spielten zwei französische Band: die herrlich psychedelische AvantProg-Formation Jack Dupon, die sich mit ihrer Musik u.a. auf Frank Zappa beziehen, und die nicht ganz so filigranen, aber knalligen Jungs von GruGrü. Selbst der nicht so hochklassige Auftritt der zweiten Gruppe taugte allemal, um die negativen ESC-Reste aus meinem Gehörgang und Gehirn zu spülen. Ich sollte mal Alternativvorschläge für Musiker machen, die beim ESC antreten könnten.    

Aber nun zu den 12 Punkten sieben Fragen des Tages!




Beiträge der Woche

Feed the Reapers

Killing Eve: Staffel 3




Fragen der Woche

1. Ich hätte ja gerne, dass die oben erwähnten gelungenen ESC-Beiträge aus Kroatien, Albanien, Spanien und Estland den Gewinner unter sich ausmachen und nicht diese lahme Popnummer von Loreen gewinnt.

2. Es braucht wohl mehr als nur ein schrilles oder stylishes Bühnenoutfit und ein paar flotte Beats, um eine gute musikalische Performance hinzukriegen.

3. Die kommenden Filme von Marvel und Star Wars könnten mich wohl kaum weniger interessieren. Schließlich bin ich mit beiden Franchises durch.

4. Ich muss gestehen, dass ich den ESC-Film von Netflix Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga durchaus mochte.

5. Eine ganze Reihe von Science-Fiction-Filmen gäbe es nicht, wenn der visionäre Autor Philip K. Dick nie existiert hätte.

6. Man sollte vielleicht nicht so viel Geld in den ESC investieren, wenn dann am Ende der Sound so schlecht ist.

7. Zuletzt habe ich siehe oben und das war ____ , weil ____ .


Media Monday #619

8. Mai 2023

Es ist wieder Montag und daher erneut Zeit für den Media Monday von Wulf aus dem Medienjounal. Auf geht’s!





Beiträge der Woche

The Five Devils

The Consultant (2023)



Fragen der Woche

1. Gäbe es nur die Möglichkeit jedes Konzert, das man sieht, aufzuzeichnen, ohne dass man die ganze Zeit mit dem Smartphone o.ä. filmen muss, dann könnte man die ganzen tollen Live-Auftritte hinterher in der eigenen privaten Musik-Mediathek immer wieder nachhören.


2. Wenn ich daran denke, wie viel Zeit es mir erspart hätte, wenn ich schon früher mit meinem jetzigen Job angefangen hätte, dann ärgere ich mich ein wenig über die ungünstigen Umstände.  


3. Arthouse-Kino und andere kleine Filme haben ihre Faszination noch lange nicht verloren, denn diese Kunstform bleibt aufgrund ihrer großen Bandbreite immer spannend.


4. Ich merke immer wieder, dass ins Kino gehen auch stets ein wenig wie Heimkommen ist, schließlich erlebt man eine vertraute Umgebung, in welcher man gerne Zeit verbringt.


5. Das französische Mysterydrama The Five Devils von Léa Mysius überzeugt allein schon auf dramaturgischer Ebene, denn die beiden Zeitebenen der Handlung werden gekonnt verwoben.

6. Müsste ich mich auf der Stelle entscheiden, ob ich diese Frage ohne nachzudenken beantworte oder mich um eine Antwort herumdrücke, ich würde mich sehr wahrscheinlich für Letzteres entscheiden. 😉

7. Zuletzt habe ich ein überaus abwechslungsreiches Wochenende erlebt und das bestand aus einem Kinobesuch am Samstag, nämlich des deutschen Films Das Lehrerzimmer, sowie zwei Konzerten am Sonntag. Die Freakshow-Szene im Immerhin in Würzburg öffnete mal wieder ihre Pforten. Es spielten Pili Coït aus Frankreich (2/5 der Kernbesetzung von Le Grand Sbam) und das britisch-amerikanische Quartett Ultraphauna. Bei ersterer Band hat der unausgewogene, viel zu laute Sound leider die Performance negativ beeinträchtigt. Bei Ultraphauna stimmt dann merkwürdigerweise wieder alles und ich erlebte das bisher beste Konzert in diesem Jahr. Danach ging es übrigens noch kurz auf eine Geburtstagsfeier eines Freundes.


The Consultant (2023)

7. Mai 2023

Spätestens seit seiner mehrfachen Zusammenarbeit mit Kultregisseur Quentin Tarantino ist der österreichisch-deutsche Schauspieler Christoph Waltz ein gefragter Mann. In der achtteiligen Miniserie The Consultant sehen wir Waltz in einer seiner wenigen englischsprachigen Fernseh.Hauptrollen, als mysteriöser, titelgebender Berater eines jungen Videospielunternehmens. 



Nach dem Tod kommt das Consulting

Bereits mit Anfang 20 betreibt Sang Woo (Brian Yoon) mit CompWare ein Startup für Smartphone-Videospiele. Doch urplötzlich wird der Jung-Unternehmer von einem Besucher erschossen. Die Mitarbeiter, darunter Kreativ-Liaison Elaine Hayman (Brittany O’Grady) und Programmierer Craig Horne (Nat Wolff), sind geschockt. Wenig später taucht der geheimnisvolle Regus Patoff (Christoph Waltz) bei CompWare an und erklärt, dass er in Abwesenheit von Sang das Unternehmen weiterführen und beraten soll. Während Elaine, Craig und ihre Kolleg*innen mit Patoffs unorthodoxem Führungsstil und der Art, wie er die Firma umkrempelt, zurechtkommen müssen stellen sie heimlich Nachforschungen über ihren mysteriösen neuen Chef an…    

Bild (c) Amazon Studios.

In seinem ersten Review seit gut elf Jahren hat mein bester Freund und langjähriger Mitstreiter bei Vieraugen Kino, Johannes Michel, die mit dem mehrfachen Oscar-Preisträger Christoph Waltz prominent besetzte Workplace-Serie The Consultant vor ein paar Wochen eigentlich schon besprochen. Doch sein Text erhöhte mein ohne schon bestehendes Interesse an der Amazon-Studios-Produktion noch und so sichtete ich die acht Folgen innerhalb von wenigen Tagen.  

Nach dem Abgang einer Führungskraft (aus welchen Gründen auch immer) ist man als Mitarbeiter*in natürlich gespannt darauf, wer denn die Nachfolge übernimmt. Zumindest würde ich niemanden einen Vorgesetzten wie Regus Patoff wünschen. Denn so charmant und wortgewandt sich der „Consultant“ über weite Strecken gibt, so unheimlich und gnadenlos erweist er sich mit der Zeit. Abgesehen davon, dass Patoff sich durchaus als versiert im Umgang mit einem Smartphone zeigt so setzt er in der Ausführung seiner Arbeit auf „old school“-Methoden. So sind etwa die Personalakten der CompWare-Mitarbeiter*innen mit der Schreibmaschine getippt. Dass mit dem Mann irgendetwas nicht stimmen kann, verdeutlichen seine teils merkwürdigen Verhaltensweisen, wie etwa seine fehlende Bereitschaft bzw. Schwierigkeit die Treppe zu den Büros der Führungsebene hinaufzugehen.

Das Produktionsdesign von Ramsey Avery und Clarence Major gehört definitiv zu den Stärken der Amazon-Show. Während das Erdgeschoss der CompWare-Räumlichkeiten eine Mischung aus bunter Videospielhalle und modernem Co-Working-Space bildet, so erscheint die Chefetage, von welcher Regus Patoff die Untergebenen aus seinem gläsernen Büro aus beobachtet, als 2020er Update der Räumlichkeiten aus Mad Men. Diese stylishe, aber passend zur Titelfigur auch unheimliche Szenerie unterstützt gekonnt die Stimmung.

Bild (c) Amazon Studios.

Drehbuchautor Tony Basgallop, der die Romanvorlage von Bentley Little aus dem Jahre 2016 adaptierte, betreibt mit den Figuren und dem Publikum ein teils finsteres und schwarzhumoriges Vexierspiel. Bereits am Ende der ersten Folge gibt es einen Hinweis auf das Geheimnis des Titelcharakters. Elaine und Craig finden im Verlauf der weiteren Episoden ein wenig mehr heraus, doch ein komplett stimmiges Bild haben wieder sie noch die Zuschauer*innen zum Schluss. Es muss heutzutage in Filmen oder Serien nicht alles bis ins kleinste Detail auserklärt werden, aber The Consultant hätten ein paar Szenen oder eventuell eine Folge mehr inhaltlich gutgetan. So bleibt man mit dem Gefühl zurück, dass Basgallop am Ende etwas die Ideen ausgegangen sind.            

Schauspielerisch entpuppt sich die Serie als teils zweischneidiges Schwert. Christoph Waltz spielt hier das, was er in den vergangenen dreizehn Jahren mit geringer Varianz schon zu oft gespielt hat: den kultivierten Fiesling. Das ist hier zwar durchaus gelungen umgesetzt, aber spannender wäre es, einen anderen Darsteller in einer solchen Rolle zu sehen bzw. Waltz in einer anderen Art von Performance (wie etwa in Terry Gilliams absurder filmischer Sinnsuche The Zero Theorem [2013]) erleben zu dürfen. Doch mindestens genauso wichtig für den Plot sind Brittany O’Grady (The White Lotus) als ambitionierte Elaine und Nat Wolff (Das Schicksal ist ein mieser Verräter) als bisweilen wankelmütiger Programmierer Craig. Craigs Verlobte Patti, gespielt von Aimee Carrero (She-Ra und die Rebellenprinzessinnen, The Menu) wird im späteren Verlauf ebenfalls noch wichtig.   

Schließlich bleibt noch die Frage, ob die Serie weitergehen wird. Sinn ergeben würde eine Fortsetzung in jedem Fall. So könnte eine zweite Staffel dann auch etwas mehr über die zwielichtigen Machenschaften des Mr. Patoff enthüllen.

Die acht Folgen von The Consultant sind seit dem 24. Februar 2023 Teil des Angebots von Amazon Prime Video.



The Consultant
Thriller-/Mystery-Serie USA 2023. FSK 16. 8 Folgen. Gesamtlänge: ca. 270 Minuten.
Mit: Christoph Waltz, Brittany O’Grady, Nat Wolff, Aimee Carrero u.a. Nach dem Roman von Bentley Little. Adaption: Tony Basgallop.

Bild (c) Amazon Studios.

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