Wächter der Galaxis

In den letzten paar Jahren schafften es russische Großproduktionen auch verstärkt auf den deutschen Filmmarkt, wie der effektvolle Scifi-Blockbuster Wächter der Galaxis von Dzhanik Fayziev.


Galaktische Fußballmeisterschaft

2070. Als Auswirkungen eines galaktischen Krieges wurde der Erdmond zerstört und dadurch die Pole auf der Erde durcheinandergebracht. Während Nordamerika unter einem brutalen Winter leidet herrschen in Russland tropische Bedingungen. Im postapokalyptischen Moskau haben die Menschen nur eine Stunde am Tag Strom und fließendes Wasser. Der junge, tollpatschige Anton (Evgeniy Romantsov) ist verzweifelt auf der Suche nach Arbeit, um Geld für die medizinische Versorgung seiner schwer kranken Mutter (Elena Yakovieva) aufzutreiben. Beim Einbruch in eine lokale Apotheke trifft Anton auf die geheimnisvolle Diebin Anya (Maria Lisovaya), die ihm vor der Verfolgung durch die Polizei bewahrt. Beide vereint das Desinteresse an Cosmoball, einem Fußball-ähnlichen Spiel, welches in einem Raumschiff-Stadion zwischen menschlichen und außerirdischen Spielern ausgetragen wird. Da sich aber bald Antons Fähigkeit zur Teleportation manifestiert wird er von Spielleiter Belo (Evgeniy Mironov) angeworben, um das Cosmoball-Team der Erde, nämlich Kapitänin Natasha (Viktoriya Agalakova), Brasilianer Pele (Ivan Ivanovich) und das kleine Mädchen Fan (Elizaveta Taychenacheva), zu komplettieren. Anton ist nicht begeistert, doch seine rasend schnell wachsenden Fähigkeiten lassen ihm keine Wahl. Mit der Zeit erfährt er die Wahrheit über den Zweck des Spiels…

Zeitlich ganz passend kurz vor Beginn der auf dieses Jahr verschobenen Fußball-Europameisterschaft 2020 (11. Juni bis 11. Juli) habe ich den 2021 in Deutschland veröffentlichten, russischen Science-Fiction-Sportfilm Wächter der Galaxis (international unter den Titeln Cosmoball und Goalkeeper of the Galaxy bekannt) angesehen. Seit ein paar Jahren erhalten zumindest nach meinem Befinden russische Blockbuster mehr Aufmerksamkeit hierzulande. Manche der aufwändigen Produktionen, meist aus dem Genre Science-Fiction, erleben sogar einen kurzen Kinostart oder laufen zumindest auf Festivals, wie die Traumreise Coma (2019) von Nikita Argunov oder Sputnik (2020) von Egor Abramenko. Meist erscheinen die Werke aber direkt im Heimkino, wie der kurzweilige, aber generische Superheldenfilm Guardians (2017), oder eben Wächter der Galaxis, der bezüglich seines Titels natürlich an eine Gruppe schräger Helden aus dem Marvel Cinematic Universe erinnert.

Regisseur Dzhanik Fayziev (Die Legende von Kolovrat) und sein Team fahren hier ein massives Effektespektakel auf. Das Budget betrug 786 Millionen Rubel (umgerechnet ca. 22 Millionen Dollar) und man sieht auch wo es hingeflossen ist. Die Dreharbeiten in Moskau fanden von Juli bis September 2017 statt. Es dauerte allerdings noch fast drei Jahre bis Wächter der Galaxis im August 2020 seinen Weg in die russischen Kino fand. Die technischen Möglichkeiten wurden sehr gut umgesetzt, denn das fertige Endprodukt sieht mit seiner Mischung aus bunten Kulissen, farbenfrohem Kostüm- und Maskenbild und hochwertigen CGI-Effekten phantastisch aus, vor allem wenn man bedenkt, dass ein vergleichbarer Hollywood-Blockbuster locker das Fünffache gekostet hätte. Doch leider kann man das vom Inhalt nicht behaupten. Was wäre hier für ein starker Kracher herausgekommen, wenn man annähernd so viel in das Drehbuch wie in die Effekte investiert hätte!

Die Story entpuppt sich glücklicherweise nicht als völliger Reinfall, es zeigt sich aber nur allzudeutlich, dass hier eine schillernde Welt erschaffen wurde, die trotz massig Potenzial inhaltlich völlig unterentwickelt bleibt. Außerdem mischen Fayziev und seine drei Co-Autoren munter Motive und Elemente aus diversen anderen Filmen bei. Ein sportlicher Wettkampf irgendwo zwischen Rollerball (1975), Die Tribute von Panem (2012-2015) und den Quidditch-Szene aus den Harry Potter-Filmen (2001 bis 2011), dazu eine bunte Welt voller Aliens à la Valerian – Die Stadt der tausend Planeten (2017) oder Das fünfte Element (1997). Die Prämisse dieser Spcae-Opera basiert auf der französischen Zeichentrickserie Galactik Football (2006-2011). Auch bei den Figuren hat man sich wenig Mühe gegeben. Protagonist Anton erweist sich als farbloser Held, der innerhalb kürzester Zeit in seine Rolle hineinstolpert. Zwischen ihm und der patenten Cosmoball-Spielerin Natasha versucht man auf unbeholfene Weise eine mögliche romantische Beziehung zu inszenieren. Ähnlich peinlich wirken zudem die Humor-Versuche. Vor allem ein älterer Polizist, der aussieht als würde er als Ordner bei einem Schlagerkonzert arbeiten, muss als Comic-Relief herhalten.

Irgendwie passen die ganzen Bestandteile auch nur bedingt zusammen. Die Gegner beim Cosmoball sind entweder Oger-ähnliche Wesen oder riesige Nachtelben aus World of Warcraft. Auch einige weitere CGI-Kreaturen wie Bösewicht Cerno (es ist nicht überliefert ob sein Nachname Bog oder Byl lautet) kamen mir irgendwie bekannt vor, auch wenn ich ihre Herkunft nicht ganz einordnen kann. Japanisches Kaiju-Filme dürften auch Pate gestanden haben. Trotz aller Schwächen erweist sich aber dieser ganze CGI-Overkill über weite Strecken als recht kurzweilig. Und ich kann mir vorstellen, dass der Film auf der großen Leinwand noch eindrucksvoller wirken mag.

Wächter der Galaxis ist seit dem 5. Februar 2021 auf DVD und BluRay erhältlich sowie bei diversen Streaminganbietern abrufbar.

Wächter der Galaxis (Вратарь Галактики)
Science-Fiction-Abenteuer Russland 2020. FSK 12. 118 Minuten.
Mit: Evgeniy Romantsov, Viktoriya Agalakova, Evgeniy Mironov, Maria Lisovaya, Ivan Ivanovich, Elizaveta Taychenacheva u.a. Nach der Serie
Galactik Football von Charles Barrez und Vincent Vandelli. Drehbuch: Andrey Rubanov, Dzhanik Fayziev, Drew Row und Twister Murchison. Regie: Dzhanik Fayziev.

Credits
Bilder (c) Splendid Film.

 

 

3 Responses to Wächter der Galaxis

  1. […] Beiträge der Woche 236 Tage später – Endlich wieder Kino! Tatort: Wo ist Mike? Wächter der Galaxis […]

  2. […] Imagination und Mushin The Intergalactic Adventures of Max Cloud Nomadland Schwarze Adler (Doku) Wächter der Galaxis Rezensionsleiche von 2006 (Die Schlacht von Nürnberg) Seventh […]

  3. […] x 5 Punkte Gunpowder Milkshake (K) Lost Girls and Love Hotels (S) Wächter der Galaxis […]

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