Dungeons & Dragons

Ein mäßiger Fantasy-Streifen mit Drachen und Jeremy Irons? Die Rede ist aber nicht von Eragon – Das Vermächtnis der Drachenreiter, einer uninspirierten Adaption des generischen Romans von Christopher Paolini, sondern von der sechs Jahre zuvor veröffentlichten Rollenspiel-Verfilmung Dungeons & Dragons.

Grimassen & Drachen

Im Reich Izmir droht ein Bürgerkrieg zwischen „gewöhnlichen“ Menschen und den Magiern. Kaiserin Savina (Thora Birch) möchte, dass alle ihre Untertanen gleichgestellt werden. Profion (Jeremy Irons), der machtgierige Vorsitzende des Hohen Rates der Magier, plant diese revolutionären Ansichten gegen die Monarchin zu verwenden. Mit der Hilfe eines magischen Stabes will Profion die Macht über die roten Drachen erlangen, um die Macht über Izmir zu erlangen. Die Magierschülerin Marina (Zoe McLellan) kann gerade noch verhindern, dass Profions Handlanger Damodar (Bruce Payne) und dessen Schergen in den Besitz einer Karte gelangen, die einen Weg zum Stab weist. Die beiden Diebe Ridley (Justin Whalin) und Snails (Marlon Wayans) sowie der Zwerg Elwood (Lee Arenberg) stolpern mehr oder minder freiwillig mit Marina in die gefährliche Queste auf der Suche nach dem Stab. Doch Savinas Fährtenleserin, die Elfe Morda (Kristen Wilson), und Damodar sind dem ungleichen Quartett bereits auf der Spur…

Meine Berührungspunkte mit der Welt der Pen-&-Paper-Rollenspiele beschränkt sich auf ein paar DSA-Abenteuer mit meinen Cousins in den gemeinsamen Urlauben während meiner Jugend. Von Dungeons & Dragons hatte ich zwar auch gehört und erinnere mich dunkel an die Sichtung der Zeichentrickserie Im Land der phantastischen Drachen (1983-1985) in meiner Kindheit. An einem trägen Sonntagvormittag kam der Entschluss, die berüchtigte Kino-Version des Stoffes zu sichten. Das Echo von Kritikern und Fans auf den Streifen von Courtney Solomon (der die Verfilmungsrechte des Spiels erworben hatte und sich gedrängt sah, neben der Rolle des Produzenten auch die des Regisseurs zu übernehmen) war und ist auch heute noch ziemlich verheerend. Auch ohne Kenntnis des Rollenspiels kann ich diese negative Resonanz nachvollziehen. Dennoch erscheint mir Dungeons & Dragons: The Movie nicht völlig misslungen.

Zugegebenermaßen liegt hier einiges im Argen. Die Schauspielleistungen sind schwach bis mäßig (ein Skandal, dass Jeremy Irons für sein hemmungsloses Dauergrimassieren und kindisches Herumgefuchtel keine Goldene Himbeere erhielt), die Dialoge generisch bis dämlich. Außerdem müssen die CGI-Effekte vor 19 Jahren schon altbacken gewirkt haben während sich die Qualität der Kostüme irgendwo zwischen Opulenz, Kitsch und niedrigem LARP-Niveau befindet. Aber immerhin sind die Kulissen ordentlich geraten und das Drehbuch hält sich nicht lange mit Erklärungen auf, sondern kommt gleich zum Punkt. Dadurch gestalten sich die gut 90 Minuten Nettolaufzeit immerhin kurzweilig und ein paar fast schon gelungene Szenen gibt es auch. Aus heutiger Sicht wirkt das alles wie eine krude Mischung aus klassischen Fantasy-Tropen, Die unendliche Geschichte (1984) und einer misslungenen Leinwandversion von J.R.R. Tolkiens Der Herr der Ringe, unter anderem mit der verschenkten Thora Birch (American Beauty) in der Rolle der „kindlichen Kaiserin“ sowie Justin Whalin (Jimmy Olsen aus Superman: Die Abenteuer von Lois & Clark) als heldenhaftem Teeniestar-Hobbit plus ein paar austauschbare Sidekicks. Relativ gut aus der Affäre zieht sich dagegen Bruce Payne (Highlander: Endgame) mit seiner Performance als Damodar, Handlanger des Oberschurken Profion. Herrlich auch der Kurzauftritt von Richard O’Brien (bekannt als Autor und Darsteller von The Rocky Horror Picture Show).

Dungeons & Dragons ist seit Oktober 2001 auf DVD und seit März 2011 auf BluRay erhältlich sowie bei diversen Streaminganbietern abrufbar. Mit Dungeons & Dragons: Die Macht der Elemente (2005) und Dungeons & Dragons: Das Buch der dunklen Schatten (2012) erschienen zwei Fortsetzungen (beide inszeniert von Regisseur Gerry Lively) direkt auf DVD.

Dungeons & Dragons
Fantasyfilm USA/Tschechien 2000. FSK 12. 104 Minuten (PAL-DVD). Mit: Justin Whalin, Marlon Wayans, Zoe McLellan, Bruce Payne, Jeremy Irons, Lee Arenberg, Thora Birch, Kristen Wilson u.a. Regie: Courtney Solomon. Drehbuch: Topper Lilien und Caroll Cartwright. Nach dem gleichnamigen Rollenspiel von Gary Gygax und Dave Arneson.

 

Credits:
Bilder (c) Ascot Elite/EuroVideo.

13 Responses to Dungeons & Dragons

  1. Sybille Lengauer sagt:

    Da fällt mir sofort wieder ein, wie schlecht „Eragon“ war… *brrr*

  2. bullion sagt:

    Den habe ich damals sogar im Kino gesehen. Ganz, ganz schlimm.

  3. […] der Woche Dungeons & Dragons The End of the F***ing World: Staffel […]

  4. […] Dungeons & Dragons, die Kino-Adaption des bekannten Pen-&-Paper-Rollenspiels, floppte zu Beginn des Jahrtausends und nach meiner Erstsichtung des Films muss ich sagen: zurecht. Regisseur Gerry Liveley (Darkness Falls: Mörderisches Geheimnis) drehte wenige Jahre später in Litauen eine billigere Fortsetzung, wobei sich Courtney Solomon, der den Vorgänger inszenierte, dieses Mal auf die Rolle des ausführenden Produzenten beschränkte. Nach der Premiere von Dungeons & Dragons: Die Macht der Elemente im US-Fernsehen im Oktober 2005 fand der Streifen in der Folge auch seinen weltweiten Weg in die DVD-Regale. Auch wenn beim Standalone-Sequel nur knapp ein Drittel des Budgets von Teil eins zur Verfügung stand, der CGI-Drachen wirklich mies animiert (oder einfach nicht fertig gerendert) ist und man sich beim Skript auch kein Bein ausgerissen hat so würde ich nicht sagen, dass Die Macht der Elemente wirklich missratener daherkommt. Im Rahmen der fast schon typischen Direct-to-DVD-Machart machen Lively und sein Team nicht alles falsch. Die (bis auf Bruce Payne) durchgehend unbekannten Schauspieler agieren solide und die Story wird nicht unnötig in die Länge gezogen. Zwischen den fünf Helden entwickelt sich sogar so etwas wie Gruppendynamik. Die Anspielungen und das Namedropping wenden sich deutlich an Fans des Rollenspiels, weswegen Außenstehende die ganzen Zitate wohl recht beliebig finden. Die Bilder hätte etwas mehr Farbe vertragen können. Mich hat der Film teilweise an die thematisch ähnliche Videospielverfilmung Schwerter des Königs: Dungeon Siege vom berüchtigen Uwe Boll erinnert, nur ohne die Stars und nicht so dreist so zusammengeklaut, aber dafür auch nicht so billig wie die Fortsetzung. […]

  5. […] Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers Watchmen – Ultimate Cut Dungeons & Dragons Dungeons & Dragons: Die Macht der […]

  6. […] von Tilda Swinton quasi vorweggenommen. An ihrer Seite spielte damals mit Bruce Payne (u.a. Dungeons & Dragons [2000]) ein heute ebenfalls nicht ganz unbekannter Akteur. Die Kamera führte damals David […]

  7. […] & Dragons, welches den Rollenspiel-Boom begann. Ein Vierteljahrhundert später gab es den ersten Kinofilm von Courtney Solomon, mit einem heftig grimassierenden Jeremy Irons als Bösewicht. Der aufwändige […]

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