Mit dem zehnten (und etwas verspäteten) Beitrag endet der diesjährige Kurzkritiken-Sommer. Bei Gainsbourg, dem Film über die Chansonlegende, debütierte Comiclegende Joann Sfar vor sechs Jahren als Filmemacher.
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Bereits als Junge interessiert sich Lucien Ginsburg (Kacey Mottet Klein), Sohn einer russisch-jüdischen Familie im von den Nazis besetzten Paris, vor allem für zwei Dinge: Malerei und Frauen, nicht selten in Kombination. Nach dem Studium an der Kunsthochschule entdeckt er als Erwachsener (Eric Elmosnino) jedoch seine größte Leidenschaft, die Musik. Auch durch schicksalhafte Begegnungen und prägende Beziehungen, etwa mit Brigitte Bardot (Laetitia Casta) und Jane Birkin (Lucy Gordon), wird Lucien, der sich fortan Sergie Gainsbourg nennt, zu einer der größten Chansonniers überhaupt.
Joann Sfar (geboren 1971 in Nizza) gehört zu den wichtigsten Vertretern der Neuen Welle der frankobelgischen Comicszene. Als Autor und Zeichner hat sich der 45jährige besonders durch seine humorvoll-sarkastischen Werke wie Die Katze des Rabbiners, die gemeinsam mit Lewis Trondheim erschaffene Mantel-und-Degen-Fantasyreihe Donjon oder den philosophischen Dreiteiler Sokrates der Halbhund einen Namen gemacht. Dass Sfar aber auch als Filmschaffender so virtuos sein kann, beweist er bei seinem Regiedebüt, Gainsbourg – Der Mann, der die Frauen liebte, über Frankreichs Chanson-Nationalheiligtum und sein persönliches Idol: Serge Gainsbourg (1928-1991).
„Seine Lügen sind mir wichtiger als seine Wahrheiten“, so Sfar über Gainsbourg. Daher ist die filmische Hommage beileibe kein 0815-Biopic, sondern pendelt gekonnt zwischen wichtigen biografischen Eckpunkten und einer phantastischen Ebene, die fast ins Absurde überhöht wird. Lucien/Serge wird immer wieder von seinem halb imaginären Alter Ego, der „hässlichen Fratze“ (verkörpert von Doug Jones), begleitet. Gainsbourg steht und fällt mit seinem Hauptdarsteller Eric Elmosnino, der nicht nur wie der große Meister aussieht, sondern auch musikalisch mehr als überzeugt. Da Sfars eigenwillig-kreativer Balanceakt zwischen Biopic, Musikfilm und humorvoll-surrealen Phantasieszenen gegen Ende doch ein paar kleine Längen hat, verzeihen wir dem deutschen Filmverleih, dass er den Film um etwa 15 Minuten gekürzt hat.
Demnächst: Die „Kurzkritiken-Sommer-Awards 2016“!
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Gainsbourg – Der Mann, der die Frauen liebte (Gainsbourg – Vie Héroïque)
Filmbiografie/Musikfilm Frankreich 2010. FSK 12. 116 Minuten (deutsche Fassung, PAL-DVD). Mit: Eric Elmosnino, Lucy Gordon, Laetitia Casta, Doug Jones u.v.a. Drehbuch und Regie: Joann Sfar. Nach seiner Graphic Novel.

Serge und seine Fratze
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Bilder (c) Prokino/EuroVideo.
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