Polar

1. März 2020

Ein renommierter Auftragskiller wollte sich eigentlich zur Ruhe setzen. Nicht ohne seinen Arbeitgeber, der alles dafür tut, den Top-Mann zu liquidieren bevor dieser seine fette Abfindung kassiert.

Netflix kann auch schlecht

Lange Jahre hat Auftragskiller Duncan Vizla (Mads Mikkelsen) alias „Black Kaiser“ für die Firma Damocles gearbeitet und im Laufe seiner Zeit Menschen in 99 Ländern liquidiert. Sein bevorstehender 50. Geburtstag bedeutet laut Arbeitsvertrag den Eintritt in den Ruhestand, der dank Vizlas Erfolgsquote zudem mit einer Abfindung von gut acht Millionen Dollar versüßt wird. Doch der sadistische Mr. Blut (Matt Lucas), Chef von Damocles, will die lästigen Altlasten (Pensionsansprüche) loswerden und schickt das sogenannte „A-Team“, bestehend aus Alexej (Josh Cruddas), Sindy (Ruby O. Fee), Facundo (Anthony Grant) und Hilde (Fei Ren) los, um die Killer-Rentner in spe auszuschalten. Schon bald ist die Truppe auch Duncan auf den Fersen. Dabei wollte der schweigsame Zeitgenosse doch seinen Lebensabend im beschaulichen Montana genießen und die schüchterne Nachbarin (Vanessa Hudgens) näher kennen lernen…

Da meine Eltern seit wenigen Monaten dem überwiegend uninteressanten linearen Fernsehen zumindest teilweise entsagt haben und Netflix nutzen sichtete ich kürzlich nach langer Zeit wieder einen Actionfilm gemeinsam mit meinem Vater. Früher (etwa bei Beverly Hills Cop) war das ein fast regelmäßiges Ritual. Meine Wahl fiel leider auf Polar, der ohnehin schon seit Veröffentlichung auf meiner „erweiterten“ Watchlist stand. Zugegebenermaßen habe ich beim roten N bisher fast nur Serien und nur wenige Film-Eigenproduktionen oder exklusiv eingekaufte Streifen gesehen. Der vorliegende Film von Regisseur Jonas Åkerlund (Lords of Chaos) dürfte dagegen sicherlich nicht nur zum Schlechtesten zählen was Netflix insgesamt so im Programm hat sondern entpuppte sich auch als das Mieseste was ich in letzter Zeit vor die Augen bekam. Die Geschichte basiert auf der Neo-Noir-Webcomicserie Polar: Came from the Cold (2012-2019) des spanischen Comiczeichners und -autors Victor Santos.

Zwar versteht es Åkerlund, der bisher vor allem Musikvideos für Madonna, Roxette oder Metallica inszenierte, hier ein paar schöne Bilder einzufangen und Mads Mikkelsen (James Bond: Casino Royale) macht das Beste aus seiner minimalistisch-schweigsamen Hauptrolle, aber der Rest taugt so überhaupt nichts. Ja, es gibt eine grobe Story, aber grenzt schon an extremem Unvermögen diese so dämlich herunterzuspulen. Im Grunde reiht man hier nur eine überaus blutige Szene an die nächste. Wenn mal nicht geballert oder gemetzelt wird dann befinden wir uns entweder im verschneiten, ruhigen Montana oder der überzeichnete Bösewicht schmiedet neue Mordpläne. Die hier auftretenden Menschen (Figurenensemble wäre zu hoch gegriffen) bedienen nur irgendwelche (Hipster)-Klischees oder fungieren im Falle der meisten Frauen als unfassbar plump sexualisierte Kampfmiezen, darunter ein Lisbeth-Salander-Klon. Vermutlich soll man(n) sich als Zuschauer an ihnen oder der teils überbordenden Gewalt aufgeilen. Irgendwie wirkt das Ganze wie eine ganz grottige Mischung aus RED – Älter, härter, besser und León der Profi. An namhaften Schauspielern tummeln sich hier noch Vanessa Hudgens (Highschool Musical, Machete Kills) als blasse, uninteressante Nachbarin, Katheryn Winnick (Vikings, Wu Assassins) als Vivian (deren Rollenbeschreibung in jeder Szene ein neues Outfit sowie genervte Telefonate vorsieht), Matt Lucas (Alice im Wunderland [2010], Little Britain) als Schurke Mr. Blut (eine Art Baron Harkonnen für Arme; Mr. Blöd hätte auch gepasst) und Ruby O. Fee (Womb, Tatort: Happy Birthday, Sarah) als Bikini-Babe-Lockvogel Sindy. Bitte die Macher dieses Filmverbrechens irgendwo in den Polar-Regionen aussetzen.

Polar ist seit dem 25. Januar 2019 bei Netflix abrufbar.

 

Polar
Actionthriller USA, Deutschland 2019. 119 Minuten. Mit: Mads Mikkelson, Vanessa Hudgens, Katheryn Winnick, Matt Lucas, Josh Cruddas, Ruby O. Fee, Anthony Grant, Fei Ren u.a. Regie: Jonas Åkerlund. Drehbuch: Jayson Rothwell. Nach dem Comic von Victor Santos.

 

Credits:
Bilder (c) Netflix/Constantin Film

 


Wu Assassins (Kurzkritik)

6. September 2019

Nach dem Ende von Into the Badlands hatte ich wieder Lust auf eine Martial-Arts-Serie. Wu Assassins, mit Indonesiens Kampfsport-Star Iko Uwais in der Hauptrolle, verknüpft ein Triaden-Krimidrama mit leider etwas halbgaren Fantasy-Elementen.

Kai, der kämpfende Koch

Chinatown, San Francisco. Eigentlich führt der chinesisch-indonesische Koch Kai Jin (Iko uwais) ein einfaches Leben. Tagsüber arbeitet er als Angestellter eines Foodtrucks, abends hilft er im Restaurant seiner Freunde, den Geschwistern Jenny (Li Jun Li) und Tommy Wah (Lawrence Kao), aus. An einem dieser Abende kommt es zu einem Zwischenfall mit einer Gruppe Triadengangster, die Kai daraufhin verfolgen. Doch bevor er es mit den Schlägern aufnimmt, begegnet er in einer Vision der Kriegerin Ying Ying (Celia Au). Diese offenbart ihm, dass er als letzter der sogenannten Wu Assassins dazu ausersehen ist, die Welt vor den zerstörerischen Kräften der Wu Warlords zu bewahren, von denen jeder die Macht über eines der fünf Elemente besitzt. Kai muss die fünf Warlords ausschalten. Doch ausgerechnet sein Adoptivvater, der rücksichtsloser Triaden-Boss Uncle Six (Byron Mann), gehört zu dem mächtigen Personenkreis. Während Kai mit seinem Training bei Ying Ying beginnt, wird die Undercover-Polizistin Christina „CG“ Gavin (Katheryn Winnick) in die Autowerkstatt von Kais bestem Freund Lu Xin (Lewis Tan) eingeschleust, in welcher teure Schlitten nicht nur repariert und aufgemotzt werden…

Iko Uwais, ein indonesischer Schauspieler, Stuntman, Kampfszenen-Choreograph und Experte in Pencak Silat (den traditionellen Kampfkunstformen seiner Heimat) wurde durch seine Rolle in Gareth Evans‘ Actionfilm The Raid (2012), über eine tödliche Razzia in einem von Gangstern kontrollierten Hochhaus, international bekannt. Die Autoren/Produzenten John Wirth (Hell on Wheels, Hap and Leonard) und Tony Krantz (Mulholland Drive, Dracula) schrieben Uwais die zentrale Rolle ihrer Serie Wu Assassins auf den Leib. Fast völlig ohne Wirework glänzt die Netflix-Produktion durch brachiale-rasante, ansprechend inszenierte Prügelszenen. Dafür wurden weitere MA-erprobte Darsteller wie Byron Mann (Streetfighter, The Man with the Iron Fists), Lewis Tan (Into the Badlands, Deadpool 2), Mark Dacascos (Pakt der Wölfe, Born 2 Die) und Katherynn Winnick (bekannt aus der Historienserie Vikings) verpflichtet. Der Fantasyteil überzeugt am wenigsten, auch weil die Effekte teilweise etwas altbacken wirken. Trotz Logiklöcher so groß wie die Golden-Gate-Bridge (und die Skyline von San Francisco, die hier durchgehend ins Bild gerückt wird, obwohl in Vancouver gedreht wurde) bleibt die Spannung hoch, auch weil die Story durchaus ein paar Überraschungen bereithält. Immer dann wenn der Schwerpunkt eher auf der Dynamik zwischen den vier alten Freunden Kai, Lu Xin, Jenny und Tommy liegt wirkt die Serie am stärksten. Ein Gesellschaftsdrama über das Leben und die organisierte Kriminalität in Chinatown ohne übersinnlichen Hoku Pokus wäre aus meiner Sicht die bessere Wahl gewesen.

Die zehnteilige erste Staffel von Wu Assassins ist seit dem 8. August 2019 bei Netflix abrufbar.

Wu Assassins
Action/Fantasyserie USA 2019. 10 Folgen (Staffel 1). Gesamtlänge: 450 Minuten. Mit: Iko Uwais, Byron Mann, Li Jun Li, Lawrence Kao, Lewis Tan, Katheryn Winnick, Celia Au, Tommy Flanagan, JuJu Chan, Tzi Ma u.v.a. Idee: John Wirth und Tony Krantz.

 

Credits
Bilder (c) Netflix.


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