Penny Dreadful Revisited IV: Demimonde

4. Juli 2020

In der vierten Folge von Penny Dreadful öffnen sich weitere Türen zu den Abgründen der Halbwelt.

You’re the daughter I deserve.“

Erstaunlich was alles in die 57 Minuten von Demimonde gepackt wurde. Und wohl deshalb ist die Episode so überaus gelungen. Im Zentrum der Handlung stehen dieses Mal besonders Dorian Gray (der nicht nur unter chronischer Unsterblichkeit leider, sondern in Staffel 1 auch dazu verflucht ist, nur in den Episoden mit gerader Zahl aufzutreten) und Ethan Chandler.

Dorian (Reeve Carney) ist jemand, der schon so gut wie alles im Leben durchgemacht und erlebt hat. Daher langweilen ihn wohl auch die gechillten Sex-Parties mit hübschen jungen Frauen und Männern. Vanessa Ives (Eva Green), die er bei der furchteinflößenden Séance kennen gelernt hat, fasziniert ihn. Und so verfolgt er ihre Schritte. So interpretiere ich zumindest sein „zufälliges“ Auftauchen in der Nähe der Kirche. Mit Fachwissen über exotische und giftige Blumen von besonderer Schönheit zieht Mr. Gray Miss Ives (Eva Green) in seinen Bann. Später treffen sich die beiden im Grand Guignol wieder.

Ich möchte auch einmal im Leben so eine herrliche, splattrige Bühnenshow wie im Grand Guignol erleben. Am nächsten kam dem eine Inszenierung von Macbeth in einem kleinen Theater in Aschaffenburg vor einigen Jahren. Bei der Rollenvergabe wurden die Geschlechter vertauscht (beide Frauenrollen spielte ein Mann, die männlichen Parts entsprechen Frauen) und während der Performance schmierten die Darsteller sich und die Wände auf der Bühne ständig mit roter Farbe ein. Hinterher mussten die Akteure übrigens selbst wieder alles saubermachen! Doch zurück zur PD-Folge. Der zuvor mehrfach erwähnte Hämatologe, den Sir Malcolm (Timothy Dalton) und Victor Frankenstein (Harry Treadaway) zu Rate ziehen, ist niemand Anderes als ein gewisser Professor Van Helsing (David Warner), der sich mit den mysteriösen Blutsaugern auszukennen scheint. Außerdem werden später die wahren Absichten des Meistervampirs (Robert Nairne) und seines „Minions“ Fenton (Olly Alexander) enthüllt.

Eigentlich wollte Ethan Chandler (Josh Hartnett) mit seiner todkranken Geliebten Brona Croft (Billie Piper) einen unterhaltsamen Abend im erwähnten Theater verbringen. Doch als die beiden während der Pause Dorian und Vanessa begegnen reagiert Brona eifersüchtig. Schließlich beendet sie ihre Beziehung mit Ethan und lässt diesen allein zurück. Dorian gabelt den völlig aufgelösten Ethan auf. Der Abend ist schließlich noch jung. Ehrlich gesagt konnte ich mich gar nicht mehr erinnern, wie deutlich hier bereits auf das dunkle Geheimnis des amerikanischen Revolverhelden angespielt wird ohne es definitiv zu enthüllen. Ethans ganzer Frust und seine Verzweiflung entladen sich schließlich in einer Schlussszene voller Erinnerungsfetzen mit ungewöhnlichem Ausgang. Und wie üblich ist das alles herausragend geschrieben, gespielt und inszeniert. Zum zweiten Mal führte hier Dearbhla Walsh Regie. Eine erkenntnisreiche, teils witzige und vor allem dramatische Folge.

Penny Dreadful, 1×04: Demimonde
Irland, UK, USA 2014. FSK 16. 57 Minuten (PAL-DVD). Idee & Drehbuch: John Logan. Regie: Dearbhla Walsh.

Credits
Szenenfotos (c) Showtime

 


Penny Dreadful Revisited III: Resurrection

24. Juni 2020

Zurück in die Halbwelt von John Logan, wo das grausame Schicksal einer Kreatur enthüllt wird und die Spur von Mina ins Reich der Tiere führt.



„We are the Janus mask. Inseparable. “

Dem kleine Victor Frankenstein (Gus Barry) kommen nach dem Ableben seines Hundes Zweifel daran, ob der Tod wirklich so „serene“ sein kann, wie ihn die romantischen Dichter beschreiben. Bei dieser Gelegenheit wird bereits das Gedicht Ode: Intimations of Immortality (1807) von William Wordsworth zitiert, welches die Serie 24 Episoden später beschließen soll. Wenig später verliert der kleine Victor auch seine Mutter sowie mit ihr den Glauben an einen poetischen Tod. Fortan stehen überwiegend Bücher zu Medizin und Biologie auf dem Leseplan. Frankensteins Obsession mit der Überwindung des Todes beginnt.

Zurück in der Gegenwart. Victors (Harry Treadaway) erste Schöpfung (Rory Kinnear) hat soeben seine zweite (Proteus) auf brutale Weise aus dem Leben gerissen. Das unverhoffte Wiedersehen nimmt Caliban (so der Name der Kreatur) zum Anlass, seinem „Vater“ die traurige Geschichte seiner Geburt und seines „Aufwachsens“ in Einsamkeit zu erzählen. Caliban arbeitet mittlerweile als Bühnenhelfer im Grand Guignol, einem für blutige Performances bekannten Theater, welches von dem exaltierten Altmimen Vincent Brand (Alun Armstrong) geleitet wird, der sich Frankensteins „Erstgeborenem“ angenommen hat.

Unterdessen begreift Ethan Chandler (Josh Hartnett), dass seine Geliebte Brona Croft (Billie Piper) an Tuberkulose erkrankt ist. Um an Geld für die nötige Behandlung zu gelangen lässt sich der Revolverheld wieder von Sir Malcolm Murray (Timothy Dalton) und Vanessa Ives (Eva Green) engagieren. Die Suche nach Mina führt das Trio gemeinsam mit Malcolms Diener Sembene (Danny Sapani), der bisher kaum mehr als drei Sätze sagen durfte, nachts in den Londoner Zoo. Nach der Begegnung mit einem Rudel Wölfe, die dank Ethans Aura harmlos ausgeht entdeckt das Quartett einen „kleinen Vampir“: Fenton (Olly Alexander). Im Keller des Murray-Anwesens angekettet wird der Blutsauger-Boy verhört, mit wenig Erfolg, denn er faselt nur was davon, dass sein Meister allgegenwärtig sei. Es wird immer deutlicher, wer das eigentliche Ziel des namenlosen Finsterlings darstellt.

In dieser Folge sehen wir neben Fentons Angriffssprung die Szene zu einem weiteren Element des genialen Vorspann. Vanessa hat eine Erscheinung von Mina (Olivia Llewellyn) und lässt dabei in Zeitlupe ihre Tasse fallen. Das Spin-Off City of Angels hat leider kein virtuoses Opening, sondern nur ein paar Texteinblendungen. Das gibt Abzuge in der B-Note.

Keinerlei Beanstandungen gibt es bei der eindringlihen Darbietung von Rory Kinnear als Caliban/The Creature. Obwohl seine im Besten Sinne eigenwillige Physiogonomie hinter weißer Schminke verborgen scheint spielt der ebenfalls als „Sidekick“ Bill Tanner in den James-Bond-Filmen mit Daniel Craig bekannte Brite mit großer Feinfühligkeit. Autor Logan legt ihm wundervoll poetische und bildhafte Dialoge in den Mund. Das Ergebnis, wenn die einzige Gesellschaft Lyrik-Bände romantischer Dichter oder manche von Shakespeares Werken sind. Kinnear spielte übrigens bereits Caliban in Der Sturm auf der Bühne.

Als nächstes werde ich mich mit der dritten Folge von Penny Dreadful: City of Angels befassen.

Penny Dreadful, 1×03: Resurrection
Irland, UK, USA 2014. FSK 16. 46 Minuten (PAL-DVD). Idee & Drehbuch: John Logan. Regie: Dearbhla Walsh.

Credits
Szenenfotos (c) Showtime

 

 

 

 

 

 


Akte X: Staffel 10 – Band 2

1. Juli 2014

Vor vier Monaten entdeckte ich zufällig den ersten Band der Fortsetzung von Akte X in Comicform, welcher im Dezember 2013 bei Dani Books erschienen war. Seit Ende Mai gibt es Band zwei.

4-10Akte X: Staffel 10 – Band 2: Chitter (The X-Files: Season 10 – Vol. 2: Chitter)
Story: Joe Harris: Zeichnungen: Elena Casagrande, Silvia Califano, Michael Walsh, Gregg Scott, menton³, Tony Moy. Nach der Fernsehserie von Chris Carter. Übersetzung: Thmas Gießl. Dani Books (Mai 2014). 128 Seiten, broschiert.

 

Akte X - Staffel 10 - Band 2_Cover

Viele Schnipsel, wenig Auflösung

Nachdem eine geheimnisvolle Gruppe es scheinbar auf jeden ehemaligen Mitarbeiter der X-Akten abgesehen hat, werden Mulder und Scully vom FBI reaktiviert. Der erste Fall führt Mulder in seine Heimat. Dort trifft er auf einen alten Bekannten: den „Flukeman“. Anschließend führt eine geheimnisvolle Mailbox-Nachricht die beiden Agenten in Mulders altes Appartment. In einem weiteren Fall macht Scully unfreiwillig die Bekanntschaft des „zirpenden Gottes“…

Der obige Versuch einer Inhaltszusammenfassung wirkt konfus und zerstückelt? Richtig. Denn genau das ist Chitter, der zweite Band von Akte X: Staffel 10, der Fortsetzung der erfolgreichen Mysteryserie in Comicform. Anstelle sich auf eine Geschichte zu konzentrieren, werden gleich vier halbfertige oder nur angerissene präsentiert. Kein Handlungsstrang führt die Story aus dem ersten Band weiter, was besonders schade ist, weil man ja den zweiten Band genau deshalb gekauft hat.

Das halbe Dutzend Zeichner hat sich richtig ausgetobt und so gelingt es Chitter immerhin visuell zu überzeugen. Die einzelnen Stories unterscheiden sich optisch teilweise stark voneinander. Dadurch entsteht ein kontrastreicher Bilderbogen verschiedener Stile.

Akte X: Staffel 10 mag vielleicht irgendwann in den noch kommenden Bänden zu einer Weiterführung der in Band 1 neu installierten Mythologie kommen, aber für mich ist mit dem zweiten Band die Angelegenheit beendet. Da sollte man sich lieber Comics oder Graphic Novels zuwenden, die es mehr verdient haben. Oder aber man schaut sich die gute alte Fernsehserie wieder an.

 

Fazit: Optisch sehr gelungen, aber inhaltlich so kohärent wie ein Konfettiregen. 4 von 10 Punken.

Bild (C) Dani Books/IDW.


Akte X: Staffel 10 – Band 1

4. Februar 2014

Überraschend bin ich im hiesigen Comic-Laden auf etwas Mysteriöses gestoßen: die Fortsetzung der Mystery-Serie Akte X in Comicform. Doch was bietet der erste Band von „Staffel 10“?

5-10Akte X: Staffel 10 – Band 1: Believers
(The X-Files: Season 10 – Vol. 1: Believers)
Story: Joe Harris und Chris Carter. Skript: Joe Harris. Zeichnungen: Michael Walsh. Nach der Fernsehserie von Chris Carter. Übersetzung: Alex Kurzweil. Dani Books (Dezember 2013). 136 Seiten, broschiert.

Akte X - Staffel 10 - Band 1_Cover

Und immer noch ist die Wahrheit irgendwo da draußen…

Als Teenager und frühen Twen gab es für mich vor allem eine Serie, die ich auf keinen Fall verpassen wollte: Akte X: Die unheimlichen Fälle des FBI. Obwohl ich mir im Grunde keine Horrorfilme anschauen kann und erst recht damals nicht konnte, schaffte es diese Mutter aller modernen Mystery-Serien trotz ihrer teilweise sehr gruseligen Episoden mich in ihren Bann zu ziehen. Zwar habe ich damals bei der Erstausstrahlung im deutschen Fernsehen bis auf ein paar wenige alle Folgen gesehen, doch war ich enttäuscht wie in den letzten zwei, drei Staffeln allmählich die Serie an Qualität einbüßte, auch durch den Teil-Ausstieg von David Duchovny alias Agent Fox Mulder. Vor allem in der neunten Season schienen die Drehbuchautoren die von Ihnen erschaffenen Alien-Verschwörungen und Verstrickungen selbst nicht mehr durchblicken zu können. Und so endete eine Genre prägende und preisgekrönte Serie mit einem äußerst schwachen Finale.

Über zehn Jahre und einen zweiten, immerhin ordentlichen, Kinofilm später erhält Akte X (ähnlich wie Buffy oder Firefly, beides Serien von Joss Whedon) eine Fortsetzung im Comic-Form. Der erste Band von „Staffel 10“ mit dem Titel „Believers“ erschien im Dezember 2013 mit einer Erstauflage von 1.200 Exemplaren bei Dani Books und vereint als Sammelband die ersten fünf Einzelhefte.

Akte X - Staffel 10 - Band 1_BildDie ehemaligen FBI-Agenten Fox Mulder und Dana Scully leben (seit einigen Jahren verheiratet) unter neuem Namen in friedlicher Anonymität. Bis Scully plötzlich unter mysteriösen Umständen von finsteren Gestalten entführt wird. Mulder und sein ehemaliger FBI-Vorgesetzter, Walter Skinner (mittlerweile zum Deputy Director befördert), machen sich auf die Suche nach ihr. Einige Wochen zuvor wurde die FBI-Datenbank gehackt, um so Zugriff zu persönlichen Daten des ehemaligen X-Akten-Personals zu bekommen…

Als ich im Comicbuchladen zufällig auf Akte X: Staffel 10 – Band 1 stieß, war ich kaum minder überrascht wie nach der Erkenntnis, dass die Comic-Fortsetzung dem Kanon der TV-Serie folgt und die Stories von Serienerfinder Chris Carter mitverfasst wurden. Obwohl ich aufgrund der schwachen neunten Staffel im Fernsehen recht skeptisch war, habe ich die 136 Seiten an einem Nachmittag quasi fast verschlungen, was für mich recht untypisch ist.

Auch nach dem Lesen ist die Skepsis immer noch vorhanden. Irgendwie bin ich hin- und hergerissen. Band 1 des X-Akten-Revivals ist spannend und ein ziemlicher Pageturner. Die Zeichnungen sind recht einfach gehalten, aber wirkungsvoll, weil sie nicht durch übermäßige Detailliertheit oder plumpe Effekthascherei vom Wesentlichen ablenken. Durch diverse Anspielungen und das Wiederauftauchen beliebter Charaktere entflammt streckenweise das gute alte Serienfeeling erneut.

Und doch bin ich enttäuscht. Warum? Die zehnte Staffel macht aus meiner Sicht mit dem gleichen Verschwörungen weiter, welche die letzte TV-Season so verwirrend und ermüdend wirken ließen. Zwar sind auch wie im wahren Leben in der Geschichte elf Jahre vergangen und die Handlung spielt daher nach dem 2008 veröffentlichten zweiten Kinofilm Jenseits der Wahrheit, doch irgendwie scheinen Chris Carter und Comic-Autor Joe Harris (Vampirella vs. Dracula) dennoch die endlose Unübersichtlichkeit der letzten Episoden fortsetzen zu wollen. Natürlich kann es sein, dass am Anfang viele Fragen aufgeworfen und Unklarheiten beim Leser zurückbleiben, die dann später aufgelöst werden, doch habe ich eher die Befürchtung, dass die wirre Serienmythologie  mit der Zeit nicht wirklich durchsichtiger wird.

Ob sich die ganze Comic-Fortführung wirklich lohnt, wird sich wohl erst noch nach weiteren Bänden zeigen. Der zweite Band soll voraussichtlich im April oder Mai 2014 erscheinen.

Fazit: Der erste Band der Fortsetzung von Akte X in Comicform bietet spannende Bildgeschichten-Unterhaltung fast im Stil der Serie, aber leider auch so wirr wie ihre letzte Staffel. 5 von 10 Punkten.

Bilder © Dani Books / IDW.


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