Meine letzte Sichtung des kultigen Weltraum-Camp-Spektakels Flash Gordon, basierend auf den Comicstrips von Alex Raymond (1909-1956), ist schon wieder vier Jahre her. Oliver Kalkofe und Peter Rütten haben sich Mike Hodges‘ Film für den ersten Teil ihrer neuen Reihe Die kultigsten Filme aller Zeiten, kurz KulFaZ, ausgesucht. Und so wagte ich mich am vergangenen Freitagabend, bewaffnet mit etwas Alkohol, in die unendlichen Weiten des grellbunten Weltalls.
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Der ultimative Farben-Flash!
Die Erde wird immer wieder von Naturkatastrophen heimgesucht. Wissenschaftler Dr. Hans Zarkov (Chaim Topol), ehemaliger NASA-Mitarbeiter, vermutet einen Angriff aus dem All, wird von der akademischen Welt aber nur belächelt. Mit einer selbstgebauten Rakete will Zarkov seiner Theorie auf den Grund gehen. Den Footballspieler Flash Gordon (Sam J. Jones) und die Reiseleiterin Dale Arden (Melody Anderson), die gerade mit einem Privatflugzeug abgestürzt sind, zwingt der Wissenschaftler, ihn zu begleiten. Das Raumschiff der drei Erdlinge stürzt auf dem Planeten Mongo ab, von wo aus der tyrannische Imperator Ming der Unbarmherzige (Max von Sydow) die Galaxis beherrscht. Flash soll hingerichtet werden, doch Prinzessin Aura (Ornella Muti), Mings attraktive und manipulative Tochter, verhilft ihm zur Flucht. Flash versucht die Anführer der von Ming unterjochten Völker zu einem Aufstand gegen den Tyrannen zu überreden. Doch Prinz Barrin (Timothy Dalton) von den Baummenschen und Prinz Vultan (Brian Blessed), Fürst der Falkenmänner, sind von diesem Vorschlag nicht begeistert. Es bleibt wenig Zeit, denn der Mond wurde durch Ming aus seiner Bahn gelenkt und rast unaufhaltsam auf die Erde zu…
Ehrlich gesagt habe ich meine Liebe zu Flash Gordon (1980) erst bei einer Wiederholungssichtung vor vier Jahren entdeckt. Mit Ausnahme von Barbarella (1968), einer früheren Comic-Adaption mit ähnlicher Ästhetik und ebenfalls von „Flash“-Produzent Dino de Laurentiis produziert, ist mir bisher kaum ein Film untergekommen, welcher derart farbenfroh daherkommt. Die grellbunten Sets und Kostüme schuf Danilo Donati, der sich durch die Optik der Comicserie und die Designs der Flash Gordon-Filmserials (1936-1940) inspirieren ließ. Die digital restaurierte Fassung potenziert den visuellen Genuss sogar noch.
Das Werk von Regisseur Mike Hodges darf insgesamt als großer Glücksfall betrachtet werden. Denn ob absichtlich oder nicht, irgendwie haben es Darsteller und Crew hinbekommen, die Vorlage auf die einzig wirklich sinnvolle Art zu adaptieren: als hemmungsloses und selbstironisches Camp-Spektakel. Da erscheint es auch völlig egal, dass die Story generell wenig Sinn ergibt, von den grundlegenden Gesetzen der Physik wollen wir gar nicht erst anfangen. Denn dazu gibt es hier einfach für Augen und Ohren zu viel zu bestaunen und zu genießen. Dazu lieferte die legendäre Band Queen nicht nur den simpel-eingängigen Titelsong ab, sondern fast den kompletten Score, mit Schwerpunkt auf psychedelischen Synthie-Klängen, was wunderbar zum Gesamtpaket passt. Sam J. Jones gab den unermüdlichen Titelhelden während Melody Anderson sein Love Interest Dale Arden verkörperte. Der schwedische Oscar-Gewinner Max von Sydow kostete seine Rolle als ultimativer Superbösewicht Ming genüsslich aus. Außerdem dabei: Italiens Sexsymbol Ornella Muti als Mings Tochter Aura, der israelische Schauspieler/Sänger Chaim Topol (Anatevka) als „verrückter“ Wissenschaftler Dr. Zarkov, der britische Shakespeare-Mime Brian Blessed als Vultan und der spätere James Bond-Darsteller Timothy Dalton als Barin.
Aus meiner Sicht erwarb sich Flash Gordon (1980) seinen Kultstatus zurecht. Von daher nicht ganz verwunderlich, dass sich Oliver Kalkofe und Peter Rütten sich genau diesen Film für den Auftakt ihrer neuen Reihe Die kultigsten Filme aller Zeiten (KulFaZ) am 10. Juni 2022 ausgesucht hatten. Die üblichen Lästereien, wie bei SchleFaZ, wo schlechte Machwerke auseinander genommen sein, ließ das Duo aber sein. Ansonsten waren aber alle bekannten Zutaten (inklusive eines alkoholischen Getränkes oder auch einer passenden Mahlzeit, immer bei entsprechender Aufforderung zu konsumieren) inklusive Trivia-Einblendungen vorhanden. Und irgendwie habe ich mir nach der erneuten Sichtung gewünscht, dass man im gleichen Stil Dune – Der Wüstenplanet von Frank Herbert verfilmen würde und nicht so steril-farblos bei in Villeneuves Version. Wobei diese Idee auch auf die Kombination aus Film-Flash und Alkohol zurückzuführen sein könnte. 😉
Die KulFaZ-Fassung von Flash Gordon ist aktuell in der Tele 5-Mediathek abrufbar. Der Film ist außerdem digital remastered auf DVD und BluRay erhältlich sowie als kostenpflichtiger Stream bei Amazon, Apple TV, Sky Store, Pantaflix und Arthaus.
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Flash Gordon
Science-Fiction-Abenteuer UK, USA 1980. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 107 Minuten (PAL-DVD).
Mit: Sam J. Jones, Melody Anderson, Max von Sydow, Chaim Topol, Ornella Muti, Timothy Dalton, Brian Blessed, Peter Wyngarde, Mariangela Melato u.v.a. Nach den Comicstrips von Alex Raymond. Drehbuch: Lorenzo Semple Jr. Regie: Mike Hodges.