Horroctober 2021, # 1 – Penny Dreadful Revisited VIII: Grand Guignol

5. Oktober 2021

Was bietet sich besser als Auftakt zum diesjährigen Horrormonat an als eine Folge der genialen Serie Penny Dreadful? Und nicht irgendeine, sondern das intensive Finale von Staffel 1.



„Do you really want to be normal?“

James Bond ist quasi Schuld, dass der Beginn meines Horroctobers 2021 etwas verspätet kommt. Dass ich meine im Juni 2020 begonnene und nach Folge sieben der ersten Staffel unterbrochene Wiederholungssichtung von John Logans genialer Horrorpastiche Penny Dreadful seit August 2020 (!) nicht fortgesetzt habe, dafür bin ich dagegen alleinverantwortlich, trotz des mich ständig verfolgenden Dämons der Faulheit. Vom bekanntesten Geheimagenten der Filmgeschichte zur viktorianischen Phantastik in TV-Form lässt sich aufgrund der Darsteller gut überleiten. Timothy Dalton alias Sir Malcolm Murray war der vierte offizielle Darsteller des Doppelnullagenten (in Der Hauch des Todes von 1987 und Lizenz zum Töten von 1989) und Eva „Vanessa Ives“ Green verkörperte in Daniel Craigs Debüt Casino Royale (2006) mit Vesper Lynd eines der wichtigsten Bondgirls aller Zeiten. Dazu kommt Rory Kinnear alias Frankensteins Kreatur, dessen bekannteste Kinorolle sicherlich die des Bill Tanner aus den vier letzten 007-Streifen ist. Doch lassen wir die glamouröse Welt der internationalen Spionage hinter uns und steigen wir hinab in die Demimonde, wo es im titelgebenden Theater zum Showdown mit dem Meistervampir kommt. Doch in dieser in mehrfacher Hinsicht denkwürdigen Episode passiert noch soviel mehr.

Während ihrer traumatischen Phase der Bessessenheit (siehe Folge 7) hat Vanessa Ives (Eva Green) in Erfahrung gebracht, wo sich der Unterschlupf des Meistervampirs (Robert Nairne), der Mina (Olivia Llewellyn) in seiner Gewalt hat, befindet: unter dem Dach des makabren Theaters „Grand Guignol“, in welchem Frankensteins Kreatur/Caliban (Rory Kinnear) als Bühnentechniker arbeitet. Doch diese Beschäftigung kommt zu einem jähen Ende als Caliban die Freundlichkeit der hübschen Schauspielerin Maud (Hannah Tointon) als romantisches Interesse fehldeutet und sich zu einer unerwünschten Annäherung hinreißen lässt. Völlig desillusioniert kehrt die Kreatur zu ihrem Schöpfer Dr. Victor Frankenstein (Harry Treadaway) zurück, der sein „Kind“ mit vorgehaltener Waffe gerne „erlösen“ möchte, es aber trotz Calibans Morden (an Proteus und Professor Van Helsing) nicht übers Herz bringt. Vanessa beendet ihre Affäre zu Dorian Gray (Reeve Carney) und erwischt ihn kalt, denn Zurückweisung kannte der Unsterbliche bisher nicht.

Mit Brona Croft (Billie Piper), der Geliebten Ethan Chandlers, geht es zu Ende. Die Schwindsucht hat ihren Körper ausgelaugt. Bevor sich Ethan von ihr verabschieden kann stirbt Brona durch die „Gnade“ von Dr. Victor Frankenstein, der mit ihrer sterblichen Hülle seine eigenen Pläne hat. Beim Kauf seiner neuen hochmodernen Pistole trifft Sir Malcolm Murray auf Evelyn Poole (Helen McCrory) alias Spiritualistin Madame Kali, welche in der kommenden zweiten Staffel noch eine besondere Rolle zu spielen hat. Helen McCrory, die unter anderem als Narzissa Malfoy in den Harry Potter-Filmen zu sehen war und außerdem in Skyfall (einem weiteren Bond-Film) eine kleine Rolle hatte, verstarb am 16. April 2021 im Alter von nur 52 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung. Zur Hochform durfte sie in PD noch auflaufen.

Im traditionsreichen „Splattertheater“ finden Sir Malcolm, sein Diener Sembene (Danny Sapani), Ethan, Victor und Vanessa den Meistervampir und seine Scherginnen. Malcolm gelingt es dem Blutsauger zur Strecke zu bringen und die Bedrohung somit zu stoppen, doch wird nun eine bittere Wahrheit ein für alle Mal klar: Tochter Mina ist ifest im Griff finsterer Mächte und nicht mehr zu retten. Als ob der Verlust Bronas und der Kampf mit den kreischenden Vampir-Minions nicht schon genug wäre wird Ethan auch noch von zwei Männern verfolgt (Stephen Lord, Julian Black Antalope), die sich als Detektive der berühmten Pinkerton-Agentur entpuppen. Ihr Auftrag lautet: Ethan nach Hause zu Daddy bringen, notfalls mit Gewalt. Während der ganzen Staffel wurde das schreckliche Geheimnis des Revolverhelden Mr. Chandler immer wieder angedeutet. Doch nun gibt es für das Tier im Manne kein Halten mehr. Als inszenatorisch gegensätzlichen Schlusspunkt der ersten Season konsultiert Vanessa einen weisen und verständnisvollen Priester (Henry Goodman), der sie mit einer völlig neuen Sichtweise ihrer besonderen Situation verblüfft.

Verblüffend auch wie nahezu perfekt sich die Episode präsentiert. Da werden in gerade einmal 54 Minuten wichtige Handlungsstränge (teils mit einer kuriosen „Beiläufigkeit“) vollendet und daneben auch schon etwas die zweite Staffel vorbereitet. Serienschöpfer/Autor Logan und Regisseur Hawes haben die Szenen perfekt geschrieben und durchkomponiert. Schauspielerisch empfehlen sich hier allein Eva Green, Timothy Dalton, Rory Kinnear, Josh Hartnett und Harry Treadaway für Preise, welche sie nie bekommen haben und auch nicht mehr erhalten werden. Normalerweise nicht so nah am Wasser gebaut bin ich allerdings bei der erneuten Sichtung von Grand Guignol aufgrund der hochwertigsten Intensität mehrfach in Tränen ausgebrochen. Penny Dreadful schafft es sieben Jahre nach der Premiere und fünf Jahre seit dem Serienende auf massive Art zu packen.

Anmerkung zur deutschen DVD-Auswertung: in den englischen Untertiteln zu dieser Episode hat sich ein Fehler eingeschlichen. Statt Evelyn Poole steht dort Evelyn Paul.

Penny Dreadful, 1×08: Grand Guignol
Irland, UK, USA 2014. FSK 16. 54 Minuten (PAL-DVD). Idee & Drehbuch: John Logan. Regie: James Hawes.

Credits
Szenenfotos (c) Showtime.

 

 


Penny Dreadful: City of Angels, Folge 10

18. August 2020

Und schon sind wir auch beim großen Finale der ersten Staffel von Penny Dreadful: City of Angels. Am Tag der Toten nehmen folgenschwere Ereignisse ihren Lauf.


Stadt der Mauern

Ähnlich wie das „Penny Dreadful“ im Serientitel entpuppt sich auch der Episodentitel des Staffelfinales als Mogelpackung. Denn der mexikanische „Tag der Toten “ (Dia de los Muertos) spielt hier nur am Rande eine Rolle, ähnlich wie die übersinnliche Ebene in der ganzen Show.

Die Nachricht vom Tode Diegos durch die Lynchjustiz rassistischer Polizisten dringt noch am selben Abend zu den Besuchern des Crimson Cat vor. Lewis Michener (Nathan Lane) gelingt es, Molly (Kerry Bishe), Mama Maria Vega (Adriana Barraza), Josefina (Jessica Garza) und Raúl (Adam Rodriguez) in Sicherheit zu bringen. Der von Pachuco-Anführer Fly Rico (Sebastian Chacon) initiierte, friedliche Gedenkmarsch der mexikanischen Bevölkerung mutiert jedoch durch Magdas (Natalie Dormer) Zutun zum blutigen Straßenkampf, zwischen dessen Fronten auch Tiago (Daniel Zovatto) gerät. Die Beziehung von Molly und Tiago steht aufgrund der jüngsten Ereignisse unter keinem guten Stern. Die beiden bilden die „Star-crossed Lovers“ in dieser Geschichte sozialer Spaltung.

Dr. Peter Craft (Rory Kinnear) versucht seinen während der Unruhen verletzten Sohn Trevor (Hudson West) zu trösten und erklärt ihm die verheerenden Folgen von Hass. Elsa (Natalie Dormer), die Frau an Peters Seite, fordert von ihm, sein familiäres Erbe anzunehmen und seiner Bestimmung als Nazi zu folgen. Nachdem die Behörden das Kriegsrecht verhängt haben und Checkpoints mit Soldaten eingerichtet wurden zeigt sich Stadtratsmitglied Charlton Townsend (Michael Gladis) überaus begeistert mit fließendem Übergang zum Größenwahn. Denn die neue Situation hat seine Pläne für die Autobahn wieder salonfähig gemacht. Und so marschieren die Bagger und Abrissbirnen unaufhaltsam in Belvedere Heights, dem Viertel der mexikanisch-amerikanischen Community ein und beginnen ihr zerstörerisches Werk. Der „Krieg der Völker“ hat nun endgültig begonnen. Traurigerweise mit aktueller Brisanz.

In dieser Folge kann und will Schöpfer/Chefautor John Logan gar nicht alle Handlungsstränge zu einem Ende bringen. Day of the Dead bereitet stattdessen eine zweite Staffel vor, die demnach kommen muss, wenngleich diese (wohl auch aufgrund der unsicheren Situation mit Covid-19) zum jetztigen Zeitpunkt noch nicht bestätigt wurde. Die Quoten von City of Angels bei Showtime bewegten sich mit etwa 600 000 bis 700 000 Zuschauern pro Folge minimal unter denen des „Originals“. Diese mögliche zweite Runde werden allerdings nicht alle Figuren erleben. Gleichsam wie die ganze Season wirkte auch das Finale erzählerisch ein wenig unrund. Und die ganzheitliche Umsetzung von Penny Dreadful geht dem nominellen Spin-Off ohnehin ab.

Penny Dreadful: City of Angels, 1×10: Day of the Dead
USA 2020. 60 Minuten. Idee & Drehbuch. John Logan. Regie: Richard J. Lewis.


Credits
Bilder (c) Showtime/Sky.

 

 


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