Zu Serien-Reviews bin ich in letzter Zeit so überhaupt nicht gekommen. Diesem untragbaren Zustand wird nun Abhilfe geschaffen, mit der Rezension zum zweiten Teil von Kevin Smiths Kultzeichentrickserien-Fortsetzung Masters of the Universe: Revelation.
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Von Göttern, Macht und Magie
Gemeinsam gelang es Teela (Originalstimme: Sarah Michelle Gellar), der ehemaligen Anführerin der königlichen Garde, Hexe Evil-Lyn (Lena Headey) und ihren Gefährten die Magie auf Eternia wieder herzustellen und das Schwert der Macht zusammenzusetzen. Doch bevor Prinz Adam (Chris Wood) sich in He-Man verwandeln konnte wurde er von dem totgeglaubten Skeletor (Mark Hamill) durchbohrt, der darauhin das Schwert an sich riss und mit dessen Zauber zum Gott mutierte. Mit der Hilfe der sterbenden Sorceress (Susan Eisenberg) können Teela, ihre Freundin Andra (Tiffany Smith), Cringer (Stephen Root) und der schwer verletzte Adam aus Castle Grayskull fliehen. Skeletor lässt daraufhin Man-At-Arms (Liam Cunningham), Teelas Vater, gefangen nehmen und installiert Evil-Lyn als neue Sorceress von Grayskull. Skeletors Macht scheint grenzenlos. Wird er Eternia die Vernichtung bringen?
Mit Masters of the Universe: Revelation setzte Filmemacher Kevin Smith (51), bekannt für Werke wie Clerks – Die Ladenhüter (1994), Dogma (1999) und Jay und Silent Bob schlagen zurück (2001) die zum Kult avancierte, überaus infantil-alberne Zeichentrickserie Masters of the Universe (1983-1985) von Mattel fort. Aus dem Actionfiguren-Verkaufsvehikel von damals schuf der Obernerd eine zeitgemäße und gleichzeitig nostalgisch anmutende Weiterführung, die von einigen ewiggestrigen Deppen, welche sich als Fans bezeichnen, zu Unrecht total abgestraft wurde. Einziger Wermutstropen: knapp zwei Jahre nach der Ankündigung der Serie erschien bei Netflix im Juli 2021 lediglich Teil 1 mit nur kümmerlichen fünf Episoden. Auf den Tag genau vier Monate später veröffentlichte der Streamingdienst den zweiten Teil mit weiteren fünf Folgen. Beide Staffelhälften erzählen eine einzelne zusammenhängende Geschichte.
Bereits in den Episoden 1 bis 5 spielten Adam/He-Man, der zentrale Held der Originalserie von Lou Scheimer, und sein Erzfeind Skeletor nur eine untergeordnete Rolle und glänzen zwischenzeitlich durch Abwesenheit. In den neuen Folgen gibt es für die beiden mehr Screentime, der Fokus liegt aber eindeutig auf Teela und Evil-Lyn, die in früheren Inkarnationen als Sidekick oder Love Interest fungierten. Diese personelle Neuausrichtung des Franchises gehört sicherlich zu den positiven Aspekten der Fortsetzung. Natürlich darf man die ganze Angelegenheit nicht zu ernstnehmen. Schließlich haben wir hier es mit einem erwachsenen Update einer einfach gestrickten Kinderserie zu tun, die trotz einiger Änderungen doch weiterhin simple, kurzweilige Fantasy-Scifi-Cartoonunterhaltung bietet. Wirkten die Stories von Smith und seinem Autorenteam in Teil 1 noch recht solide, so fällt die zweite Hälfte diesbezüglich leider etwas ab. Smith wirft zu viele Elemente in den Topf und das ganze Menü mutiert dadurch leider zur Kraut-und-Rüben-Veranstaltung, was einerseits für Turbulenz und einen gewissen, obgleich überaus kitschigen Unterhaltungswert sorgt, andererseits aber auch ziemlich oberflächlich wirkt. Durch die ständigen Wendungen verpufft deren Wirkung meist ziemlich schnell. Insgesamt erschienen mir die beiden Teile wie schnell abgefrühstückte Varianten des MCU-Zweiteilers Avengers: Infinity War und Avengers: Endgame.
Revelation hat neben dem nicht zu unterschätzenden Nostalgiefaktor natürlich vor allem eine Sache auf der Habenseite: den namhaften und überzeugenden Voicecast. Vor allem die für starke Frauenfiguren bekannte Lena Headey (Sarah Connor in Terminator: The Sarah Connor Chronicles und Cersei Lannister in Game of Thrones) glänzt als von wiederstrebenden Gefühlen und grenzenloser Macht hin- und hergerissene Evil-Lyn, deren Hintergrundgeschichte in der achten Folge gezeigt wird. Und Mark Hamill, der nicht nur für seine Rolle als Luke Skywalker bekannt ist, sondern sich auch durch seine unzähligen Voice-Acting-Rollen (vor allem als Joker in unterschiedlichen Batman-Animationsserien) einen Namen gemacht hat, kostet jede Sekunde seiner Performance als Skeletor aufs Genüsslichste aus. Die teils recht eloquenten Dialoge waren dabei sicherlich hilfreich. Am Ende dürften ein paar wichtige Handlungsstränge fertig erzählt sein, doch mit der Schlussszene wird deutlich auf eine mögliche zweite Staffel angespielt. Ob und wann diese kommen wird ist zum aktuellen Zeitpunkt noch unklar.
Teil 2 von Masters of the Universe: Revelation ist seit dem 23. November 2021 bei Netflix abrufbar.
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Masters of the Universe: Revelation – Teil 2
(Masters of the Universe: Revelation – Part 2)
Fantasy/Science-Fiction/Zeichentrickserie USA 2021. 5 Folgen. Gesamtlänge: 135 Minuten. Originalsprecher: Sarah Michelle Gellar (Teela), Lena Headey (Evil-Lyn), Liam Cunningham (Duncan/Man-At-Arms), Tiffany Smith (Andra), Chris Wood (Adam/He-Man), Mark Hamill (Skeletor) u.a. Nach der Originalserie Masters of the Universe von Lou Scheimer. Idee: Kevin Smith. Regie: Adam Conarroe und Patrick Stannard.
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Credits:
Bilder (c) Netflix/Mattel/Powerhouse Animation.