1. Es mag ja sein, dass manch erfolgreicher Blockbuster gemeinhin als Klassiker gilt, aber zu einem echten Filmklassiker gehören mehr als dicke Einnahmen.
2. Hätte ich einfach mal einen Wunsch frei, ich würde wohl mir ganz egoistisch den seit zehn Jahren angekündigten Machete Kills Again… in Space für eine Kinovorstellung hier in Würzburg in Anwesenheit des Hauptdarstellers herbeisehnen. 😉
3. Der zehnte Film einer Actionfilmreihe mit schnellen Autos und zwei Muskelbergen, die sich für Schauspieler halten, mag nicht sonderlich innovativ sein, aber dafür schafft er esimmer noch genügend Zuschauer in die Kinos zu locken. Warum nur?
4. Wieviel Einfluss ein genialer Soundtrack haben kann, sieht man sehr schön bei der Anthologie-Serie The White Lotus, für die Cristobal Tapia de Veer in beiden bisherigen Staffeln einen hypnotischen Score abgeliefert hat, der vor allem auf ungewöhnliche Vokalisation setzt. Zu Recht gab es daher sowohl 2021 als auch 2022 den MWJ Television Award für die beste Musik.
5. Niemand drückt bei mir alle richtigen Knöpfe und hat mich bereits beim ersten Mal Ich bin keine Maschine!!!
6. Wenn es ernsthaft so sein sollte, dass jetzt alle erfolgreichen Animationsfilme der letzten Jahre/des letzten Jahrzehnts als Realfilme neu aufgelegt werden dann ist als kreative Bankrotterklärung sehr bedauerlich.
7. Zuletzt habe ich trotz einer ordentlichen Portion Faulheit drei Reviews (siehe oben) innerhalb von fünf Tagen fertiggestellt und das war notwendig, weil ich nicht noch weiter in „Rückstand“ geraten möchte.
Auf den ereignisreichen April folgte ein nicht minder spannender Mai, dessen konsumierte Medien, Reviews und Events hier nun versammelt werden.
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Die vergangenen Wochen waren sehr schön und das nicht nur allein dem Umstand geschuldet, dass ich gut zwei Wochen Urlaub hatte. Mit der Metropolcon in Berlin habe ich das erste Mal überhaupt eine richtige Convention besucht. Außerdem standen teils hochkarätige Kinofilme auf dem Programm, mit deren Aufarbeitung in Rezensionsform ich leider noch etwas im Rückstand bin. 😊
John Nolan beginnt seinen Dienst bei der Polizei von Los Angeles, als ältester Neuling aller Zeiten, in der Krimiserie The Rookie, mit Nathan Fillion (Firefly, Castle) in der Hauptrolle.
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Midlife in Mid-Wilshire
Nach Abbruch seines Jura-Studiums hat John Nolan (Nathan Fillion) gut zwanzig Jahre in der Baubranche gearbeitet. Die Scheidung von seiner Ehefrau, mit welcher er einen Sohn hat, zieht ihm allerdings den Boden unter den Füßen weg. Doch als es ihm gelingt, bei einem Banküberfall den Täter zu überwältigen, bekommt sein Leben eine neue Wendung und so beginnt er seine Ausbildung zum Polizisten in Los Angeles. Mit 45 Jahren ist er der älteste Rookie des LAPD aller Zeiten. Ausbildungsleiter Sergeant Wade Grey (Richard T. Jones) sieht in Nolan allerdings eher eine Midlife-Crisis auf zwei Beinen. Nach einem mehrmonatigen Lehrgang auf der Polizeiakademie startet für Nolan und seine jüngeren Rookie-Kollegen Lucy Chen (Melissa O’Neil) und Jackson West (Titus Makin Jr.) die Ausbildung im Streifendienst. Ihre Ausbilder, Talia Bishop (Afton Williamson), Tim Bradford (Eric Winter) und Angela Lopez (Alyssa Diaz), führen die Neulinge in den harten Polizeialltag ein. Werden es die drei Rookies schaffen, sich zu bewähren?
Nathan Fillion (geboren 1971) gehört zu den Schauspielern, die ich immer wieder gerne sehe. Seine erste große Hauptrolle ergatterte der kanadisch-amerikanische Akteur in Joss Whedons kultiger, aber nach nur einer Staffel eingestellten Science-Fiction-Western-Serie Firefly (2002/03) sowie dem dazugehörigen Kinofilm Serenity (2005). Nach Gastauftritten bei Buffy, the Vampire Slayer und Desperate Housewives spielte Fillion acht Staffeln lang den titelgebenden Schriftsteller in der Krimiserie Castle (2009-16) und erreicht damit den bisherigen Höhepunkt seine Karriere. Im Kino war er unterdessen in Super – Shut Up, Crime!(2010) von James Gunn, Joss Whedons Shakespeare-Adaption Viel Lärm um Nichts (2012) und Percy Jackson: Im Bann des Zyklopen (2013) zu sehen. Zwei Jahre nach dem Ende von Castle trat Fillion wieder als leading man in einer Serie in Erscheinung. In The Rookie spielt er einen 45jährigen Mann, der seinen Dienst als ältester Neuling der Polizei von Los Angeles antritt.
Bild (c) eOne/ABC
Die Prämisse basiert auf der wahren Geschichte von William Norcross, welcher mit Mitte 40 begann, beim Los Angeles Police Department zu arbeiten und als einer der ausführenden Produzenten der Serie fungiert Das LAPD ist nur eine von zwei Polizeibehörden in den USA, welche neue Rekruten über 37 akzeptiert. Auf den ersten Blick klingt die von Alexi Hawley (früher Showrunner bei Castle) entwickelte Show nach klassischer Procedural-Kost. Vom Format her und was einige Elemente betrifft trifft diese Annahme auch zu. Doch insgesamt präsentiert sich The Rookie in seiner Premierenstaffel als angenehm erfrischend.
Stand bei Castle die Aufklärung eines, meist ziemlich konstruierten Mordfalls im Zentrum der Handlung, so dreht sich hier alles um alltägliche Polizeiarbeit. Von kleinen (Verkehrs-)Delikten bis hin zu schweren Straftaten ist die komplette Bandbreite vertreten. Nolan und seine Kolleg*innen bekommen vom ersten Tag zu spüren, wie brutal und traumatisch der Alltag von Polizeibeamten sein kann. In der Regel begleiten die Gesetzeshüter einen Fall auch nur bis zur Festnahme. Nicht selten steckt mehr hinter den anfänglich kleinen Delikten als es zuerst den Anschein hat.
Durch die inhaltliche Ausrichtung wirkt The Rookie authentischer als manch andere Cop-Serie. Eine völlig realistische Wiedergabe des Polizeialltags sollte man allerdings nicht erwarten. Denn das Autorenteam um Hawley liefert dann doch hier und da konstruierte Elemente oder etwas unwahrscheinliche Wendungen. Inszenatorisch greift man hier nicht nur auf die üblichen Dronen-Aufnahmen und gängige Kameraführung zurück, sondern ergänzt die Einsatz-Szenen mit Material aus den Bodycams der Polizisten. Dieser Kniff erweitert die Perspektive und ermöglicht es den Zuschauer*innen besser in das Geschehene einzutauchen.
Bild (c) eOne/ABC
Der von Nathan Fillion mit Everyman-Charme gespielte John Nolan steht weniger im Mittelpunkt als man vermuten würde. Zwar besitzt der Titelheld die meiste Screentime, doch auch Melissa O’Neil (Dark Matter) als Lucy Chen, die gegen den Willen ihrer Eltern zur Polizei ging, und Titus Makin Jr. (Star-Crossed) als Jackson West, welcher versucht aus dem Schatten seines Vaters, des Commanders bei der Internen Ermittlung, zu treten, bekleiden zentrale Rollen. Genau wie Alyssa Diaz (Zoo), Afton Williamson (Banshee: Small Town. Big Secrets) und Eric Winter (Witches of East End) als deren Ausbilder Angela Lopez, Talia Bishop und Tim Bradford, welche auch eigene Storylines erhalten. Spannend ist jedenfalls einerseits die Figurendynamik sowie die Lektionen der Rookies zu beobachten. Ich war jedenfalls positiv überrascht und habe eine Produktion von der Stange erwartet. Hier wird jedenfalls immer viel aus der eher kurzen Episodenlaufzeit von 42-43 Minuten gemacht.
Die erste Staffel von The Rookie ist auf DVD erschienen sowie als Stream bei Amazon Prime, Disney+, Netflix und WOW verfügbar.
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The Rookie: Staffel 1 (The Rookie: Season 1) Krimiserie USA 2018/19. 20 Folgen. Gesamtlänge: ca. 860 Minuten. Mit: Nathan Fillion, Alyssa Diaz, Richard T. Jones, Titus Makin Jr., Mercedes Mason, Melissa O’Neil, Afton Williamson, Eric Winter u.a. Idee: Alexi Hawley.
Mein Urlaub ist leider zu Ende. Doch dank des Pfingstmontags habe ich noch einen Tag Schonfrist. Auch am Feiertag gibt es den Media Monday.
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Aus besonderem Anlass möchte diesen Beitrag meiner Oma mütterlicherseits widmen. Sie wäre am heutigen 29. Mai 2023 100 Jahre alt geworden. Nach einem langen Leben, welches ihr unter anderem vier Enkelkinder und zwei Urenkel bescherte, verstarb meine Oma im September 2019 im stolzen Alter von 96 Jahren. Vielen Dank für alles, Oma!
1. Ob es wirklich eine das gute Idee war, manche Franchises scheinbar endlos zu verlängern/erweitern, wage ich zu bezweifeln. Denn an sich geht Qualität vor Quantität.
2. Mir war lange gar nicht bewusst, dass Warren Beatty der Bruder von Shirley MacLaine ist.
3. Harriet Walter als Dasha in der dritten Staffel von Killing Eve ist ein echter Zugewinn gewesen, schließlich entpuppte sich die frühere Auftragskillerin und Olympiaturnerin als knallharte und witzige Figur.
4. Manchmal ist mir unbegreiflich, wie man so offensichtliche schlechte Musik hören kann.
5. Die Razzia gegen Mitglieder der „Letzten Generation“ erscheint mir schon recht drastisch, um nicht zu sagen völlig überzogen, immerhin protestieren diese Leute für den notwendigen, massiven Fortschritt im Kampf gegen den Klimawandel. Das sieht für mich aus, als ob die Aktion Teil des Wahlkampfes einer süddeutschen Sumpf-Partei ist, die eigentlich kein Mensch wirklich braucht.
6. Bei all dem, was derzeit an Gerüchten kursiert, sollte man generell nicht alles glauben, vor allem wenn die Quelle eher fragwürdig ist.
7. Zuletzt habe ich das Wochenende bei meinen Eltern verbracht und das war wie immer sehr entspannend, weil die Ruhe hier auf dem Dorf im Auenland wirklich eine Wohltat ist. Sehr schön war auch die Geburtstagsfeier meines Cousins.
Fünf mehr oder minder junge Menschen, die sich in Berlin durchschlagen. Davon handelt die ZDF-Comedyserie Nix Festes, ein sogenanntes NEOriginal von Autor Markus Barth.
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Ständig in der Schwebe
Vor Jahren zog Jonas (Sebastian Fräsdorf) aus der Pfalz nach Berlin, um eine erfolgreiche Karriere als Drehbuchautor zu starten. Gemeinsam mit seiner Schreib-Partnerin, der miesgelaunten Wiebke (Josefine Preuß), versucht er seit langem diverse Serienkonzepte an Sender zu verkaufen. Bisher erfolglos. Jonas‘ homosexueller Mitbewohner Basti (Tim Kalkhof) ist ausgebildeter Koch, schlägt sich aber mit Gelegenheitsjob durch während er das Berliner Nachtleben und viele unverbindliche Bekanntschaften genießt. Wiebke teilt sich die Wohnung mit der idealistisch-naiven Studentin Jenny (Marie Rathscheck), welche mit neuen Ideen immer wieder die Welt verbessern will. Nicht selten trifft sich die Gruppe im Kiez-Café des Endvierzigers Lennart (Dirk Martens). Lennart schrieb einst einen Beziehungsratgeber, der zum Bestseller avancierte. Doch seitdem ist seine Ehe in die Brüche gegangen und auch das Café könnte besser laufen.
Bild (c) ZDF Neo.
Markus Barth (geboren 1977 in Bamberg, nicht verwandt mit Mario Barth) brach sein Studium der Theaterwissenschaften in München 1999 ab und zog nach Köln, um sein Glück als Autor zu versuchen. Barth schrieb für Formate wie Die Wochenshow, Was guckst du?!, Ladykracher, Heute Show sowie die Serien Angie (2008) und Christine. Perfekt war gestern. Nix Festes ist seine erst eigene Serie. Die erste Staffel mit vier Episoden à 29 Minuten wurde vom 27. Februar bis 20. März 2018 bei ZDF Neo ausgestrahlt. Im Oktober 2021 folgte eine zweite Staffel, bestehend aus acht Folgen à 23 Minuten.
Nix Festes erfindet das Comedy-Rad wahrlich nicht neu und erinnert mit seiner Konstellation an US-Serien wie Friends (1994-2004) und How I Met Your Mother (2005-2014). Die ganzen Berlin-Klischees nutzen sich mit der Zeit etwas ab. Erst ab der zweiten Season gelingt es die Figuren besser zu entwickeln und auch bei den Storylines zeigt sich eine Besserung zum ersten Jahr. Am besten funktionieren die eher beiläufig eingestreuten Gags und Pointen. Ein bisschen Selbstironie gönnt man sich beim ZDF hier auch, vor allem wenn Jonas und Wiebke ihre Serie über Leute in den 30ern pitchen, der zuständige Fernseh-Redakteur aber lieber Best-Ager als Protagonisten möchte.
Die fünf Hauptfiguren befinden sich alle ständig in der Schwebe. Jonas und seine grundsätzlich übellaunige Autorenkollegin Wiebke (die beiden haben auch eine kurze, gescheiterte Beziehung hinter sich) versuchen immer wieder ihre Drehbuchideen umzusetzen, scheitern dabei meist aber schon beim ersten Pitch. Basti genießt sein promiskuitives Single-Leben, schafft es aber nicht wirklich in der Gastronomie Fuß zu fassen. Die etwas jüngere Studentin Jenny hat immer wieder Ideen zur Weltverbesserung, die meist mit veganem Essen oder Esoterik zu tun haben. Lennarts Versuche, sein Café für mehr Gäste attraktiv zu machen, sind auch eher zum Scheitern verurteilt.
Bild (c) ZDF Neo.
Doch nicht nur die beruflichen Ambitionen des Figuren-Quintetts sind Thema, sondern auch ihre meist ebenso erfolglosen Beziehungen und Affären. Lediglich Basti scheint mit seinen zwanglosen Bekanntschaften glücklich zu sein und versteht die Probleme der „heten“ oft nicht. In Staffel 2 stößt mit dem zwischen Affäre und fester Freundin hin- und hergerissenen Lehrer Faruq (Omar El-Saeidi) noch ein weiterer Charakter zur Hauptbesetzung. Schauspielerisch empfand ich Tim Kalkhof (bekannt u.a. als Kriminalassistent Mark Steinke im Berliner Tatort) als lockeren, wortgewandten Basti und Marie Rathscheck (Das melancholische Mädchen, Tatort: Mord unter Misteln) als niedlich-naive Jenny am besten. Insgesamt eine kurzweilige, solide, aber eher durchschnittliche deutsche Comedy-Serie.
Die komplette Serie Nix Festes (2 Staffeln mit insgesamt 12 Folgen) ist kostenlos in der ZDF-Mediathek abrufbar.
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Nix Festes Comedyserie Deutschland 2018/2021. 12 Folgen (2 Staffeln). Gesamtlänge: ca. 300 Minuten. Mit: Josefine Preuß, Sebastian Fräsdorf, Tim Kalkhof, Maria Rathscheck, Dirk Martens, Omar El-Saeidi, Arne Gottschling u.a. Idee: Markus Barth.
1. Ich halte es nun wirklich für keine gute Idee, dass man zu sehr auf Technologie, wie z.B. künstliche Intelligenz setzt. Der Umgang damit sollte verhältnismäßig sein.
2. Kein Wunder, dass man sich bei Star Trek: Picard dazu entschlossen hat, die Serie nach drei Staffeln zu beenden, denn einerseits ist sie aus meiner Sicht einfach nicht gut und andererseits wird Hauptdarsteller Patrick Stewart (fast 83) auch nicht jünger.
3. Eigentlich genial, dass man wirklich als Laie/Fan auf einer Convention mit Fachleuten über Science-Fiction und artverwandte Themen diskutieren kann.
4. Sterbende Nebenfiguren, die mit ihren letzten Atemzügen ein Cocktailrezept weitergeben (wie in jeder Folge der ersten Staffel von Danger 5) ist ein mehr als gelungener Running Gag, denn somit werden gekonnt überlange, viel zu dialoglastige Sterbeszenen parodiert. Nur schade, dass ich aufgrund meiner Lebensmittelunverträglichkeiten die Cocktailrezepte nicht ausprobieren kann.
5. Es ist halt die Frage, ob man demnächst wirklich will, dass die Kunstszene von Werken beherrscht wird, die durch eine KI entstanden sind.
6. Der Film Flash Gordon von 1980 ist wirklich voller Klischees und Stereotypen, die bei der ganzen Camp-Überzeichnung aber prächtig funktionieren. Dass die Farben in 4K auf der großen Leinwand richtig reinknallen, davon durfte ich bei der Wiederaufführung Anfang des Monats im Rahmen der Reihe „Best of Cinema“ überzeugen.
7. Zuletzt habe ich mit der Metropolcon in Berlin erstmals eine Convention besucht und das war sehr schön und interessant, weil es spannende Panels/Vorträge gab und ich unterschiedliche Leute aus der deutschen Phantastik-Szene kennen lernen konnte. Genaueres lässt sich im oben verlinkten Bericht nachlesen.
Über Langeweile kann ich mich derzeit nicht beklagen. Ein Event jagt das nächste. Zur Entspannung widme ich mich jetzt erst einmal den Fragen des heutigen Media Monday.
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Ein musikalisch sehr heterogenes Wochenende ist zu Ende. Recht spontan habe ich mir am Samstag mit meiner Mutter (mein Vater ist nach wenigen Minuten eingeschlafen; sicherlich keine falsche Entscheidung) den „Eurovision Song Contest 2023“ angetan angeschaut. Ich hatte mir diese alberne „Sing“-Veranstaltung schlimmer vorgestellt, aber als Spiegel der europäischen Musikszene bleibt der ESC dennoch ein ziemliches Armutszeugnis. Zwischendurch klingelte das Telefon. Die 1990er waren dran und wollten ihre schlechte Musik wieder. Den erneuten Gewinn von Loreen aus Schweden kann ich mir nur mit Einfallslosigkeit erklären. Der Ton war eine mittlere Katastrophe. Die meisten Performer können wohl nicht singen, aber jene mit guter Stimme hat man kaum gehört, weil a) das Mikrofon viel zu leise eingestellt war und/oder b) der vom Band eingespielte Backgroundgesang zu laut. Die Verantwortlichen haben jetzt schon die Goldene Brummbeere für den schlechtesten Sound sicher. Das Abschneiden meiner persönlichen Favoriten gestaltete sich durchwachsen. Let 3 aus Kroatien (Platz 13), die mit ihrem Song Mama ŠČ gekonnt den albernen Wettbewerb parodierten und politische Zeichen setzten, hätte ich auf Platz 1 gewählt, gefolgt von Albina und ihrer Familie aus Albanien (Platz 22), der Spanierin Blanca Paloma (Platz 17) und Alika aus Estland (Platz 8). Wie erhofft wurde der deutsche Beitrag von den unfreiwillig komischen Kirmes-Metallern Lord of the Lost (irgendwas mit blood and glitter, sweet and bitter, tweat and twitter, loot and litter, neat and knitter, Blitz und Donner, plump und dümmer…) verdientermaßen mit dem letzten Rang abgestraft.
Als Kontrastprogramm (aka richtige Musik) habe ich mir dann am gestrigen Sonntag zwei Konzerte aus der Freakshow-Reihe in Würzburg gegönnt. Im Bechtolsheimer Hof (die etatmäßige Location namens Immerhin war anderweitig belegt) spielten zwei französische Band: die herrlich psychedelische AvantProg-Formation Jack Dupon, die sich mit ihrer Musik u.a. auf Frank Zappa beziehen, und die nicht ganz so filigranen, aber knalligen Jungs von GruGrü. Selbst der nicht so hochklassige Auftritt der zweiten Gruppe taugte allemal, um die negativen ESC-Reste aus meinem Gehörgang und Gehirn zu spülen. Ich sollte mal Alternativvorschläge für Musiker machen, die beim ESC antreten könnten.
Aber nun zu den 12 Punkten sieben Fragen des Tages!
1. Ich hätte ja gerne, dass die oben erwähnten gelungenen ESC-Beiträge aus Kroatien, Albanien, Spanien und Estland den Gewinner unter sich ausmachen und nicht diese lahme Popnummer von Loreen gewinnt.
2. Es braucht wohl mehr als nur ein schrilles oder stylishes Bühnenoutfit und ein paar flotte Beats, um eine gute musikalische Performance hinzukriegen.
3. Die kommenden Filme von Marvel und Star Wars könnten mich wohl kaum weniger interessieren. Schließlich bin ich mit beiden Franchises durch.
1. Gäbe es nur die Möglichkeit jedes Konzert, das man sieht, aufzuzeichnen, ohne dass man die ganze Zeit mit dem Smartphone o.ä. filmen muss, dann könnte man die ganzen tollen Live-Auftritte hinterher in der eigenen privaten Musik-Mediathek immer wieder nachhören.
2. Wenn ich daran denke, wie viel Zeit es mir erspart hätte, wenn ich schon früher mit meinem jetzigen Job angefangen hätte, dann ärgere ich mich ein wenig über die ungünstigen Umstände.
3. Arthouse-Kino und andere kleine Filme haben ihre Faszination noch lange nicht verloren, denn diese Kunstform bleibt aufgrund ihrer großen Bandbreite immer spannend.
4. Ich merke immer wieder, dass ins Kino gehen auch stets ein wenig wie Heimkommen ist, schließlich erlebt man eine vertraute Umgebung, in welcher man gerne Zeit verbringt.
5. Das französische Mysterydrama The Five Devils von Léa Mysius überzeugt allein schon auf dramaturgischer Ebene, denn die beiden Zeitebenen der Handlung werden gekonnt verwoben.
6. Müsste ich mich auf der Stelle entscheiden, ob ich diese Frage ohne nachzudenken beantworte oder mich um eine Antwort herumdrücke, ich würde mich sehr wahrscheinlich für Letzteres entscheiden. 😉
7. Zuletzt habe ich ein überaus abwechslungsreiches Wochenende erlebt und das bestand aus einem Kinobesuch am Samstag, nämlich des deutschen Films Das Lehrerzimmer, sowie zwei Konzerten am Sonntag. Die Freakshow-Szene im Immerhin in Würzburg öffnete mal wieder ihre Pforten. Es spielten Pili Coït aus Frankreich (2/5 der Kernbesetzung von Le Grand Sbam) und das britisch-amerikanische Quartett Ultraphauna. Bei ersterer Band hat der unausgewogene, viel zu laute Sound leider die Performance negativ beeinträchtigt. Bei Ultraphauna stimmt dann merkwürdigerweise wieder alles und ich erlebte das bisher beste Konzert in diesem Jahr. Danach ging es übrigens noch kurz auf eine Geburtstagsfeier eines Freundes.
Spätestens seit seiner mehrfachen Zusammenarbeit mit Kultregisseur Quentin Tarantino ist der österreichisch-deutsche Schauspieler Christoph Waltz ein gefragter Mann. In der achtteiligen Miniserie The Consultant sehen wir Waltz in einer seiner wenigen englischsprachigen Fernseh.Hauptrollen, als mysteriöser, titelgebender Berater eines jungen Videospielunternehmens.
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Nach dem Tod kommt das Consulting
Bereits mit Anfang 20 betreibt Sang Woo (Brian Yoon) mit CompWare ein Startup für Smartphone-Videospiele. Doch urplötzlich wird der Jung-Unternehmer von einem Besucher erschossen. Die Mitarbeiter, darunter Kreativ-Liaison Elaine Hayman (Brittany O’Grady) und Programmierer Craig Horne (Nat Wolff), sind geschockt. Wenig später taucht der geheimnisvolle Regus Patoff (Christoph Waltz) bei CompWare an und erklärt, dass er in Abwesenheit von Sang das Unternehmen weiterführen und beraten soll. Während Elaine, Craig und ihre Kolleg*innen mit Patoffs unorthodoxem Führungsstil und der Art, wie er die Firma umkrempelt, zurechtkommen müssen stellen sie heimlich Nachforschungen über ihren mysteriösen neuen Chef an…
Bild (c) Amazon Studios.
In seinem ersten Review seit gut elf Jahren hat mein bester Freund und langjähriger Mitstreiter bei Vieraugen Kino, Johannes Michel, die mit dem mehrfachen Oscar-Preisträger Christoph Waltz prominent besetzte Workplace-Serie The Consultant vor ein paar Wochen eigentlich schon besprochen. Doch sein Text erhöhte mein ohne schon bestehendes Interesse an der Amazon-Studios-Produktion noch und so sichtete ich die acht Folgen innerhalb von wenigen Tagen.
Nach dem Abgang einer Führungskraft (aus welchen Gründen auch immer) ist man als Mitarbeiter*in natürlich gespannt darauf, wer denn die Nachfolge übernimmt. Zumindest würde ich niemanden einen Vorgesetzten wie Regus Patoff wünschen. Denn so charmant und wortgewandt sich der „Consultant“ über weite Strecken gibt, so unheimlich und gnadenlos erweist er sich mit der Zeit. Abgesehen davon, dass Patoff sich durchaus als versiert im Umgang mit einem Smartphone zeigt so setzt er in der Ausführung seiner Arbeit auf „old school“-Methoden. So sind etwa die Personalakten der CompWare-Mitarbeiter*innen mit der Schreibmaschine getippt. Dass mit dem Mann irgendetwas nicht stimmen kann, verdeutlichen seine teils merkwürdigen Verhaltensweisen, wie etwa seine fehlende Bereitschaft bzw. Schwierigkeit die Treppe zu den Büros der Führungsebene hinaufzugehen.
Das Produktionsdesign von Ramsey Avery und Clarence Major gehört definitiv zu den Stärken der Amazon-Show. Während das Erdgeschoss der CompWare-Räumlichkeiten eine Mischung aus bunter Videospielhalle und modernem Co-Working-Space bildet, so erscheint die Chefetage, von welcher Regus Patoff die Untergebenen aus seinem gläsernen Büro aus beobachtet, als 2020er Update der Räumlichkeiten aus Mad Men. Diese stylishe, aber passend zur Titelfigur auch unheimliche Szenerie unterstützt gekonnt die Stimmung.
Bild (c) Amazon Studios.
Drehbuchautor Tony Basgallop, der die Romanvorlage von Bentley Little aus dem Jahre 2016 adaptierte, betreibt mit den Figuren und dem Publikum ein teils finsteres und schwarzhumoriges Vexierspiel. Bereits am Ende der ersten Folge gibt es einen Hinweis auf das Geheimnis des Titelcharakters. Elaine und Craig finden im Verlauf der weiteren Episoden ein wenig mehr heraus, doch ein komplett stimmiges Bild haben wieder sie noch die Zuschauer*innen zum Schluss. Es muss heutzutage in Filmen oder Serien nicht alles bis ins kleinste Detail auserklärt werden, aber The Consultant hätten ein paar Szenen oder eventuell eine Folge mehr inhaltlich gutgetan. So bleibt man mit dem Gefühl zurück, dass Basgallop am Ende etwas die Ideen ausgegangen sind.
Schauspielerisch entpuppt sich die Serie als teils zweischneidiges Schwert. Christoph Waltz spielt hier das, was er in den vergangenen dreizehn Jahren mit geringer Varianz schon zu oft gespielt hat: den kultivierten Fiesling. Das ist hier zwar durchaus gelungen umgesetzt, aber spannender wäre es, einen anderen Darsteller in einer solchen Rolle zu sehen bzw. Waltz in einer anderen Art von Performance (wie etwa in Terry Gilliams absurder filmischer Sinnsuche The Zero Theorem [2013]) erleben zu dürfen. Doch mindestens genauso wichtig für den Plot sind Brittany O’Grady (The White Lotus) als ambitionierte Elaine und Nat Wolff (Das Schicksal ist ein mieser Verräter) als bisweilen wankelmütiger Programmierer Craig. Craigs Verlobte Patti, gespielt von Aimee Carrero (She-Ra und die Rebellenprinzessinnen, The Menu) wird im späteren Verlauf ebenfalls noch wichtig.
Schließlich bleibt noch die Frage, ob die Serie weitergehen wird. Sinn ergeben würde eine Fortsetzung in jedem Fall. So könnte eine zweite Staffel dann auch etwas mehr über die zwielichtigen Machenschaften des Mr. Patoff enthüllen.
Die acht Folgen von The Consultant sind seit dem 24. Februar 2023 Teil des Angebots von Amazon Prime Video.
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The Consultant Thriller-/Mystery-Serie USA 2023. FSK 16. 8 Folgen. Gesamtlänge: ca. 270 Minuten. Mit: Christoph Waltz, Brittany O’Grady, Nat Wolff, Aimee Carrero u.a. Nach dem Roman von Bentley Little. Adaption: Tony Basgallop.
Der Mai ist gekommen! Doch blicken wir erst einmal auf den April 2023 zurück, in dem bei mir ordentlich was los war.
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Neben Ostern stand der vergangene Monat ganz deutlich im Zeichen zweier Veranstaltungen: die Eröffnung des Antikyno der Filmemacher Nisan Arikan und Lars Henriks (samt Premieren ihres Horrorfilms Birthright, über eine schwangere Hexe, und des langwierigen Serienprojekts F60 Kamikaze) und der Fantasy Filmfest Nights am letzten Wochenende. Tolle Wochen liegen hinter mir, die allerdings (noch) nicht ganz die Review-Ausbeute nach sich zogen, wie ich mir erhofft hatte. Im Mai ist daher noch Einiges aufzuarbeiten, bevor die nächsten Events anstehen.
Außerdem gesehen und (noch) nicht besprochen Am Ende das Licht Feed the Reapers The Five Devils Irati Pearl Smoking Causes Coughing Löwin und Elefant (Kurzfilm) My Partner Giraffe (Kurzfilm) The Sprayer (Kurzfilm) Yellow Line (2022) (Kurzfilm) Monty Pythons Das Leben des Brian (RW)
The Consultant F60 Kamikaze Heute Show: Staffel 27, Folgen 10 bis 13 ZDF Magazin Royale: Folgen 75 bis 77 Killing Eve: Staffel 3, Folgen 1 bis 6 The Rookie: Staffel 1, Folgen 7 bis 10 Star Trek: The Next Generation – Staffel 5, Folgen 9 und 10 (RW)
Filme und Serien werden bei uns besprochen, in Form von Kritiken und auch einem Podcast. Jede Woche gibt es zwei Filmkritiken zu Filmen die gerade im Kino laufen oder auch schon länger draußen sind, der Filmpodcast heißt Filmexe Podcast.