Desperado (1995)

2. Mai 2021

Drei Jahre nach seinem Ultra-Low-Budget-Debüt El Mariachi drehte Robert Rodriguez die Fortsetzung Desperado, in welcher es der dieses Mal von Antonio Banderas verkörperte Titelheld erneut mit einem Gangsterboss und dessen Schergen aufnimmt.


Kämpfen und Klampfen

Mexiko, August 1994. Vor Jahren rächte sich der Mariachi an Gangsterboss Moco für die Ermordung seiner Geliebten und die Verstümmelung der linken Hand. Nun setzt der Musiker (Antonio Banderas) mit seinem Gitarrenkoffer voller Waffen den Rachefeldzug fort. Bucho (Joaquim de Almeida), einer der Bosse von Moco, ist das nächste Ziel. Bucho weiß jedoch, dass es ein unbekannter Mann in Schwarz auf ihn abgesehen hat, denn der geheimnisvolle Buscemi (Steve Buscemi) hat bereits in der ganzen Gegend Geschichten über den dunklen Rächer erzählt. Beim Angriff eines der Handlanger von Bucho wird der Mariachi schwer verletzt. Die zufällig anwesende Carolina (Salma Hayek) kümmert sich um seine Verletzung und versteckt ihn in ihrer Buchhandlung. In der Folge dezimiert der Mariachi Buchos Männer beträchtlich. Bis die beiden Kontrahenten erstmals aufeinander treffen…

Für absolut lächerliche 7.000 Dollar drehte Robert Rodriguez sein Erstlingswerk El Mariachi. Columbia Pictures wurde auf den kleinen Film aufmerksam, erwarb die Verleihrechte und investierte 200.000 Dollar für Nachbearbeitung und Vermarktung. Für die drei Jahre später veröffentlichte, englischsprachige Fortsetzung Desperado stand Rodriguez das 1000fache an Geld zur Verfügung. Für einen knalligen (Hollywood-)Actionfilm ist das freilich immer noch eher wenig Geld. Dennoch gelang dem auch für Kamera, Schnitt und Drehbuch verantwortlichen Regisseur ein solide inszenierter Streifen, der allerdings inhaltlich sehr zu wünschen übrig lässt.

Natürlich darf man bei einem solchen, auf Action und schickes Neo-Western-Ambiente ausgelegten Film, eine besonders ausgefeilte Story nicht unbedingt erwarten. Auch der Vorgänger war inhaltlich recht einfach gestrickt, aber dennoch hat die Handlung ganz ordentlich funktioniert. Bei Desperado ergibt der Plot aus meiner Sicht aber wenig bis gar keinen Sinn. Der Mariachi hat sich nämlich bereits am Verantwortlichen für den Mord an seiner Geliebten gerächt. Warum er also im zweiten Teil seine blutige Vendetta fortsetzt wird nicht wirklich schlüssig erklärt. Ein paar Motive werden übernommen, wie etwa die hübsche Frau, welche in die miesen Geschäfte der Gangster verwickelt ist, sich aber in den Helden verliebt. Diesen eher undankbaren Part spielt die mexikanisch-amerikanische Schauspielerin Salma Hayek (From Dusk till Dawn, Das Märchen der Märchen). Die Hauptrolle übernahm Spaniens Starakteur Antonio Banderas (Spy Kids, Leid und Herrlichkeit) aus dem ersten Teil von Carlos Gallardo, der hier wiederum eine kleine Nebenrolle ergatten konnte. Weitere „übliche Verdächtige“ aus Robert Rodriguez‘ Filmographie sind ebenfalls mit von der Partie, wie Cheech Marin (der mit Tommy Chong das Duo „Cheech & Chong“ bildete), Tito Larriva von der Band Tito & Tarantula und natürlich Danny Trejo (Machete) als Messer werfender, namen- und dialogloser Killer. Neun weitere gemeinsame Filme der entfernten Cousins Rodriguez und Trejo sollten folgen. Ein damals ähnlich aufstrebender Regisseur namens Quentin Tarantino durfte sich ebenso als Darsteller versuchen.

Insgesamt gelang mit Desperado aber vor allem aufgrund der flott und mit einer gehörigen Portion Selbstironie inszenierten blutigen Shootouts ein kurzweiliger Actionkracher, der zwar nicht ganz die gigantischen Geschütze auffährt, aber durch seinen eben nicht komplett unkaputtbaren Protagonisten und teils aberwitzige Situationen durchaus etwas für sich hat. 2003 wurde die „Mexico-Trilogy“ von Rodriguez mit dem noch prominenter besetzten Irgendwann in Mexiko vollendet.

Desperado ist auf DVD und BluRay erhältlich sowie bei diversen Streaminganbietern abrufbar.

Desperado
Actionfilm/Neo-Western USA 1995. FSK 18. 100 Minuten (PAL-DVD). Mit: Antonio Banderas, Joaquim de Almeida, Steve Buscemi, Salma Hayek, Cheech Marin, Quentin Tarantino, Danny Trejo, Carlos Gomez, Tito Larriva, Abraham Verduzco u.a. Drehbuch und Regie: Robert Rodriguez.

Credits
Bilder (c) Columbia/Sony.

 

 


El Mariachi

14. März 2021

Robert Rodriguez ist vor allem für seine unterschiedlichen Filme wie Spy Kids (2001), Sin City (2005) oder Machete (2010) bekannt. Doch seinen ersten abendfüllenden Spielfilm drehte der mexikanisch-stämmige US-Filmemacher für ganz wenig Geld und fast im Alleingang. In El Mariachi gerät der titelgebende Musiker aufgrund einer Verwechslung zwischen die Fronten einer blutigen Auseinandersetzung unter Gangstern.

Der Mann mit dem Gitarrenkoffer

Irgendwo in Mexiko. Ein namenloser Musiker (Carlos Gallardo) kommt in eine kleine Stadt und versucht dort, ein Engagement zu ergattern. Unterdessen tobt ein blutiger Konflikt zwischen Gangsterboss Mauricio (Peter Marquardt) und seinem ehemaligen Partner, dem eiskalten Azul (Reinol Martinez). Mauricio hat seine Männer auf Azul angesetzt. Weil sowohl der Mariachi als auch Azul (teils) in Schwarz gekleidet sind und einen Gitarrenkoffer bei sich tragen kommt es zu einer folgenschweren Verwechslung. Die Killer halten den Musiker für ihr Ziel und machen Jagd auf ihn. Der Mariachi flüchtet sich in die Bar der hübschen Domino (Consuelo Gómez), die ihm vorerst Unterschlupf gewährt…

Die Entstehungsgeschichte von Robert Rodriguez‘ Erstling ist unter Filmfans sicherlich schon legendär. Als kleiner Machete-Fan, der ansonsten mit Exploitation eher wenig am Sombrero hat, musste ich mir den Streifen früher oder später mal reinziehen. El Mariachi wurde im Sommer 1991 im mexikanischen Bundesstaat Coahuila, welcher an Texas grenzt, mit einem Budget von lediglich ca. 7.000 Dollar gedreht. Davon finanzierte Rodriguez etwa 3.000 dadurch, dass er an Medikamententests teilnahm. Bei dieser Gelegenheit schrieb er am Drehbuch und lernte auch einige Mitstreiter kennen, wie Peter Marquardt, den Darsteller des Mauricio. Marquardt sprach im Gegensatz zu den anderen Schauspielern kein Spanisch und musste daher seinen Text ablesen. Weil Rodriguez kein Geld für eine echte Filmcrew hatte, übernahm er fast alle Aufgaben beim Dreh selbst, nicht nur Regie, Skript und Produktion, sondern auch Kamera, Schnitt, Spezialeffekte und Tonschnitt, zum Teil auch mit der Unterstützung seines guten Freundes Carlos Gallardo, der den Titelhelden spielte.

Vor allem in Anbetracht der spärlichen Produktionsbedingungen erweist sich El Mariachi aus meiner Sicht als durchaus solider Action-Streifen. Insgesamt orientiert sich Rodriguez in der recht einfach gestrickten Geschichte sicherlich an Italo-Western und amerikanischen Gangsterfilmen. Neben den authentischen Locations fielen mir besonders die kuriosen Kamerafahrten auf. Da der Regisseur keinen Kamerawagen zur Verfügung hatte nutzte er seinen kaputten Rollstuhl als Ersatz. Die weitgehend trostlos-angespannte Atmosphäre wird gelegentlich durch humorvolle Szenen „aufgelockert“, etwa durch „Vorspulen“ oder Slapstick-Elemente. Wenn der Mariachi in Zeitlupe an zwei Gegnern vorbeirennt und diese sich dann vor lauter Schreck gegenseitig erschießen dann fühlte ich mich deutlich an die Agenten-Comedyserie Mini-Max (OT: Get Smart; 1965-1970) erinnert.

Obwohl Rodriguez sein Langfilmdebüt ursprünglich nur für den lateinamerikanischen Videomarkt konzipiert hatte, wurde Columbia Pictures auf den Streifen aufmerksam. Das Studio kaufte die amerikanischen Verleihrechte und investierte 200.000 Dollar in die Postproduktion. El Mariachi spielte mit 2 Millionen ein Vielfaches des ursprünglichen Budgets ein und bildet mit den wesentlich aufwändiger produzierten Fortsetzungen Desperado (1995, mit Antonio Banderas und Salma Hayek) sowie Irgendwann in Mexico (2003, mit Banderas, Hayek und Johnny Depp) die „Mexico-Trilogy“.

El Mariachi ist auf DVD und BluRay erhältlich sowie bei diversen Streaminganbietern abrufbar.

El Mariachi
Actionfilm/Neo-Western USA, Mexiko 1992. FSK 18. 81 Minuten. Mit: Carlos Gallardo, Consuelo Gómez, Peter Marquardt, Reinol Martinez, Jaime de Hoyos u.a. Drehbuch und Regie: Robert Rodriguez.

 

Credits:
Bilder (c) Columbia/Sony.

 


Penny Dreadful: City of Angels, Folge 9

17. August 2020

Los Angeles im Jahre 1938. Eine Stadt, die niemals schläft, kaum zur Ruhe kommt. Daher gleich weiter mit der neunten Episode von Penny Dreadful: City of Angels.

Dance, Dance, Dance oder Familientreffen im Crimson Cat

Sing, Sing, Sing – so der Titel von Folge 9, welcher eigentlich „Dance, Dance, Dance“ lauten müsste – gehört für mich zu den besseren Episoden, ganz einfach weil der übersinnliche „Schmu“ hier keine Rolle spielt. So kann die Serie ihres Stärken besser ausspielen. Zu diesen gehört die Familie Vega, welche neben Peter Craft (Rory Kinnear), der seine Lieben ins Kino ausführt, das Herz der Show bilden.

Nach und nach treffen die Mitglieder der mexikanisch-amerikanischen Sippe im von lateinamerikanischer Lebensfreude nur so strotzenden Club namens Crimson Cat ein. Erst Raúl (Adam Rodriguez), der sich immer noch von seiner schweren Schussverletzung aus der ersten Folge erholt, und Mama Maria (Adrian Barraza), welche von Elsa schikaniert wird, gefolgt von Mateo (Johnathan Nieves) mit seinen Pachuco-Freunden Rio (Natalie Dormer) und Fly Rico (Sebastian Chacon) sowie Vega-Tochter Josefina (Jessica Garza) mit neuer Haarfarbe. Als letztes stoßen Tiago (Daniel Zovatto) und Sister Molly (Kerry Bishé) hinzu. Unterschiedliche Konflikte brechen aus, über Mateos neues Leben als Pachuco, Josefinas Bestimmung bei den „Joyful Voices“ und Tiagos Beziehung zu einer „Gringa“. Doch vor allem dank der Vermittlung Raúls und einem Machtwort Tiagos kommt es zur Versöhnung. Und anschließend wird getanzt, bis die Sohlen glühen. Selten habe ich so toll choreographierte, immersive Tanz-Sequenzen gesehen.

In seiner Verzweiflung über das drohende Scheitern seiner Pläne für die Autobahn wendet sich Stadtratsmitglied Charlton Townsend (Michael Gladis) an seinen Vater, den überaus einflussreichen Verkehrsmogul Jerome Townsend (Brian Dennehy), bittet diesen um Unterstützung. Doch Papa lehnt ab, schließlich stellt doch vielmehr die Luftfahrt die Zukunft dar. Für Darsteller Brian Dennehy (u.a. Rambo, William Shakespeares Romeo + Julia) seine letzte Rolle. Er starb am 15. April 2020 im Alter von 81 Jahren an einem Herzinfarkt. Die vorliegende Folge wurde ihm gewidmet.

Ein unerkannter Schütze hatte am Ende von Episode 8 das Feuer auf Lewis Michener (Nathan Lane) und Tiago eröffnet, dabei aber glücklicherweise nur das schöne Auto zerschossen. Lewis hat aber eindeutig die Faxen dicke und stellt Nazi-Architekt Richard Goss (Thomas Kretschmann) zur Rede. Goss zeigt sich aber unbeeindruckt, auch von Micheners „Bitte“ ihn jetzt gleich zu töten. Stattdessen erfahren wir vom Architekten ein paar dem Zuschauer bisher unbekannte Details aus dem Privatleben des jüdischen Cops. Lewis‘ Kontakten zur jüdischen Mafia ist es zu verdanken, dass der von Dottie Minter (Lin Shaye) versteckte Student Brian (Kyles McArthur), dessen Fachgebiet Berechnungen für Raketen ist, wieder in die Hände der Nazis fällt. Kein Happy End gibt es dagegen für Diego (Adan Rocha), der den ultimativen Preis bezahlen muss. Für Verbrechen, die er nicht begangen hat.

Serienschöpfer John Logan hat bei Sing, Sing, Sing nach vier Folgen aus der Feder anderer Autoren wieder das Drehbuch verfasst. Ein schönes Zitat hat die Episode auch noch zu bieten. Als Goss‘ Tischnachbarn gerade am Gehen sind, empfiehlt ihnen Michener, im Geschenkeladen noch eine Ausgabe von Mein Kampf mitzunehmen. Eine herrliche Anspielung auf Nathan Lanes Rolle als geldgeiler Broadway-Produzent in der Bühnenfassung und dem Filmremake von Mel Brooks Musical-Satire The Producers – Frühling für Hitler.

Das große Finale steht bevor.

Penny Dreadful: City of Angels, 1×09: Sing, Sing, Sing
USA 2020. 51 Minuten. Idee & Drehbuch: John Logan. Regie: Dan Attias.

 

Credits
Bilder (c) Showtime/Sky.


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