Drei Jahre nach seinem Ultra-Low-Budget-Debüt El Mariachi drehte Robert Rodriguez die Fortsetzung Desperado, in welcher es der dieses Mal von Antonio Banderas verkörperte Titelheld erneut mit einem Gangsterboss und dessen Schergen aufnimmt.
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Kämpfen und Klampfen
Mexiko, August 1994. Vor Jahren rächte sich der Mariachi an Gangsterboss Moco für die Ermordung seiner Geliebten und die Verstümmelung der linken Hand. Nun setzt der Musiker (Antonio Banderas) mit seinem Gitarrenkoffer voller Waffen den Rachefeldzug fort. Bucho (Joaquim de Almeida), einer der Bosse von Moco, ist das nächste Ziel. Bucho weiß jedoch, dass es ein unbekannter Mann in Schwarz auf ihn abgesehen hat, denn der geheimnisvolle Buscemi (Steve Buscemi) hat bereits in der ganzen Gegend Geschichten über den dunklen Rächer erzählt. Beim Angriff eines der Handlanger von Bucho wird der Mariachi schwer verletzt. Die zufällig anwesende Carolina (Salma Hayek) kümmert sich um seine Verletzung und versteckt ihn in ihrer Buchhandlung. In der Folge dezimiert der Mariachi Buchos Männer beträchtlich. Bis die beiden Kontrahenten erstmals aufeinander treffen…
Für absolut lächerliche 7.000 Dollar drehte Robert Rodriguez sein Erstlingswerk El Mariachi. Columbia Pictures wurde auf den kleinen Film aufmerksam, erwarb die Verleihrechte und investierte 200.000 Dollar für Nachbearbeitung und Vermarktung. Für die drei Jahre später veröffentlichte, englischsprachige Fortsetzung Desperado stand Rodriguez das 1000fache an Geld zur Verfügung. Für einen knalligen (Hollywood-)Actionfilm ist das freilich immer noch eher wenig Geld. Dennoch gelang dem auch für Kamera, Schnitt und Drehbuch verantwortlichen Regisseur ein solide inszenierter Streifen, der allerdings inhaltlich sehr zu wünschen übrig lässt.
Natürlich darf man bei einem solchen, auf Action und schickes Neo-Western-Ambiente ausgelegten Film, eine besonders ausgefeilte Story nicht unbedingt erwarten. Auch der Vorgänger war inhaltlich recht einfach gestrickt, aber dennoch hat die Handlung ganz ordentlich funktioniert. Bei Desperado ergibt der Plot aus meiner Sicht aber wenig bis gar keinen Sinn. Der Mariachi hat sich nämlich bereits am Verantwortlichen für den Mord an seiner Geliebten gerächt. Warum er also im zweiten Teil seine blutige Vendetta fortsetzt wird nicht wirklich schlüssig erklärt. Ein paar Motive werden übernommen, wie etwa die hübsche Frau, welche in die miesen Geschäfte der Gangster verwickelt ist, sich aber in den Helden verliebt. Diesen eher undankbaren Part spielt die mexikanisch-amerikanische Schauspielerin Salma Hayek (From Dusk till Dawn, Das Märchen der Märchen). Die Hauptrolle übernahm Spaniens Starakteur Antonio Banderas (Spy Kids, Leid und Herrlichkeit) aus dem ersten Teil von Carlos Gallardo, der hier wiederum eine kleine Nebenrolle ergatten konnte. Weitere „übliche Verdächtige“ aus Robert Rodriguez‘ Filmographie sind ebenfalls mit von der Partie, wie Cheech Marin (der mit Tommy Chong das Duo „Cheech & Chong“ bildete), Tito Larriva von der Band Tito & Tarantula und natürlich Danny Trejo (Machete) als Messer werfender, namen- und dialogloser Killer. Neun weitere gemeinsame Filme der entfernten Cousins Rodriguez und Trejo sollten folgen. Ein damals ähnlich aufstrebender Regisseur namens Quentin Tarantino durfte sich ebenso als Darsteller versuchen.
Insgesamt gelang mit Desperado aber vor allem aufgrund der flott und mit einer gehörigen Portion Selbstironie inszenierten blutigen Shootouts ein kurzweiliger Actionkracher, der zwar nicht ganz die gigantischen Geschütze auffährt, aber durch seinen eben nicht komplett unkaputtbaren Protagonisten und teils aberwitzige Situationen durchaus etwas für sich hat. 2003 wurde die „Mexico-Trilogy“ von Rodriguez mit dem noch prominenter besetzten Irgendwann in Mexiko vollendet.
Desperado ist auf DVD und BluRay erhältlich sowie bei diversen Streaminganbietern abrufbar.
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Desperado
Actionfilm/Neo-Western USA 1995. FSK 18. 100 Minuten (PAL-DVD). Mit: Antonio Banderas, Joaquim de Almeida, Steve Buscemi, Salma Hayek, Cheech Marin, Quentin Tarantino, Danny Trejo, Carlos Gomez, Tito Larriva, Abraham Verduzco u.a. Drehbuch und Regie: Robert Rodriguez.
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Credits
Bilder (c) Columbia/Sony.