Game of Thrones: 8×05 – Recap

14. Mai 2019

Die Erstsichtung der 72. und vorletzten Episode von Game of Thrones liegt hinter mir. Wie es mir in den 75 intensiven Minuten ergangen ist…?

Das erfahrt ihr hier. Weiter geht es nach der Spoiler-Wall

Herzlich willkommen zu „King’s Landing – Flammendes Inferno“, dem Mega-Fantasy-Katastrophen-Kriegsfilm-Blockbuster aus der Feder des handlungsdynamischen Duos David Benioff und Daniel Brett „D.B.“ Weiss alias D&D sowie inszeniert von Schlachtenspezialist Miguel Sapochnik (Battle of the Bastards, The Long Night). Oder anders gesagt ein überraschend einseitiges Duell zweier „Mad Queens“.

Weil er mit Tyrion Lannister, Hand der Drachenkönigin, darüber gesprochen hat, dass Daenerys Targaryen vielleicht doch keine so tolle Herrscherin der Sieben Königslande ist und deren Neffe Aegon Targaryen alias Jon Snow (unter Fans daher auch bekannt als „AeJon“) der bessere Kandidat für den Posten auf dem Eisernen Thron wäre, hat Lord Varys, der als Geheimdienstchef („Master of Whisperers“) und Berater vier Monarchen diente (Aerys II., Robert, Joffrey und Daenerys), das Leben gekostet. Denn irgendjemand fiel es sicherlich auf, dass der glatzköpfige Eunuch Briefchen verschickt hat. Briefchen, die in der nächsten Folge wohlmöglich noch eine Rolle spielen werden. Das ganze „Subplöttchen“ wird derart lieblos abgefrühstückt. Diesen Absatz zu schreiben hat fast länger gedauert.

Weil auch Jon sie zwar lieben will aber irgendwie nicht mehr kann und natürlich aufgrund des Mordes an ihrer Vertrauten und Übersetzerin Missandei sowie dem Attentat auf ihr zweites Kind letzte Woche schaltet Dany in den „Mad Queen“-Modus um. Tyrion versucht noch ein letztes verzweifeltes Ass aus dem kurzen Ärmel zu schütteln. Dem Meisterschmuggler Ser Davos Seaworth, der vermutlich auch Nordkoreas Machthaber ins US-Pentagon einschleusen könnte, lässt er den abgefangenen Jaime Lannister irgendwie in die Hauptstadt schmuggeln, damit dieser einerseits die Glocken läutet und somit die Kapitulation des Volkes erklärt. Andererseits soll der Königsmörder gemeinsam mit der anderen verrückten Königin, seiner über alles geliebten Zwillingsschwester Cersei zu entkommen.

Der Kampf beginnt. Euron Greyjoy und seine eisernen Mannen in Habacht-Stellung. Doch welch wundersame Überraschung! Daenerys fliegt mit Drogon aus den Wolken (!) hernieder und gibt den Feuerbefehl. In der gefühlt gleichen Zeitspanne in welcher letzte Woche Rhaegal mal schnell draufging, werden Eurons Flotte und alle Skorpion-Geschütze auf der Stadtmauer neutralisiert. Aber wie konnte das passieren? Ganz einfach, Dany und Drogon tragen eine unsichtbare „plot armour“, die ihnen D&D auf den Leib schrieb! Unterdessen sind nicht nur Jaime, sondern auch Arya Stark und Sandor Clegane in die Metropole gelangt. Bereits in der vorherigen Staffel wurde die Goldene Kompanie als ruhmreiche Söldnertruppe angekündigt, in der Staffelpremiere die 20 000 Mann und ihr Captain Harry Strickland vorgestellt. In The Bells werden sie innerhalb von Sekunden entweder vom Feuer ausgelöscht oder von den gegnerischen Truppen überrannt. Was für eine Verschwendung! Ob das mit den Elefanten auch passiert wäre?

Jedenfalls brechen Jon, Greyworm, Davos und ihre überraschend zahlreichen Truppen (bestehend aus unsterblichen Dothraki, Unbefleckten sowie Männer mit Bärten aus Winterfell) durch die Lücken in der Mauer und greifen an. Die Lannister-Soldaten zögern erst noch, legen dann aber ihre Waffen nieder. Dann läuten auch die titelgebenden Glocken. Doch Dany sieht beim Anblick des Red Keep rot und beginnt mit ihrem Drachen ein über die ganze Stadt verteiltes loderndes Inferno anzurichten. Von ähnlichem Rachedurst getrieben greift Greyworm mit seinen Kameraden die Lannister-Soldaten an. Jon versucht, die eigenen Männer zurückzuhalten, die Schlacht entbrennt allerdings doch. Unterdessen völliges Chaos unter den Bewohnern von King’s Landing, die entweder schreiend dem Feuer zu entkommen versuchen, kreischend die verbrannten Leichen ihrer Lieben in den Armen halten oder von den marodierenden Truppen massakriert werden.

Im Roten Bergfried denkt Cersei scheinbar immer noch, dass sich das Blatt noch zu ihren Gunsten wenden kann, doch Qyburn rät zum Rückzug in Maegor’s Holdfast, einer eigenen Festung in der Festung. Auf dem Weg dorthin treffen die Cersei, Qyburn und Ser Gregor Clegane alias The (undead) Mountain allerdings auf den „kleinen“ Clegane-Bruder Sandor alias The Hound, der kurz zuvor Arya weggeschickt hatte, damit sich diese noch rettet.

Irgendwo in einer Grotte bei King’s Landing trifft Jaime bei einem Boot auf den gerade frisch angeschwemmten Euron Greyjoy. Und es kommt zum Showdown von Cerseis Liebhabern mit dem besseren Ende für den Königsmörder. Der nicht mehr ganz so goldene Löwe mit der goldenen Hand schreitet trotz mehrer Stichwunden eher nicht so schwer verletzt sodann zur Rettung seiner Liebsten. Die Stadt mit vielen Häusern ist am Zerbröckeln, da kommt es endlich zu CLEGANEBOWL!!! Immerhin diesen Fanservice haben die Autoren halbwegs hinbekommen. Bevor es allerdings losgeht killt Sandor mal schnell die paar Queensguard-Hansel und Gregor den dummerweise im Weg stehenden Qyburn. Vor dem Panorama des in sich zusammenfallenden Red Keep schenken sich die brutalen Brüder nichts. Bis Sandor klar wird, dass er das untote Ungetüm, das mal sein Bruder war, nicht totkriegen kann (Gregor ist schließlich schon irgendwie tot). Und so stürzen Bluthund und Berg in ihr feuriges Ende. Was für ein Abgang!

Immer mehr Tod und Zerstörung in der Haupstadt. Arya versucht sich und eine Mutter mit Kind aus der verheerenden Situation zu retten, doch gnadenlos dezimiert das Inferno die armen Leute. Durch den ganzen Staub und Ascheregen sieht die Stark-Tochter fast wie ein Lebkuchenmädchen aus. Jaime und Cersei finden ein letztes Mal zueinander, versuchen die Flucht durch die Drachengruft, doch alle Ausgänge sind verschüttet. Die unzertrennlichen Lannister-Zwillinge bald auch. Endgültig. Sie gehen aus dem Leben wie sie ins Leben gekommen sind. Gemeinsam. Man könnte fast sagen ein poetischer Abgang. Jon und Co haben mittlerweile den Rückzug angetreten, um den Einsturz der Häuser zu überleben. Während direkt um sie herum alle krepiert sind überlebt Arya sämtliche Einschläge und Einstürze. Sieh da: ein weißes Pferd! Auf diesem reitet die junge Frau davon. Allerdings wohl nicht in die ferne Weite jenseits der Serienhandlung, sondern in die nächste Folge. Denn wenn schon das Meucheln von Cersei nicht geklappt hat, dann wird Arya sehr wahrscheinlich die völlig durchgedrehte Daenerys zum Wohle des Reiches killen. Vielleicht mit dem gleichen Martial-Arts-Move wie den Night King. Night-King-Slayer und Queenslayer in Personalunion?

Jedenfalls hat Daenerys das Werk ihres Vaters, des verrückten Königs Aerys II., der King’s Landing seinerzeit abbrennen wollte, aber kurz zuvor gestoppt wurde, auf unfassbar groteske Weise vollendet. Dieser Wandel ihrer Figur scheint zwar nicht völlig aus der Luft gegriffen, aber wie lieblos und schnell das meiste hier abgehandelt wird jammerschade. So eine charakterliche 180-Grad-Wendung hätte man möglicherweise über 10 Folgen einigermaßen nachvollziehbar entwickeln können, aber nicht so. Wobei man zweifelsohne zugestehen muss: das ganze Inferno wurde wirklich mehr als eindringlich inszeniert. Fast wie eine Mischung aus dem Nazgul-Angriff auf Minas Tirith in Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs und Smaugs Feuerregen auf Seestadt in Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere.

Dass ich jetzt in der allerletzten Episode noch positiv überrascht werde halte ich mittlerweile für sehr unwahrscheinlich. Selbst in 70 bis 80 Minuten kann man nämlich keine durchwachsene Staffel mehr umbiegen. Böse Zungen mögen jetzt behaupten, dass David Benioff und D.B. Weiss nach dieser GoT-Season für die neuen Star Wars-Filme, die sie machen werden, perfekt geeignet sind.

George R.R. Martin, schreib bitte endlich die Romane fertig!!!

Credits:
Bild (c) HBO
Die Wordclouds wurden mit Tagul erstellt.


Game of Thrones: 8×04 – Recap

7. Mai 2019

Nicht mehr lange bis zum großen Finale. In zwei Wochen wird die Serien-Adaption der Romanreihe Das Lied von Eis und Feuer von George R.R. Martin zu Ende gehen…

Doch erst einmal zur drittletzten Folge. Wie gewohnt geht es nach der Spoiler-Wall weiter.

Zu Beginn nehmen die Überlebenden in Winterfell Abschied von den in der Schlacht Gefallenen: Ser Jorah Mormont (Iain Glen), Theon Greyjoy (Alfie Allen), Lyanna Mormont (Bella Ramsey) und Eddison Tollet (Ben Crompton). Ihre toten Körper liegen mit den anderen Opfern auf einem großen Scheiterhaufen. Bevor Jon Snow eine Rede zur Ehren der Gefallenen hält und gemeinsam die Feuer entzündet werden, verabschieden sich Daenerys von Jorah und Sansa von Theon. Eine berührende Szene, einfühlsam inszeniert. Anschließend wird der Sieg in der großen Halle gefeiert. So richtig ausgelassen wird es allerdings erst nachdem Daenerys spontan Gendry, Bastardsohn von Robert Baratheon und wichtigster Schmied der sieben Königslande, legitimisiert und ihn zum Lord von Storm’s End, der Burg der Baratheons, ernannt hat. The party is on! Tormund feiert den neuen Drachenreiter Jon gemeinsam mit Ser Davos und ein paar Wildlings-Saufkumpanen (darunter die Showrunner David Benioff und D.B. Weiss in ihrem Cameo). Tyrion, Jaime, Brienne und Podrick spielen das Trinkspiel, welches der Lannister-Zwerg vermutlich auf jeder Feier zockt. Es stellt sich heraus dass die frischgebackene Ritterin noch Jungfrau ist. Nachdem er sich viel Mut angetrunken hat versucht Tormund Brienne für sich zu gewinnen, doch sie entschuldigt sich. Und wieder wird es nichts mit DEM gigantischen Traumpaar „Tarthbane“! Brienne nimmt später mit dem ebenfalls betrunkenen Jaime vorlieb. Arya bleibt dem Saufgelage fern, feiert lieber mit Bogenschießen. Vor lauter Freude über seinen Adelstitel macht Genry ihr einen Heiratsantrag. Arya, die sich selbst seit Staffel 1 schon nicht als Lady sieht, lehnt nach einem innigen Kuss ab.

Recht isoliert in der ganzen zelebrierenden Szenerie wirkt die Drachenkönigin, was die Inszenierung auch recht gut rüberbringt. Dany und ihr Neffe/Geliebter treffen sich in dessen Gemach. Das heikle Geheimnis um seine wahre Herkunft steht unzweideutig zwischen den beiden. Jon kann es nicht länger für sich behalten und will es seiner Familie erzählen obwohl er den Thron gar nicht will. Dany fleht ihn an, dies nicht zu tun. Jon ist zwar „nur“ der Neffe des bis zum eigenen Tod grundehrlichen Ned Stark, aber im Götterhain gibt er die Details um seine wahre Identität an Sansa und Arya weiter. Eigentlich sollten die beiden ja auch nichts weitersagen doch solche brisanten Informationen trägt man/frau nicht so einfach mit sich herum und kurz darauf weiß es auch Tyrion und folglich Varys.

Danach Verabschiedung von Charakteren, die Winterfell und vermutlich auch die Serienhandlung für immer verlassen. Wobei ich immer noch auf ein Ende hoffe, in dem Samwell Tarly seinen Kindern „Das Lied von Eis und Feuer“ erzählt. Das wäre wirlich ein schöner Schlusspunkt. Sandor Clegane alias der Bluthund und Arya die Assassinin reiten nach Süden, denn sie haben jeweils noch eine Rechnung offen. Es gilt eine Todesliste abzuhaken. Unterdessen werden die Lannister Brothers in einem Pub irgendwo bei Winterfell von einem schwer bewaffneten Bronn überrascht. Cersei hat ihm für das Ermorden ihrer beiden Brüder eine Burg versprochen und zwar Riverrun (der Heimsitz der Tullys). Bronn ist allerdings gerissen genug, um sich für den Fall, dass die Löwen-Königin nicht auf dem Eisernen Thron bleibt, eine zweite Option offenzuhalten. Getreu dem Handel, den er einst mit Tyrion eingegangen ist, fordert Bronn mit durchgeladener Armbrust nicht nur ein „fookin‘ castle“, sondern das doppelte. Zweimal Riverrun ergibt nach Westeros-Immobilien-Arithmetik offenbar Highgarden (den ehemaligen Heimsitz der Tyrell, siehe Staffel 7).

Während Jon und Ser Davos sich mit den restlichen Dothraki (sind die nicht alle am Anfang der langen Nacht draufgegangen?) zu Pferde Richtung Süden aufmachen reisen Dany, Missandei, Tyrion, Varys sowie Greyworm und die Unbefleckten-Armee per Schiff nach Dragonstone. So weit so gut. Irgendwie ist scheinbar niemand außer den Drehbuchautoren auf die Idee gekommen, dass Cersei, Euron Greyjoy und Co in der Zwischenzeit nicht untätig geblieben sind. In einer Zeitspanne in der sie nach GoT-Logik auch einfach ein zweites King’s Landing hätten bauen können, haben die Handwerker aus der Schmiede von Dr. Qyburnstein nicht nur die Mauern der Stadt mit Scorpion-Geschützen ausgestattet sondern auch die Krakenflotte. Der gerade von seinen Wunden genesene Rhaegal wird gleichmal mit mehreren Volltreffern vom Himmel geholt. Zack und schon wieder ein Drache tot. Voller Zorn steuert Dany auf Kanonier Euron und seine Schiffe zu, gibt aber keinen Feuerbefehl, stattdessen schwirrt sie ab. Eurons Armada greift dann auch noch die Targaryen-Flotte an. Tyrion, Varys, Greyworm und einige Soldaten, können sich nach Dragonstone retten. Dort versucht Varys eindringlich Dany davon abzuhalten, King’s Landing in einen Haufen Asche zu verwandeln, doch nicht nur der Tod ihres zweiten geflügelten Kindes sondern auch die Geiselnahme Missandeis durch Cersei und Euron haben große Wut in der Drachenmutter aufgestaut. Schon während der Seefahrt gab Varys gegenüber Tyrion zu bedenken, dass Aegon „Jon Snow“ Targaryen wahrscheinlich die bessere Wahl für den Posten an der Spitze sein könnte. Tyrion überredet Dany zu einer Kapitulationsforderung an Cersei, welche letztere natürlich ablehnt und Missandei gut sichtbar auf der Mauer vor einem Seiteneingang der Hauptstadt vom untoten Ser Gregor Clegane köpfen lässt. Greyworm ist völlig verzweifelt. Daenerys kocht sichtbar. Die Zahlen sprechen aber aktuell ziemlich gegen sie. Eine personell stark geschwächte Armee und nur noch ein Drache, der beim nächsten Angriff seinen Abflug machen könnte. Cersei, seit dem Tod ihrer Kinder von allen guten Geistern verlassen, hat außerdem zum „Schutze der Bevölkerung“ (haha) die Tore des Red Keep geöffnet. Mad Queen vs. Mad Queen heißt das Duell in der nächsten (und vorletzten) Folge. Wobei beim Ausgang des Ganzen vermutlich auch Jon, Sandor, Arya und (!) Jaime ein Wort mitzureden haben. Denn der einhändige Königsmörder hat seine neue Flamme verlassen, um dann doch wieder zu seiner Schwester zurück zu kriechen. Oder etwa aus anderen Gründen?

Insgesamt war die Episode aber zu durchwachsen. Der gute Start und die Spannung entschädigen nur bedingt für die großen Plotholes und die Tatsache, dass alles hier so lieblos zu Ende gebracht wird. Ich bleibe dabei: lieber kleinere Schlachten und dafür das Geld in drei oder vier weitere Folgen investieren wäre die bessere Entscheidung gewesen. Game of Thrones scheint auf der Zielgeraden zu einem eher generischen Fantasy-Blockbuster zu verkommen. Ich lasse mich aber auch gerne überraschen. Vielleicht werden die letzten beiden Folgen ja so gelungen wie die ersten beiden der Staffel.

P.S. Die Sache mit dem Kaffeebecher passt irgendwie. Hoffentlich wurde er ordnungsgemäß recycelt.

Credits
Bild (c) HBO
Die Wordclouds wurden mit Tagul erstellt.


Game of Thrones: 8×03 – Recap

30. April 2019

Weniger als 48 Stunden nach dem gelungenen Avengers: Endgame stürzte ich mich in ein weiteres episches Highlight, die Schlacht zwischen Lebenden und Toten…

Es folgt die Spoiler-Warnungs-Mauer!

 

5 Wochen (d.h. 55 Tage) Drehzeit, 78 (bei PAL-Beschleunigung) spannende und dramatische Minuten. Mit The Long Night bietet Game of Thrones zum wiederholten Male eine überaus stark inszenierte Schlacht, die ihresgleichen sucht. Doch insgesamt bin ich nicht ganz zufrieden mit der Folge.

In meiner Rezension zur siebten Staffel aus dem Dezember 2017 sowie vor dem Start der achten Staffel äußerte ich den Verdacht, dass die Serie (zum Teil einfach aus Zeitgründen) auf banale Art zu Ende geführt wird. Der Verlauf von The Long Night bestätigt mich darin leider.

Dabei machen die Serienschöpfer, Showrunner und Drehbuchautoren David Benioff und D.B. Weiss aka David & Dan hier vieles richtig. Es war irgendwie ziemlich klar, dass Melisandre zurückkehren würde. Als jemand der grundsätzlich die Darsteller-Credits im Vorspann aufmerksam verfolgt blieb mir die Nennung von Carice van Houten natürlich nicht verborgen. Doch anstatt sie als effektheischende „Dea ex Machina“ zu verheizen (pun intended), fungiert die rote Priesterin hier eher als eine Art Mentorin, sorgt für feurige Schwerter bei den Dothraki und ermöglicht mit dem Entzünden der Befestigungsanlagen vielen die Flucht hinter die Mauern Winterfells. Der verängstigten Arya gibt Melisandre den entscheidenden „Hinweis“, aber dazu später mehr.

Die ganze Szenerie ist denkbar unübersichtlich, die titelgebende lange Nacht teilweise so düster, dass ich die Farbeinstellungen meines Fernsehers mehrfach korrigierte. Das mag zwar etwas unschön für den Zuschauer sein, macht die ganze Angelegenheit aber dafür authentischer. Schließlich bereiten die eisigen Winde und der fiese Nebel den Helden auch mehr als große Probleme. Vor allem durch den Wind wird es schwierig, Feuer am Laufen zu halten. Drachenfliegen wird auch nicht leichtgemacht. Über die gesamte Laufzeit der Episode wird eine beklemmende Spannung und teilweise auch schaurige Stille aufrecht erhalten. Die spärlichen Dialoge passen fast auf einen Bierdeckel. Während der Schlacht geht auch fast alles schief, was nur schiefgehen kann. Sämtliche Taktiken und Kniffe erweisen sich mit der Zeit als nutzlos, siehe die entflammten Begrenzungszäune. Da opfern sich ein paar Untote und schon wird das Hindernis durchbrochen. Und Drachenfeuer sorgt beim Night King nur für ein müdes Lächeln. Das ganze Kampfgetümmel mit starker Survival-Horror-Note wurde von Regisseur Miguel Sapochnik (der u.a. die Episoden Hardhome und Battle of the Bastards inszenierte) und der gigantischen, nimmermüden Crew wirklich hervorragend gestemmt.

Bei der inhaltlichem Umsetzung fehlt es meiner Ansicht nach aber an Konsequenz. Die Totenarmee überrennt die Truppen der Lebenden, halb Winterfell wird, unter anderem vom Eisdrachen Viserion, zerlegt und doch sterben vergleichsweise wenige Figuren. Ich bin alles andere als blutrünstig, aber würde man diesen Ausgang auf die Rote Hochzeit übertragen so hätten Robb Stark und seine Ehefrau Talisa überlebt. Außerdem wäre Catelyn Stark zwar draufgegangen, hätte aber noch Walder Frey und ein paar seiner Söhne mitgenommen. Das geht dann wieder alles etwas zu sehr in Richtung „Hollywood-Kitsch“.

Dramaturgisch hätte es mehr Sinn gemacht, die Handlung auf zwei Folgen aufzuteilen. Der Night King steht vor Bran, zückt seine Waffe. Dann erstmal Ende und ein gnadenloser Cliffhanger bis zur nächsten Episode. Dass am Ende ausgerechnet Arya den König der White Walker auslöscht habe ich ehrlich gesagt nicht kommen sehen. Fuck prophecy denken sich die Serienautoren wohl. Oder sollen wir jetzt ausgiebig darüber diskutieren wer Azor Ahai/the Prince(ss) that was promised und wer/was Lightbringer darstellt? Dafür gibt es die Romane (in denen es übrigens keinen Night King gibt), die Serie scheint nicht mehr für wirklich unerwartete, kreative Lösungen zuständig. Etwas enttäuschend empfand ich auch die ansonsten wirklich hervorragende Musik von Ramin Djawadi. Selbst in den anderen großen Schlachten der Show gelangen dem iranisch-deutschen Komponisten eine packende musikalische Untermalung. Aber davon war in The Long Night nicht mehr so viel übrig. Lediglich das mit sanften Streichern interpretierte „Lord of Light“-Thema bei Melisandres poetisch-eisigem Ableben ist mir positiv in Erinnerung geblieben.

Ich halte mich weiterhin von Spoilern fern und hoffe sehr, dass mich die letzten drei Folgen positiv überraschen, ähnlich wie es die ersten beiden Episoden der achten Staffel schafften.

The night is dark and full of terrors. Not anymore.


Game of Thrones: 8×02 – Recap

23. April 2019

Dienstag Abend. Wieder Zeit für die „GoT-Recap“. Wie letzte Woche bin ich völlig unverspoilert in die Sichtung der neuen Folge von Game of Thrones gegangen. Lediglich den Titel habe ich vorher gelesen…

Wer auch weiterhin unverspoilert bleiben will nimmt bitte die fette Warnung Ernst.

 

Der letzte Tag und die letzte Nacht vor der Schlacht gegen die Toten. Winterfell bereitet sich vor. Aber nicht das beschauliche Winterfell aus der ersten Staffel, sondern das Winterfell, welches nun mit tausenden Soldaten, so ziemlich allen Bewohnern des Nordens und fast allen hohen Tieren von Westeros gefüllt ist. Unermüdlich laufen die Vorbereitungen. Waffen werden geschmiedet, Befestigungen gebaut/verstärkt und Essen verteilt. Kampf oder Krypta lautet die Devise.

Dass der Night King, seine White Walker und die Totenarmee vor Sonnenaufgang eintreffen werden wissen wir weil zwischenzeitlich Tormund, Beric, Edd und Co reinschneien. Die Episode beginnt aber mit dem „Supreme Court of Winterfell“, bestehend aus Daenerys, Sansa, Bran und Jon. Jaime Lannister ist ja bekanntlich in Winterfell eingetroffen, allerdings nicht mit einer Lannister-Armee. Weil ihm verständlicherweise keiner der Anwesenden so wirklich über den Weg traut bürgt Brienne für ihren ehemaligen Gefangenen und Eidgefährten. Die Sache wird eigentlich recht schnell und unspektakulär abgehandelt, doch Jamie fühlt sich freilich auch danach nicht wirklich willkommen. Auch das kurze Vieraugen-Gespräch mit seinem Opfer Bran (bzw. Fünf-Augen-Gespräch, Bran ist ja der dreiäugige Rabe) gestaltet sich anders als es der nicht mehr wirklich goldene Löwe erwartet hat.

Da ihr Jon die ganze Zeit ziemlich aus dem Weg geht versucht Dany die Wogen zwischen Sansa und sich zu glätten. Doch so einfach lässt sich die Lady von Winterfell nicht einlullen („What about the north?“). Weitere Spannungen sind unausweichlich. Denn nach offensiv-passiv-agressivem Herumbrüten an der Statue seiner Mama rückt Jon gegenüber seiner neuen Königin mit der Wahrheit über seine Abstammung und seine wahre Identität als Aegon Targaryen raus. Dany glaubt ihrem neuen Lover nicht. Verständlich, denn die heikle Information hat der Ex-König des Nordens von seinem Bruder sowie seinem besten Freund Samwell Tarly. Letzterer nimmt es der Drachenkönigin verständlicherweise übel, dass sie seinen Vater und Bruder zerbrutzeln ließ. Das Gespräch wird unterbrochen vom Klang der Hörner. Die Toten reiten jetzt doch nicht mehr so langsam und stehen in Sichtweite vor den Toren Winterfells.

Ansonsten viel Schwelgen in alten Zeiten (z.B. Tyrion und Jaime oder das Nachtwache-Trio John, Samwell und Edd), rührend-komische Szenen. Dass Arya in der letzten Nacht vor der Schlacht über Gendry herfällt empfand ich jetzt eher als irritierend. Grey Worm und Missandei erfahren stumme Ablehnung (Rassismus) durch die Bewohner des Nordens und beschließen sich daher nach dem Krieg auf der überaus friedlichen Insel Naath, Missandeis Heimat, niederzulassen. Falls beide überleben. Der Anführer der Unbefleckten-Armee wird, so meine Vermutung, in einem der ausstehenden Kämpfe sein Leben lassen. Ein ziemlich klarer Todes-Kandidat ist für mich auch Theon Greyjoy. Nicht nur weil er sich mit Sansa so gut versteht und die beiden ein putziges Paar wären, sondern vor allem weil das ehemalige Stark-Mündel sich als Beschützer von Bran opfern könnte und somit sein Karma wieder total im Positiven wäre.

Die Highlights der Folge gibt’s aber vor dem warmen Kaminfeuer. Zum gemütlichen Beisammensein mit den Lannister-Brüdern und Tyrions gutem Kumpel namens Wein gesellen sich auch Brienne, Dauer-Knappe Podrick, Ser Davos und natürlich der alte Wildlingshaudegen Tormund, der sein eigenes Getränk stilecht im Horn mitgebracht hat. Herrlich wie Tormund den Anwesenden die Story von seiner Begegnung mit einer Riesin erzählt und genial wie das der echt rotbärtige Kristofer Hivju spielt. Und wie dezent er seinen Schwarm Brienne anbaggert („I would have knighted you ten times over“). Jaime findet endlich einen Weg, Brienne seine Dankbarkeit und seinen guten Willen zu zeigen. Er schlägt sie zum Ritter der Sieben Königslande. Tolle Szene, sehr erfüllend. Als sich die Party schon ziemlich im Dämmerzustand befindet fragt Tyrion, ob nicht jemand ein Lied singen will. Zu aller Überraschung gibt Podrick „Jenny’s Song“ aka „Jenny of Oldstones“ zum Besten. Schauspieler Daniel Portman, einer der ewigen Helden aus der zweiten bis dritten Reihe, hat eine wundervolle Stimme. Seine Version gefällt mir besser als jene von Florence + The Machine im Abspann. In dieser Folge ist übrigens wirklich Niemand gestorben.

 

 

Insgesamt eine sehr gemächliche, aber doch recht erfüllende Episode. So kann Fanservice für mich funktionieren. Die Vorfreude auf die größte Schlacht der Fernsehgeschichte am Montag ist groß. Aber jetzt wende ich mich wieder Gaimans Götter jenseits des Atlantik zu.

Credits
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Game of Thrones: 8×01 – Recap

16. April 2019

Zu meiner Überraschung hat mich die Auftaktepisode der finalen Staffel von Game of Thrones doch recht geflasht. Daher ist es jetzt Zeit für eine kleine Recap…

…doch vorher eine eindringliche Spoiler-Warnung

 

Was für ein Hammer-Update des Vorspanns! Einfach grandios. Das Astrolabium fliegt durch die Lücke in der Mauer über Last Hearth nach Winterfell, durch die Burg und die Krypta, von dort aus nach King’s Landing zum Red Keep bis in den Thronsaal wo sich die Schwerter des Eisernen Thrones ausfahren. Dafür bitte einen weiteren Emmy an die Kreativen von Elastic, dem Studio hinter dem GoT-Vorspann und weiteren genialen Opening Titles!

 

 

Doch nun zum Inhalt der Folge. Sowohl mit der Eingangssequenz (Einmarsch von Dany, Jon und den unterschiedlichen Truppen der Drachenkönigin in Winterfell) als auch mit der Schlussszene schlägt die Serie einen direkten Bogen zurück zur allerersten Folge Winter is Coming (die übrigens am 17. April 2011, also vor ziemlich genau acht Jahren premierte). Diese Spiegelung wirkt sich auch auf die musikalische Untermalung aus, im Abspann wird sogar die gleiche Variante des Titelthemas verwendet. In diese mit 51 Minuten nicht direkt lange Episode wird Einiges an Handlung gepackt und nicht einfach nur die Figuren in Stellung gebracht. Wenn ich ehrlich bin mag ich solche Folgen sogar lieber als die groß angelegten Actionszenen.

Nachdem Dany und ihre unfassbar große Schar von Truppen in Winterfell einmarschiert sind gibt es erst einmal einen frostigen Empfang (eisiger könnte das nur noch der Night King) von Lady Sansa und den Lords des Nordens. Ein herzerwärmendes Wiedersehen von Arya und Jon (nach 66 Folgen!) muss aber sein. Solche Szenen haben mich in den letzten Staffeln immer am meisten bewegt. Während sich die hohen Tiere noch um Formalitäten streiten macht sich Schmied und Baratheon-Bastard Gendry (formerly known as Gendry Marathon) an die anspruchsvolle Aufgabe, möglichst viele Waffen mit Drachenglas zu bestücken.

In King’s Landing hat Euron Greyjoy (mit sinistrer Verschlagenheit und herrlicher Arroganz gespielt von Pilou Asbæk) wieder eines seiner Versprechen an Königin Cersei eingelöst und mit seiner Flotte die 20 000 Mann starke Söldnertruppe namens Golden Company unter ihrem Captain Harry Strickland (der deutsche Schauspieler Marc Rissmann in seinem GoT-Debüt) von Essos nach Westeros gebracht. Zu Cerseis Unmut aber ohne Elefanten. (Eine verqueere Theorie als Einschub: das wäre ein Grund für die Lannister-Löwin, sich mit dem Night King zu verbünden, denn der hat wohl untote Mammuts im Gefolge). Erstaunlich, dass dem Wunsch Eurons nach einem „privaten Treffen“ nach einigem Zögern dann doch entsprochen wurde. Ist Cersei doch nicht (mehr) von Jaime schwanger?

Für ihre beiden Brüder hat die blonde Lannister-Chefin jedenfalls ganz konkrete Pläne. Dauersöldner und Humorbolzen Bronn wird vom flotten Dreier im King’s Landing-Vertragspuff weggeholt, damit er mit Joffreys Armbrust (!) sowohl Tyrion als auch Jaime ermordet. Sollte er erfolgreich sein wäre Bronn dann der „Kingslayer Slayer“. Der unkaputtbare Söldner als Zünglein an der Waage im Spiel der Throne? Unterdessen befreit Theon Greyjoy seine Schwester Yara/Asha, die bisher auf der Silence, dem völlig „stummen“ Flagschiff von Eurons Flotte auf weniger langweilige Zeiten wartete. Dabei müssen ein paar Typen dran glauben, darunter Dave Hill (Autor dieser Episode) in seinem Cameo als Mann, dem Theon das Gesicht mit einer Axt spaltet.

Für die Höhepunkte sorgt in der Staffelpremiere allerdings Ex-Maester-Azubi Samwell Tarly, der erstmals Daenerys begegnet, nur um dann zu erfahren, dass sein verhasster Vater und sein weniger verhasster Bruder von ihr hingerichtet wurden. Den Schmerz über den Verlust seiner halben Familie noch frisch in sich trifft er Jon Snow in der Krypta von Winterfell und offenbart ihm das am besten gehütete Geheimnis von ganz Westeros: Jon ist kein Stark-Bastard, sondern Aegon VI Targaryen, der rechtmäßige König der Sieben Königslande. Doch Jon will davon nichts wissen. Kit Harington macht hier seine Sache nicht schlecht, aber John Bradley brilliert als emotional völlig aufgewühlter Samwell. Dass die Angelegenheit einen solchen Verlauf nimmt hätte ich nicht wirklich gedacht.

Kurz vor Ende treffen sich die Überlebenden des Mauersturzes aus Eastwatch-by-the-Sea um Wildlings-Rotbart Tormund und den „untoten“ Beric Dondarrion mit Eddison Tollett und seinem Nachtwache-Rest in Last Hearth, dem Sitz des Hauses Umber, wo sie eine schaurige Entdeckung machen. Die Toten sind nun wahrlich nicht mehr weit.

Eine in ihrer Gesamtheit sehr starke Folge, lediglich Jons erste „Drachenfliegen leicht gemacht“-Stunde hätte man sich sparen können. Das wirkte etwas plump und gewollt komisch. Winterfell war übrigens die erste Game of Thrones-Folge seit Langem, deren Erstsichtung ich völlig unverspoilert genoss.

Wenn ihr mich entschuldigt, es wird Zeit für die neue Folge von American Gods.

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