Klassentreffen (2019)

18. Juli 2021

In Einstimmung auf mein eigenes Klassentreffen am gestrigen Samstag habe ich mir Jan Georg Schüttes gleichnamigen Film von 2019 angesehen, der nicht nur mit einer großen deutschen Starbesetzung aufwartet, sondern zudem fast komplett improvisiert wurde.


„Dieses Leben hatte ich nicht bestellt.“

Köln-Hürth im Jahre 2017. 25 Jahre nach dem Abitur haben Gesa (Annette Frier) und Thorsten (Oliver Wnuk), seitdem ein Paar und seit 17 Jahren verheiratet, ihre alten Klassenkameraden zum Treffen in eben jene Kneipe eingeladen, in welcher damals die Abi-Feier stattfand. Gesas langjährige Freundin Katha (Nina Kunzendorf), mittlerweile Sozialpädagogin, kommt ebenso wie die hochschwangere Scheidungsanwältin Sandra (Elena Uhlig), die immer noch frivole Astrid (Anna Schudt), die mit einem viel älteren Mann verheiratete Stefanie (Anja Kling) und der eher mittlelmäßig erfolgreiche Musiker Hergen (Marek Harloff), genauso wie Kristian (Charly Hübner), der als Schuhfabrikant mit seiner Familie traditionell auf einem Bauernhof lebt, Immobilienmakler Harald (Christian Kahrmann), Tierchirurg Ali (Kida Khodr Ramadan) und Pfleger Andi (Aurel Manthei). Zu aller Überraschung tauchen auch zwei nicht eingeladene Mitschüler von damals auf: die exzentrische Marion (Jeanette Hain), in die damals angeblich jeder der Jungs verliebt gewesen war, und der extra aus den USA angereiste, sehr vermögende Sven (Fabian Hinrichs)…

Wie es der Zufall so wollte wiederholte das Erste am vergangenen Mittwoch den vorliegenden Film, so dass ich einen Tag vor meinem eigenen Klassentreffen (20 Jahre Abitur) die Gelegenheit zur Sichtung erhielt. Regisseur Jan Georg Schütte (Für immer Sommer 90), der auch als Schauspieler arbeitet, ließ die Darsteller wie schon in seinen Werken Altersglühen – Speed-Dating für Senioren (2014) und Wellness für Paare (2016) fast völlig improvisieren. Die Schauspieler agierten lediglich auf der Basis grober Rollenprofile. Gedreht wurde an nur zwei Tagen (25. und 26. November 2017) in einem leerstehenden Gasthof in Hürth, mit insgesamt 30 Kameras und an bis zu fünf Schauplätzen gleichzeitig. Die kurze, aber intensive Drehzeit sorgt aus meiner Sicht für große Authentizität. Denn so erhält das Publikum wirklich den Eindruck, die Veranstaltung fast in Echtzeit zu beobachten. Durch das reduzierte Setting wirkt Klassentreffen (nicht zu verwechseln mit einem Film von und mit Til Schweiger aus dem Vorjahr) fast wie eine dynamische, filmisch festgehaltene Theateraufführung.

Schütte vereint hier ein illustres Ensemble überwiegend namhafter Schauspieler, wobei für mich besonders Jeanette Hain (Therapie für einen Vampir, Babylon Berlin) als „verstrahlte“ Marion und der immer wieder starke Charly Hübner, bekannt vor allem als Kommissar Alexander Bukow aus dem Rostocker Polizeiruf 110 (2010-2021), als konservativer und „heimatbewusster“ Kristian herausragen. Dynamik und Chemie unter den einzelnen Akteuren stimmen. Obgleich immer wieder alte Geschichten, Liebeleien und Animositäten zu Tage kommen, ist man hinterher nicht sehr viel schlauer, was denn da alles vor 25 Jahren (oder später) alles so vorgefallen ist. Das liegt aber definitiv an der nicht sehr langen Laufzeit von 90 Minuten. Kameramann Oliver Schwabe (Being David Hasselhoff) und sein Team filmten insgesamt etwa 130 Stunden Material, was Cutter Benjamin Ikes (Stromberg – Der Film) dann zu einem Spielfilm zusammenschnitt. Eine zweite Fassung, als Miniserie mit sechs Folgen à 30 Minuten (also doppelt so lang), wurde auf ARD One ausgestrahlt. Möglicherweise wirkt diese inhaltlich etwas runder.

Klassentreffen von Jan Georg Schütte ist am 8. März 2019 auf BluRay und DVD erschienen sowie bei diversen Streaminganbietern verfügbar.


Klassentreffen
TV-Komödie/Drama Deutschland 2019. FSK 0. 90 Minuten:
Mit: Annette Frier, Oliver Wnuk, Charly Hübner, Anja Kling, Jeanette Hain, Nina Kunzendorf, Kida Khodr Ramadan, Fabian Hinrichs, Anna Schudt, Marek Harloff, Aurel Manthei, Elena Uhlig, Christian Kahrmann, Guido Renner, Burghard Klaußner u.a. Drehbuch und Regie: Jan Georg Schütte.

Credits
Bilder (c) ARD/WDR.

 

 

 

 

 

 


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