Chloe (Serie)

17. September 2022

Nach dem Tod ihrer ehemals besten Freundin schleicht sich Becky in deren Freundeskreis ein, um mehr über die genauen Umstände herauszufinden, in der Miniserie Chloe von Alice Seabright, einer BBC-/Amazon-Co-Produktion.


Hinter dem schönen Schein

In ihrer Kindheit und Jugend waren Becky (Eloise Thomas) und Chloe (Gia Hunter) die besten Freundinnen. Doch im Alter von 17 Jahren brach der Kontakt ab. Die erwachsene Becky (Erin Doherty) verfolgt weiterhin das scheinbar perfekte Leben Chloes (Poppy Gilbert) aus der Ferne über ein soziales Netzwerk. Doch dann erhält Becky die Meldung, dass Chloe Selbstmord begangen hat. In der gleichen Nacht rief Chloe Becky mehrmals an, obwohl die beiden seit Jahren nicht mehr miteinander gesprochen hatten. Beckys eigenes Leben als Aushilfe in einem tristen Bürojob, die mit ihrer demenzkranken Mutter Pam (Lisa Palfrey) zusammenlebt, ist von Einsamkeit geprägt. So entschließt sich die junge Frau, mehr über die Umstände von Chloes Ableben herauszufinden. Als Sasha nimmt sie den Kontakt zu Chloes bester Freundin, der PR-Unternehmerin Livia (Pippa Bennett-Warner) auf und lernt auch Chloes Witwer, den jungen Politiker Elliot (Billy Howle) sowie weitere Freunde wie DJ Richard (Jack Farthing) und Finanzunternehmer Nish (Akshay Khanna) kennen. Schnell wird sie von der Gruppe aufgenommen. Dabei erfährt Becky nicht nur mehr über ihre alte Freundin Chloe, sondern kommt auch allmählich Elliot näher. Ihrer Mutter geht es unterdessen immer schlechter…

Soziale Netzwerke sind innerhalb der letzten Dekade ein immer zentrales Thema im Leben vieler, vor allem jüngerer Menschen geworden. Auch in Filmen und Serien werden Facebook, Instagram, Twitter und andere Netzwerke immer mehr zum Thema. Regisseurin und Drehbuchautorin Alice Seabright, bisher vor allem für die Netflix-Serie Sex Education tätig, behandelt in ihrer ersten eigenen Serie Chloe mehrere Aspekte dieses Themenfeldes und erforscht auch die Auswirkungen.

Dank Social Media können alte (Schul-)Freunde, die sich eigentlich seit Langem aus den Augen verloren oder mit den Jahren „auseinanderentwickelt“ haben, ganz einfach den Kontakt wiederherstellen und etwas darüber erfahren, was die/der andere in der Zwischenzeit so getan und erlebt hat. Becky fristet eine einsame, recht triste Existenz, hat einen nicht wirklich erfüllenden Job und außerdem damit zu kämpfen, dass ihre an Demenz leidende Mutter gesundheitlich immer stärker abbaut. Voller Faszination verfolgt Becky daher das so wunderschön wirkende Leben von Chloe, ihrer besten Freundin aus Jugendzeiten, die aber als beide 17 Jahre alt waren den Kontakt abbrach, über eine Plattform, welche Instagram sehr ähnelt. Als eben jene Freundin überraschend stirbt möchte Becky mehr erfahren und verschafft sich unter falschem Namen Zugang zum persönlichen Umfeld der Verstorbenen. Eigene Freunde hat Becky nicht. Gelegentlich schleicht sie sich auf irgendwelche schicken Veranstaltungen. Auf einer davon lernt Becky den Amerikaner Josh (Brandon Micheal Hall) kennen, der sie schnell durchschaut.

Die Prämisse des Sechsteilers lässt den Schluss zu, dass wir es hier mit einem stylishen Thriller zu tun haben. Doch das Interesse von Serienschöpferin Alice Seabright und ihrem Team (darunter die Co-Autorinnen Poppy Cogan und Kayleigh Llewellyn sowie Co-Regisseurin Amanda Boyle) liegt gänzlich anderswo. Vielmehr geht es einerseits darum, das vermeintlich perfekte Leben der verstorbenen Titelfigur zu entzaubern sowie die nach Antworten und Anschluss suchende Protagonistin immer tiefer in Abgründe und ein selbst aufgebautes Lügengebäude eintauchen zu lassen. Ehrlich gesagt hatte ich damit gerechnet, dass die für die BBC und Amazon Prime Video produzierte Serie früher oder später in reißerische Gefilde abdriftet, um dem Publikum am Ende einen potenziell überraschenden, aber im Endeffekt ziemlich konstruierten Twist zu präsentierten. Doch weit gefehlt. Chloe erweist sich zwar als abgründiges Psychodrama, bleibt gleichzeitig aber auch angenehm unreißerisch und glänzt durch eine organisch entwickelte Handlung, die zudem gekonnt mit Auslassungen arbeitet, den Zuschauern eben nicht alles von vorne bis hinten erklärt. Die Erzählperspektive bleibt konsequent bei Becky, die sich aus den Dingen, welche sie über Chloe und ihr privates Umfeld erfährt, immer wieder mögliche Szenen in ihrer Phantasie zusammenreimt. Hinzu kommen die realen Flashbacks auf die innige Freundschaft der beiden jungen Mädchen. Am Ende ergibt sich aus diesen ganzen Bestandteilen ein stimmiges, aber keinesfalls vollständiges Bild, nicht ohne Brüche und Widersprüche.

Es spricht ebenfalls für die Qualität der Miniserie, dass die zentrale Hauptfigur Becky nicht dämonisiert, sondern trotz ihrer Probleme neutral dargestellt wird. Bezüglich ihres Innenlebens bleibt die ganze Angelegenheit recht vage. Dank der starken Performance von Hauptdarstellerin Erin Doherty, bekannt für ihre Verkörperung von Prinzessin Anne in Staffel 3 und Staffel 4 von The Crown, wird diese widersprüchliche Figur lebendig. Außerdem überzeugen Billy Howle (Dunkirk, Am Strand [2017]) als Chloes Ehemann Elliot und Lisa Palfrey (Sex Education) als Beckys demenzkranke Mutter.

Die komplette sechsteilige Miniserie Chloe ist seit dem 24.06.2022 Teil des Angebots von Amazon Prime.


Chloe
Psychodrama/Miniserie UK 2022. FSK 12. 6 Folgen. Gesamtlänge: ca. 335 Minuten.
Mit: Erin Doherty, Billy Howle, Pippa Bennett-Warner, Jack Farthing, Brandon Micheal Hall, Lisa Palfrey, Poppy Gilbert, Alexander Eliot, Akshay Khanna, Eloise Thomas, Gia Hunter u.a. Idee: Alice Seabright. Drehbuch: Alice Seabright, Poppy Cogan, Kayleigh Llewellyn. Regie: Alice Seabright, Amanda Boyle.

Credits
Bilder (c) Amazon/BBC.

 

 


The Woman in the House Across the Street From the Girl in the Window

12. Februar 2022

Im Vorfeld sorgte The Woman in the House Across the Street From the Girl in the Window, die Miniserie mit einem Titel, den man kaum aufsagen kann ohne einen Knoten in den Stimmbändern zu riskieren, für Verwirrung. Aus dem Trailer wurde man nicht schlau, ob es sich wirklich um eine Parodie überkonstruierter Psychothriller oder um einen ernstgemeinten Vertreter des Genres handelt. Nach der Sichtung weiß ich es immer noch nicht.

Die Serie von drei Autoren, die eine ganze coole Parodie machen wollten, aber irgendwie selbst nicht so ganz bei der Sache waren und möglicherweise die ein oder andere Flasche Rotwein zu viel geleert haben

Der Tod ihrer Tochter Elizabeth hat sie nicht nur in tiefe Trauer gestürzt, sondern auch die Ehe von Malerin Anna (Kristen Bell) und FBI-Psychologe Douglas Whitaker (Michael Ealy) zerstört. Während Douglas nur für seine Arbeit zu leben scheint hat sich die traumatisierte Anna völlig zurückgezogen. Sie verbringt ihre Tage mit etwas Lesen, aber vor allem dem Leeren unzähliger Rotwein-Flaschen und dem Blick aus dem Fenster. Ihre durch das Trauma ausgelösten Angststörungen erschweren die Situation. Da zieht im Haus gegenüber der gutaussehende Witwer Neil (Tom Riley) mit seiner neunjährigen Tochter Emma (Samara Yett) ein. Anna freundet sich ein wenig mit der kleinen Familie ein, muss aber bald zu ihrer Enttäuschung feststellen, dass Neil in Person der Stewardess Lisa (Shelley Hennig) eine junge, attraktive Freundin hat. Eines Nachts erwacht Anna und beobachtet von ihrem Fenster aus wie im Haus gegenüber Lisa ermordet wird. Doch die verständigte Polizei findet keinerlei Anzeichen für eine Gewalttat. Und der wütende Neil erklärt Anna, dass Lisa sich auf einem Flug nach Seattle befinde. Detective Lane (Christina Anthony) von der örtlichen Polizei folgert, dass sich Anna den Vorfall aufgrund ihrer gleichzeitigen Einnahme von Alkohol und Psychopharmaka nur eingebildet hat. Anna beginnt zuzweifeln. Hat sie Halluzinationen und wird langsam aber sicher verrückt? Gewisse Hinweise deuten allerdings darauf hin, dass an ihren Beobachtungen etwas dran sein muss. Und so beginnt Anna auf eigene Faust zu ermitteln…

Titel und Setting der vorliegenden Netflix-Serien erinnern freilich an Psychothriller mit Mysteryelementen der jüngeren Vergangenheit, vor allem The Girl on the Train (2016, nach dem Roman von Erin Cressida Wilson) und dem bei Netflix veröffentlichten The Woman in the Window (2021, nach A.J. Finn), die beide durchwachsene Kritiken erhielt und sich mit ihrer Ausgangssituation freilich auf den Hitchcock-Klassiker Das Fenster zum Hof (1954) beziehen. Die Trailer zu The Woman in the House Across the Street From the Girl in the Window (ab hier abgekürzt als TwitHAtSFtGitW) sorgten für Verwirrung, weil man aus diesen nicht herauslesen konnte, ob der Achtteiler nun eine echte Parodie des Genres oder doch eine halbwegs ernstgemeinter Vertreter darstellt. Nach der Sichtung der Serie ist man wiederum auch nicht schlauer. Denn das Autoren-Trio Rachel Ramras, Hugh Davidson und Larry Dorf (die bisher teils gemeinsam als Autoren und Sprecher an diversen Animationsserien gearbeitet haben) vermeidet es, sich wirklich festzulegen. Und so erweist sich TwitHAtSFtGitW tonal als mittlere Katastrophe.

Zugegebenermaßen habe ich die oben erwähnten „Vorbilder“ aus den letzten Jahren nicht gesehen, was daran liegen mag, dass mich albern-reißerische Thriller nicht interessieren. Einer gelungenen Parodie dieser überhypten Art von Film nicht abgeneigt, wagte ich mich trotzdem an die Miniserie. Die meiste Zeit über gestaltet diese sich als seriöse Veranstaltung. Die gelegentlich eingestreuten Gags verfehlen daher zum Teil ihre Wirkung, weil man als Zuschauer oft nicht weißen, ob man an den betreffenden Stellen lachen darf/soll oder nicht. Im Grunde präsentiert sich TwitHAtSFtGitW wie eine Hochglanz-Produktion eines herkömmlichen US-Networks. Ein Format, das in der Ära hochwertiger und komplexer Serien nicht mehr zeitgemäß wirkt. Passend dazu gestaltet sich die ganze Angelegenheit oberflächlich und unmotiviert. Es spricht Bände, dass hier wieder fast nur perfekt aussehende oder zumindest sehr gut gestylte Menschen vorkommen. Protagonistin Anna ist vom Tod ihrer Tochter völlig traumatisiert und sollte eigentlich so aussehen, wie eine Frau, die sich total gehen lässt, ein Alkoholproblem hat und kaum noch das Haus verlässt. Stattdessen sieht sie wie gemäß oberflächlichem Hollywood-Kitsch-Knigge üblich in JEDER Szene perfekt geschminkt aus! Die aus meiner Sicht fehlbesetzte Hauptdarstellerin Kristen Bell (allgemein bekannt für Veronica Mars und Gossip Girl; ich kenne sie eher aus ihrer Rolle in Heroes) passt sich der ganzen Ästhetik dann konsequenterweise an und liefert ähnlich wie der Rest des Ensembles eine eher ausdruckslose, oberflächliche Performance ab.

Mit der immer wieder Haken schlagenden Story hat mich die Miniserie ehrlicherweise ganz gut bei der Stange gehalten, auch weil sie natürlich zum Miträtseln einlädt. Nach sieben von acht Folgen glaubt man die mögliche, behämmerte Auflösung zu kennen. Nur zaubert das Drehbuch in der letzten Episode dann einen Twist aus dem Ärmel, der völlig banane ist und selbst in einer Parodie überzogen wirkt. Dabei entpuppt sich TwitHAtSFtGitW nicht als völliger Reinfall. Trotz aller Oberflächenreize ist die ganze Show solide inszeniert und Grund zum Lachen gibt es dann doch immer wieder. Aber inhaltlich ist das alles plumpes Malen nach Zahlen, wobei man bis auf ein paar eingetrocknete Filzstifte alle Farben vorher weggeworfen hat und kurz vor dem Finale den Geistesblitz hat, dass ja noch ein Eimer mit Blutrot auf dem Dachboden rumliegt.

Jedenfalls war die Miniserie dank des Konsums von ca. 25 Flaschen Rotwein gut auszuhalten. An dieser Stelle ist leider Schluss, denn ich muss dringend nachsehen, ob dieser tranige Handwerker nach Monaten immer noch den Briefkasten zu reparieren versucht. Außerdem giert es mir nach einem Auflauf und ich darf auf keinen Fall die spannenden Ereignisse im Haus gegenüber verpassen. Leider haben die Tabletten nicht gegen meine panische Angst vor der Farbe Umbra, auch bekannt als Umbraphobie, geholfen. Ich schweife ab.

Die Miniserie The Woman in the House Across the Street From the Girl in the Window ist seit dem 28. Januar 2022 bei Netflix abrufbar.


The Woman in the House Across the Street From the Girl in the Window
Thriller/Miniserie USA 2022. 8 Folgen. Gesamtlänge: ca. 204 Minuten.
Mit: Kristen Bell, Tom Riley, Michael Ealy, Samara Yett, Cameron Britton, Mary Holland, Christina Anthony, Shelley Hennig u.a. Idee und Drehbuch: Rachel Ramras & Hugh Davidson & Larry Dorf. Regie: Michael Lehmann.

 

 

Credits
Bilder (c) Netflix.

 

 


Lambs of God

28. April 2021

Drei Nonnen führen ein völlig zürückgezogenes Leben in ihrem Kloster auf einer verlassenen Insel. Da taucht plötzlich ein junger Priester auf. Seine Anwesenheit droht die Idylle des Trios zu zerstören, in der australischen Miniserie Lambs of God.

Von Lämmern, Märchen und Nonnen

Auf einer schwer erreichbaren, etwas abgelegenen Insel in der irischen See wurde einst das Kloster der Heiligen Agnes gegründet. Viele Jahre später sind nur noch drei Nonnen des klausulierten Ordens übrig: die ältere Schwester Margarita (Ann Dowd), Ordensvorsteherin Schwester Iphigenia (Essie Davis) und die junge Schwester Carla (Jessica Barden). Die drei Frauen führen ein gottesfürchtiges Leben im Einklang mit der Natur, leben dabei von eigener Landwirtschaft und der Zucht von Schafen. Diese Idylle droht zu enden als Pater Ignatius (Sam Reid) auf der Insel auftaucht. Denn der junge Priester hat vom Bischoff den Auftrag zu erhalten, die Insel für ein lukratives Bauprojekt auszukundschaften. Die Nonnen sehen ihre friedliche Existenz gefährdet und halten Ignatius fest. Als für Ignatius mehrere Tage verschwunden bleibt, beginnt sich seine Schwester, die alleinerziehende Frankie (Kate Mulvany), Sorgen zu machen. Seargent Barnaby (Daniel Henshall) von der örtlichen Polizei beginnt mit Nachforschungen…

Von der australischen Miniserie Lambs of God, basierend auf dem gleichnamigen Roman der irischen Schriftstellerin Marele Day (in Deutschland unter dem Titel Die Bräute des Himmels erschienen), hatte ich schon länger gehört, wusste aber bis vor wenigen Woche nicht, dass diese bereits am 1. November 2019 beim Streaminganbieter TV NOW ihre deutsche Premiere erhalten hatte. Erst durch die Erstausstrahlung im deutschen Free-TV am 30. März und 6. April 2021 bei ARD One wurde ich wieder auf den Vierteiler aufmerksam. Zugebenermaßen hat anfangs weniger die Thematik als zwei der Hauptdarstellerinnen mein Interesse an Lambs of God geweckt, nämlich Essie Davis (Miss Fishers mysteriöse Mordfälle, Milla meets Moses) und Jessica Barden (The End of the F***ing World, Penny Dreadful). Obwohl ich alles anderes als gläubig bin vermochte mich die Geschichte vor allem hinsichtlich des Lebens der drei Nonnen wirklich zu fesseln. Die von Jeffrey Walker (u.a. Modern Family, H2O – Plötzlich Meerjungfrau) inszenierte und von Sarah Lambert (Love Child) adaptierte Miniserie präsentiert auf wirkungsvolle Weise zwei völlig gegensätzlichen Ausprägung von Religion.

Auf der einen Seite eine auf Machterhalt und Geldvermehrung fixierte autokratische, patriarchalische Institution, auf der anderen die völlig ohne Fortschritt und Luxus, im Einklang mit der Natur lebenden Ordensschwestern/Frauen. Vor allem die unterschiedlichen Aspekte und die teils weniger christlichen als vielmehr paganistisch anmutenden Rituale des Hauptfiguren-Trios (an bestimmten Tagen wird eines der Lämmer geschlachtet und anschließend dessen Blut getrunken) werden gut vermittelt. Margarita, Iphigenia und Carla glauben übrigens auch daran, dass die Lämmer und Schafe die Wiedergeburten ihrer verstorbenen Ordensschwestern sind. Durch ihre etwas absonderlichen Eigenheiten wirken die drei Nonnen auf den „klassisch ausgebildeten“ Pater Ignatius umso befremdlicher, was auch für den ein oder anderen humorvollen Moment sorgt. Die Szenen auf der Insel und im Kloster bilden mit ihrem dezenten Gothic-Horror-Ambiente und der wankelmütigen Figurendynamik die Stärken der nie zu dick auftragenden Miniserie. Gekonnt werden zudem die teils traumatischen Lebensgeschichten des Ordensschwestern-Trios immer dann in die Story eingewoben, wenn die drei düstere Varianten eines bekannter Märchen nacherzählen. Die Handlung auf dem Festland um Ignatius‘ Schwester Frankie und den freundlichen, aber wenig erfolgreichen Polizisten Barnaby kann damit leider nicht ganz mithalten.

Der Roman und auch die TV-Adaption spielen zwar in Irland, gedreht wurde allerdings in Australien, nämlich in den Blue Mountains in New South Wales und auf dem Inselstaat Tasmanien (der Heimat von Essie Davis). Für Kameramann Donald McAlpine (u.a. Predator, Die Stunde der Patrioten und Moulin Rouge) war es in seiner über fünfzig Jahre andauernden Karriere die erste Arbeit an einer Fernsehserie. Dem 1934 geborenen Australier gelangen vor allem auf der Tasmaninsel, auf welcher die Außenaufnahmen für das Kloster entstanden, eindrucksvolle Bilder von wild-berauschender Schönheit. Und ich könnte mir ehrlich gesagt keine besseren Schauspielerinnen für die drei Leading Parts verstellen. Der jungen britischen Akteurin Jessica Barden wirkt die Rolle der zwar erwachsenen, aber kindlichen, fernab der Zivilisation aufgewachsenen und daher neugierig-unschuldigen Carla wie auf den Leib geschrieben. Essie Davis erkennt man als besonnene Iphigenia mit ihrem verhärmten Gesicht und zwei verschiebenfarbigen Augen kaum wieder. Die dritte im Schwesternbunde gibt die US-Amerikanerin Ann Dowd (The Leftovers, The Handmaid’s Tale) als von einer Missbrauchserfahrung in ihrer Jugend gezeichnete Margarita. Alle drei Schwestern bilden als junges Mädchen, Frau mittleren Alters und ältere Dame quasi ein Tochter-Mutter-Großmutter-Dreigestirn. Neben Sam Reid in der vierten Hauptrolle als junger Priester hat Damon Herriman (der in Once Upon a Time in Hollywood als Charles Manson zu sehen war) in den letzten beiden Folgen einen Part als zwielichtiger Pater Bob, der mich etwas an Johnny Depp erinnert hat.

Die komplette Miniserie Lambs of God ist (leider nur) beim Streamingdienst TV NOW abrufbar.

Lambs of God
Drama/Miniserie Australien 2019. 4 Folgen. Gesamtlänge: ca. 220 Minuten. Mit: Essie Davis, Jessica Barden, Ann Dowd, Sam Reid, Kate Mulvany, Daniel Henshall u.a. Nach dem Roman
Die Bräute des Himmels von Marele Day. Drehbuch: Sarah Lambert. Regie: Jeffrey Walker.


Credits
Bilder (c) TV NOW/Foxtel.

 

 


Dracula (2020)

17. Januar 2020

Nach der schwachen vierten Staffel von Sherlock widmeten Steven Moffatt und Mark Gatiss einer anderen Fgur der viktorianischen Phantastik einen Dreiteiler, der seit dem ersten Januar-Wochenende bei Netflix zu sehen ist. In Dracula spielt der Däne Claes Bang den legendären Vampirfürsten aus der Feder von Bram Stoker…

Frisches Blut

1897. In einem Kloster in Budapest erzählt der gesundheitlich schwer angeschlagene englische Anwalt Jonathan Harker (John Heffernan) der Ordenschwester Agatha (Dolly Wells) von seinen schrecklichen Erlebnissen mit Graf Dracula (Claes Bang) in dessen labyrinthischem Schloss. Doch der untote Vampirfürst will seinen „Diener“ nicht so einfach ziehen lassen…

Der legendäre Blutsauger und Titelheld von Bram Stokers Roman aus dem Jahre 1897 war bereits unzählige Male in Film und Fernsehen zu sehen. Dabei wurde er unter anderem von Max Schreck, Bela Lugosi, Lon Chaney Jr., John Carradine, Christopher Lee, Jack Palance, David Niven, Louis Jordan, Klaus Kinski, George Hamilton, Frank Langella, Gary Oldman, Leslie Nielsen, Gerard Butler, Patrick Bergin, Richard Roxburgh, Marc Warren, Thomas Kretschman, Jonathan Rhys-Meyers, Luke Evans und Christian Camargo verkörpert. In diese langen Fußstapfen tritt nun der dänische Schauspieler Claes Bang (The Square, The Affair: Staffel 5). Aus meiner Sicht war die lieblos hinkonstruierte und teilweise haarsträubend unlogische vierte Staffel von Sherlock, der BBC-Erfolgsserie aus der Feder von Steven Moffatt (Coupling, Doctor Who) und Mark Gatiss, (der auch die Rolle von Mycroft Holmes spielt) schon irgendwie gruselig. Von daher erscheint es nicht unbedingt überraschend , dass sich die beiden Autoren danach mit einem richtigen Horror-Projekt befassen. Zu Beginn bietet „Dracula 2020“ noch einige gewohnte Elemente der Vorlage auf, macht aus dem Stoff aber schon bald etwas Eigenes und spart dabei keineswegs mit Blut.

Gekonnt wechselt die erste Folge zwischen Harkers Erlebnissen in Draculas Schloss und den Ereignissen im Kloster. Die beiden weiteren Episoden spielen allerdings an gänzlich anderen Schauplätzen. Gatiss und Moffatt adaptieren zwar einige gängige Elemente und bekannte Charaktere aus der Vorlage, ihre Version vernachlässigt aber den romantischen Aspekt ziemlich. Stattdessen wird die Existenz des Vampirfürsten immer wieder vor allem in den Dialogen wissenschaftlich-analytisch erforscht oder gewisse Eigenheiten erklärt wenngleich diese Herangehensweise die legendäre Figur der Horrorliteratur keinesfalls entzaubert. „Dracula 2020“ gelingt es der Geschichte und seinem Protagonisten eine humorvolle Note zu verleihen ohne allerdings das Ganze ins Lächerliche zu ziehen. Außerdem profitiert die Miniserie davon, dass der charismatisch-präsente Hauptdarsteller Claes Bang in Person von Dolly Wells (Stolz und Vorurteil und Zombies, Can You Ever Forgive Me?) als Agatha einen starken Gegenpart besitzt. Zudem erinnert die technisch überaus gelungene Inszenierung an die Stärken von Sherlock.

Bestanden alle bisherigen Staffeln von Sherlock aus je drei 90-Minütern, so macht dies auch bei Dracula auf den ersten Blick Sinn. Nur gibt es aus meiner Sicht einen großen Qualitätsabfall in der dritten Folge. Die Story des letzten Drittels hätte mehr Zeit zur Ausarbeitung benötigt und auch die hier neu eingeführten Figuren kommen eindeutig zu kurz. Im Grunde wäre eine Episode mehr notwendig gewesen. Dann würde das Finale nicht so überstürzt wirken.

Die komplette Miniserie ist seit dem 4. Januar 2020 bei Netflix abrufbar.

Dracula
3teilige Horror-Miniserie UK 2020. Gesamtlänge: ca. 270 Minuten. Mit: Claes Bang, Dolly Wells, Jonathan Aris, Morfydd Clark, John Heffernan, Lydia West u.v.a. Idee & Drehbuch: Steven Moffatt und Mark Gatiss. Regie: Jonny Campbell, Damon Thomas, Paul McGuigan.

Credits
Bilder (c) BBC/Netflix.


Watership Down – Unten am Fluss (2018) (Kurzkritik)

18. Januar 2019

Für Kaninchenfans bot 2018 gleich zwei Buchverfilmungen. Nachdem Peter Hase um Ostern in einem Animations-Realfilm-Mix auf der großen Leinwand hoppelte, veröffentlichten die BBC und Netflix kurz vor Weihnachten noch die Neuadaption von Richard Adams‘ Roman Watership Down – Unten am Fluss als vierteilige Miniserie…

Von Kaninchen und mäßigen Animationen

In Südengland. Der junge Fiver (Originalstimme: Nicholas Hoult) bewohnt mit vielen anderen Kaninchen einen großen Bau. Nachdem er eine Vision von der Zerstörung ihrer Heimstätte erlebt, beschließt sein älterer Bruder Hazel (James McAvoy) vor dem bevorstehenden Unheil zu fliehen. Bei Anführer Threahrah (Tom Wilkinson) stoßen die beiden allerdings auf taube Ohren, können aber andere Kaninchen für die Suche nach einer neuen Heimat überzeugen, darunter Bigwig (John Boyega), Bluebell (Daniel Kaluuya) und Dandelion (Daniel Rigby), allerdings keine Weibchen. Und so macht sich die kleine Gruppe auf eine abenteuerliche Reise voller Gefahren, zu denen nicht nur die üblichen Feinde zählen, sondern auch ein vom tyrannischen General Woundwort (Ben Kingsley) geführter Kaninchenstaat…

Der britische Autor Richard Adams (1920-2016) verlieh den Kaninchen in seinem Roman Watership Down (1972) zwar kein anthromorphes Aussehen, dafür aber eine eigene Sprache, Kultur, Mythologie und Gesellschaftsstruktur. 1978 gab es eine erste Adaption, als abendfüllender Zeichentrickfilm von Regisseur Martin Rosen. 40 Jahre später erschien kurz vor Weihnachten die bereits seit ein paar Jahren angekündigte Neuauflage in Form einer animierten Miniserie. Regie führte der Israeli Noam Murro (300: Rise of an Empire), nach einem Drehbuch von Tom Bidwell. Mit einer Laufzeit von insgesamt etwa 200 Minuten besitzt der Vierteiler inhaltlich natürlich die besseren Möglichkeiten, den Stoff adäquat umzusetzen, was hier auch gut genutzt wird. Allerdings hat die 2018er Version ein gravierendes Problem: die Computeranimationen sehen aus als entstammten sie einem Videospiel aus Zeiten der Jahrtausendwende. Irgendwie schien die lange Produktionszeit (angekündigt wurde das Projekt erstmals 2014) nicht ausgereicht zu haben, denn die Animationen und teilweise auch Hintergründe wirken unfertig, trotz der flüssigen Bewegungen der Kaninchen. Insgesamt geriet die Optik recht farblos, das erschwert vor allem die Unterscheidung der einzelnen Charaktere untereinander sehr. „Watership Down 2018“ besticht eher durch die abwechlungsreiche, bewegende Geschichte über den mit gesellschaftkritischen Themen unterfütterten Überlebenskampf besonders gefährdeter Tiere. Die harten Szenen wurden im Gegensatz zum Zeichentrickfilm leider etwas entschärft. Ein Großteil des Budgets von 20 Millionen Pfund dürfte vielleicht für die Gagen des überaus prominenten Voicecasts angefallen sein. Mit den X-Men-Stars James McAvoy und Nicholas Hoult als Hazel bzw. Fiver sowie John Boyega (Star Wars), Peter Capaldi (Doctor Who), Daniel Kaluuya (Black Panther), Gemma Arterton (James Bond – Ein Quantum Trost), Oliva Colman (The Favourite) und Oscar-Preisträger Ben Kingsley liest sich die Besetzungsliste fast wie ein Who-is-Who der aktuellen britischen Schauspielszene. Ich persönlich hätte mich an Ostern 2019 mehr über den Vierteiler gefreut. Dann wären noch ein paar Monate Zeit geblieben, um die Animationen fertig zu rendern.

Die komplette Miniserie ist seit dem 23. Dezember 2018 bei Netflix abrufbar.


Watership Down – Unten am Fluss
(Watership Down)
Animation/Miniserie UK 2018. 4 Folgen. Gesamtlänge: ca. 204 Minuten. Nach dem Roman von Richard Adams. Drehbuch: Tom Bidwell. Regie: Noam Murro.

Credits:
Bilder (c) Netflix/BBC.


Parfum (Kurzkritik)

19. Dezember 2018

12 Jahre nachdem Tom Tykwer Patrick Süskinds Roman Das Parfum verfilmt hat gibt es eine sechsteilige Serie, welche die Prämisse des Buches in die Gegenwart verlagert. Als eine Sängerin ermordet wird geraten ihre fünf Freunde aus der Schulzeit ins Visier der Ermittlungen…

Böse Mütter, arme Kinder

In der Region Niederrhein wird die Leiche der rothaarigen Sängerin Katharina „K“ Läufer (Siri Nase) in deren Swimmingpool entdeckt. Der Toten wurden sämtliche Körperbehaarung mit chirurgischer Präzision entfernt. Die Spur des Ermittlerteams um Profilerin Nadia Simon (Friederike Becht) und ihren Kollegen Matthias Köhler (Jürgen Maurer) führt zu Katharinas alter Clique aus einem katholischen Internat, bestehend aus dem Arzt Roman Seliger (Ken Duken), seiner Ehefrau Elena (Natalia Belitski), dem Parfumeur Moritz de Vries (August Diehl), Zuhälter Thomas Butsche (Trystan Pütter) und dem einsamen Loser Daniel „Zahnlos“ Sluiter (Christian Friedel). Inspiriert durch den Roman Das Parfum (1985) experimentierte die Gruppe vor etwa 20 Jahren mit Gerüchen und Düften, genau wie Grenouille, der Protagonist des Buches. Auch der Mörder von „K“ scheint dessen Vorgehensweise zu kopieren…

Patrick Süskinds Welterfolg über die Welt der Gerüche als Vorlage für einen düsteren Kriminalfall in der Gegenwart. Warum auch nicht? Doch was Regisseur Philipp Kadelbach (Unsere Mütter, unsere Väter) und Drehbuchdebütantin Eva Kranenburg aus dieser Prämisse machen ist auf eine ganz andere Weise schaurig als beabsichtigt. Nicht nur das die Story teilweise wirklich ekelerregende Details beinhaltet, bisweilen wirkt die ganze Angelegenheit auch einfach unfreiwilig komisch. Doch das wirklich schlimme an Parfum ist die durchgehende Misogynie, die zum Himmel stinkt. Die zentrale Ursache für die Probleme fast aller Figuren, somit Auslöser für Mord und andere Verbrechen, sind schlicht und ergreifend: böse Mütter; die ihren Nachwuchs vernachlässigen, zurücklassen, demütgen oder sogar misshandeln. Die Söhne dieser Rabenelternteile werden zur frauenhassenden Monstern, die Töchter zu unterwürfigen und irrational agierenden Opfern. Der Versuch dadurch eine ausgewogene, gar psychologisch vielschichtige Charakterzeichnung zu erreichen scheitert auf ganzer Linie. Und dabei kann man nicht einmal sagen, dass der Sechsteiler durchgehend misslungen sei. Durch die farbentsättigen Bilder der trostlosen Schauplätze sowie die geschickte Montage der Gegenwartshandlung mit den Ereignissen vor 20 Jahren wirkt Parfum zumindest inszenatorisch ansprechend. Insgesamt solide agiert auch das Darsteller-Ensemble, vor allem Friederike Becht (Die Vierhändige) und August Diehl (Der junge Karl Marx). Aber von hochwertiger Serienware bleibt das Endprodukt Lichtjahre entfernt.

Parfum ist seit der Erstausstrahlung bei ZDFneo in der ZDF-Mediathek noch bis einschließlich 27. Dezember 2018 abrufbar, aus Jugendschutzgründen allerdings nur zwischen 22:00 Uhr und 6:00 Uhr.

Parfum
Krimiserie Deutschland 2018. FSK 16. 6 Folgen. Gesamtlänge: 346 Minuten. TV-Erstausstrahlung: 14. November 2018.
Mit: Friederike Becht, Natalia Belitski, August Diehl, Ken Duken, Christian Friedel, Trystan Pütter, Jürgen Maurer, Wotan Wilke Möhring u.v.a. Nach Motiven des Romans Das Parfum. Die Geschichte eines Mörders von Patrick Süskind. Idee: Eva Kranenburg, Philipp Kadelbach, Oliver Berben. Drehbuch: Eva Kranenburg. Regie: Philipp Kadelbach.

Credits:
Bilder (c) Constantin Film/ZDF Neo.


Das karmesinrote Blütenblatt (Kurzkritik)

6. November 2016

In Das karmesinrote Blütenblatt erhält eine belesene junge Frau im viktorianischen London die Chance, ihr Leben als Prostituierte hinter sich zu lassen. Für die BBC wurde der Roman von Michel Faber als Vierteiler mit prominentem Cast adaptiert.

Im viktorianischen London ist die junge Sugar (Romola Garai), die im Bordell der zerknitterten Mrs. Castaway (Gillian Anderson) anschafft, bei begüterten Männern sehr gefragt. Der unbedarfte und antriebslose Industriellensohn William Rackham (Chris O’Dowd), dessen Ehefrau Agnes (Amanda Hale) unter schweren psychischen Problemen leidet, verfällt Sugar sofort und bietet ihr die einmalige Gelegenheit, als seine Mätresse der Düsterheit des Elendsviertels zu entfliehen. Sugar, die an einem Buch schreibt, in welchem sie mit den Freiern abrechnet, willigt ein…

das-karmesinrote-bluetenblatt_dvdDie Verfilmung des Romans The Crimson Petal And The White (2002) – der Titel ist ein Zitat aus einem Gedicht von Alfred Lord Tennyson – passt gut ins Portfolio der BBC, die seit Jahrzehnten die Werke von Jane Austen, Charles Dickens und anderen Schriftstellern der Zeit als Fernsehfilme oder Mehrteiler adaptiert. Wie bei Austen und Dickens geht es auch hier um Liebe über Standesgrenzen hinweg, gesellschaftliche Zwänge, bittere Armut und die Emanzipation der Frau gegen Unterdrückung durch Männer. Regisseur Marc Munden (Die Mätresse des Teufels) inszenierte auf Basis des Drehbuchs von Lucinda Coxon (The Danish Girl) ein abgründiges Sozialdrama mit düsteren Kulissen, karger Farbgebung und fast klaustrophobischer Kameraführung. Die Geschichte hätte vielleicht ein oder zwei Episoden mehr gut vertragen können, um etwas organischer zu wirken. Angeführt von Romola Garai (Abbitte, The Hour) und Chris O’Dowd (The IT Crowd, Friends With Kids) sowie u.a. mit Gillian Anderson (Akte X, The Fall – Tod in Belfast) und Mark Gatiss (Sherlock) in wichtigen Nebenrollen glänzt Das karmesinrote Blütenblatt durch seine starke Besetzung.

8-10Das karmesinrote Blütenblatt (The Crimson Petal And The White)
Gesellschaftsdrama/Miniserie UK, Kanada 2011. FSK 16. 4 Folgen. Gesamtlänge: ca. 236 Minuten. Mit: Romola Garai, Chris O’Dowd, Amanda Hale, Shirley Henderson, Richard E. Grant, Mark Gatiss, Gillian Anderson u.a. Regie: Marc Munden. Drehbuch: Lucinda Coxon. Nach dem Roman von Michel Faber.

Bild (c) Polyband.


Der Mann an ihrer Seite (Kurzkritik)

27. April 2016

Der als perfekter Schachzug geplante Rücktritt des britischen Wirtschaftsministers geht nach hinten los. Stattdessen wird seine Ehefrau ins Kabinett berufen und er in den Hintergrund gedrängt.

Mit seinem geschickt ins Szene gesetzten Rücktritt vom Amt des Wirtschaftsministers wollte Politiker Aiden Hoyns (David Tennant) eigentlich die Position des umstrittenen britischen Premierministers schwächen. Doch der Schachzug geht nach hinten los, weil Aiden ausgerechnet von seinem langjährigen (nicht nur politischen) Weggefährten und besten Freund Bruce Babbish (Ed Stoppard) ausmanövriert wird. Zusätzlich zu diesem demütigenden Verrat wird Aidens Ehefrau Frey Gardner (Emily Watson) das Arbeitsministerium angeboten. Nach Rücksprach mit ihrem Ehemann übernimmt Freya den Posten, wobei Aiden natürlich hofft, durch seine Frau weiterhin die Fäden in der Hand zu haben, abgesehen davon dass er von nun an „lediglich“ als Familienvater und einfacher Abgeordneter agiert. Doch Freya bestreitet eigene Wege, die ein enges Verhältnis zum „Verräter“ Bruce nicht ausschließen. Aus dem Hintergrund versucht Aiden die Aktionen seines Konkurrenten zu sabotieren. Zuhause könnte es auch besser laufen. Denn der am Asperger-Syndrom leidende Sohn Noah (Oscar Kennedy) und dessen Zwänge bereiten zunehmend Schwierigkeiten…

The Politicians Husband_DVDAuch wenn inhaltlich ähnliche Geschichten schon in einem Spielfilm abgehandelt wurden, so wird relativ früh klar: Der Mann an ihrer Seite ist als Dreiteiler dann doch zu kurz, um alle Handlungsstränge und Themen adäquat zu entwickeln bzw. umzusetzen. Vor allem erweist sich die von Paula Milne (The Virgin Queen) verfasste und von Simon Cellan Jones (Klondike) angenehm unaufgeregt inszenierte Miniserie trotz ihrer TV-Premiere bei der BBC vor ziemlich genau drei Jahren (25. April bzw. 2. und 9. Mai 2013) was die Flüchtlingsfrage angeht als überraschend und zufällig aktuell. Denn der fiktive Premierminister (der persönlich nie in Erscheinung tritt) möchte die Einwanderung stark einschränken und aus dem Vereinigten Königreich eine Festung machen. Im Gegensatz zu ihrem Ehemann gibt Freya vor, mit diesem fragwürdigen Vorhaben des Regierungschefs einverstanden zu sein, vor allem um ihre eigene Position zu stärken. Dass sie dabei nicht wie mit Aiden abgesprochen vorgeht, macht ihren Ehemann eifersüchtig und so lässt er sich hinter ihrem Rücken zu diversen Intrigen hinreißen. Die zynische Wahrheit, dass man mit der investierten Zeit und Energie für die Machtspielchen ja die wirklich großen Probleme würde lösen können, ausgesprochen vom parlamentarischen Geschäftsführer Marcus Brock (gespielt von Roger Allam, Die Queen), kommt aus dem Nichts und bildet den Höhepunkt des präzisen (wenn auch zu kurzen) Blicks auf die Hinterzimmer der Politik.

Nach der deutschen Erstausstrahlung bei Arte am 10. März 2016 lässt hierzulande eine Heimkinoveröffentlichung noch auf sich warten.

7-10Der Mann an ihrer Seite (The Politician’s Husband)
TV-Polit-Drama UK 2013. 3 x 57 Minuten. Mit: David Tennant. Emily Watson, Ed Stoppard, Jack Shepherd. Roger Allam u.a. Drehbuch: Paula Milne. Regie: Simon Cellan Jones.

Bild (c) BBC.


Akte X – Schwierigkeiten bei der Rückkehr

14. Januar 2016

 

Am 24. Januar kehren Mulder und Scully auf die US-Fernsehschirme, am 8. Februar auf die deutschen zurück. US-Talkmaster Jimmy Kimmel enthüllte nun, dass er auch einen Gastauftritt in der sechsteiligen Event-Serie habe. In jener Szene offenbart das eingespielte Agentenpaar Schwierigkeiten wieder in ihrem alten Metier Fuß zu fassen. Aber seht selbst!

 


Die Bibel – Serienevent ab Donnerstag auf VOX

13. April 2014

Bereits im März des letzten Jahres gab es im US-Fernsehen eine neue Adaption des Buches der Bücher. Der Privatsender VOX hat sich die Rechte an Die Bibel gesichert und strahlt die zehnteilige Serie von Gründonnerstag bis Karsamstag zur Primetime aus.

Bibel-Verfilmungen zu Ostern? Das hat vor allem im deutschen Fernsehen lange Tradition. Seit Jahrzehnten wird etwa Cecil B. DeMilles Monumentalklassiker Die Zehn Gebote am Karfreitag gesendet. 2006 gab es ein schwaches Remake als TV-Zweiteiler. Zu den Oster-Feiertagen 2014 hat sich VOX die Rechte an einer neuen Serie gesichert, welche die bekanntesten Geschichten aus dem Buch der Bücher adaptiert hat. In einer aktuell leider nicht ganz unüblichen Eventprogrammierung läuft die komplette “Miniserie” von Gründonnerstag bis Karsamstag jeweils um 20:15.

Die Bibel ist eine zehnteilige Serie, sowohl erschaffen als auch produziert vom Ehepaar Roma Downey und Mark Burnett. Während in der ersten Hälfte die Handlung sich von Adam und Eva bis zur Gefangennahme in Babylon erstreckt, spielen die weiteren fünf Episoden ausschließlich im Neuen Testament, mit Jesus als zentraler Figur. Roma Downey dürfte so manchem als Hauptdarstellerin aus Ein Hauch von Himmel bekannt sein. Die Irin spielte in der US-Serie von 1994 bis 2003 einen auf Erden wandelnden Engel. Bei Die Bibel war Downey nicht nur hinter den Kulissen tätig, sie übernahm in vier Episoden auch die Rolle von Jesus‘ Mutter Maria. Gedreht wurde die etwa 20 Millionen Dollar teure Produktion des amerikanischen History Channel in Marokko, ohne bekannte Namen in der Besetzungsliste, sondern mit Darstellern , die überwiegenden aus der Londoner Theaterszene kommen. Die Musik zur Serie stammt von Blockbuster-Konponist Hans Zimmer, Lorne Balfe und Sängerin/Komponistin Lisa Gerrard (Dead Can Dance). Für Oktober 2014 ist die Veröffentlichung auf DVD und BluRay geplant.

Die Bibel 2013_Banner

Die Sendetermine auf VOX im Überblick

Gründonnerstag, 17. April
20:15 bis 22:50: Folge 1 bis 3

Karfreitag, 18. April
20:15 bis 22:50: Folge 4 bis 6

Karsamstag, 19. April
20:15 bis 23:45: Folge 7 bis 10

Die Bibel (The Bible)

Bibel-Adaption/Historienserie USA 2013. 10 Folgen. Gesamtlänge: ca. 440 Minuten. Deutsche Erstausstrahlung: 17. April 2014. Mit: Diogo Morgado, Darwin Shaw, Paul Brightwell, Roma Downey, Greg Hicks, Sebastian Knapp, Amber Rose Revah, Adrian Schiller u.v.a. Idee: Roma Downey und Mark Burnett. Regie: Crispin Reece, Tony Mitchell, Christopher Spencer.

Bild © History Channel/VOX.


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