Eine Europol-Ermittlerin kommt einem jahrhundertehalten Clan von Ninja-Killern auf die Spur und begibt sich in Gefahr. Wie gut, dass sich Kämpfer Raizo auf ihre Seite schlägt…
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Licht aus, Ninja-Angriff!
Seit Jahrhunderten nehmen neun Ninja-Clans jeden Mordauftrag an, sofern sie mit der richtigen Menge Gold bezahlt werden. Der Ozuno-Clan unter seinem Meister (Sho Kosugi) bildet Waisenkinder mit aller Härte zu perfekten Kampfmaschinen aus. So auch Raizo (Rain), der dem Clan jedoch abgeschworen hat und schließlich gegen seine alte „Familie“ kämpft. Die Europol-Ermittlerin Mika (Naomie Harris) ist dem geheimen Assassinenbund auf der Spur und bringt dabei nicht nur ihren Chef Ryan (Ben Miles) in Bedrängnis, sondern sich selbst auch in tödliche Gefahr…
Zugegebenermaßen stand Ninja Assassin schon länger auf meiner Watchlist. Allerdings weniger weil ich mich für Martial-Arts-Action begeistern kann, sondern wegen einer kuriosen Geschichte aus der Entstehung des Films. Die Wachowskis (damals noch Brüder, heute Schwestern), bekannt vor allem für die Matrix-Trilogie, produzierten diesen von ihrem langjährigen Mitstreiter James McTeigue (V wie Vendetta) inszenierten Actionreißer und schnitten ihn komplett auf den koreanischen Sänger/Schauspieler Rain zu, mit welchem die beiden schon bei ihrer Anime-Adaption Speed Racer (2008) zusammengearbeitet hatten. Doch das ursprüngliche Skript von Matthew Sand (Deepwater Horizon) war nicht überzeugend genug und so baten die Wachowskis ihren guten Freund J. Michael Straczynski (Schöpfer und Autor der hochklassigen Space-Opera-Serie Babylon 5) um Hilfe. Straczynski verfasste ihn nur 53 Stunden ein fast komplett neues Drehbuch und ermöglichte so den rechtzeitigen Beginn der Dreharbeiten, die ausschließlich in Berlin und den Babelsberg Studios stattfanden.
Nach Sichtung des fertigen Films bin ich allerdings der Meinung, dass keine der Skriptfassungen verwendet wurde. Denn die Handlung ergibt überhaupt keinen Sinn und funktioniert selbst als grober Aufhänger für die Actionsetpieces nur bedingt. Das Personal gestaltet sich zudem als überaus austauschbar, die Dialoge wirken eher peinlich. Generell krankt Ninja Assassin daran, dass die ganze Sache komplett bierernst aufgezogen wird. Hauptdarsteller Rain präsentiert hier zwar seinen gestählten Körper und überzeugt dank sechs Monaten Training in den von Chad Stahelski (John Wick) und David Leitch (John Wick, Deadpool 2) ansprechend inszenierten Kampfszenen, entpuppt sich beim Schauspiel aber relativ schnell als völlig farblos. Zugute halten muss man der „Story“, dass die Vorgeschichte und Ausbildung des Protagonisten sukzessive in Rückblenden erzählt wird und somit seine Motivation einigermaßen nachvollziehbar wirkt. Die von Raizo erlittenen Qualen vermag der Zuschauer durchaus mitzuerleben. Auch an Gewaltspitzen wird über weite Strecken nicht gespart, wobei der Gore- und Splatter-Faktor der Eingangsszene unerreicht bleibt. Fast könnte man zum Schluss gekommen, dass die oben erwähnte Geschichte mit dem Drehbuch (das wohl in der Tonne gelandet ist) spannender als der fertige Film ist. Oder dass Uwe Boll, seit ein paar Jahren nicht mehr im Filmbusiness tätig, hier einen uninspirierten Martial-Arts-Klopper mit Anleihen bei Batman Begins und Wanted gedreht hat. Einer weiteren Zusammenarbeit der Wachowskis und Straczynski hat Ninja Assassin jedoch nicht geschadet. Ein paar Jahre später schufen sie gemeinsam die Netflix-Serie Sense8.
Ninja Assassin ist auf DVD und BluRay erschienen sowie bei diversen Streaminganbietern abrufbar.
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Ninja Assassin
Actionfilm USA, Deutschland 2009. FSK 18. 99 Minuten. Mit: Rain, Naomie Harris, Ben Miles, Rick Yune, Sho Kosugi, Anna Sawai u.v.a. Drehbuch: Matthew Sand, J. Michael Straczynski. Regie: James McTeigue.
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Credits
Bilder (c) Warner.