Nach zwei billigen Barbaren-Streifen hatte ich Lust auf einen ungleich aufwändigeren Film. Die Wahl fiel auf Krull, ein Fantasy-Abenteuer von Regisseur Peter Yates aus den 1980ern.
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Das magische 5-Klingen-Schwert
Der Planet Krull wird von einer außerirdischen Macht heimgesucht. Von der Schwarzen Festung aus entsendet das Unsagbare Ungeheuer seine Truppen, die Slayers, um die Bewohner des Planeten in seine Gewalt zu bringen. Prinz Colywn (Kenneth Marshall) und Prinzessin Lyssa (Lysette Anthony) wollen mit ihrer Heirat die eigentlich verfeindeten Königreiche ihrer Väter vereinen und so gemeinsam gegen die außerirdischen Invasoren kämpfen. Doch die Hochzeitszeremonie wird von einem Angriff der Slayers unterbrochen. Lyssa wird entführt und in die Schwarze Festung gebracht. Colwyn erholt sich dank der Heilkraft des weisen alten Ynir (Freddie Jones) schnell von seinen Verletzungen. Gemeinsam mit Ynir, dem unbeholfenen Gestaltwandler Ergo (David Battley) sowie einer Gruppe von Räubern, die von Torquil (Alun Armstrong angeführt werden, macht sich Colwyn auf, seine Braut zu befreien und das Monster zu besiegen…
Peter Yates, der zuvor unter anderem einige Episoden der britischen Krimiserien Danger Man – Geheimauftrag für John Drake und The Saint – Simon Templar sowie den Kult-Actionthriller Bullitt (1968) mit Steve McQueen inszeniert hatte, drehte mit Krull seinen ersten und einzigen Beitrag zum Genre Fantasy. Auch wenn man sich hier in einem kruden Mischmasch aus John Boormans Artussagen-Adaption Excalibur (1981) und George Lucas‘ Star Wars-Filmen wähnt so gehört die britische-amerikanische Co-Produktion keinesfalls zur Welle der billig nachgemachten Epigonenfilme. Das liegt vor allem daran, dass die Macher hier mit etwa 30 Millionen Dollar über ein damals mehr als üppiges Budget verfügen konnten. Dieses Geld wurde mehr vor allem in die wirklich gelungenen Kulissen und die überwiegend mit Modellen und optischen Illusionen erschaffenen Spezialeffekte investiert.
Bis auf wenige Details (darunter das „Schwert“ mit fünf Klingen) gestaltet sich der Plot überaus generisch. Man erfährt so gut wie gar nichts über die Welt des Planeten, außer dass sie von Rittern, Magiern, Räubern, Gestaltwandlern, Zyklopen und Flammenpferden bevölkert wird. Für innere Logik war bei der Drehbuchentwicklung wenig Zeit. Geht eine Unternehmung schief, so gibt es meist einen zweiten Weg, das wichtige Ziel zu erreichen, auch wenn es vorher hieß, dass nur einen gebe. Zwar entwickelt sich in der heterogenen Helden-Riege so etwas wie Gruppendynamik, aber die meisten Figuren kommen über Allgemeinplätze kaum hinaus. Während es für den ordentlichen Hauptdarsteller Kenneth Marshall (später als Michael Eddington in Star Trek: Deep Space Nine zu sehen) der einzige Part als Leading Man bleiben sollte erreichten zwei jüngere Darsteller namens Liam Neeson und Robbie Coltrane (siehe Foto unten) später große Bekanntheit. Freddie Jones alias Ynir und die in einem kleinen Part als „Spinnenfrau“ verheizte Francesca Annis agierten danach gemeinsam in David Lynchs berüchtiger Verfilmung von Frank Herberts Dune – Der Wüstenplanet (1984). Lysette Anthony (Dr. Jekyll and Ms. Hyde, Dracula – Tot aber glücklich) spielt hier als Prinzessin Lyssa leider nur die passive Rolle der Damsel-in-Distress, auch wenn sie Zwiegespräche mit dem Ungeheuer (dessen wahre Gestalt lange ein Rätsel bleibt) führt und durch labyrinthische Sets irrt. Mit einer besser ausgearbeiteten Geschichte und profundem Worldbuilding hätte Krull wohlmöglich das Zeug zum großen Fantasy-Blockbuster gehabt.
Krull ist auf DVD erhältlich sowie bei ein paar Streaminganbietern abrufbar.
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Krull
Fantasy-Abenteuer UK, USA 1983. FSK 12. 116 Minuten (PAL-DVD). Mit: Kenneth Marshall, Lysette Anthony, Freddie Jones, Alun Armstrong, David Battley, Bernard Bresslaw, Robbie Coltrane, Graham McGrath, Liam Neeson u.v.a. Drehbuch: Stanford Sherman. Regie: Peter Yates.
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Credits
Bilder (c) Sony.