Die Ausbreitung der Superhelden in Kino und Fernsehen kennt keine Gnade. Ebenso wenig Grenzen. Wie ließe sich sonst erklären, dass nach The Flash, Arrow und Supergirl noch eine TV-Serie aus den Untiefen der DC Comics produziert wird?
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Legends Of Tomorrow – Folgen 1 und 2 (DC’s Legends Of Tomorrow – Pilot)
Science-Fiction-Serie/Comic-Adaption USA 2016. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 82 Minuten. TV-Erstausstrahlung: 30. August 2016.
Mit: Arthur Darvill, Victor Garber, Brandon Routh, Caity Lotz, Franz Drameh, Ciara Renée, Falk Hentschel, Dominic Purcell, Wentworth Miller u.a. Idee: Greg Berlanti, Marc Guggenheim, Andrew Kreisberg, Phil Klemmer. Nach Charakteren aus DC Comics.
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Generics Of Yesterday
Der Zeitreisende Rip Hunter (Ex-Doctor-Who-Companion Arthur Darvill) versammelt im Januar 2016 eine heterogene Truppe von Superhelden und -schurken, um den unsterblichen Superbösewicht Vandal Savage (welch subtiler Name) davor abzuhalten, die Menschheit im Jahr 2166 zu versklaven. Zum unfreiwillig zusammengetrommelten Team gehört ein hochintelligenter Wissenschaftler mit Brille (Victor Garber), der gemeinsam mit einem jungen, afroamerikanischen Automechaniker (Franz Drameh) die menschliche Fackel spielen kann. Außerdem die vielfach wiedergeborenen Silverhawks (Ciara Renée, Falk Hentschel), eine austauschbare blonde Kampfmieze (Caity Lotz), der schrumpfbare Ant-Man (Brandon Routh) sowie zwei fiese Gangster, einer mit Eismaschinekanone (Wentworth Miller), der andere (Dominic Purcell) mit Spaceballs dem Flammenwerfer. Auf Hunters Zeitschiff (das wider Erwarten von außen nicht wie eine britische Polizei-Notrufzelle aussieht, dafür aber verdächtig wie Han Solos Millennium-Falke) reist das bunte Nonett durch die Zeit, um den wilden Vandalen ausfindig zu machen…
Nein, das ist nicht der neue Doctor!
Aufgrund einer losen Empfehlung aus meinem Freundeskreis habe ich mir frohen Mutes den Piloten der Serie, also die ersten beiden Folgen, angesehen. Was sich mir da präsentiert hat, ist leider nicht so schlecht, dass es schon wieder lustig wirkt. Nein, Legends Of Tomorrow stellt vielmehr eine unermüdliche und recht humorlose Aneinanderreihung bereits x-fach ausgelutschter Comichelden-Tropen dar, die mit einem ebenfalls nicht ganz neuen, epochalen Zeitreiseplot vermixt wurde.
Vor allem die „Einführung“ der „Charaktere“ wird mit einer unbeirrbaren Wurschtigkeit abgefrühstückt, dass mir vom vielen Kopfschütteln eigentlich schon nach zehn Minuten der Nacken himmlisch schmerzen müsste. Ist dies etwa meine Superkraft? Wie konnte so ein uninspirierter Käse die Pilot-Phase überstehen? Das wissen nur die Bosse des US-Networks The CW, welches sein junges Publikum wohl noch nie für besonders intelligent hielt, und deshalb von ihrem hausgemachten Superhelden-Quark XY mittlerweile schon die dritte Staffel geordert haben. Wie schon bei The Flash und Arrow tummeln sich hier weitgehend auf Autopilot agierende Hochglanzgesichter ohne Profil, die natürlich in jeder Lebenslage top gestylt und perfekt geschminkt sind. Neben Dialoghülsen von Dreijährigen für Dreijährige saugen sich die Drehbuchautoren um das unkreative Terror-Quartett Berlanti/Guggenheim/Kreisberg/Klemmer immer wieder völlig konstruierte Wendungen aus den Fingern, die besonders dämlich wirken, wenn sie emotional sein sollen. Die ganze Chose ist aber zugegebenermaßen fehlerlos inszeniert, aber bei dem Geld, was hier für die Produktion verschleudert wird, darf man nichts anderes erwarten.
Mit tausend Anspielungen auf ihre bisherigen Auftritt im Arrowverse, allen denkbaren Klischees und faden Meta-Witzchen wird versucht, so etwas wie eine Team-Dynamik aufzubauen. Oder was die Autoren dafür halten. Wenn das alles nur nicht so abgedroschen und uninspiriert wäre! Das wirkt selbst die überwiegend langweilige, auf Endlosigkeit ausgelegte Konkurrenz-Show Marvel’s Agents Of S.H.I.E.L.D. wie eine HBO-Produktion. Daher werde ich mich nach zwei Episoden aus diesem erzählerischen Nirgendwo zurückziehen und stattdessen lieber die aktuelle Folge von Legion erneut anschauen.
Fazit: Ein Doctor-Who-Klon rekrutiert die DC-Avengers, und das in schlecht. Oder anders gesagt: Legends Of Tomorrow ist das Superheldenserien-Äquivalent eines Helene-Fischer-Schlagers. 1 von 10 Punkten.
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Bilder (c) Warner.