Knapp zwei Jahre nach der Veröffentlichung der ersten Staffel im Mai 2020 kehrte die Scifi-Comedy-Serie Upload kürzlich mit ihrer zweiten Season zurück. Der upgeloadete Nathan und seine frühere Kundenberaterin/Vertraute Nora erleben neue Herausforderungen.
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Ungleichheit auch im Jenseits
Nach seinem vorzeitigen Ableben aufgrund eines verdächtigen Autounfalls hat sich Nathan (Robbie Amell) mittlerweile in Lakeview, dem virtuellen Hotelkomplex der Firma Horizen eingelebt. Seine frühere Kundenberaterin Nora (Andy Allo), mit welcher ihn mehr als nur freundschaftliche Gefühle verband, ist nach Ermittlungen in seinem Todesfall in Gefahr geraten und hat sich mit ihrem Vater (Chris Williams) in eine Kolonie von Luddisten zurückgezogen. Deren inoffizieller Anführer Matteo (Paul Constanzo) überredet Nora ihre Kenntnisse zu nutzen, um die Ungleichheit des digitalen Lebens nach dem Tod zu bekämpfen. Denn bisher können sich nur sehr reiche Menschen das schöne „Afterlife“ in Lakeview leisten. Nathan macht sich unterdessen Sorgen um die einfach verschwundene Nora, wird aber fast ständig von seiner überaus wohlhabenden Freundin Ingrid (Allegra Edwards) in Beschlag genommen, die seinen Aufenthalt in Lakeview bezahlt und sich „für ihn“ hat uploaden lassen. Noras Kollegin Aleesha (Zainab Johnson) wurde von Abteilungsleiterin Lucy (Andrea Rosen) befördert, hat mit ihrem Kunden Luke (Kebin Bigley), dem besten Freund Nathans in Laketown genug zu tun. Die Aktionen der Ludds und neue geplante Features bei Horizen bringen Nora und Nathan wieder zusammen…
Mit der ersten Staffel von Upload schuf Greg Daniels (The Office [US-Version], Parks and Recreation) eine witzige Near-Future-Comedyserie über ein mögliches digitales Leben nach dem Tod, die unsere heutige von Smartphones, VR, Apps und ähnlichen technologischen Errungenschaften geprägte Welt konsequent weiterdenkt. Die erste, zehn Episoden umfassende Season, war aus meiner Sicht sehr unterhaltsam, pendelte aber insgesamt zu unentschlossen zwischen real-virtueller Liebesgeschichte, Verschwörungskrimi und Komödie über ein durchdigitalisiertes Leben. In der zweiten Runde erschien mir diese Unentschlossenheit nicht mehr so gravierend. Staffel zwei hat aber mit einem anderen Nachteil zu kämpfen. Mit nur sieben Folgen und einer Gesamtlaufzeit von 3 Stunden 50 Minuten bleibt einfach zu wenig Zeit, die überaus positiven neuen Ansätze und Entwicklungen ausreichend zu behandeln. Wie Hauptdarsteller Robbie Amell in einem Interview mit Digital Spy erklärte, gebe es zwei Gründe für die kürzere Anzahl. Zum einen hat die Produktion von sieben Folgen aufgrund der Vorschriften in der Corona-Pandemie etwa genauso lange gedauert wie die Dreharbeiten zur zehnteiligen Season eins. Außerdem sei nach Ansicht von Serienschöpfer Greg Daniels die Episodenanzahl genau richtig. Dieser Einschätzung muss ich als Zuschauer leider widersprechen.
Soziale Ungerechtigkeit war schon im ersten Jahr ein großes Thema der Serie, was in Staffel 2 gut weiterentwickelt wird, vor allem als die Machenschaften und Hintergründe, die zu Nathans „Tod“ führten, schließlich aufgedeckt werden, was angenehm unspektakulär und ohne großes Brimborium vonstatten geht. Nathan & Co wandeln zwischenzeitlich auch ein wenig auf Heist-Movie-Pfaden. Fragen nach der Privatsphäre und dem Recht auf digitale Selbsbestimmug dürfen ebenso nicht fehlen. Die inhaltliche Abwechslung gehört zu den Stärken, aber eben auch zu den Schwächen von Upload. Die verschiedenen, teils untrennbar miteinander verknüpften Storylines wirken zu unausgegoren. Manche Figuren, wie Matteo, Anführer der Ludd-Bewegung, können kaum Profil entwickeln. Der Subplot um Nathans Cousine Fran, die in Staffel 1 die Umstände seines Unfalls untersucht, wird völlig ignoriert. Vor allem in den letzten beiden Folgen geht alles unheimlich schnell und auch durch den Cliffhanger am Ende von Episode 7 wirkt das Gesamtprodukt wie eine unfertige Halbstaffel, nur dass die zweite Hälfte nicht kommen wird.
Bevor Missverständnisse aufkommen, ich fand Staffel 2 keinesfalls schlecht, sondern sogar recht gut. Vor allem die Behandlung der immer grusligeren sozialen Ungerechtigkeit und den Machenschaften der erzreaktionären „Elite“ in den USA zeichnet die Serie in ihrem zweiten Jahr aus. Fast beiläufig darf auch Nathans meist nervtötende Freundin Ingrid bisweilen zeigen, dass sie mehr als nur eine egoistisch-materialistische Barbie sein kann. Owen Daniels, Sohn des Serienschöpfers und selbst Teil des Autorenteams, kann sich in der vervielfachten Rolle des Concierge-Avatars A.I Guy in Lakeview etwas mehr nach vorne spielen. Und trotz aller Schnelligkeit glänzt das Staffelfinale durch besonders humorvolle Momente. In einer möglichen, bisher nicht bestätigten dritten Staffel wird sich dann hoffentlich genügend Zeit für die Story genommen.
Die zweite Staffel von Upload ist seit dem 11. März 2022 Teil des Angebots von Amazon Prime Video.
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Upload: Staffel 2 (Upload: Series 2)
Science-Fiction-Comedy-Serie USA 2022. 7 Folgen. Gesamtlänge: ca. 230 Minuten.
Mit: Robbie Amell, Andy Allo, Allegra Edwards, Zainab Johnson, Kevin Bigley, Josh Banday, Paul Constanzo, Owen Daniels, Andrea Rosen u.a. Idee: Greg Daniels.
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Credits
Bilder (c) Amazon