Derry Girls: Staffel 3

30. November 2022

Nach langer Corona-bedingter Pause erschien die dritte und leider letzte Staffel von Derry Girls erst in diesem Jahr. Nun heißt es Abschied nehmen von der schrägen Clique aus Nordirland.


The wee finale

Gebannt warten Erin Quinn (Saoirse-Monica Jackson), ihre Cousine Orla McCool sowie deren Freunde Clare Devlin (Nicola Coughlan), Michelle Mallon (Jamie-Lee O’Donnell) und deren englischer Cousin James (Dylan Llewellyn) auf die Ergebnisse ihrer GCSE-Prüfungen. Ihre „Vorfreude“ und ein damit verbundener nächtlicher Schulbesuch bringt den fünf Teenagern allerdings eine Festnahme durch die örtliche Polizei ein. Auch im Hause Quinn/McCool herrscht erneut allerlei Trubel. Während sich Tante Sarah (Kathy Kiera Clarke) vor allem äußerlich auf das bevorstehende Klassentreffen vorbereitet hat Opa Joe (Ian Mcelhinney) Stress wegen seinem Kater Seamus, weil dieser die Haustierpopulation in der Nachbarschaft dezimiert. Sehr zur Überraschung ihres Ehemanns Gerry (Tommy Tiernan) interessiert sich Mama Mary (Tara Lynne O’Neill) plötzlich für Literatur und den attraktiven neuen Klempner Gabriel (Damien Molony)…

In Derry Girls verarbeitete Autorin Lisa McGee (geboren 1980) ihre eigenen Jugenderinnerungen während des Nordirland-Konfliktes in den 1990ern auf humoristische Weise. Die Corona-Pandemie sorgte für eine massive Verzögerung der Dreharbeiten zu Staffel 3, die im Vereinigten Königreich erst im April und Mai 2022 veröffentlicht wurde und seit Oktober auch hierzulande bei Netflix zu sehen ist. Wie von McGee, die auch wieder sämtliche Skripts verfasste, geplant, endet die nordirische Comedyserie mit dem dritten Jahr.

So sehr ich Staffel 1 und Staffel 2 mochte tat ich mich mit der dritten Season über weite Strecken schwer. Lag es an der langen Zeitspanne (knapp drei Jahre), welche seit der Sichtung von Season 2 verstrichen war? Vielleicht. Denn irgendwie gingen mit die überzeichneten Figuren, ihr teils hysterisches Verhalten und auch das starke Grimassieren zeitweise auf die Nerven. Die ein oder andere Wendung empfand ich als forciert, als ob man in der finalen Staffel noch schnell ein paar Dinge auf einer Checkliste abarbeiten wollte. Dennoch überwiegt insgesamt ein positiver Gesamteindruck, vor allem weil ich die Serie und ihre bisweilen schrägen Figuren über die Jahre schon liebgewonnen habe.

Zu den Highlights der dritten Runde zählen zweifelsohne die prominenten Gastauftritte. Neben Conleth Hill (Ian McElhinneys Game of Thrones-Kollege) als Hellseher und Olwen Fouéré (Mandy, The Northman) als unverständlich brabbelnder alte Frau gibt sich außerdem DER bekannteste Schauspieler aus Nordirland in der Rolle des Polizeichefs die Ehre, nämlich Liam Neeson (Schindlers Liste). Besonders spaßig auch die fünfte Folge, in welcher parallel die Abschlussfeier 1977 von Mary und Sarah sowie das Klassentreffen zwanzig Jahre später behandelt werden. Die finale Staffel von Derry Girls bekommt eine Folge mehr spendiert, die zudem mit 48 Minuten etwa doppelt so lang wie alle anderen Episoden der Serie geht. Mit dem Karfreitagsabkommen vom April 1998, welches den als „The Troubles“ bekannten Nordirland-Konflikt faktisch beendete, im Zentrum gelingt eine wundervolle Schlussepisode, welche den Figuren auch weise Worte in den Mund legt und die Handlung gut abrundet. Ich jedenfalls werde diese lustige Truppe aus Derry vermissen. Schön wäre daher eine Art „Reunion Special“ in ein paar Jahren. Die fünf Hauptdarsteller (zwischen Ende 20 und Anfang 30) sind ja schon alt genug um Erwachsene zu spielen. 😉

Die dritte Staffel von Derry Girls ist seit dem 7. Oktober 2022 (wie gewohnt im Original mit zuschaltbaren Untertiteln) Teil des Angebots von Netflix.


Derry Girls: Staffel 3 (Derry Girls: Series3)
Comedyserie UK 2022. 7 Folgen. Gesamtlänge: ca. 200 Minuten.
Mit: Saoirse-Monica Jackson, Louisa Harland, Nicola Coughlan, Jamie-Lee O’Donnell, Dylan Llewellyn, Tara Lynne O’Neill, Kathy Kiera Clarke, Siobhan McSweeney, Tommy Tiernan, Ian McElhinney u.a. Idee & Drehbuch: Lisa McGee. Regie: Michael Lennox.


Credits
Bilder (c) Netflix/Channel 4.

 

 

 

 

 


Miss Fishers neue mysteriöse Mordfälle: Staffel 2

27. Mai 2022

Peregrine Fisher ist erfolgreich in die Fußstapfen ihrer Tante getreten und arbeitet als Privatdetektivin. Mit dem Polizisten James Stead löst sie weiterhin Verbrechen obwohl deren private Beziehung einigen Turbulenzen unterworfen ist, in Staffel 2 von Miss Fishers neue mysteriöse Mordfälle.


Liebe, Mord und grelle Farben

Gemeinsam mit Detective James Stead (Joel Jackson) von der Melbourner Polizei ermittelt Peregrine Fisher (Geraldine Hakewill) genau wie früher ihre berühmte Tante Phryne in Mordfällen. Peregrine und James sind sich mit der Zeit auch privat näher gekommen. Überraschend macht er ihr einen Heiratsantrag, den sie zwar annimmt, aber bald feststellt, dass ein Leben als Ehefrau nichts für sie ist. Im Club der Abenteurerinnen beginnt sich Birdie Birnside (Catherine McClements), die Leiterin und gute Freundin Peregrines, zunehmend zu langweilen und sehnt sich daher nach ihrer Vergangenheit als Spionin. Birdies Bruder, der Tüftler Samuel (Toby Truslove), und die Ärztin Violetta Fellini (Louisa Mignone) stehen Peregrine zwar weiterhin mit ihren Fähigkeiten bei, kämpfen aber mit in ihrer romantischen Beziehung mit unterschiedlichen Wertvorstellungen. Bei einem Mordfall in seinem Heimatdorf trifft James auf Sally Whdon (Emma Hamilton), eine Jugendfreundin…

Gut zwei Jahre nach der ersten Staffel (2019) erschien die vorliegende Season 2 (2021) von Miss Fishers neue mysteriöse Mordfälle, jener Sixties-Spin-Off-Serie der in den 1920er spielenden Show Miss Fishers mysteriöse Mordfälle, welche 2015 nach drei Staffeln endete und 2020 mit dem Kinofilm Miss Fisher und die Gruft der Tränen fortgesetzt wurde. Bei der kürzlichen Free-TV-Ausstrahlung bei ARD One (20.04. bis 25.05.2022) habe ich die Möglichkeit genutzt, die australische Produktion über den zweiten Kanalton im englischen Original anzusehen, was der Serie mehr Charme verleiht.

Im ersten Jahr ermittelte die neue Miss Fisher noch in vier Fällen in Spielfilmlänge, welche für internationale Ausstrahlungen in acht Episoden aufgeteilt wurden. Staffel 2 ändert das Format auf acht Fälle mit je etwa 45 Minuten Laufzeit. Das erweist sich aus inhaltlicher Sicht leider als falsche Entscheidung. Denn eine Dreiviertel Stunde bietet nicht einmal annähernd genügend Spielzeit, um die Whodunit-Stories adäquat herauszuarbeiten und zudem die Geschichten der einzelnen Hauptfiguren voranzubringen. Deren Entwicklung und die Dynamik der zwischenmenschlichen Beziehungen wirken daher weitesgehend überstürzt. Trauriger Höhepunkt in doppelter Hinsicht bildet da Birdies Rückkehr zur Spionage, die innerhalb von zwei Folgen lieblos abgespult wird. Einer der Fälle stellt quasi eine abgespeckte Version der Konstellation aus Mord im Orientexpress nach dem Roman von Agatha Christie dar, welche bei mehr Spielzeit einen richtigen guten Krimi abgegeben hätte. Immerhin entschädigt das turbulente Staffelfinale mit einer von Peregrine veranstalteten Silvesterparty für ansonsten eher mäßige Plots.

Die zweite Runde von „Miss Fisher 2.0“ punktet wie auch die erste mit herrlich grellbunten Kostümen und Sets, einem Score (vom Trio Burkhard von Dallwitz, Brett Aplin und Dmitri Golovko), welcher perfekt die Instrumentalmusik der 1960er zum neuen Leben erweckt, sympatischen Figuren mit Humor und starken Darstellern. Geraldine Hakewill verkörpert gekonnt die naive, furchtlose und unabhängige Heldin, die mittlerweile etwas abgeklärter zu Werke geht, aber immer noch wie ein Fisch aus dem Wasser wirkt. Die Chemie mit dem von Joel Jackson gespielten Detective James Stead kann ebenso überzeugen. Auch die übrigen zentralen Darsteller Catherine McClements, Toby Truslove, Louisa Mignone, Greg Stone und Neuzugang Emma Hamilton agieren tadellos. Insgesamt eine recht unterhaltsame Feelgood-Krimiserie mit stylisher Ästhetik.

Staffel 2 von Miss Fishers neue mysteriöse Mordfälle ist seit dem 29. Oktober 2021 auf DVD und BluRay erhältlich sowie als kostenpflichtiger Stream bei Amazon, Apple TV, Google Play und Mangenta TV abrufbar. Die Altersfreigabe ab 16 (Staffel 1 war ab 12) kam wohl deshalb zustande, weil in der fünften Folge der abgetrennte Kopf des Mordopfers kurz zu sehen ist. Daher wurde die konkrete Episode bei der kürzlichen Free-TV-Ausstrahlung auch erst um 22:00 Uhr gesendet.


Miss Fishers neue mysteriöse Mordfälle: Staffel 2
(Ms. Fishers Modern Murder Mysteries: Series 2)
Krimiserie Australien 2021. FSK 16. 8 Folgen. Gesamtlänge: ca. 365 Minuten.
Mit: Geraldine Hakewill, Joel Jackson, Catherine McClements, Toby Truslove, Louisa Mignone, Greg Stone, Emma Hamilton u.a. Idee: Deb Cox und Fiona Eagger. Nach der Serie Miss Fishers mysteriöse Mordfälle.

Credits
Bilder (c) Polyband.

 

 

 

 


Die Welt ist im Wandel – 20 Jahre später

19. Dezember 2021

Vor 20 Jahren begann im Grunde alles, mit der Mitternachtspremiere von Der Herr der Ringe: Die Gefährten. Anlass genug, sich den ersten Teil der meisterhaften Verfilmung ein weiteres Mal anzusehen und in Erinnerungen zu schwelgen…


In der Nacht von Dienstag den 18. Dezember auf Mittwoch den 19. Dezember 2001 (also vor genau zwei Jahrzehnten) startete meine Reise als erwachsener Filmenthusiast, wurde ich quasi in das Herr der Ringe-Fandom aufgenommen und Zeuge eines großartigen Filmerlebnisses, mit Auswirkungen bis zum heutigen Tag. Doch der Reihe nach.

Von J.R.R. Tolkiens epischem Fantasyroman hatte ich erstmals in der sechsten Klasse gehört (1994). Unsere Englischlehrerin zeigte uns damals die Zeichentrickfilmadaption von Ralph Bakshi aus dem Jahr 1978. Mein 13jähriges Ich fand die durchaus interessant, wusste aber mit der wirr erzählten Geschichte nicht so recht etwas anzufangen. Im Januar 2001 erfuhr ich dann von einem Mitschüler, dass Herr der Ringe als Spielfilmtrilogie umgesetzt wird. Nach dem Abitur kaufte ich mir die Bücher in der falschen Übersetzung von Wolfgang Krege (ich war jung und wusste es nicht besser ;-)). Von Juli bis November 2001 nahm ich mir viel Zeit für meiner Erstlektüre. 2002 bis 2005 sollte ich den Roman einmal pro Jahr erneut zur Hand nehmen, inklusive einer Lektüre des englischen Originals. Im November 2001 meldete ich mich im Forum einer leider nicht mehr existenten Website namens herr-der-ringe-film.de an und sollte die nächsten 19 Jahre bis zur Deaktivierung im Dezember 2020 dort angemeldet und mehr oder minder aktiv bleiben. Die Mitternachtspremiere von Die Gefährten im Cineworld im Mainfrankenpark zu Dettelbach war auch meine erste und sollte nicht die letzte bleiben. Vier weitere Male sollte ich den ersten Teil auf der großen Leinwand sehen. Im Januar 2019 bot sich dann die Gelegenheit, Die Gefährten sogar in der Extended Edition im Kino zu sehen. Dieses späte Wiedersehen zog eine ausführliche Filmkritik nach sich.

Fellowship of the Ring war der Startschuss für so viele wichtige Begegebenheiten und Entwicklungen in meinem Leben. Von 2002 bis 2005 gehörten Stammtische und Usertreffen des o.g. Forums zu den Highlights im Kalender. Der Community verdanke ich viele wundervolle Begegegnungen und wichtige Freundschaften, welche bis heute andauern. Lange Zeit nahm ich das Internet durch den „HdRF-Filter“ wahr, doch mit der Zeit verbreiterte sich mein medialer Horizont auf viele andere Welten jenseits von Mittelerde.

Heute in zwei Wochen, am 2. Januar 2022, wird es ein weiteres, für mich elementar wichtiges Jubiläum geben. Denn genau zwanzig Jahre vorher ging mein damals sehr überschwängliches Review zu Die Gefährten online. Es sollte meine erste von vielen Filmrezensionen und der Anfang einer bis heute (und hoffentlich noch lange) andauernden „Karriere“ als Hobbyfilmkritiker sein. Ohne Tolkien, ohne HdR, ohne Jackson und all die anderen wäre ich heute also nicht da, wo ich bin. Aus meiner Leidenschaft über Filme ( und später auch Serien) zu schreiben entstand auch dieses Blog, welches seit 2012 regelmäßig am Leben gehalten wird.

Doch nun nochmal zum Anlass dieses Beitrags namens Der Herr der Ringe – Die Gefährten von Peter Jackson. Zum Anlass des heutigen Jubiläums des offiziellen deutschen Kinostarts und meiner ersten Sichtung habe ich mir gestern Abend/letzte Nacht erneut die Extended Edition in meiner überirdischen Hobbithöhle (erstmals mit Soundbar-Atmosphäre) angesehen und kann nur wiederholen, was ich im Februar 2019 (siehe oben) zu Papier gebracht hatte. Der erste Teil ist in der verlängerten Fassung nicht nur eine überaus werkgetreue Adaption, sondern auch absolut wunderbar gealtert. Dass bei der Produktion nicht ausschließlich auf CGI gesetzt wurde (im Gegensatz zu einer anderen Trilogie *hüstel*) hat sich komplett ausgezahlt. Viele Szenen fühlen sich heute anders an als damals, doch gibt es nur wenig, was mich immer noch so begeistert wie die HdR-Trilogie, wenngleich ich heute einen differenzierten Blick auf einige Aspekte habe. Die Reise durch Mittelerde ging bekanntlich im Dezember 2002 mit Die Zwei Türme und im Dezember 2003 mit Die Rückkehr des Königs (sowie den jeweiligen Extended Editions) weiter. Beide Filme erlebte ich ebenso je fünfmal im Kino und noch ein paar weitere Male zuhause auf DVD. Knapp ein Jahrzehnt später folgte die aus meiner Sicht etwas durchwachsene Hobbit-Trilogie, welche es zwar versuchte, aber doch nicht an Herr der Ringe anknüpfen konnte.

Die Macher der kommenden Herr der Ringe-Serie von Amazon haben es leider versäumt, die Premiere rechtzeitig zum 20jährigen Jubiläum des ersten Films hinzukriegen. Starten soll die ungleich aufwändigere Show nun am 2. September 2022. Bei der Ankündigung im November 2017 stand ich der Sache noch sehr skeptisch gegenüber. Die Tatsache, dass nicht die Haupthandlung des Romans einfach nochmal erzählt werden soll, sondern die in den Anhängen des Buches und anderen Werken Tolkiens angedeutete Vorgeschichte des Ringkrieges, macht die Serie mittlerweile wesentlich interessanter für mich und ehrlich gesagt hat sich eine gewisse Vorfreude bei mir breitgemacht. Allerdings nicht zu vergleichen mit der jeweiligen Vorfreude auf die drei Teile der Filmtrilogie.

Kaum zu glauben, aber jene schicksalhafte Nacht im Dezember 2001 ist für mich wirklich ein halbes Leben her. Damals war ich 20 Jahre jung und heute bin ich doppelt so alt. Wenn ihr mich jetzt entschuldigt, die nächste Mahlzeit für den kleinen Hobbit (nicht mehr ganz so schlank wie früher) steht an. 😉

Der Herr der Ringe: Die Gefährten – Special Extended Edition
(The Lord of the Rings: The Fellowship of the Ring – Special Extended Edition)
Fantasyepos Neuseeland, USA 2001. FSK 16. 201 Minuten (PAL-DVD, ohne Fanabspann).
Mit: Elijah Wood, Ian McKellen, Sean Astin, Viggo Mortensen, Billy Boyd, Dominic Monaghan, John Rhys-Davies, Orlando Bloom, Sean Bean, Cate Blanchett, Ian Holm, Christopher Lee, Lawrence Makoare, Craig Parker, Andy Serkis, Liv Tyler, Hugo Weaving u.v.a. Nach dem Roman von John Ronald Reuel Tolkien. Drehbuch: Fran Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson. Regie: Peter Jackson.

 

 


Miss Fishers neue mysteriöse Mordfälle

26. Juli 2020

In drei Staffeln mit insgesamt 34 Folgen löste die unabhängige Privatdetektivin Phryne Fisher (Essie Davis) im Melbourne der späten 1920er Jahre Mordfälle. Gut drei Jahrzehnte später tritt Phrynes Nichte Peregryne in Miss Fishers neue mysteriöse Mordfälle in die Fußstapfen ihrer berühmten Tante.

 

Miss Fisher – The Next Generation

Australien 1964. Gerade hat die junge, eigenwillige Peregryne Fisher (Geraldine Hakewill) mal wieder ihren Job verloren, da erhält sie einen ominösen Brief. Ihre Tante Phryne ist in Papua-Neuguinea verschollen und hat ihren Besitz der bisher unbekannten Nichte vererbt. Peregryne kommt nach Melbourne und bezieht nicht nur das schicke Haus ihrer Tante, sondern bewirbt sich auch um deren vakanten Platz im Club der Abenteurerinnen. Die Ex-Spionin Birdie Birdsell (Catherine McClements) leitet den Verein besonderer Frauen wie Modedesignerin Florence Aster (Libby Tanner) oder Ärztin Violetta Fellini (Louisa Mignone), und lässt Peregryne eine kleine Aufnahmeprüfung machen, welche diese mit Bravour besteht. Als eines der Models bei einer Brautmodenschau ermordet wird wittert Peregryne ihre Chance wie ihre Tante als Privatdetektivin zu arbeiten. Bei ihren Ermittlungen trifft sie auf den gutaussehenden und sympathischen Polizeibeamten Detective James Steed (Joel Jackson)…

Nach insgesamt 34 Episoden in drei Seasons endete die in den späten 1920ern angesiedelte Krimiserie Miss Fishers mysteriöse Mordfälle 2015. Ein paar Jahre später sollte Phryne Fisher in Miss Fisher and the Crypt of Tears den Sprung auf die große Leinwand schaffen. Der Film feierte Anfang 2020 seine Weltpremiere und lief down under auch bereits in den Kinos. Eine Veröffentlichung in Deutschland, sei es auf DVD/BluRay oder bei einem Streaminganbieter, steht leider noch aus. Doch die Wartezeit lässt sich mit der vorliegenden Sequel-Show überbrücken, in welcher Phrynes Nichte Peregryne in die detektivischen Fußstapfen ihrer Tante tritt.

Die Original-Serie, basierend auf den Büchern von Juristin und Autorin Kerry Greenwood (geb. 1954), spielt im Melbourne der Roaring Twenties, der Nachfolger (von manchen auch als Spin-Off bezeichnet) dagegen in den Swinging Sixties. Peregryne Fisher wirkt wie das jüngere Abziehbild ihrer Tante. Zwar erscheint die junge Frau anfangs noch nicht so abgebrüht wie ihre verschollene Verwandte, aber in Sachen Mode nd Selbstbewusstsein steht Peregryne Phryne in wenig nach. Was die Figurenkonstellation angeht funktioniern die „neuen Mordfälle“ fast genau wie die alten. Die Protagonistin ist eine gutaussehende und pfiffige Detektivin. Ihr zur Seite steht nicht nur ein schneidiger Polizist, sondern auch eine Gruppe von Vertrauten, wie der versierte Tüftler Samuel Birdside (Toby Truslove), der als einziger Mann in der Villa des Abenteurerinnen-Clubs wohnt, den seine ältere Schwester leitet. Mit Detective Steeds Vorgesetztem, dem korrupten und schmierigen Inspector Sparrow (Greg Stone) gibt es zudem einen permanenten Widersacher, der schon Tante Phryne Probleme bereitete.

Zu den positiven Aspekten zählen weniger die meist recht konstruierten Krimiplots, sondern vielmehr die wirklich stylischen Kostüme, die authentischen Kulissen und den für damalige Zeiten immer noch progressiven Feminismus, welchen sowohl die Heldin als auch ihre Mitstreiterinnen zelebrieren. Mir persönlich hat vor allem die leicht verspielte Musik von Brett Aplin, Dmitri Golovko und Burkhard von Dallwitz (Die Truman Show) sehr gut gefallen. Die hochgewachsene Hauptdarstellerin Geraldine Hakewill wirkt auf mich wie eine 1960er Jahre Mischung aus Crisin Milioti (bekannt als Titelfigur in How I Met Your Mother) und Rashida Jones (Angie Tribeca). An sich besteht Season 1 (eine zweite wurde mittlerweile bestellt) aus vier Folgen in Spielfilmlänge (ca. 85 Minuten), die man jedoch für die internationale Auswertung in acht ca. 45minütige „Halbfolgen“ aufteilte.

Die erste Staffel von Miss Fishers neue mysteriöse Mordfälle ist seit dem 17. Januar 2020 auf DVD und BluRay erhältlich sowie auch bei einigen Streaminganbietern abrufbar. Alle drei Staffeln der Original-Serie sind auf DVD und BluRay erschienen (auch als Komplettbox) sowie zudem Teil des Angebots von Netflix.

Miss Fishers neue mysteriöse Mordfälle
(Ms. Fisher’s Modern Murder Mysteries)
Krimiserie Australien 2019. FSK 12. 8 Folgen (Staffel 1). Gesamtlänge: ca. 345 Minuten. Mit: Geraldine Hakewill, Joel Jackson, Catherine McClements, Toby Truslove, Louisa Mignone, Greg Stone, Katie Robertson u.a. Idee: Deb Cox und Fiona Eagger. Nach der Serie
Miss Fishers mysteriöse Mordfälle.

 


Credits
Bilder (c) Polyband/WVG.

 


Hercule Poirots Weihnachten

25. Dezember 2019

Eigentlich wollte Privatdetektiv Hercule Poirot ein gemütliches Weihnachten zuhause verbringen. Doch dann wird er von einem alten reichen Mann kontaktiert, der sein baldiges Ableben vermutet…

Christie’s Christmas Murder Mystery

Irgendwie hat es sich bei mir dieses Jahr nicht so recht ergeben, einen der zahlreichen Weihnachtsklassiker im Fernsehen, auf DVD oder per Streaming anzuschauen. Am Vormittag des 24. Dezember entschloss ich mich allerdings spontan, mit Hercule Poirots Weihnachten eine thematisch passende Episode der über einen Zeitraum von fast 25 Jahren in 13 Staffeln (1989-2013) veröffentlichten Krimiserie Poirot (basierend auf dem Romanen und Kurzgeschichten Agatha Christies über den exzentrischen belgischen Detektiv) anzusehen. Die Handlung der Folge in Spielfilmlänge (Staffel 6, Episode 1) spielt im Jahre 1936.

Der durch Diamantenfunde in Südafrika reich gewordene Simeon Lee (Vernon Dobtcheff) ist mittlerweile ein alter und kranker Mann, aber auch ein misanthroper, tyrannischer Patriarch, dessen Familie daher nicht viel für ihn übrig hat. Simeon lädt seine drei Söhne samt Anhang und seine spanische Enkelin Pilar (Sasha Behar) zu Weihnachten ein, um diese über eine geplante Testamentsänderung zu informieren. Gleichzeitig engagiert Lee Hercule Poirot (David Suchet), um herauszufinden wer ihm selbst nach dem Leben trachtet. Doch bereits am ersten Abend liegt Simeon Lee tot in seinem Zimmer. Der Raum wurde verwüstet und aus dem Safe fehlen vier ungeschliffene Diamanten. Der zufällig anwesende Superintendent Sugden (Mark Tandy) beginnt sogleich seine Ermittlungen. Poirot zieht aber auch seinen guten Bekannten, Chief Inspector Japp (Philip Jackson) von Scotland Yard, zu Rate. Jeder der Anwesenden – die Söhne George (Eric Carte), Alfred (Simon Roberts) sowie deren Ehefrauen Magdalene (Andrée Bernard) und Lydia (Catherine Rabett) inklusive des weitgereisten schwarzen Schafes Harry (Brian Gwaspari) und Pilar, dem einzigen Kind von Simeons verstorbener Tochter Jennifer – besitzt ein Motiv für den Mord…

Hercule Poirots Weihnachten feierte seine Premiere vor genau einem Vierteljahrhundert, am Christmas Day 1994. Generell ziehe ich bei der insgesamt 70teiligen Serie die Folgen in Spielfilmlänge den 50-Minütern vor. Die Weihnachtsepisode bildet ein gutes Beispiel für einen guten, soliden Whodunit-Beitrag, der mit einem etwas überraschenden Twist aufwartet. Eine Zweitsichtung macht aber dennoch Sinn. Denn wenn man die Lösung des Falles bereits kennt so bemerkt man beim zweiten Mal die im Verlauf der Geschichte subtil gestreuten Hinweise und Anspielungen. Bezüglich der Bildqualität mögen die frühen Staffeln etwas antiquiert wirken, aber Regisseur Edward Bennett, der für neun weitere Poirot-Folgen verantwortlich zeichnete, und sein Team machen inszenatorisch das Beste aus einem nicht sehr üppigen Budget und dem folglich weniger opulenten Szenenbild. Ab „Series 9“ (2003/04) sollten sich Look und Setting der TV-Produktion etwas verschwenderischer gestalten.

Hercule Poirots Weihnachten ist am 26. November 2010 auf DVD erschienen, als Bestandteil von Collection 7, welche die komplette 6. Staffel mit allen vier Episoden in Spielfilmlänge beinhaltet. Außerdem ist die Folge über einige Streaminganbieter abrufbar.

Poirot: Hercule Poirots Weihnachten (Poirot: Hercule Poirot’s Christmas)
TV-Krimi UK 1994. FSK 12. 103 Minuten (PAL-DVD). Mit: David Suchet, Philip Jackson, Simon Roberts, Catherine Rabett, Brian Gwaspari, Sasha Behar, Eric Carte, Andrée Bernard, Mark Tandy u.v.a. Nach dem Roman von Agatha Christie. Drehbuch: Clive Exton. Regie: Edward Bennett.


Credits
Bilder © ITV/Polyband

 


Derry Girls: Staffel 2

7. Dezember 2019

Recht zeitnah zur Premiere im britischen Fernsehen kaufte Netflix auch die zweite Staffel von Derry Girls, der schrillen Comedyserie über junge Mädels im Nordirland der 1990er.

Wee adventures of wee girls in wee troubles

Erin (Saoirse-Monica Jackson), ihre Cousine Orla (Louisa Harland) sowie ihre Freundinnen Claire (Nicola Coughlan) und Michelle (Jamie-Lee O’Donnell) haben es als Heranwachsende in der nordirischen Stadt Derry auch weiterhin nicht leicht. Denn zusätzlich der üblichen Probleme wie strenge Eltern und das Regiment einer katholischen Klosterschule nur für Mädchen (die dennoch Michelles englischen Cousin James [Dylan Llewellyn] aufgenommen hat) wird das Leben durch den als „The Troubles“ bezeichneten Nordirland-Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten geprägt. Und so nehmen eigentlich harmlose Situationen wie ein Treffen zum Austausch unter den beiden Konfessionen, die Reise zum Konzert von Take That oder der obligatorische Abschlussball einen chaotischen Verlauf…

Während Derry Girls dem britischen Sender Channel 4 sehr gute Quoten bescherte und Zuschauerrekorde in Nordirland gebrochen hat fristet die Comedyserie von Autorin Lisa McGee (Being Human) trotz internationaler Veröffentlichung bei Netflix doch eher ein Dasein als Geheimtipp. Zwar verfügt die Show über einige typische Elemente/Klischees von Sitcoms bzw. Jugendserien und erfindet dabei das Rad nicht unbedingt neu, aber der lokale, eigenwillige Charme lässt dies schnell vergessen. Alles wirkt hier ein wenig überzeichnet obgleich Wahrhaftigkeit und Authentizität in den Geschichten steckt. Welche Familie hat nicht mit schwierigen Verwandten wie einen monton brabbelnden (Groß-)Onkel, der die Leute mit Belanglosigkeit nervt, oder einer besonders biestigen Tante, deren Lieblingsbeschäftigung üble Nachrede ist, zu kämpfen? Da wirken die resolute Mutter und der knorrige Opa ungleich sympathischer. Derry Girls glänzt mit schrulligen Figuren, dem (aus meiner Sicht) urigstem Akzent/Slang der englischsprachigen Welt (siehe auch The Fall) und rasanten, pointierten Skripts, die lose auf McGees (geboren Ende der 1970er) eigenen Jugenderinnerungen basieren. Untermalt wird das Ganze auch in Staffel 2 von eingängigen Hits der 1990er (Take That, M-People, Urban Cookie Collective, Stakka Bo und natürlich The Cranberries sind vertreten). Auch und vor allem im Nordirland-Konflikt ist die Teenagerzeit ein Minenfeld zwischen ersten romantischen/sexuellen Erfahrungen, dem Finden einer eigenen Identität und dem „Überleben“ im nicht immer einfachen Schulalltag.

Die zweite Staffel von Derry Girls ist seit dem 2. August 2019 (wie auch die erste glücklicherweise nur im Original mit zuschaltbaren Untertiteln) bei Netflix abrufbar. Eine dritte Staffel ist für 2020 geplant.

Derry Girls: Staffel 2 (Derry Girls: Series 2)
Comedyserie UK 2019. 6 Folgen. Gesamtlänge: ca. 136 Minuten.
Mit: Saoirse-Monica Jackson, Louisa Harland, Nicola Coughlan, Jamie-Lee O’Donnell, Dylan Llewellyn, Tara Lynne O’Neill, Kathy Kiera Clarke, Siobhan McSweeney, Tommy Tiernan, Ian McElhinney u.a. Idee & Drehbuch: Lisa McGee. Regie: Michael Lennox.

 

Credits
Bilder(c) Netflix/Channel 4.


Unicorn Store (Kurzkritik)

21. April 2019

Bevor sie in Captain Marvel die erste Heldin mit eigenen Solo-Film im Marvel Cinematic Universe verkörperte, drehte die frischgebackene Oscar-Preisträgerin Brie Larson 2016 ihr Regie-Debüt. In Unicorn Store will sich eine junge Frau ihren langersehnten Kindheitstraum erfüllen und gleichzeitig erwachsen werden.

 

 

Viel Glitzer, wenig Kitsch

Eigentlich wollte die junge Kit (Brie Larson) Malerin werden, doch mit ihren kunterbunten Werken wird sie an der Kunsthochschule nicht angenommen. Aus Enttäuschung über ihr Scheitern verkriecht sich Kit im Keller ihres Elternhauses und verfolgt das stumpfsinnige TV-Programm. Schließlich beschließt Kit, ihr Leben in die Hand zu nehmen und ergattert einen Job als Zeitarbeitskraft in einer Werbeagentur. Kurz darauf erhält sie eine mysteriöse Einladung eines Ladens namens „The Store“. Dort trifft sie auf den schrill gekleideten „Salesman“ (Samuel L. Jackson), der ihr genau das verkaufen möchte, was sie sich seit ihrer Kindheit gewünscht hat: ein Einhorn. Zuvor muss Kit allerdings einige Aufgaben erfüllen: eine Unterkunft für das Tier bauen, Heu besorgen und die Beziehung zu ihren etwas übereifrigen Eltern (Joan Cusack, Bradley Whitford) verbessern. Einfacher gesagt als getan…

Kurz nach dem Gewinn ihres Oscars als beste Hauptdarstellerin für Raum (2015) erhielt Brie Larson die Gelegenheit, erstmalig Regie zu führen. Unicorn Store, in welchem Larson auch die Hauptrolle spielt, debütierte im September 2017 auf dem Internationalen Filmfestival von Toronto, erhielt aber erst durch den Streaminganbieter Netflix eine flächendeckende Veröffentlichung in diesem Jahr. Obwohl die Protagonistin weder mit Farbe noch mit Glitzer geizt und immer noch in ihrem kunterbunten Kinderzimmer lebt, so sorgt die unaufgeregte Inszenierung Larsons dafür, dass die Angelegenheit nicht im Kitsch versinkt. Wer schon ein paar Coming-of-Age-Filme gesehen hat, den wird dieser kleine Indie-Streifen sicherlich nicht vom Hocker reißen. Die authentischen zwischenmenschlichen Beziehungen, die starken Darsteller – nicht nur Brie Larson und der schrill gestylte Samuel L. Jackson, sondern etwa auch Hamish Linklater (Legion) als sozial unbeholfener Don-Draper-Verschnitt – sowie die kleinen Lektionen auf dem Weg zur möglichen Wunscherfüllung machen aus Unicorn Store eine wundersame kleine Filmperle, weder zu albern noch zu tragisch.

 

Unicorn Store ist seit dem 5. April 2019 bei Netflix abrufbar.

 

Unicorn Store
Komödie/Drama USA 2017. 91 Minuten. Mit: Brie Larson, Samuel L. Jackson, Joan Cusack, Bradley Whitford, Mamoudou Athie, Hamish Linklater, Martha MacIsaac, Karan Soni u.a. Drehbuch: Samantha McIntyre. Regie: Brie Larson.

Credits
Bilder (c) Netflix.


Derry Girls (Kurzkritik)

14. April 2019

Erwachsenwerden ist nicht einfach. Vor allem nicht, wenn man als Teenager in Derry zur Zeiten des Nordirland-Konfliktes lebt. Aus dieser Ausgangssituation hat Lisa McGee die Comedyserie Derry Girls erschaffen, die hierzulande bei Netflix zu sehen ist.

Teenage Troubles

Erin (Saoirse-Monica Jackson) ist 16 und lebt mit ihrer katholischen Familie, Mutter Mary (Tara Lynne O’Neill) und Vater Gerry (Tommy Tiernan) sowie Tante Sarah (Kathy Kiera Clarke) und Cousine Orla (Louisa Harland) – beide auf ihre eigene Art durchgeknallt – in der nordirischen Grenzstadt Derry. Die Sippe komplettieren der knorrige Großvater Joe (Ian McElhinney) und Baby Anna, Erins Schwester. Gemeinsam mit Orla sowie ihren Freundinnen Clare (Nicola Coughlan) und Michelle (Jamie-Lee O’Donnell) besucht Erin die katholische Mädchenschule „Our Lady Immaculate“, geleitet von der dauergenervten Ordensschwester Michael (Siobhan Sweeney). Zu aller Überraschung wird Michelles englischer Cousin James (Dylan Llewellyn) als erster männlicher Schüler aufgenommen. Weniger die Gefahren des Nordirland-Konfliktes bestimmen die Lebenswirklichkeit der Mädchen, sondern vielmehr ganz normale Teenager-Probleme…

Die fiktionale Verarbeitung des Nordirland-Konfliktes zwischen den unionistischen Protestanten und den irisch-nationalistischen Katholiken, der zwischen Ende der 1960er und Ende der 1990er für etwa 3 500 Todesopfer und über 47 000 Verletzte sorgte, erfolgte bisher (berechtigerweise) nur in ernster Form, in Kinofilmen wie Im Namen des Vaters (1993) und Hunger (2008). Die Bühnen- und Fernsehautorin Lisa McGee (Raw) schuf aus ihren Jugenderinnerungen zur Zeit der „Troubles“ (wie der Konflikt im englischen Sprachraum genannt wird) allerdings kein knallhartes (Teenie-)Drama, sondern eine schräge Comedyserie. Abgesehen vom Setting, dessen tragisch-gefährliche Situation meist nur Hintergrundrauschen darstellt, bietet Derry Girls die üblichen Themen und Problematiken, die Teenager eben bewegen, wie erste romantische/sexuelle Erfahrungen, das Mühsal der Schule, Streit mit den Eltern und die Hoffnung auf eine rosige Zukunft. McGee gestaltet dieses Minenfeld des Erwachsenwerdens als temporeichen Sechsteiler, der nicht nur von seinen eigensinnig bis urigen, gleichzeitig irgendwie authentischen Figuren und dem herrlichen Akzent (die Serie wurde dankenswerterweise nicht in andere Sprachen synchronisiert, sondern ist bei Netflix im Original mit deutschen oder englischen Untertitel verfügbar) lebt. Ohne den schwarzen Humor, einen stark vorherrschenden Katholizismus und die irrational-komisch agierenden Schauspieler (Nicola Coughlan, die Darstellerin der putzigen Clare war bei den Dreharbeiten zur ersten Staffel bereits 30 Jahre alt), darunter der aus Game of Thrones bekannte Ian McElhinney als Opa Joe, wäre Derry Girls nicht einmal halb so spaßig. Diverse Hits aus der Dekade (von Salt’n’Pepa über Ace of Base bis zu Whigfield) und andere Referenzen verankern das Geschehen fest in den 1990ern. Die Ambivalenz des nordirischen Lebens zwischen Normalität und Bombenterror unterstreicht die Schlussmontage auf sehr passende Weise. Im Vereinigten Königreich premierte die Serie im Januar 2018 bei Channel 4 und erreichte mit durchschnittlich 500 000 Zuschauern in Nordirland (ein Marktanteil von ca. 64 Prozent) die höchsten dort jemals gemessenen Einschaltquoten.

Die erste Staffel von Derry Girls ist seit dem 21. Dezember 2018 bei Netflix abrufbar. Vom 5. März bis 9. April 2019 lief Season 2 beim britischen Channel 4.

Derry Girls
Comedyserie UK 2018. 6 Folgen (Staffel 1). Gesamtlänge: ca. 142 Minuten. Mit: Saoirse-Monica Jackson, Louisa Harland, Nicola Coughlan, Jamie-Lee O’Donnell, Dylan Llewellyn, Tara Lynne O’Neill, Kathy Kiera Clarke, Siobhan McSweeney, Tommy Tiernan, Ian McElhinney u.a. Idee & Drehbuch: Lisa McGee. Regie: Michael Lennox.

Credits
Bilder (c) Netflix/Channel 4.


Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere – Prognose

23. November 2014

Auch wenn ich persönlich den zweiten Teil von Peter Jacksons auf drei Filme aufgeblähter Adaption von Tolkiens Roman Der Hobbit weniger gelungen fand, so hege ich doch noch etwas Vorfreude auf den dritten und hoffentlichen letzten Film Die Schlacht der Fünf Heere. Im Folgenden will ich eine höchst spekulative Prognose über den Inhalt und Verlauf wagen. Vor Spoilern wird gewarnt.

Egal wie lang der dritte Hobbit-Film wird (angeblich dauert er ca. 144 Minuten), die Schwerpunkte werden bei den zwei für Regisseur Jackson wichtigsten Punkten liegen:

1.) den ausufernden Schlachten und CGI-Effekten
sowie natürlich

2.) der höchst wichtigen Dreiecksgeschichte um Legolas, Tauriel und Kili. Generell ist Tauriel ja eine der wichtigsten Figuren der ganzen Mittelerde-Filmreihe überhaupt!

Die nebensächliche Geschichte um Hobbit Bilbo wird hier und da ein wenig mit eingeflochten. Erst einmal geht es ja darum, einen Drachen zu töten. Smaug wird den Bewohnern von Seestadt mächtig Feuer unterm Dach machen. Fährmann und Bogenschütze Bard setzt natürlich alles daran, Smaug zu Fall zu bringen. Gelingen wird es ihm freilich nicht. Denn Legolas und Tauriel sind ja noch da. Nachdem Kili durch die Athelas-Pflanze geheilt wurde, kann sich die Elbin wieder im Kampf betätigen. Sie und Legolas feuern im Milisekundentakt Pfeile auf Smaug ab und eine der 300 000 000 Geschosse trifft den Drachen an seiner empfindlichsten Stelle (nein, nicht zwischen den Beinen). Smaug schmiert ab wie ein abgeschossener Jumbo. Bei seiner unsanften Landung auf dem Boden macht der fast tote Drache noch schnell den korrupten Bürgermeister von Seestadt und dessen widerlichen Erfüllungsgehilfen im wahrsten Sinne des Wortes platt. Der arme Bard ist von seinem Versagen so niedergeschlagen, dass er sich vor lauter Kummer selbst im See ersäuft. Das gibt natürlich eine herzerweichende Szene mit Bards heraneilenden Töchtern, die ihren toten Vater betrauern. Bards Sohn versucht seinen Vater noch mit der Athelas-Pflanze zu heilen, aber da er die Zauberformel von Tauriel vor lauter Schluchzen nicht mehr richtig zusammenbringt, bleibt Daddy tot. Zu dumm.

In Dol Guldur marschiert eine Streitmacht der Elben unter Führung von Saruman, Elrond und Galadriel ein. Galadriel findet den schwer verletzten Gandalf und heilt ihn durch magische Mund-zu-Mund-Beatmung. Doch Vorsicht. Sauron tritt ins Blickfeld seiner ungebetenen Gäste und kreist mit seinen neun Ringgeistern die Elben ein. So gleich kommt es zu spektakulären Kämpfen. Auf der einen Seite das Lichtstab-Duell zwischen Sauron und Saruman, wobei ersterer sich in eine Art „kleinen Nekromanten“ verwandelt (der rein zufällig eine große Ähnlichkeit mit dem computeranimierten Yoda aus den Star Wars-Prequels hat) und während des Kampfes um Saruman herumflitzt. Galadriel, Elrond und sein Gefolgsmann Lindir nehmen es währenddessen mit den Nazgul auf. Jeder hat drei gegen sich, wobei Galadriel plötzlich eine Rüstung trägt, die der von Elizabeth I. aus Elizabeth: Das Goldene Königreich zum Verwechseln ähnlich sieht.

In und um den Einsamen Berg macht sich sogleich die Nachricht von Smaugs Tod breit. Thorin erklärt sich nun endgültig zum König unter dem Berg. Das Säbelrasseln beginnt. Das Elbenheer aus dem Düsterwald marschiert auf und Thranduil, der auf einem riesigen Eichhörnchen mit Elchgeweih dahergeritten kommt, macht seinen Anspruch auf einen Großteil des Schatzes geltend. Zwerge und Elben streiten sich, Bilbo macht sich mit dem Ring unsichtbar und somit die Fliege.

Da marschiert eine bedrohliche Menge an Orks auf, manche von ihnen reiten diverse Tiere (Warge, Wölfe, Nashörner, Eisbären, Giraffen…). Zwerge, Elben und Menschen besinnen sich darauf, dass sie ja alle einen gemeinsamen Feind haben (nein, nicht die judäische Volksfront, die Römer! Moment mal, die ja auch nicht, sondern die Orks!). Es beginnen vier Fünftel der Schlacht der Fünf Heere. Selbst zusammen ist die ZEM-Fraktion den Scharen des Bösen zahlenmäßig unterlegen. Daran kann auch das Heer von Elrond unter Führung des blitzschnell genesenen Gandalfs nur kurzfristig etwas ändern. Doch Gandalf hat dies schon vermutet und per Motten-SMS wieder die Adler zur Rettung bestellt. Doch selbst die Fürsten der Lüfte können das Blatt nicht ganz zugunsten der ZEM-Fraktion wenden. Die Entscheidung führt ausgerechnet der dauerbekiffte Zauberer Radagast herbei, der eine Horde speziell für den Krieg gezüchteter Rhosgobel-Killer-Kaninchen mit sich bringt.

Aber bevor das ganze Schlachtengetümmel und damit der Film vorbei ist, fehlt natürlich noch eine der wichtigsten Szenen. Die todesmutige Tauriel stellt sich Azog (aka der bleiche Ork aka der Schänder aka der einarmige Bandit aka der Dauergegner aus der Hobbit-Trilogie) zum Zweikampf. Doch obwohl die Elbin bisher alles wegmetzeln konnte, hat sie gewaltige Probleme mit Azog. Es gelingt dem Bleichgesicht, sie zu entwaffnen und durch die Gegend zu schleudern. Fast sieht es so aus als ob es mit Tauriel zu Ende gehen würde, aber der gute alte PJ lässt die wichtigste Heldin der Geschichte doch nicht sterben. Der bisher chronisch beschäftigungslose und rekonvaleszente Zwergenbubi Kili eilt zur Hilfe. Mutig stellt er sich Azog entgegen, der nicht lange fackelt und Kili am nächsten Steinbrocken zerschmettert. Nun sieht es auch wieder für Tauriel böse aus. Doch rechtzeitig kommt eines der Rhosgobel-Killer-Kaninchen angehoppelt und beißt Azog erst noch den anderen Arm und schließlich den Kopf ab. Tauriel versucht sogleich ihre rituelle Athelas-Therapie aus dem zweiten Teil erneut anzuwenden, um den toten Kili doch noch ein weiteres Mal ins Leben zurück zu holen. Es gelingt ihr nur einen kurzen Moment, so dass Kili noch zwei Sätze herauspressen kann, bevor er endgültig abnippelt, nämlich: „Ich liebe dich!“ und „Bitte heirate nicht die blonde Tucke!“.

Die Schlacht der Fünf (oder waren’s doch mehr? Egal) Heere ist vorbei und die Verluste verheerend. Nicht nur Kili ist tot, auch seinen Bruder Fili hat es erwischt. Der wurde versehentlich von den heranstürmenden Rhosgobel-Killer-Kaninchen zertrampelt. Kein schöner Tod. König Thorin Eichenschild ist ebenso unrühmlich verschieden. Er hat sich am Arkenstein geschnitten und die Wunde ist sagen wir mal nicht so wirklich gut verheilt.

Das war’s dann auch mit dem dritten Teil und wir verblüfften Zuschauer werden feststellen, dass der Nebencharakter Bilbo Beutlin ja noch lange nicht zuhause ist. Deswegen gibt es auch noch einen vierten Teil, der im Dezember 2015 ins Kino kommt. In Der Hobbit: Und endlich wieder zurück macht sich Bilbo auf die lange Reise zurück ins Auenland. Da Gandalf keine Zeit hat (Er muss die Tanten des Nekromanten, also die Nekromanten-Tanten, aufspüren) begleiten die Hauptfiguren Legolas und Tauriel den Hobbit nach Hause. Schließlich gibt es hier und da noch ein paar verirrte Orks, die eindrucksvoll zur Strecke gebracht werden müssen.

In der Extended Edition von Die Schlacht der Fünf Heere (vsl. November 2015) bekommen wir vor allem noch eine wichtige Szene nachgereicht. Thranduil und Legolas waschen sich die Haare im See!

Irgendwann vor dem Kinostart des vierten Teils wird Peter Jackson auch verlauten lassen, dass er die gesamte neuseeländische Filmindustrie für die nächsten 30 Jahre in Beschlag zu nehmen plant. Denn das Silmarillion wird in mindestens 17 Teilen verfilmt (oder doch 37?) und zwar in der sogenannten „Super Mega Hammer Hyper Ultra High Frame Rate“ von 48 x 48 (also 2304) Bildern pro Sekunde. Neben Kurzauftritten von Gandalf, Galadriel und Elrond werden vor allem Tauriel und Legolas die Hauptrollen spielen. Wer sonst?!

 

Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere startet am 10. Dezember 2014 in den deutschen Kinos.


Der Hobbit: Eine unerwartete Reise (Zweitsichtung)

30. Dezember 2012

Einer meiner Kritikpunkte an Der Hobbit: Eine unerwartete Reise, dem ersten Teil der dreiteiligen Verfilmung von Tolkiens Roman, war die gewöhnungsbedürftige Optik der neuen, höheren Bildrate. Jetzt habe ich den Film ein zweites Mal gesehen, diesmal mit den klassischen 24 Bildern pro Sekunde und in 2D.

Durch die neuartige so genannte „High Frame Rate“, die mit 48 pro Sekunde doppelt so viele Bilder wie bisher liefert, wirkte Eine unerwartete Reise, der erste Teil von Peter Jacksons auf drei Filme ausgewalzter „Hobbit“-Verfilmung, optisch wie eine Telenovela oder die Spielszenen einer geschichtlichen Dokumentation. Der Über-Realismus dieser unglaublichen scharfen Bilder nahm dem Machwerk leider ziemlich die Magie.

In der herkömmlichen Fassung (24 fps) tritt dieses Problem nicht mehr auf und Teil 1 der „Hobbit“-Trilogie und die „Herr der Ringe“-Filme wirken jetzt optisch wie aus einem Guss. Man braucht also für hochwertiges Fantasy-Kino keinen technischen Schnickschnack, der noch nicht ausgereift ist.

Zur Problematik der Überlänge und dramaturgischen Holprigkeit würde ich sagen, dass der Film im Grunde nach dem Verlassen Morias und dem anschließenden Gespräch hätte enden können, d.h. ungefähr 20 Minuten früher. Das „Bäume, Warge, Orks und Feuer“-Finale mag zwar zum großen Teil werkgetreu sein, doch hat es den Film im Grunde nur in die Länge gezogen.

Dennoch freue ich mich auf die beiden weiteren Filme und hoffe, dass Teil 1 mit 169 Minuten (in der Kinofassung) der längste bleibt.


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