mwj auf der Metropolcon 2023

21. Mai 2023

Nach meinen Abenteuern in Hobbit-Gewandung auf dem Festival Fantasia 2017 im Kurpark Schierke und 2019 in Magdeburg wagte ich mich nun erstmals auf eine richtige Indoor-Convention. Allerdings keine Comic-Con oder ähnliches in einer riesigen Halle, sondern die Metropolcon, einer Veranstaltung für Science-Fiction, Fantasy und Horror in Berlin vom 18. bis 20. Mai 2023.  



Babylon 5 in Berlin
oder Auf dem futurologischen Kongress


Im Folgenden versuche ich die besuchten Vorträge, Panels und mehr zusammenzufassen bzw. deren Inhalte kurz zu umreißen. Nicht als detaillierte Analyse, sondern als Anregung sich mit den Themen und Autor*innen zu befassen.   

Tag 1: Ankommen, Cyberpunk, Diversität und Zombies

Nach der Anreise am Vortag, bei der nicht nur ich, sondern auch ein paar Kreative aus der deutschen Phantastik-Szene Probleme mit dem Einchecken am Automaten eines fast personallosen Hotels hatten, begann die Convention im silent green Kulturquartier im Berliner Stadtteil Wedding. Beim Einlass wurden nicht nur den Vortragenden und Stargästen Namensschilder ausgehändigt, sondern auch normalsterblichen Besucher*innen. Nachdem ich mir einen kurzen Überblick über die Location verschafft hatte (das silent green befindet sich auf dem Gelände eines ehemaligen Krematoriums und besteht unter anderem aus unterirdischen bunkerähnlichen Räumlichkeiten sowie der Kuppelhalle, die deutlich als ehemalige Friedhofskapelle zu erkennen ist) besuchte ich den ersten „Vortrag“, eine kurze Einführung zur Veranstaltung von Dr. Claudia Rapp, einer Autorin und Übersetzerin, die zum „Metro-Team“ gehört. Neben den überirdischen Locations (Kuppelhalle und Ateliers) spielte sich ein Teil der Veranstaltung auch unter der Erde ab. In der Betonhalle konnte man den überschaubaren Händlerbereich mit kleinen Phantastik- und Spezialverlagen finden.    

Kurzer Blick in den Händlerbereich, Foto vom Metropolcon-Team

Der Schwerpunkt der Metropolcon lag auf Vorträgen zum Thema SFFH-Literatur (Science Fiction, Fantasy, Horror), doch es gab auch andere Vorführungen, z.B. das Konzert von Gamma Rats in der Kuppelhalle. Das Duo aus dem Ruhrgebiet, bestehend aus Jennifer Klawitter alias Jaana Redflower und Adrian Klawitter, schien direkt aus einer Parallelwelt zwischen Matrix und Das fünfte Element zu kommen. Vor allem Jaana mit ihrer gigantischen blauen Glitzerhaarpracht erwies sich als echter Blickfang. Mit rockiger Stimme (teils auch eher in Richtung Sprechgesang) besang sie verfallene Städte, den Konflikt zwischen Menschen und Robotern, sowie die Liebe zum Handgemachten. Begleitet wurden diese düsteren Cyperpunk-Stories von Jaana an der anfangs nach Elektro-Orgel klingenden Gitarre und Adrian an den Drumpads, wobei Rhythmus und Elektrosounds aus dem Rechner kamen.

In der Kuppelhalle gab es am Nachmittag dann auch einen Vortrag zum Thema „Frauen und nichtbinäre Personen in der Sf. Wir wollen mehr!“ von Theresa Hannig (Autorin), Udo Klotz (Organisator des Kurd-Laßwitz-Preises), Aiki Mira (Autorx) und Yvonne Tunnat (Rezensentin, Podcasterin und Autorin). Zuerst wurden die einzelnen Zahlen über Frauen und nichtbinäre Menschen in der SF zusammengetragen. Theresa stellte die Ergebnisse des österreichischen Sammlers Christian Pree über den Anteil von Frauen in den SF-Veröffentlichungen vor. Udo beleuchtete die Quoten von Frauen sowie nichtbinären Personen bei den beiden wichtigsten deutschen Preisen des Genres, dem Kurd-Laßwitz-Preis und dem Deutschen Science-Fiction Preis. Aiki präsentierte die Ergebnisse der eigenen Umfrage unter nichtbinären SF-Autor*innen während Yvonne die Thematik anhand der eigenen Rezensionen (auf Rezensionsnerdista) ergänzte. Zusammengefasst haben Frauen und nichtbinäre Personen insgesamt je nach Auswertung einen Anteil von 20 bis 30 Prozent. Moderiert von Nelo Locke entspannte sich eine angeregte Diskussion zwischen Publikum und Vortragenden darüber, inwieweit sich die Situationen für Frauen und nichtbinäre Menschen in der deutschen Science-Fiction geändert hat. Fazit: es hat sich in den letzten Jahrzehnten und vor allem Jahren einiges zum Positiven verändert, doch wie auch bei der Repräsentierung in der Gesamtgesellschaft bleibt diese auch in der SF-Literatur weiterhin ein Thema. Ich persönlich nehme aus dem Vortrag mit, dass ich künftig bewusster mehr Werke von Frauen lese, auch außerhalb der Phantastik.

Gamma Rats, Foto vom Metropolcon-Team

Meinen ersten Convention-Tag beschloss am Abend das Panel „Zombies und andere Ausgeburten unserer Fantasie: Der Reiz von Horror, Trash und Übertreibung“ im kleinen Kinosaal des silent green. Moderiert von Journalist Steffen Volkmer diskutierten die Horror-Autoren Dirk van den Boom, Vincent Voss und Robert Weber (letztgenannter überwiegend als Hörspielautor tätig) das Thema Zombies in Film, Fernsehen und Literatur, vor allem in Bezug auf sozialkritische Aspekte. Denn die marodierenden Untoten sind nicht nur ein Beispiel für das Zusammenbrechen einer Gesellschaft aufgrund einer Bedrohung von außen (wie z.B. auch das Coronavirus und andere Seuchen), sondern verkörpern auch den wahllosen Konsum im Kapitalismus. Zur Sprache kam auch, dass rechte politische Kräfte in ihrer Propaganda nach Europa bzw. in die USA flüchtende Menschen wie Zombiehorden darstellen, um damit irrationale Ängste unter den Bürgern zu schüren. Zudem ließen es sich die vier Herren nicht nehmen Filme, Serien und Bücher zu empfehlen bzw. deren jeweilige Stärken hervorzuheben. Für dieses spannende Thema war die dafür beraumte Zeit von einer Stunde viel zu wenig. Das Panel hätte daher auch gut und gerne doppelt so lang gehen können.



Tag 2: Lovecraft, SFFH-Status, E vs. U und KI

Der Con-Freitag begann mit einer Kombination aus Lesung und musikalischer Darbietung, ebenfalls im Kino. Der niederländische Musiker Jason Köhnen las die Kurzgeschichte The Horror Cosmic, welche vom Werk H.P. Lovecrafts inspiriert wurde. Wissenschaftler schicken eine Langspielplatte an Bord einer Raumsonde ins All, mit der Hoffnung, dass diese auf intelligentes außerirdisches Leben stößt. Wie man es von Lovecraft kennt, geht die ganze Geschichte natürlich im wahrsten Sinne des Wortes grauenvoll aus. Während auf der Leinwand der Text der Story und dazugehörige Schwarzweiß-Illustrationen zu sehen war, hörte man Musik von Köhnens Dark Jazz-Band The Lovecraft Sextett aus den Lautsprechern. Eine sehr atmosphärische, audiovisuelle Erfahrung. Im Anschluss arbeitete Jason in einem kurzen Vortrag noch den Einfluss Lovecrafts auf Metal-Musik, wie Black Sabbath und Iron Maiden bzw. neuere Bands aus Frankreich und Australien heraus.

SFFH-Panel, Foto vom Science Fiction Club Deutschland e.V.

In der Kuppelhalle fand wenig später das englischsprachige Panel „SFFH around the globe: developments, themes, trends“ statt, moderiert von der deutschen Autorin Sabrina Železný. Mit der amerikanischen Autorin Mary Robinette Kowal, der deutschen Übersetzerin/Autorin Cora Buhlert (Gewinnern des Hugo Awards 2022 als „best fan writer“), dem auf afrikanische Literatur spezialisierten Komparatisten Peter J. Maurits (Uni Erlangen-Nürnberg) und dem spanischen Horror-Autor Jesús Cañadas, wurden schon personell unterschiedliche Gegenden und Perspektiven der phantastischen Literatur abgebildet. Themen waren unter anderem die immer noch herrschende Marginalisierung von SFFH (als „Schund“), gleichzeitig eine positive Entwicklung in den letzten Jahren sowie die Mechanismen des Verlagswesens und der Übersetzungen in den unterschiedlichen Kulturkreisen. Besonders die Anekdoten von Jesús und Mary über die Reaktionen anderer auf ihre Tätigkeit als Genre-Autoren sorgten für Erheiterung.  

Thematisch teils in eine ähnliche Kerbe schlug das nächste Panel mit dem Titel „E versus U: Die ewige Diskussion um (Pop-)Kultur, Phantastik und Games“. Mit Kunsthistoriker Dominic Riemenschneider, (der sich auch mit Architektur in der Phantastik befasst), Daniel Illger (Professor für Populäre Kulturen an der Universität Frankfurt [Oder]) und Andy Hahnemann (Lektor für Science-Fiction/Fantasy beim S. Fischer Verlag) wurden drei Bereiche und somit auch unterschiedliche Blickwinkel auf die Thematik repräsentiert. In der Diskussion gelang es vor allem den grundsätzlichen Unterschied zwischen phantastischer Literatur und der sogenannten ernsthaften Literatur zu benennen. Während es in der Phantastik sehr um den Inhalt geht, so stehen bei der „hohen“ Literatur Sprache und Ästhetik im Vordergrund. Diese strikte Unterscheidung zwischen Hochkultur und trivialer Kultur existiert vor allem in Deutschland, wo erstere bei Literatur und Musik (siehe die Berufsorchester) staatlich besonders gefördert wird. Dass diese Grenze aber fließend sein kann sieht man an literarischen Klassikern von Homer, Ovid, Dante und Goethe, die (teils) klar der Phantastik zugeordnet werden können. Nach einer Stunde sahen wir das Panel beendet und viele Fragen offen.

Um das brandaktuelle Thema Künstliche Intelligenz, durch ChatGPT auch in der öffentlichen Diskussion sehr präsent, ging es im Panel „Kunst und KI: Kreativität, Kunstbegriff, Kommerz“. Dominik Riemenschneider fungierte als Moderator der aus Autorin Kris Brynn, Literaturwissenschaftlerin Rebecca Haar und Autor/Illustrator Michael Marrak bestehenden Runde. Wie Michael gleich zu Beginn erklärte, habe er feststellen müssen, dass das Programm Midjourney schon Bilder von herausragender Qualität liefern könne und zudem in Sachen Produktivität den Menschen massiv übertreffe. Kris Brynn stellte hingegen fest, dass ChatGPT in der Produktion von Texten dem Menschen noch unterlegen sei. Rebecca ergänzte, dass Subtilität und Humor in KI-erzeugten Texten noch fehlen. Eine angeregte Diskussion, auch um die Frage nach der Urheberschaft eines von einer KI erzeugten Werkes und damit verbundene Problematiken, entwickelte sich. Michael postulierte, dass wir uns beim Thema KI generell in einer „Zeit des Aufschreis“ befinden. Die aktuelle Situation des technologischen Fortschritts wurde von Leuten aus dem Publikum mit jener nach Erfindung der Fotografie bzw. dem Wechsel vom Stumm- zum Tonfilm verglichen. Es bleibt spannend, diese Thematik zu verfolgen, vor allem weil alles noch so frisch ist.

Panel zu KI und Kreativität, Foto von Michael Vogt



Tag 3: KI in der Arbeitswelt, Physik bei Star Trek, Transhumanismus und Abschluss

Am Samstagvormittag folgte gleich das nächste Panel zur Künstlichen Intelligenz, nämlich „Arbeit und Gesellschaft in der Zukunft – macht KI den Menschen überflüssig?“, moderiert von Politikwissenschaftlerin Isabella Hermann. Neben Rebecca Haar erörterten drei Professoren aus teils unterschiedlichen Disziplinen mögliche Folgen von KI in der Arbeitswelt. Wolfgang Ertel (Gründer und langjähriger Leiter des Instituts für Künstliche Intelligenz an der Hochschule Ravensburg-Weingarten), Stephan Schulz (Duale Hochschule Baden-Württemberg), beides Informatiker, und der Ökonom Christian Kellermann (Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz). Der Tenor: Fachkräftemangel in gewissen Bereichen kann durch KI ausgeglichen werden. Außerdem werden viele Arbeiten künftig von intelligenten Maschinen erledigt, was zur Folge haben kann, dass die Menschen nicht mehr 40 pro Woche, sondern nur noch 20 bis 25 Stunden arbeiten müssen. Die dadurch gewonnene Freizeit könnte man der Familie, Hobbys oder der eigenen Weiterbildung widmen. Dieser Zustand würde sich dem Ideal einer utopischen Gesellschaft annähern, in welcher es allen Menschen gutgeht und man sich ausschließlich auf die angenehmen Seiten des Lebens konzentrieren könne, weil die wirkliche Arbeit von Maschinen erledigt wird. Am wichtigsten, so Professor Ertel, sei es, dass junge Menschen und künftige Generationen zum kritischen Umgang mit Künstlicher Intelligenz angeleitet werden.            

Im Anschluss besuchte ich den Vortrag „Die Physik bei Star Trek“ von Professur Metin Tolan (Universität Göttingen). Nach einem kurzen Überblick zum Franchise veranschaulichte der Physiker anhand mehrerer Beispiele aus der Originalserie (1966-69), The Next Generation (1987-94) und Star Trek: Voyager (1995-2001) wie exakt Wissenschaft in Allgemeinen und Physik im Besonderen bei Star Trek Verwendung gefunden hat. Professor Tolan lobte vor allem die Kontinuität der ganzen Weltraumsaga. Dass aber nicht immer alles wissenschaftlich korrekt sei, beweist eine Szene aus der Prequel-Serie Enterprise (2001-2005), wonach sich bei Berücksichtigung der präsentierten Zahlen ein Gewicht von 158 kg für das titelgebende Raumschiff ergeben würde. Zum einen die humorvolle Aufbereitung des Inhalts und dass dieser auch für naturwissenschaftliche Laien wie mich verständlich war gestaltete den Vortrag so erfrischend und kurzweilig. Metin Tolan hat über die Physik von Star Trek ein ganzes Buch geschrieben.

„Transhumanismus und Science-Fiction“ war das Thema des letzten Panels, welches ich besuchte. Politikwissenschaftler Christopher Coenen vom Karlsruher Institut für Technologie lieferte einen kurzen Abriss der unterschiedlichen Strömungen des Transhumanismus. Futurologe Wenzel Mehnert (TU Berlin) präsentierte diverse Konzept der technologischen Aufwertung des Menschen in Wissenschaft und Science-Fiction. Das Line Up rundete Ingenieur und Autor Yves Gorat Stommel ab, der in einem seiner Romane den Upload des menschlichen Geistes (Emulation) in einen Computer beschreibt. In der folgenden Diskussion ging es unter anderem darum, ob die Möglichkeit der Unsterblichkeit durch Technologie nur für eine kleine Elite bestehe. Zudem würde ein solcher Upload des Verstandes eine Kopie des Menschen erzeugen, welche sich vom Original unterscheide. Die Erkenntnis, dass Bewusstsein mehr als ein in den Rechner hochgeladenes Gehirn ist und auch einen Körper benötige, kam ebenso zur Sprache. Wie auch beim Thema KI wird einer der Problematiken bei Transhumanismus in der Zukunft sein, ob dieser kapitalistisch geprägt sein oder dem Allgemeinwohl dienen werde.

Zum Abschluss der 1. Metropolcon ging es ein letztes Mal in die Kuppelhalle. Claudia Rapp bedankte sich im Namen des ganzen Teams bei allen Unterstützenden, Helfer*innen und Sponsoren. Außerdem wurden Laptops und Merchandising für einen guten Zweck (das Loch in der Kasse der Veranstalter zu schließen oder wenigstens zu mindern) versteigert. Außerdem konnte sich einer der Besucher erkaufen, dass eine Figur im nächsten Roman von Mary Robinette Kowal nach ihm benannt werden wird. Das Metropolcon-Team hat eine wirklich tolle, inhaltlich sehr spannende Veranstaltung auf die Beine gestellt, die sicherlich nicht nur bei mir lange nachwirken wird. Für mich als Convention-Neuling war vor allem die Durchlässigkeit der Phantastik-Szene (Profis und Fans begegnen sich auf Augenhöhe) sehr erfreulich. Irgendwie hatte ich das Gefühl eine Fortbildungsreise zur Raumstation Babylon 5 unternommen zu haben, wo renommierte Phantastik-Botschafter wie Friedhelm Schneidewind, Dietmar Dath und Marcel Aubron-Bülles zugegen waren.


Dungeons & Dragons: Das Buch der dunklen Schatten

9. April 2023

Während aktuell das Reboot Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben erfolgreich in den Kinos läuft habe ich mit Dungeons & Dragons: Das Buch der dunklen Schatten die zweite Direct-to-DVD-Fortsetzung der aufwändigen, aber gescheiterten ersten Adaption des bekannten Rollenspiels angesehen. Wie schon bei Teil 2 führte Gerry Lively Regie.



Auf der dunklen Seite

Vor 2.000 Jahren verkaufte der bösartige Magier Nhangruul seine Seele an finstere Dämonen, um Unsterblichkeit zu erlangen. Aus seiner Haut entstanden die Seiten, aus seinen Knochen der Einband und aus seinem Blut die Tinte für das Buch der dunklen Schatten. Jeder der es wagte, aus diesem Buch zu lesen, wurde abgrundtief böse. So wurde das Königreich Karkaroth vom Bösen überschattet, bis ein Kriegerorden namens Knights of the Sun dem finsteren Treiben Einhalt gebot. Es gelang, die Tinte zu vernichten, doch die Anhänger Nhangruuls konnten den Einband und die Seiten des Buches verstecken. Über die Jahrhunderte geriet die finstere Macht in Vergessenheit und die Kräfte der Knights of the Sun schwanden gleichermaßen.

Bild (c) EuroVideo

Grayson (Jack Derges) wird von seinem Vater Ranfin (Anthony Howell) in den Orden der Knights of the Sun aufgenommen, doch das erhoffte Omen des Lichtgottes Pelor bleibt aus. Plötzlich werden die Knights angegriffen und Ranfin verschleppt. Grayson verfolgt die Spur der Entführer und schließt sich widerwillig einer Bande finsterer Gestalten an: Shadar-Kai-Zauberin Akordia (Eleanor Gecks), Assassine Seith (Lex Daniels), Goliath-Barbar Vimak (Habib Nasib Nader) und dem Vermin-Lord Bezz (Barry Aird). Schon bald klar, dass die Gruppe auf der Suche nach den Teilen des Buches der dunklen Schatten ist…  

!974 veröffentlichen Gary Gygax und Dave Arneson das Pen-&-Paper-Rollenspiel Dungeons & Dragons, welches den Rollenspiel-Boom begann. Ein Vierteljahrhundert später gab es den ersten Kinofilm von Courtney Solomon, mit einem heftig grimassierenden Jeremy Irons als Bösewicht. Der aufwändige Fantasy-Blockbuster enttäuschte einerseits die Fans und andererseits an der Kinokasse (nur 33,8 Millionen Dollar Einspielergebnis, bei einem Budget von 45 Millionen). In den Jahren danach inszenierte Gerry Lively zwei für den Videomarkt produzierte Fortsetzungen, welche zwar in der gleichen Welt angesiedelt sind, aber ansonsten keinerlei Bezug zum ersten Film oder zueinander haben. Auf den in Litauen gefilmten Die Macht der Elemente (2005) folgte Das Buch der dunklen Schatten (2012), welcher in Bulgarien gedreht wurde.   

Fantasy-Streifen können auch im Low-Budget-Bereich funktionieren wie es Schattenkrieger – The Shadow Cabal (2013, basierend auf dem Videospiel SAGA) und die Artus-Adaption Arthur & Merlin (2015) beweisen. Man darf als Zuschauer*in nur keine überzogenen Erwartungen haben. Wenig erwartet habe ich bei der vorliegenden zweiten „D&D“-Fortsetzung. Doch auch hier erweisen sich Effekte (im Vorgänger sah der Drache schlimmer aus), Kulissen, Kostüme und Make Up als solide. Die heterogene Truppe Söldner/Banditen, denen sich Grayson anschließt, erweist sich optisch vor allem als recht kurios geschminkter Haufen finsterer Gestalten. Das Buch der dunklen Schatten präsentiert sich mit etwas mehr Brutalität und zwischenzeitlich auch etwas Nacktheit weniger familienfreundlich als die beiden vorherigen Produktionen des Franchises.

Bild (c) EuroVideo

Auch wenn die Story sicherlich noch etwas mehr Ausarbeitung hätte vertragen können und diverse, in Verbindung mit Magie stehende Wendungen recht beliebig erscheinen, so finde ich den zentralen Storyarc um den edlen Ritter Grayson, der um seine Tarnung aufrecht zu erhalten und seinen entführten Vater zu retten den Weg der Finsternis beschreiten muss, durchaus gelungen umgesetzt, auch weil der Protagonist quasi wider Willen zum Antiheld wird. Insgesamt wird die ganze Geschichte allerdings einen Hauch zu ernsthaft durchgezogen und die Softerotik-Elemente sowie die Liebesgeschichte wirken plump. Aber Uwe Boll und die Nullnummern von The Asylum hätten bei gleicher Ausgangslange sicherlich ein schlechteres Endprodukt abgeliefert. Das Namedropping und die Hintergrundgeschichte richten sich natürlich an Kenner des Rollenspiels.             

Dungeons & Dragons: Das Buch der dunklen Schatten ist am 10. Januar 2013 auf DVD und BluRay erschienen sowie aktuell bei diversen Streaminganbietern abrufbar.



Dungeons & Dragons: Das Buch der dunklen Schatten
(Dungeons & Dragons: The Book of Vile Darkness)
Fantasyfilm UK 2012. FSK 16. 86 Minuten.
Mit: Jack Derges, Eleanor Gecks, Barry Aird, Lex Daniels, Habib Nasib Nader, Anthony Howell, Dominic Mafham u.a. Nach dem Rollenspiel von Gary Gygax und Dave Arneson. Drehbuch: Brian Rudnick und Robert Kimmel. Regie: Gerry Lively.


Arthur & Merlin (2015)

16. März 2023

Es gibt einige finanziell aufwändige Filmadaptionen der Artussage. Der irische Filmemacher Marco van Belle versuchte sich mit Arthur & Merlin an einer Low-Budget-Verfilmung.



Fantasy mit Mikrobudget

Im mittelalterlichen Britannien droht die Eroberung des Landes durch die einfallenden Sachsen. König Vortigern (David Sterne) versucht mit seinem Heer dem Feind Einhalt zu gebieten, doch die Verluste wiegen schwer. Arthfael (Kirk Baxter), Bastardsohn des Herzogs von Cornwall und Heerführer Vortigerns, bemerkt dass der alte König stark unter dem Einfluss des machtvollen Druiden Aberthol (Nigel Cooke) steht. Scheinbar im Auftrag Vortigerns schickt Aberthol immer wieder Männer in den Tod. Arthfael befürchtet, dass der Druide heimlich mit den Sachsen gemeinsame Sache macht. Um das Volk der Kelten zu retten begibt sich Arthfael auf die Suche nach einem Mann mit dem Mal der Tuadan, jener alten Götter, welche einst die Finsternis besiegten. Arthfael findet Myrrdin (Stefan Butler), ein Zauberer mit besonderen Kräften, dem er das Leben rettete, als beide noch Kinder waren. Myrrdin weigert sich jedoch, Arthfael zu helfen. Bis der Zauberer erkennt, was Aberthol wirklich im Sinn hat…

Bild (c) Tiberius Film

Die auf historischen Vorgängen basierenden Sagen um König Artus/Arthur, das Schwert Excalibur, die Ritter der Tafelrunde, den heiligen Gral und natürlich den Zauberer Merlin wurden bereits unzählige Male für die große Leinwand adaptiert. Richtig gelungen fand ich bisher nur Excalibur (1981) von John Boorman und The Green Knight (2021) von David Lowery sowie auf humorvolle Art Die Ritter der Kokusnuss (1975) von der Kultkomiker-Truppe Monty Python. Die mit 120 Millionen bzw. 175 Millionen US-Dollar hochbudgetierten Blockbuster King Arthur (2004) von Antoine Fuqua und King Arthur: Legend of the Sword (2017) konnten mich vor allem inhaltlich nicht überzeugen. Für einen klitzekleinen Bruchteil dieser Summer, nämlich 230.000 britische Pfund (ca. 260.000 Euro oder ca. 280.000 US-Dollar) haben Marco van Belle und sein Team Arthur & Merlin produziert. Das Endergebnis kann sich durchaus sehen lassen, vor allem weil hier die limitierten Mittel gekonnt genutzt werden, um eine eher naturalistische Version zu erschaffen.

Mit etwa den gleichen finanziellen Mitteln hätte die Billigstfilmschmiede The Asylum sicherlich auch einen Streifen über die beiden sagenumwobenen Helden fabriziert. Nur gäbe es darin nur maximal sechs wichtige Charaktere, die Szenen wären menschenleer, irgendwo auf einem Feld gefilmt worden und ein paar richtig miese CGI-Kreaturen müssten natürlich auch mit dabei sein. Regisseur Marco van Belle und seine Co-Autorin Kat Wood besinnen sich bei ihrem Skript auf weniger bekannte Elemente der Artussage. Die beiden Titelhelden haben hier die walisischen Namen Arthfael und Myrrdin. Die an 24 Tagen abgedrehte Produktion setzt vor allem auf überaus stimmungsvolle Naturkulissen. Vor allem der magische Wald wird ohne großen Aufwand gut umgesetzt. Darüberhinaus bietet Arthur & Merlin einige wunderschöne Landschaftspanoramen. Die einzig größere Schlachtszene sieht alles andere als schlecht aus. Die unterschiedlichen Settings wie ein kleines Dorf, das Lager von Vortigerns Heer und die Burg im Showdown werden recht minimalistisch und zweckmäßig ins Szene gesetzt.

Bild (c) Tiberius Film

Abgesehen von den beiden Protagonisten erfolgt die Figurenzeichnung leider ziemlich schwach bis kaum existent. Am Ende präsentiert sich auch die Story recht einfach gestrickt und zweckmäßig, obgleich keinesfalls so lustlos und beliebig wie üblicherweise bei The Asylum. Bei manchen Bildeinstellungen und Details scheint der Film ein wenig mit Herr der Ringe-Versatzstücken zu liebäugeln, doch wirklich ins Gewicht fallen diese Elemente nicht. Richtig bekannte Gesichter werden hier verständlicherweise nicht aufgeboten, doch das Schauspielensemble um Kirk Baxter (Ein Prinz zu Weihnachten) als Arthfael und Stefan Butler (Micro Men) als Myrrdin erweist sich als solide. Mit Nigel Cooke (Wölfe, The Crown) als finsterem Druiden Aberthol und David Sterne (Ritter aus Leidenschaft, Fluch der Karibik 2) als gebrechlichem König Vortigern hat man immerhin zwei erfahrene Akteure mit Erfahrungen im aufwändigen Serien und Blockbustern dabei. Seit Jahren ist übrigens eine Fortsetzung mit dem Titel Arthur & Merlin: The Fire of Balor geplant.

Arthur & Merlin von Marco van Belle ist seit dem 9. März 2017 auf DVD und BluRay erhältlich sowie aktuell bei diversen Streaminganbietern abrufbar.

Arthur & Merlin
Fantasyfilm UK 2015. FSK 12. 108 Minuten.
Mit: Kirk Baxter, Stefan Butler, Nigel Cooke, Charlotte Brimble, Adrian Bouchet, David Sterne, Nick Asbury u.a. Drehbuch: Kat Wood und Marco van Belle. Regie: Marco van Belle.

Bild (c) Tiberius Film

Der Krieger und die Hexe

5. Dezember 2021

Frisch aus der SchleFaZ-Mottenkiste (und Roger Cormans argentinischem Achtziger-Ramschladen) kommt Der Krieger und die Hexe, billiger Fantasymurks mit David „Kung Fu“ Carradine in der Hauptrolle.


Die Echse, der Krötenmensch und das Tentakelmonster

Auf dem Wüstenplaneten Ura. Im Dorf Yamatar kämpfen seit Jahren zwei grausame Kriegsherren, Zeg (Luke Askew) und Bal Caz (Guillermo Marin), um die Vorherrschaft über den einzigen Brunnen. Das einfache Volk hat unter den beiden Tyrannen und ihren Schergen sehr zu leiden. Schließlich taucht ein namenloser, dunkler Krieger (David Carradine) auf, der früher zwar einem heiligen Orden angehörte, mittlerweile aber nur noch für Geld kämpft. Der alte Prälat Bludge (Harry Townes) klärt den Krieger über die Verhältnisse in Yamatar auf. Fortan beginnt der Krieger die beiden Parteien gegeneinander auszuspielen und versucht die Zauberin Naja (Maria Socas) zu befreien…

In den 1980ern produzierte B-Movie-Legende Roger Corman (mittlerweile stolze 95 Jahre alt) zehn Filme in Argentinien, angefangen mit dem Barbarenfilm Deathstalker – Der Todesjäger (1983). Ein Jahr später (und wiederum ein Jahr vor der Vollkatastrophe namens Wizards of the Lost Kingdom) erschien Der Krieger und die Hexe von Regisseur John C. Broderick. In dem Fantasy-Remake von Akira Kurosawas Samurai-Epos Yojimbo – Der Leibwächter (1961) und Sergio Leones Italowestern-Version Für eine Handvoll Dollar (1964) trifft ein von David Carradine (Kung Fu, Kill Bill) gespielter Krieger in einem vom Konflikt zweier Warlords gebeuteltem Wüstendorf ein und versucht die Streithähne zu überlisten. Außerdem gibt es da noch eine magiekundige Frau zu retten. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich bisher weder die genannten Vorbilder von Kurosawa und Leone gesehen habe. Aber ob das bei der Sichtung von Der Krieger und die Hexe ein Nachteil sein kann, wage ich zu bezweifeln. Denn egal wie viel Co-Autor und Regisseur John C. Broderick (1942-2001), der ansonsten nur vier weitere Regiearbeiten in seiner Vita stehen hat und ansonsten als Schauspieler, Produzent sowie Production-Manager tätig war, abgekupfert, die „Story“ des vorliegenden Films erscheint mir kaum existent. Keine Ahnung warum, aber das Machwerk hat sich seit einem Erscheinen vor 37 Jahren einen (für mich unerklärlichen) Kultstatus erworben. Trotz der gewohnt bissigen Kommentierung von Oliver „Olli“ Kalkofe und Peter „Päter“ Rütten in ihrer Schundfilm-Reihe SchleFaZ am 3. Dezember 2021 langweilte ich mich schnell.

Auf dem Papier gibt es hier einige interessante Elemente, wie die Grundkonstellation und das karge, lebensfeindliche Wüstensetting. Dazu tummeln sich hier auch Krötenmenschen, wie der böse Sklavenhändler Burgo (Armando Capo), und eine intelligente Echse, die zwar nur Fauch- und Zischlaute von sich gibt, dem bösen Tyrannen Bal Caz (eine Mischung aus Jabba the Hutt und Baron Harkonnen für Arme) aber als kompetentem Berater dient. Die titelgebende (nur barbusig auftretende) Hexe wird wiederum von dem anderen Kriegsherrn Zeg gefangen gehalten, weil sie ihm ein magisches Schwert schmieden lassen soll. Das klingt auf den ersten Blick alles halbwegs spannend, wird aber auf denkbar leb- und zusammenhanglose Art runtergekurbelt. Leading Man David Carradine, der sich vor den Dreharbeiten bei einem Streit mit seiner damaligen Freundin die rechte Hand brach und daher seine Kampfszenen ganz ordentlich mit links absolviert, war nicht mehr ganz jung (47) und brauchte wohl das bisschen Geld, denn seine zweite große Fernsehrolle als böser Justin LaMotte in Fackeln im Sturm, einer Miniserie über den amerikanischen Sezessionkrieg, sollte erst ein Jahr später folgen. Und so stolpert er über weite Strecken recht lustlos durch die Styropor-Kulissen. Während andere Akteure sich etwas grimmassierfreudiger zeigen verzieht der schweigsame Held selten eine Miene. Das passt aber zum fast völligen Fehlen von für einen funktionierenden Film unerlässlichen Zutaten wie Dramaturgie und Spannung. Selbst das Auftauchen eines Tentakelmonsters (!) sorgt bestenfalls für kurzzeitiges Kopfschütteln. Keiner der Beteiligten hatte hier scheinbar auf irgendetwas Bock und das merkt man dem fertigen Endprodukt total an. Bezeichnend, dass Oli und Päter bei ihrer Präsentation schon nach der ersten Kostümrunde die Lust am Verkleiden vergangen ist. Selbst unfreiwillige Komik hält sich hier fast komplett in Grenzen. Bal Cazs Echsenfreund hat sich irgendwann freiwillig aus dem Film verabschiedet. Wer will es ihm verübeln? Der Krieger und die Hexe war dennoch „gut genug“ um in Ein Königreich vor unserer Zeit 2 (1989), der Fortsetzung zum bereits erwähnten Wizards of the Lost Kingdom, teilweise recycelt zu werden.

Der Krieger und die Hexe ist aktuell nach der TV-Ausstrahlung am 3. Dezember 2021 in der SchleFaZ-Fassung in der Tele 5-Mediathek sowie als Stream bei weiteren Anbietern abrufbar und außerdem auf DVD erhältlich.


Der Krieger und die Hexe (The Warrior and the Sorceress)
Fantasyfilm Argentinien, USA 1984. FSK 18. 78 Minuten.
Mit: David Carradine, Maria Socas, Luke Askew, Anthony De Longis, Harry Townes, Guillermo Marin, Armando Capo u.a. „Drehbuch“ und Regie: John C. Broderick.

Credits
Bilder (c) M-Square Classics.

 

 

 


Schattenkrieger – The Shadow Cabal

2. Oktober 2021

Leider habe ich in den letzten Wochen nur sehr wenige Filme gesehen. Vor wenigen Tagen habe ich mich dann immerhin an den Fantasy-Streifen Schattenkrieger – The Shadow Cabal herangewagt, welchee auf einerm Videospiel basiert.


Solide Low-Budget-Fantasy

Eine Welt, in welcher es nicht nur Menschen, sondern auch Elfen, Zwerge, Orks, Drachen und andere wundersame Geschöpfte gibt. Ein finsterer Geheimbund steht kurz davor einen schrecklichen Plan in die Tat umzusetzen: die Wiedererweckung des Totengottes Goth Azul. Drei ungleiche Helden müssen verhindern, dass die Asche Amun-Khans sowie das Blut Goth Azuls vereint werden und so das Reich der Lebenden vom Totengott überschattet wird: der von einer göttlichen Prophetin ausersandte Ritter Keltus (Richard McWilliams), die rachsüchtige Elfe/Kopfgeldjägerin Nemyt (Danielle Chuchran Ryan) und Kulimon (Paul D. Hunt), ein von seiner eigenen Horde verstoßener Ork. Die Zeit drängt, denn Nemyt trägt selbst das Mal der Schatten, welches Besitz von ihr zu ergreifen vermag…

Eine Elfe, ein Kleriker/Krieger und ein Ork. Was sich wie der Beginn eines unter Rollenspielern beliebten Witzes anhört bildet die personelle Ausgangssituation von Schattenkrieger – The Shadow Cabal, einem für wenig Geld im US-Bundesstaat Utah gedrehten Genre-Streifen mit klassischen Elementen wie man sie aus Fantasy und RPGs kennt. Wie es der Originaltitel SAGA: Curse of the Shadow quasi verrät basiert das Setting auf dem Multiplayer-Online-Strategiespiel SAGA von 2008. Game-Designer Jason Faller war hier als Co-Autor neben Kynan Griffin tätig, Gemeinsam hat das Duo auch die fünfteilige Filmreihe Mythica (2014-2016), mit Kevin „Hercules“ Sorbo in einer der Hauptrollen, geschrieben und produziert, teilweise mit Crowdfunding und Fördergeldern aus Utah finanziert. Die Welt der mit kleinen Budgets produzierten Fantasyfilme reicht von miesen Machwerken aus dem Hause The Asylum, nicht ganz so schlechten und teils annehmbaren Werken sowie soliden, teils sogar gelungenen Filmen. Schattenkrieger gehört für mich definitiv in letztere Kategorie.

Regisseur John Lyde, auch für Kamera und Schnitt verantwortlich sowie gemeinsam mit Faller und Griffin Produzent, und sein Team machen hier das beste aus wenigen Mitteln. Den Vergleich mit gigantischen Fantasy-Leinwandepen wie Herr der Ringe kann das Ergebnis natürlich nur schlecht aussehen, doch wirkt das Endprodukt teurer als es in Wirklichkeit ist. Kostüme und Make Up wirken mehr als ordentlich und die Orks sehen ihren Artgenossen aus Peter Jacksons filmischer Ringtrilogie wirklich zum Verwechseln ähnlich, erhalten aber hier immerhin mehr eigene Identität und wirkten mit ihrer Sprache auch mich zeitweise die die Klingonen aus Star Trek. Die HdR-Filme standen bei mehreren Kameraeinstellung definitv Pate, doch würde ich dies nicht als plumpe Nachmacherei sondern Hommage an das Vorbild sehen. Schattenkrieger bietet keine epischen Schlachten, aber dafür immer wieder kleine Kampfszenen mit ansprechender Choreographie. Das zahlenmäßig recht reduzierte Darstellerensemble reißt schauspielerisch keine Bäume aus, fällt aber auch nicht negativ auf. Danielle Chuchran Ryan versprüht als akrobatisch kämpfende Elfe ein wenig Xena-Feeling (allerdings ohne Salti und Kampfschreie). In Anlehnung an Neuseeland als Mittelerde präsentieren die Macher des vorliegenden Streifens ein paar schöne Landschaftspanoramen mit einer Portion Colourgrading (der Himmel erstrahlt immer gelb-rötlich). Die Story gestaltet sich über weite Strecken eher generisch, aber irgendwie wirkt das alles spannender und abwechslungsreicher als im thematisch und produktionstechnisch sehr ähnlichen Dungeons & Dragons: Die Macht der Elemente (2005). Dennoch hätte man die Handlung an manchen Stellen ein wenig besser ausarbeiten können. Das Finale wird dann leider etwas von einer schlecht gerenderten CGI-Kreatur überschattet. Aber insgesamt ein vor allem in Anbetracht der Rahmenbedingungen solides Fantasy-Abenteuer.

Schattenkrieger – The Shadow Cabal ist am 18. Juni 2013 auf DVD und BluRay erschienen sowie als kostenpflichtiger Stream bei Amazon, Apple TV und Maxdome abrufbar.


Schattenkrieger – The Shadow Cabal (SAGA: Curse of the Shadow)
Fantasyfilm USA 2013. FSK 16. 101 Minuten. Mit: Danielle Chuchran Ryan, Richard McWilliams, Paul D. Hunt, Kyle Paul, Bailee MyKell Cowperthwaite, James C. Morris u.a. Nach dem Videospiel
SAGA. Drehbuch: Jason Faller und Kynan Griffin. Regie: John Lyde.

 

Credits
Bilder (c) Ascot Elite.

 

 

 


Seventh Son

27. Juni 2021

Und heute gibt es wieder Erwarten kein Review zu einer weiteren Dokumentation, sondern zum prominent besetzten Fantasy-Streifen Seventh Son, mit den Oscar-Gewinnern Jeff Bridges und Julianne Moore in zentralen Rollen.


Der versiebte Streifen

Im 16. Jahrhundert. England wird nicht nur von Menschen, sondern auch von Hexen, Geistern und monströsen Kreaturen bevölkert. Master Gregory (Jeff Bridges) ist der letzte aus einem traditionsreichen Orden, welcher diese Geschöpfe jagt und zur Strecke bringt. Vor Jahren sperrte er die böse Hexe Mutter Malkin (Julianne Moore) in ein unterirdisches Gefängnis. Doch Malkin gelang die Flucht und nun plant sie am bevorstehenden Blutmond, die Mächte der Finsternis zu entfesseln. Nachdem sein letzter Schüler getötet wurde sucht Gregory einen Nachfolger, den er im Bauernjungen Tom (Ben Barnes) findet. Tom ist der siebte Sohn eines siebten Sohnes und erlebt immer wieder Visionen, in welchen er die Zukunft sieht. Gregory und Tom machen sich auf den Weg zur Festung Malkins, um deren verheerende Pläne zu vereiteln. Tom trifft unterwegs auf die junge Alice (Alicia Vikander), die ein Geheimnis hütet…

Der vom russisch-amerikanischen Regisseur Sergei Bodrov (Nomad – The Warrior, Der Mongole) in Kanada gedrehte Fantasy-Blockbuster Seventh Son stand schon länger auf meiner Watchlist. Vor allem weil man die Oscar-Gewinner Jeff Bridges (für Crazy Heart, 2009) und Julianne Moore (für Still Alice – Mein Leben ohne Gestern, 2014) – beide spielten zuvor zusammen in der Kultkomödie The Big Lebowski (1998) von den Coen-Brüdern – eher selten in Werken aus der Phantastik erlebt. Die 95-Millionen-Dollar-Projekt wartet zudem mit weiteren prominenten Darstellern auf. In Person von Alicia Vikander (The Danish Girl) spielte eine weitere, spätere Oscar-Preisträgerin mit. Dazu gesellten sich Ben Barnes (Die Chroniken von Narnia) als Titelheld, Djimon Hounsou (Gladiator) als einer von Malkins finsteren Handlangern, Antje Traue (Man of Steel) als Malkins Schwester Lizzie und in einer kleinen Rolle Kit Harington, bekannt als Jon Snow aus Game of Thrones.

Die Dreharbeiten begannen bereits im März 2012, doch wegen einer drohenden Pleite des Effekt-Studios Rhythm and Hues sowie dem Ende der Zusammenarbeit von Legendary und Warner verzögerte sich die Fertigstellung des Films. Nachdem Seventh Son im Dezember 2014 in einigen europäischen und asiatischen Ländern gestartet war erfolgte die US-Veröffentlichung am 8. Februar 2015. Deutscher Kinostart war am 5. März 2015. Die Geschichte basiert auf dem ersten Roman der Spook-Buchreihe für Jugendliche des britischen Autors Joseph Delaney. Rein vom Papier her bringt der Film alle Voraussetzungen für gutes Fantasy-Kino mit sich. Das Endergebnis erweist sich aber leider als ziemlich durchwachsen.

Inhaltlich präsentiert sich Seventh Son als überaus generisch und völlig vorhersehbar. Die handelnden Personen kommen zu keiner Zeit über den Status sehr grob gezeichneter Klischeefiguren hinaus. Da helfen die großen Namen im Cast auch nicht weiter. Jeff Bridges gibt den von finsteren Kämpfen gezeichneten Magier als halbbesoffenen Gandalf während Ben Barnes in der Rolle seines Schülers weitgehend blass bleibt. Julianne Moore (erhielt eine Nominierung für die Goldene Himbeere als schlechteste Nebendarstellerin) weiß sich bei all dem prächtig aussehenden CGI-Verwandlungsirrsinn scheinbar nur mit hemmungslosem Overacting zu helfen. Als ziemlich wirkungslos verpuffen auch die Versuche, die Angelegenheit mit Humor aufzupeppen. Von der Gesamtperformance her hat mich Bodrovs Film ziemlich an Stephen Sommers Horror-Blödbuster Van Helsing (2004, mit Hugh Jackman) erinnert, mit dem Unterschied, dass letzterer Streifen trotz aller Schwächen immer wieder witzig ist. Der bodenlos-theatralische und austauschbare Score von Marco Beltrami ist da ebensowenig hilfreich.

Seventh Son ist auf DVD und BluRay erhältlich sowie Teil des Angebots von Streaminganbietern wie Netflix, Amazon Prime und anderen.


Seventh Son
Fantasyfilm USA, UK, Kanada, China 2014.
FSK 12. 102 Minuten.
Mit: Jeff Bridges, Ben Barnes, Julianne Moore, Alicia Vikander, Antje Traue, Djimon Hounsou, Olivia Williams, John DeSantis u.v.a. Nach dem Roman
Spooks – Der Schüler des Geisterjägers von Joseph Delaney. Drehbuch: Charles Leavitt und Steven Knight. Regie: Sergei Bodrov.


Credits
Bilder (c) Legendary Pictures/Universal.

 

 

 

 


10 Jahre Game of Thrones

17. April 2021

Vor zehn Jahren, am 17. April 2011, startete mit Game of Thrones eine aufwändige und epische Fantasyserie, welche die bisher erschienenen Bändes des Romanzyklus Das Lied von Eis und Feuer von George R.R. Martin adaptierte.

Was für ein jubiläumsträchtiges Jahr! 40 Jahre mwj, 60 Jahre Lisa Gerrard und demnächst 20 Jahre Herr der Ringe-Filmtrilogie. Heute feiert mit Game of Thrones eine der wenigen wirklich hochwertigen Fantasyserien einen ersten runden Geburtstag. Vor 10 Jahren debüttierte die von David Benioff und D.B. Weiss ins Leben gerufene TV-Adaption von George R.R. Martins epischer Romanreihe Das Lied von Eis und Feuer (OT: A Song of Ice and Fire, 1996-?). Während die Buchreihe noch unvollendet ist (ich bin zuversichtlich, dass der Autor bei gleichbleibender Geschwindigkeit die ausstehenden Bände sechs und sieben bis zu seinem 100. Geburtstag am 20. September 2048 herausbringen wird) fand die Serie mit ihrer achten Staffel 2019 zu einem sehr umstrittenen Ende.

Auf dem Kontinent Westeros. 17 Jahre nachdem der tyrannische König Aerys Targaryen von einem Zusammenschluss diverser Adelshäuser unter Führung der Baratheons, Lannisters und Starks gestürzt und die Familie des Tyrannen fast komplett ausgelöscht wurde herrscht dennoch nur ein brüchiger Frieden in den Sieben Königslanden. König Robert Baratheon ist des Herrschens müde und bietet seinen besten Freund Ned Stark, den Wächter des Nordens, im als Hand des Königs in der im Süden gelegenen Hauptstadt King’s Landing beizustehen. Widerwillig verlässt Ned seine Heimat Winterfell. In der Folge werden die Starks, Baratheons und andere Familien in einen gnadenlosen Machtkampf unterschiedlicher Häuser verstrickt. Im Norden jenseits der Mauer, eines kilometerlangen und dreihundert Meter hohen Eiswalles, lauern neue Bedrohungen, vor allem in Form der White Walkers. Auf dem östlichen Kontinent Essos leben unterdessen die letzten Targaryens, der hochmütige Viserys und seine Schwester Daenerys im Exil und planen den Eisernen Thron ihres Vaters und ihrer Vorfahren zurück zu erobern.

Nachdem ich ein paarJahre zuvor von der komplexen, aus der Sicht unterschiedlichster Figuren erzählten Saga um Macht, Überleben und die mögliche Existenz magischer Wesen wie Drachen, gehört hatte, startete ich 2007 die Lektüre der bis dato erschienenen vier (in der deutschen Übersetzung acht) von sieben geplanten Büchern. Im Juli 2011, wenige Monate nach der Premiere der Serienadaption, erschien der fünfte Band A Dance with Dragons (dt. Der Sohn des Greifen und Ein Tanz mit Drachen). Seitdem, also seit einer Dekade, warten wir darauf, dass Autor GRRM den sechsten Roman (und irgendwann vielleicht auch mal den siebten) endlich fertigkriegt. Kurz nach der Premiere von GoT am 17. April 2011 beim für andere hochwertige Serien wie Die Sopranos, Rom, The Wire und Boardwalk Empire bekannten Pay-TV-Sender HBO kam ich erstmals in den Genuss der ersten Staffel. Wie für viele andere (sowohl buchkundige als auch buchunkundige) Zuschauer erwies sich die GoT über die Jahre hinweg als hochklassiges Event-Fernsehen. Man fieberte mit Jon Snow, Daenerys Targaryen, den Stark-Kindern und weiteren, war (trotz Kenntnis der Vorlage) von vielen brutalen Wendungen schockiert sowie von vielschichtigen Charakteren (von starken Schauspielern wie Sean Bean, Peter Dinklage, Michelle Fairley, Nikolaj Coster-Waldau, Lena Headey, Charles Dance, Maisie Williams, Iain Glen, Alfie Allen, Jack Gleeson, Jerome Flynn, Gwendoline Christie u.v.a. verkörpert), starken Dialogen und hohen „Production Values“ begeistert. Pro Staffel war meist eine oder zwei Folgen mit einer fulminant inszenierten Schlacht im üppigen, aber in den ersten sechs Jahren keinesfalls astronomischen Budget drin.

Spätestens ab Staffel 6 (und teilweise bereits ein Jahr zuvor) hatte die Adaption die Romanreihe erzählerisch eingeholt, die Showrunner/Chefautoren Benioff und Weiss sowie ihr Team waren daher auf das angewiesen, was ihnen Martin vom Inhalt/Verlauf der noch nicht fertigen Bände 5 und 6 preisgab. Dieses Fehlen einer ausgearbeiteten Vorlage wirkte sich leider negativ auf die Qualität der letzten Seasons aus. Denn einerseits waren Benioff, Weiss & Co besser darin, eine vorhandene Vorlage zu adaptieren als eine noch nicht fertige Geschichte anhand wichtiger Eckpunkte selbst in kurzer Zeit zu vollenden. Außerdem kommt aus meiner Sicht eine falsche Entscheidung hinzu, nämlich die, dass man in den letzten beiden Staffeln auf mehr groß angelegte Actionszenen setzte anstatt die Zeit zu nutzen, um die diversen Handlungsstränge besser zu vollenden. Dennoch halte ich es für überzogen, die Serie wegen ihres durchwachsenen Schlussakkords komplett herabzustufen oder den Drehbuchautoren ihre Fähigkeit in ihrer Gänze abzusprechen. Game of Thrones hat Maßstäbe beim Thema Fantasy im Fernsehen gesetzt ähnlich wie es Peter Jackson Verfilmung von Herr der Ringe fürs Kino vollbracht hat.

Aufgrund des weltweiten Erfolgs von GoT hat HBO mehrere weitere Serien aus dem gleichen Universum, teils basierend auf Martins begleitenden Büchern und Kurzgeschichten, in Auftrag gegeben, darunter die sich bereits im Dreh befindliche Show House of the Dragon. Das birgt natürlich immer etwas die Gefahr, eine Übersättigung zu erzeugen und natürlich Meister Martin von seinem eigentlichen Job (siehe oben) abzuhalten. An dieser Stelle auf jeden Fall ein Gläschen auf zehn Jahre Spiel der Throne im Fernsehen! Leider habe ich gerade keinen edlen, dornischen Wein zur Hand. 😉

Übersicht meiner Reviews/Recaps zur Serie

Staffel 1 (2011)
Staffel 2 (2012)
Staffel 3
(2013)
Staffel 4 (2014)
Staffel 5
(2015)
Game of Thrones: The Musical
(2015)
Staffel 6 (2016)
* Staffel 6, Folge 1 und 2
* Staffel 6, Folge 3
* Staffel 6, Folge 4
* Staffel 6, Folge 5
* Staffel 6, Folge 6
* Staffel 6, Folge 7
* Staffel 6, Folge 8
* Staffel 6, Folge 9
* Staffel 6, Folge 10
Staffel 7
(2017)
Staffel 8
(2019)
* Staffel 8, Folge 1
* Staffel 8, Folge 2
* Staffel 8, Folge 3
* Staffel 8, Folge 4
* Staffel 8, Folge 5
* Staffel 8, Folge 6
Game of Thrones: The Last Watch
(Doku, 2019)

Credits:
Bilder und Video (c) HBO/Sky.

 


Wizards of the Lost Kingdom

7. Februar 2021

Nach einem halben Dutzend anspruchsvoller Filme bei der Internationalen Filmwoche in Würzburg stand mir der Sinn nach leichter Unterhaltung. Daher konsumierte ich den billigen „Fantasy-Kracher“ Wizards of the Lost Kingdom.

Rogers Resterampe

Im Königreich Axeholme lebt der junge Simon (Vidal Peterson), Sohn des Hofmagiers Wulfrik (Edgardo Moreira). Mit Unterstützung von Königin Udea (Barbara Stock) stürzt und tötet der böse Magier Shurkan (Thom Christopher) den König (Augusto Larreta). Dessen Tochter, Prinzessin Aura (Dolores Michaels), landet im Kerker. Wulfrik gelingt es gerade noch seinem Sohn Simon einen magischen Ring zu übergeben bevor der Hofzauberer im Kampf mit Shurkan sein Leben lässt. Gemeinsam mit seinem befellten Freund Gulfax (Edgardo Moreira) gelingt Simon die Flucht. Unterwegs treffen die beiden auf Krieger Kor (Bo Svenson), der sich dazu überreden lässt, Simon im Kampf gegen Shurkan zu unterstützen…

Was der Bezos’sche Algorithmus so alles verzapt! Weil ich vor etwa einem halben Jahr Deathstalker – Der Todesjäger (1983) gesichtet hatte wurde mir doch glatt Wizards of the Lost Kingdom empfohlen. Das ergibt auch ziemlich Sinn, denn beide Filme gehören zu den insgesamt neun Machwerken, die B-Movie-Papst Roger Corman in den 1980ern in Argentinen produzieren ließ. Gleich vorweg: Wizards of the Lost Kingdom (in Deutschland auch bekannt als Der Zauberring, Magier der verlorenen Welten, Der Zauberer des vergessenen Königreichs und Ein Königreich vor unserer Zeit I) ist eine echte Trash-Granate wie sie im Buche steht, im Strafgesetzbuch! Ein klarer Fall für SchleFaZ bei Tele 5!

Den Trailer und die Prämisse fand ich ja irgendwie noch ganz spannend, der Film aber „glänzt“ überwiegend durch unfreiwillige Komik und ein Sammelsurium unterschiedlichster Kreaturen. Am auffälligsten in Erinnerung bleibt natürlich Simons pelziger Freund Gulfax, eine Kreuzung aus Chewbacca (spricht die gleiche Sprache), Yeti und Big Foot, der meisten nur dumm brummelnd in der Gegend rumsteht. Wer sich schon immer mal gefragt was aus den sieben Zwergen nach Schneewittchen und der Bergwerkskarriere geworden ist bekommt hier die Antwort serviert. Die kleinen Zipfelmützenträger verdingen sich als Handlanger des bösen bösen bösen Magiers Shurkan (nicht Shere Khan!), mit Ausnahme von einem, der zum Waldzauberer umgeschult hat und als Nachmieter der Hexe im Knusperhäuschen wohnt. Außerdem bekommt der Zuschauer hier unter anderem noch Echsenmenschen, Spielzeugdinosaurier, eine Truppe untoter Krieger, Zyklopen, eine Meerjungfrau und einen geflügelten Löwen geboten.

Auf dem Papier mag das nach einem brauchbaren, familientauglichen (der Protagonist ist schätzungsweise 12) Fantasyfilmchen aussehen. Der Schein trügt. Das Machwerk ist an allen Ecken und Enden billig zusammengeschustert. An den teils farbenfrohen Kostümen (blau, türkis, fliederfarben, lila…!) und den schlichten Lichteffekten (Merke: böse Magie ist rot, gute Magie ist blau) konnte ich mich (auch wegen minimalem Restalkohol) noch erfreuen. Alles andere entpuppt sich als ziemlich mies. Die Kampfszenen wirken fast noch stümperhafter gefilmt als bei Billigbarbar Ator. Für eine kohärente Geschichte hat sich wohl auch niemand interessant. So lustlos wie der schwedisch-amerikanische Actionfilm-Hüne Bo Svenson als Kor (kommt heraus, wenn man Thor und Conan mixt) hier agiert so uninspiriert-lieblos wird der ganze Schmu auch heruntergekurbelt. Was Regisseur Héctor Oliveira (Barbarian Queen) ursprünglich an verwertbarem Filmmaterial abgeliefert hatte ging nur eine knappe Stunde und so wurde die Laufzeit einfach mit Szenenschnipseln aus zwei anderen Corman-Produktionen der Zeit, nämlich (ja!) Deathstalker und Sorceress – Die Mächte des Lichts (1982), auf knapp 80 Minuten gestreckt. Nur leider fällt diese Schummelei auf, weil das zusätzliche Material nicht wirklich dazu passt.

Passend zur kreativen „Eigenleistung“ wird einfach der Score von James Horner aus Sador – Herrscher im Weltraum recycelt und ein Programm generischer Fantasy-Versatzstücke (Herr der Ringe und Star Wars zählen zu den offensichtlichen, unfreiwilligen Paten) mit an Oberflächlichkeiten nicht mehr zu überbietenden Dialogen (ich vermute Ausschussware von Kalenderblattsprüchen) kombiniert. Erstaunlich, dass die wackeligen Styropor- und Pappkulissen beim turbulenten Finale nicht eingestürzt sind. Das Fehlen jeglicher Qualität hat Corman und Co übrigens nicht davon abgehalten, eine Fortsetzung (Ein Königreich vor unserer Zeit II) zu drehen, mit komplett anderer Besetzung und Story sowie „ergänzendem“ Material aus Der Krieger und die Hexe (1984), Barbarian Queen (1985), Amazons (1986) und Mystor – Todesjäger II (1987). Falls Textstellen aus dieser Rezension in anderen Reviews auftauchen, bitte nicht wundern.

Wizards of the Lost Kingdom ist auf DVD und BluRay erhältlich sowie als Stream bei Amazon (in Prime enthalten), Google Play, maxdome und Youtube verfügbar.

Wizards of the Lost Kingdom
Fantasy-Abenteuer Argentinien, USA 1985. FSK 12. 78 Minuten.
Mit: Vidal Peterson, Bo Svenson, Thom Christopher, Barbara Stock, Dolores Michaels, Edgardo Moreira, Michael Fontaine u.a. Drehbuch: Ed Naha alias Tom Edwards. Regie: Héctor Oliveira.

Credits
Bilder (c) M-Square.

 


Krull

23. August 2020

Nach zwei billigen Barbaren-Streifen hatte ich Lust auf einen ungleich aufwändigeren Film. Die Wahl fiel auf Krull, ein Fantasy-Abenteuer von Regisseur Peter Yates aus den 1980ern.

Das magische 5-Klingen-Schwert

Der Planet Krull wird von einer außerirdischen Macht heimgesucht. Von der Schwarzen Festung aus entsendet das Unsagbare Ungeheuer seine Truppen, die Slayers, um die Bewohner des Planeten in seine Gewalt zu bringen. Prinz Colywn (Kenneth Marshall) und Prinzessin Lyssa (Lysette Anthony) wollen mit ihrer Heirat die eigentlich verfeindeten Königreiche ihrer Väter vereinen und so gemeinsam gegen die außerirdischen Invasoren kämpfen. Doch die Hochzeitszeremonie wird von einem Angriff der Slayers unterbrochen. Lyssa wird entführt und in die Schwarze Festung gebracht. Colwyn erholt sich dank der Heilkraft des weisen alten Ynir (Freddie Jones) schnell von seinen Verletzungen. Gemeinsam mit Ynir, dem unbeholfenen Gestaltwandler Ergo (David Battley) sowie einer Gruppe von Räubern, die von Torquil (Alun Armstrong angeführt werden, macht sich Colwyn auf, seine Braut zu befreien und das Monster zu besiegen…

Peter Yates, der zuvor unter anderem einige Episoden der britischen Krimiserien Danger Man – Geheimauftrag für John Drake und The Saint – Simon Templar sowie den Kult-Actionthriller Bullitt (1968) mit Steve McQueen inszeniert hatte, drehte mit Krull seinen ersten und einzigen Beitrag zum Genre Fantasy. Auch wenn man sich hier in einem kruden Mischmasch aus John Boormans Artussagen-Adaption Excalibur (1981) und George Lucas‘ Star Wars-Filmen wähnt so gehört die britische-amerikanische Co-Produktion keinesfalls zur Welle der billig nachgemachten Epigonenfilme. Das liegt vor allem daran, dass die Macher hier mit etwa 30 Millionen Dollar über ein damals mehr als üppiges Budget verfügen konnten. Dieses Geld wurde mehr vor allem in die wirklich gelungenen Kulissen und die überwiegend mit Modellen und optischen Illusionen erschaffenen Spezialeffekte investiert.

Bis auf wenige Details (darunter das „Schwert“ mit fünf Klingen) gestaltet sich der Plot überaus generisch. Man erfährt so gut wie gar nichts über die Welt des Planeten, außer dass sie von Rittern, Magiern, Räubern, Gestaltwandlern, Zyklopen und Flammenpferden bevölkert wird. Für innere Logik war bei der Drehbuchentwicklung wenig Zeit. Geht eine Unternehmung schief, so gibt es meist einen zweiten Weg, das wichtige Ziel zu erreichen, auch wenn es vorher hieß, dass nur einen gebe. Zwar entwickelt sich in der heterogenen Helden-Riege so etwas wie Gruppendynamik, aber die meisten Figuren kommen über Allgemeinplätze kaum hinaus. Während es für den ordentlichen Hauptdarsteller Kenneth Marshall (später als Michael Eddington in Star Trek: Deep Space Nine zu sehen) der einzige Part als Leading Man bleiben sollte erreichten zwei jüngere Darsteller namens Liam Neeson und Robbie Coltrane (siehe Foto unten) später große Bekanntheit. Freddie Jones alias Ynir und die in einem kleinen Part als „Spinnenfrau“ verheizte Francesca Annis agierten danach gemeinsam in David Lynchs berüchtiger Verfilmung von Frank Herberts Dune – Der Wüstenplanet (1984). Lysette Anthony (Dr. Jekyll and Ms. Hyde, Dracula – Tot aber glücklich) spielt hier als Prinzessin Lyssa leider nur die passive Rolle der Damsel-in-Distress, auch wenn sie Zwiegespräche mit dem Ungeheuer (dessen wahre Gestalt lange ein Rätsel bleibt) führt und durch labyrinthische Sets irrt. Mit einer besser ausgearbeiteten Geschichte und profundem Worldbuilding hätte Krull wohlmöglich das Zeug zum großen Fantasy-Blockbuster gehabt.

Krull ist auf DVD erhältlich sowie bei ein paar Streaminganbietern abrufbar.

Krull
Fantasy-Abenteuer UK, USA 1983. FSK 12. 116 Minuten (PAL-DVD). Mit: Kenneth Marshall, Lysette Anthony, Freddie Jones, Alun Armstrong, David Battley, Bernard Bresslaw, Robbie Coltrane, Graham McGrath, Liam Neeson u.v.a. Drehbuch: Stanford Sherman. Regie: Peter Yates.

Credits
Bilder (c) Sony.

 


Dungeons & Dragons: Die Macht der Elemente

17. Dezember 2019

Nach der spontanen Sichtung des Fantasy-Flops Dungeons & Dragons (2000) habe ich mir aus einer Laune heraus gleich noch die kostengünstigere Fortsetzung Dungeons & Dragons: Die Macht der Elemente gegönnt. Allein um herauszufinden, ob Bruce Payne in seiner Rolle als Damodar erneut mit todschickem blauen Lippenstift aufläuft (Spoiler: tut er nicht!).

Damodar Returns

Hundert Jahre nach dem Sieg über Profion. Neues Ungemach droht dem Königreich Izmir. Der zu einem Dasein als Untoter verfluchte Damodar (Bruce Payne) findet den schwarzen Orb, mit welchem der die Macht des unter der Erde eingesperrten Drachengottes Faluzure entfesseln will, umso Feuer und Zerstörung über das Land zu bringen. Während der erfahrene Ritter Sir Berek (Mark Dymond) sich mit vier weiteren Kriegern – Barbarin Lux (Ellie Chidzey), Meisterdieb Nim (Tim Stern), Elfenmagierin Ormaline (Lucy Gaskell) und Kleriker Dorian (Steven Elder) – auf die gefährliche Reise zum Versteck Damodars macht, versuchen die Magier Izmirs um ihren Anführer Oberon (Roy Marsden) und Bereks Ehefrau Melora (Clemency Burton-Hill) in einem uralten Zauberbuch ein wirksames Mittel gegen das bevorstehende Unheil zu finden. Die Zeit drängt, denn schon beim nächsten Neumond wird Faluzure erwachen…

Dungeons & Dragons, die Kino-Adaption des bekannten Pen-&-Paper-Rollenspiels, floppte zu Beginn des Jahrtausends und nach meiner Erstsichtung des Films muss ich sagen: zurecht. Regisseur Gerry Liveley (Darkness Falls: Mörderisches Geheimnis) drehte wenige Jahre später in Litauen eine billigere Fortsetzung, wobei sich Courtney Solomon, der den Vorgänger inszenierte, dieses Mal auf die Rolle des ausführenden Produzenten beschränkte. Nach der Premiere von Dungeons & Dragons: Die Macht der Elemente im US-Fernsehen im Oktober 2005 fand der Streifen in der Folge auch seinen weltweiten Weg in die DVD-Regale. Auch wenn beim Standalone-Sequel nur knapp ein Drittel des Budgets von Teil eins zur Verfügung stand, der CGI-Drachen wirklich mies animiert (oder einfach nicht fertig gerendert) ist und man sich beim Skript auch kein Bein ausgerissen hat so würde ich nicht sagen, dass Die Macht der Elemente wirklich missratener daherkommt. Im Rahmen der fast schon typischen Direct-to-DVD-Machart machen Lively und sein Team nicht alles falsch. Die (bis auf Bruce Payne) durchgehend unbekannten Schauspieler agieren solide und die Story wird nicht unnötig in die Länge gezogen. Zwischen den fünf Helden entwickelt sich sogar so etwas wie Gruppendynamik. Die Anspielungen und das Namedropping wenden sich deutlich an Fans des Rollenspiels, weswegen Außenstehende die ganzen Zitate wohl recht beliebig finden. Die Bilder hätte etwas mehr Farbe vertragen können. Mich hat der Film teilweise an die thematisch ähnliche Videospielverfilmung Schwerter des Königs: Dungeon Siege vom berüchtigen Uwe Boll erinnert, nur ohne die Stars und nicht so dreist so zusammengeklaut, aber dafür auch nicht so billig wie die Fortsetzung.

Dungeons & Dragons: Die Macht der Elemente ist auf DVD erhältlich sowie bei diversen Streaminganbietern abrufbar. 2012 erschien Dungeons & Dragons 3: Das Buch der dunklen Schatten, ebenfalls von Gerry Lively inszeniert.

Dungeons & Dragons: Die Macht der Elemente
(Dungeons & Dragons: Wrath of the Dragon God)
Fantasyfilm USA, UK, Litauen, Deutschland 2005. FSK 12. 101 Minuten (PAL-DVD). Mit: Mark Dymond, Bruce Payne, Clemency Burton-Hill, Ellie Chidzey, Tim Stern, Lucy Gaskell, Steven Elder, Roy Marsden u.a. Regie: Gerry Lively. Drehbuch: Robert Kimmel, Brian Rudnick, Gerry Lively. Nach dem Rollenspiel von Gary Gygax und Dave Arneson.

Credits:
Bilder (c) Universum Film.


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