Im Rahmen seines „Bootleg Universe“ produzierte der indisch-amerikanische Filmemacher Adi Shankar inoffizielle, kleine Fanfilme zu diversen Franchises, so auch den von Tyler Gibb inszenierten Kurzfilm James Bond: In Service of Nothing, über einen bekannten Geheimdienst im unfreiwilligen Ruhestand.
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Mit der Lizenz zum Vergessen-Werden
Einst war James Bond (Sprecher:Christopher Gee) DER Top-Agent des britischen Geheimdienstes. Doch diese Zeiten sind nun über 30 Jahre vorbei. 007 musste die Lizenz zum Töten an den Nagel hängen und den Ruhestand antreten. Bond vermisst es allerdings, gebraucht zu werden und so lässt er sich für einen „privaten Auftrag“ anheuern. Doch schon bald muss er feststellen, dass die Zeit nicht stehen geblieben ist und sich die Welt gravierend verändert hat…
Adi Shankar war nicht nur Produzent von Machine Gun Preacher, The Grey (beide von 2011), Dredd (2012) und A Walk Among the Tombstones (2014) sondern auch der Showrunner der Videospiel-Adaption Castlevania (2017-2021). Darüber hinaus liegt ihm aber Popkultur generell am Herzen. Unter dem Label „Bootleg Universe“ produzierte der indisch-amerikanische Filmemacher auch mehrere, nicht autorisierte Fankurzfilme zu bekannten Franchises, wie Punisher: Dirty Laundry (2012), Venom: Truth in Journalism (2013), Power/Rangers (2015) und eben James Bond: In Service of Nothing (2015). In dem von Tyler Gibb (Storyboard-Artist bei diversen Serien) fast im Alleingang als Regisseur, Autor, Animationskünstler, Cutter und Sprecher geschaffenen Short wird der Mythos des bekanntesten Agenten der Filmgeschichte entzaubert.
Der von Ian Fleming erfundene Doppelnull-Agent war in den seit 50 Jahren erschienenen 25 Filmen immer einem Wandel unterworfen, zwangsläufig durch die Wechsel des Darstellers. Zu Zeiten von Sean Connery (1962-1967, 1971), Roger Moore (1973-1985) und Timothy Dalton (1987-1989) war der Kalte Krieg eine wichtige Hintergrundkulisse wenn nicht sogar zentral für die Story. Ab Pierce Brosnan (1995-2002) änderte sich dies und sein 007 muss sich von der weiblichen M anhören, dass er ein „sexistischer, frauenfeindlicher Dinosaurier“ sowie „ein Relikt des Kalten Krieges“ sei. Doch was wäre wenn die von Sean Connery gespielte erste Inkarnation Bonds nach Jahrzehnten des treuen Dienstes den Ruhestand angetreten wäre und ein trauriges Dasein als betagter Ex-Agent in den 2010er Jahren geführt hätte? Diese Prämisse nimmt In Service of Nothing um den britischen Spion zu dekonstruieren. Bond versteht die Welt nicht mehr, nicht nur wegen des zunehmenden Egoismus im anonymen Zeitalter der Digitalisierung. Ein Agent der alten Schule wie er ist einfach nicht mehr gefragt und die einzigen Frauen, die auf ihn warten, verlangen Bezahlung im Voraus.
Rein inhaltlich macht der Kurzfilm das Beste aus seiner Laufzeit von 10 Minuten. Nur der Animationsstil wirkt steril und etwas angestaubt, wie aus den Zwischensequenzen eines Computerspiels der frühen 2000er. Bond sieht hier freilich wie Sean Connery aus und Sprecher Christopher Gee versucht, Sprechweise und Akzent des 2020 im Alter von 90 Jahren verstorbenen schottischen Schauspielers nachzuahmen. Ich bin ehrlich gesagt eher zufällig bei meiner Recherche zum Review von Adi Shankars Superhelden-Pastiche The Guardians of Justice (2022) auf In Service of Nothing gestoßen.
James Bond: In Service of Nothing gibt es kostenlos auf Youtube zu sehen.
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James Bond: In Service of Nothing
Animation/Kurzfilm USA, Kanada 2015. 10 Minuten. Drehbuch und Regie: Tyler Gibb.
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Credits
Bilder (c) Bootleg Universe.