La Flor – mwj schaut den Mammutfilm (2)

13. Mai 2021

Vor knapp zwei Jahren hörte ich zum ersten Mal von La Flor, einem argentinischen Film mit einer stolzen Länge von 14 (!) Stunden. Aktuell ist das komplette, cineastische Mammutwerk in der Arte-Mediathek kostenlos verfügbar. Und ich habe mich daher an das gigantische Unterfangen der Sichtung herangewagt. Nun folgt die zweite Etappe des kuriosen Binge-Watching-Erlebnisses dieses besonderen Filmepos.


Einen Tag nach der Sichtung des ersten von insgesamt drei Teilen (so die Aufteilung in der Arte-Mediathek), welcher die Episoden I und II von insgesamt 6 Episoden von La Flor beinhaltet und mit einer stattlichen Laufzeit von 3 Stunden 34 Minuten bezüglich der Zeit in einer ähnlichen Liga wie die „Extended Edition von Der Herr der Ringe: Die Gefährten oder der „Ultimate Cut“ von Watchmen spielt, ging es mit dem zweiten Teil weiter. Im ersten Beitrag vergaß ich zu erwähnen, dass von den sechs Geschichten/Episoden, die zusammen den 14stündigen Gesamtfilm ergeben, die ersten vier quasi kein Ende haben. Fast endlos schien Episode III, die sich über den gesamten zweiten Teil erstreckt.

¡Ándale!

Episode III

Um die Dimensionen dieser Episode gleichmal direkt abzustecken: es handelt sich hierbei um einen 5 Stunden (!) und 27 Minuten langen Agentenfilm (aufgeteilt auf drei Akte und 10 Kapitel inklusive zwei Pausen von 10 bzw. 3 Minuten), in welchem gefühlt fast nichts passiert. Vier Agentinnen – Agente 50 (Elisa Carricajo), La 301 (Laura Paredes), La niña (Valeria Correa) und die stumme Theresa (Pilar Gamboa) – sollen den entführten Wissenschaftler Dreyfuss (Horacio Marassi) befreien. Der Plan geht allerdings nicht ganz auf. Zudem hat ihr Auftraggeber Casterman (Marcelo Pozzi) den vier Frauen ein Quartett von Killerinnen auf den Hals gesetzt, welche die unliebsamen Spioninnen ausschalten sollen. So weit, so gut. Ein bisschen wenig Stoff für über mehr als fünf Stunden, oder? Daher „verliert“ sich die ganze Geschichte auch immer wieder in Rückblenden. Zu Anfangs geht es bei diesen noch um die Hintergründe der als „Operation Hercules“ bezeichneten, in den 1980ern spielenden Mission. Doch ein Großteil widmet sich den Origin Stories der vier Agentinnen. Der längste Agentenfilm aller Zeiten vereint mehrere Aspekte des Themas in einem: Spionage im Kalten Krieg, die kalte Geheimdienstbürokratie der Sowjetunion, die unausgesprochene Liebe zweier eingespielter Auftragskiller und die schaurige Lebensgeschichte einer ehemaligen Guerillakämpferin (siehe Black Lagoon: Roberta’s Blood Trail). Als ob Regisseur Mariano Llinás und sein Team fast alle mögliche Facetten internationaler Spionage in einer Geschichte abhandeln und philosophisch hinterfragen wollten, nur um das Genre irgendwie zu dekonstruieren. So ähnlich stelle ich mir einen Spionagefilm von Béla Tarr, dem ungarischen Altmeister des langsamen Films (sein Werk Satanstango geht siebeneinhalb Stunden) vor.

Actionszenen gibt es in dieser überaus antiklimaktischen Angelegenheit im Grunde keine, nur sehr kurze Schusswechsel und ein paar absichtlich albern-lustlose „Prügelszenen“. Bei den ausgedehnten Rückblenden kommen mehrere Off-Sprecher zum Einsatz. Diese Mischung aus postmodernem Roman und ruhig erzähltem Kino erinnert mich sehr an Migues Gomes‘ in drei Teilen veröffentlichte, halbdokumentarische Meta-Geschichtensammlung 1001 Nacht (2015) aus Portugal. Dem internationalen Setting geschuldet sind hier fast alle Dialoge nachsynchronisiert, was bisweilen irritierend wirkend kann. Denn waren die Episoden I ud II noch fast komplett auf Spanisch, so kommen in Nummer III Dialoge in Französisch (die gemeinsame Sprache der vier Agentinnen), Englisch, Deutsch, Schwedisch und Russisch hinzu. Freilich ist das alles komplett deutsch untertitelt.

Nach diesem zugegebenermaßen sehr langem, aber auf eigenwillige Art auch beeindruckenden Mittelteil bin ich erleichtert, dass der die Episoden IV bis VI enthaltende dritte und letzte Teil „nur“ knapp fünf Stunden (299 Minuten) dauern wird. Etwa zwei Drittel der 14 Stunden sind also geschafft. 😉

Continuará (Fortsetzung folgt)…

Aufgeteilt auf drei Videos ist der komplette Film La Flor noch bis 30.09.2021 in der Arte-Mediathek abrufbar sowie seit Januar 2020 auf DVD und BluRay erhältlich.

La Flor
Anthologie-Epos Argentinien 2018. FSK o.A. 808 Minuten. OmdU. Mit: Elisa Carricajo, Valeria Correa, Pilar Gamboa, Laura Paredes u.v.a. Drehbuch und Regie: Mariano Llinás.

Credits
Bild (c) absolut MEDIEN

 


Danger 5: Revenge Of The Lizardmen (Kurzkritik)

22. August 2018

Es ist schon erstaunlich, wie Danger 5 in seiner zweiten (und bis dato leider letzten) Staffel dem hemmungslosen Wahnsinn von Folge zu Folge sogar noch zu steigern vermag. In der dritten Episode befindet sich unser Agententeam auf der Flucht, vor fehlgeleiteten Cops und schleimigen Dinos…

Previously on DANGER 5

Echsen, Cops und Shoppingwahn

Nachdem der weihnachtliche Highschool-Ball in einer Katastrophe endete, befinden sich die überlebenden Mitglieder von Danger 5 mit Schülerin Holly (Elizabeth Hay) auf der Flucht. Hitler (Carmine Russo), dessen finstere Pläne Holly miteinschließen, hat als falscher FBI-Agent die Polizei von Metro City unterwandert und den Gesetzeshütern verklickert, dass es sich bei Danger 5 um kommunistische Verräter handelt. Mit aller Härte machen Jacksons (David Ashby) frühere Kollegen um Captain Bramman (Dan O’Grady) Jagd auf die Agenten. Ein ehemaliger Mitstreiter des Führers (Robert Tompkins) hat unterdessen eigene Pläne und daher ein paar echsenhafte Kumpels mitgebracht…

Wie es der Titel schon verrät lässt diese Episode (wie auch schon Lizard Soldiers Of The Third Reich) die Urzeitechsen auf die Menschheit los. Bei dem ganzen Plastik, Schleim und Irrsinn bleibt weiterhin kein Auge trocken. Den absoluten Höhepunkt bietet natürlich die rasante, mit Spielzeugfiguren und-autos gefilmte (!) Verfolgungsjagd. Generell hat sich Season 2 ja der absurden Überzeichnung der Populärkultur und vor allem des Konsumterrors der 1980er verschrieben, siehe die überwiegend geschmacklosen (wenngleich freilich fiktiven) Spielzeugwerbespots während des Abspanns. Durch den Wechsel der Schauplätze zwischen Polizeirevier, zweifelhaftem Nachtclub und dunklem Einkaufszentrum entwickelt Revenge Of The Lizardmen die Dynamik eines Großstadt-Actionsfilms der 80er, wirkt dadurch wie eine krude Variante von Beverly Hills Cop, nur eben mit Dinos und Ninjas. Eben genau diese Melange aus trashigen Albernheiten und stilsicherer Reminiszenz vergöttere ich so an der Serie von David Ashby und Dario Russo. Liebhaber von schwülstigstem Synthiepop mit Italo-Disco-Elementen oder schweingitarrenlastigem Rock-Score kommen hier ebenfalls auf ihre Kosten.

 

Mit freundlicher Unterstützung von Tamico.

Danger 5, 2×03: Revenge Of The Lizardmen
Australien 2015. FSK 16. 25 Minuten. Mit: David Ashby, Elizabeth Hay, Sean James Murphy, Pacharo Mzembe, Natasa Ristic, Amanda Simons, Fumito Arai, Steve Parker, Carmine Russo u.a. Special Guests: Robert Tompkins als Josef Mengele und Dan O’Grady als Captain Bramman. Idee & Drehbuch: David Ashby und Dario Russo. Regie: Dario Russo.

 

Credits:
Bilder (c) Edel Germany


Danger 5: Kill-Men Of The Rising Sun (Kurzkritik)

13. Juli 2018

Packende Luftschlachten, Versuchungen des Fernen Ostens, verschwundene Inselreiche und gefährliche Wellnessoasen. All das und mehr gibt es in der dritten Folge von Danger 5

Previously on DANGER 5


An der Zitze des Orients oder Armageddon-Party in Stalins Schnurrbart

Nachdem alliierte Luftstreitkräfte nahe dem chinesischen Luftraum immer wieder von mysteriösen japanischen Kampffliegern abgeschossen werden und Japan selbst von der Landkarte verschwunden scheint, soll Danger 5 dem Rätseln auf den Grund gehen. Auf dem Weg werden die fünf Agenten in ihren Danger Fighters allerdings ebenfalls abgeschossen. Während es Claire (Amanda Simons), Jackson (David Ashby) und Pierre nach Burma in die Fänge eines Drogenlords verschlägt, gelingt Ilsa (Natasa Ristic) und Tucker (Sean James Murphy) die Landung in Japan, wo sie auf ein kurioses Wellnesshotel stoßen, welches bei seinen Gästen jedoch tiefgreifende Veränderungen hinsichtlich ihrer Persönlichkeit bewirkt…

Obwohl Kill-Men Of The Rising Sun dem Repertoire der Serie Japan-Trash hinzufügt und in Person von Kaiser Hirohhito (als Wissenschaftler-Weichei), Italiens Duce Mussolini (als frühreif-lüsterner Bangert) bzw. Stalin gleich drei (weitere) historische Führer aufbietet, so geht der dritten Episode die inhaltliche und humoristische Dichte der Vorgänger-Folgen doch etwas ab. Die herrlich billig inszenierten Luftschlachten mit Spielzeugfliegern an Fäden erinnern mich sehr an eine entsprechende Szene aus Team America. Das japanische Spa gehört sicherlich zu den Etablissements an/zu welchen ein bekannter britischer Agent zweimal kommt. Regisseur Dario Russo, der ebenso wenig asiatische Wurzeln wie die meisten übrigen Darsteller besitzen dürfte, agiert hier genüsslich überzeichnet als schmieriger Drogenlord namens Hans Chang. Die Kostüme der Roboter-Soldaten sind jedenfalls mal wieder zum Schreien. Das Aufteilen des titelgebenden Quintetts in einer neuen Variante bringt die Entwicklung der Teamdynamik immerhin gut voran. Das Faible der Macher für japanische B-Movies scheint allerdings nicht abzureißen. Denn ohne viel zu verraten, Kill-Men Of The Rising Sun ist nicht die letzte Episode mit ähnlicher Motivlage.

 

Cocktail des Tages: „Chinese Whisper“

Mit freundlicher Unterstützung von Tanaka Paperweights.

Danger 5, 1×03: Kill-Men Of The Rising Sun
Australien 2012. FSK 16. 25 Minuten. Mit: David Ashby, Aldo Mignone, Sean James Murphy, Natasa Ristic, Amanda Simons, Carmine Russo, Tilman Vogler u.a. Special Guests: Paul Muscat als Kaiser Hirohito, Marlon Shepherdson als Benito Mussolini und Greg Marsh als Joseph Stalin. Idee & Drehbuch: David Ashby und Dario Russo. Regie: Dario Russo.

 

Credits:
Bilder (c) Edel Germany.


DoomKittys Dark (Book-)Tower

There are other worlds than these ...

Aequitas et Veritas

Zwischendurchgedanken

Meine Welt der Bücher 📚

Rezensionen und mehr

Neue Filmkritik

braucht das Land

Apokalypse Film

Schaut vor der Apokalypse keine schlechten Filme!

Klappe!

Das Filmmagazin

Bette Davis left the bookshop

Bücher, Filme und viel mehr

VERfilmt&ZERlesen

Wo Kafka und Kubrick sich treffen

Schreiben als Hobby, kreativ sein - Poetik für Anfänger

Aus den Aufzeichnungen der Skáldkonur: Wo Worte sich zu Texten fügen, ist es Zeit für den Barden seine Geschichten zu erzählen.

11ersFilmkritiken

Ich heiße euch herzlich auf meinem Blog willkommen.

Weltending.

Buch. Musik. Film. Serie. Spiel. Ding.

Adoring Audience

Kritiken zu Filmen, Serien und Theater

Blaupause7

die Pause zur blauen Stunde

The Home of Horn

What i like, what i don't. Short Reviews, Top-Lists, Interests.

Sneakfilm - Kino mal anders

Kino…DVD…Blu-ray…und mehr!

trallafitti.blog

books. gaming. study.

Filmexe

Filme und Serien werden bei uns besprochen, in Form von Kritiken und auch einem Podcast. Jede Woche gibt es zwei Filmkritiken zu Filmen die gerade im Kino laufen oder auch schon länger draußen sind, der Filmpodcast heißt Filmexe Podcast.

Miss Booleana

says "Hello World!"

Marcel Michaelsen

Selbsternannter Schriftsteller

Trivial

Vendetta Vorm - fast eklig polygam

flightattendantlovesmovies

Die Flugbegleiterin, die gerne gute Filme und Serien guckt und darüber schreibt.

ergothek

Der Blog mit dem DeLorean

Filmschrott

Schlechte Filme von Mainstream bis Trash. Die Lücke ist kleiner als man denkt.

Singende Lehrerin

Tagebuch einer singenden, film-, serien- und theaterverrückten Lehrerin

Osnabrix - Xanders Blog

Ein Blog über Klemmbausteine, Filme, Fernsehen, Games, Bücher, Comics und sowas.

moviescape.blog

Texte über Filme, Serien, Popkultur, Laufen und das Vatersein.