Seit letztem Jahr interessiert mich besonders das auf vielfache Weise auftretende „Doppelgänger“-Motiv in Filmen, aber auch TV-Serien. Unabhängig davon stand der Thriller The Broken, mit Lena Headey in der Hauptrolle, schon länger auf meiner Watchlist.
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The Broken
Psychothriller UK/Frankreich 2008. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 84 Minuten (PAL-DVD).
Mit: Lena Headey, Richard Jenkins, Melvil Popaud, Asier Newman, Ulrich Thomsen, Michelle Duncan u.a.
Drehbuch und Regie: Sean Ellis.
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The Mirror Crack’d
Gina (Lena Headey) arbeitet als Radiologin an einer Londoner Klinik. Zuletzt hat sie ungewöhnlich viele Fälle von Dextrokardie festgestellt. Eines Tages sieht sie in einem vorbeifahrenden Auto eine Frau, die aussieht wie sie. Gina folgt dieser mysteriösen Frau zu deren Wohnung. Voller Wut stiehlt Gina das Auto ihrer Doppelgängerin. Durch einen Moment der Unachtsamkeit verursacht sie einen Verkehrsunfall und wird schwer verletzt. Gina erwacht im Krankenhaus, kann sich jedoch an den Unfallhergang nicht erinnern. Zudem verhält sich ihr Freund Stephan (Melvil Poupaud) merkwürdig. Gegenüber Psychiater Dr. Zachman (Ulrich Thomsen) äußert Gina den Verdacht, dass der Mann mit dem sie zusammen ist nicht Stephan ist…
Die diversen Kurzgeschichten von Edgar Allan Poe, dem Vater der modernen Schauererzählung, dienten schon oft als Vorlage für Filme. Auch der britische Regisseur und Drehbuchautor Sean Ellis (Cashback) interpretiert mit seinem zweiten Spielfilm ein Werk Poes, nämlich die Story mit dem Titel William Wilson, welche frei interpretiert und in die Gegenwart versetzt wurde.
London fungiert hier als perfekter Ort für beklemmende Stimmung. Die Großstadt ist grau und kalt, die Charaktere einsam und emotional verkümmert. Die unheilschwangere Atmosphäre wird gekonnt durch leise Musik und unterschwelliges Sounddesign erzeugt und aufrecht erhalten. Richtige Schockeffekte gibt es so gut wie gar nicht. Das „Grauen“ manifestiert sich hier nicht durch Monster oder Serienkiller, sondern im plötzlich auftauchenden Fremden in vertrauter Umgebung.
Inhaltlich ist The Broken dann aber ein wenig enttäuschend. Der Plottwist am Ende ist nicht mehr ganz neu, vor allem für Kenner von William Wilson oder z.B. der Kurzgeschichte Impostor von Philip K.Dick. Immerhin hüllt sich die Story konsequent darüber in Schweigen, was es wirklich mit den Doppelgängern auf sich hat. Eine Erklärung wird nicht geliefert, was aber wunderbar zum Gesamtpaket des Films passt. Denn nicht das „was“ ist hier entscheidend, sonder das „wie“, die Präsentation. Und die ist zweifelsohne gelungen. Jedenfalls wollte ich nach einer heftigen Szene in der Dusche mich am gleichen Abend nicht mehr unter selbige stellen.
Es ist übrigens hochinteressant dass 2009 eine weitere lose Adaption einer Kurzgeschichte von Edgar Allan Poe folgte, Das Schwarze Herz. Erneut spielt Lena Headey eine Ärztin (wenn auch nicht die Hauptfigur) und Ulrich Thomsen hat ebenfalls eine kleine Rolle. Zufälle gibt’s!
Fazit: The Broken ist ein subtil inszenierter, stimmungsvoller Psychothriller, der formal und inhaltlich nicht vollkommen überzeugt. 7 von 10 Punkten.