18. August 2020
Und schon sind wir auch beim großen Finale der ersten Staffel von Penny Dreadful: City of Angels. Am Tag der Toten nehmen folgenschwere Ereignisse ihren Lauf.
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Stadt der Mauern
Ähnlich wie das „Penny Dreadful“ im Serientitel entpuppt sich auch der Episodentitel des Staffelfinales als Mogelpackung. Denn der mexikanische „Tag der Toten “ (Dia de los Muertos) spielt hier nur am Rande eine Rolle, ähnlich wie die übersinnliche Ebene in der ganzen Show.
Die Nachricht vom Tode Diegos durch die Lynchjustiz rassistischer Polizisten dringt noch am selben Abend zu den Besuchern des Crimson Cat vor. Lewis Michener (Nathan Lane) gelingt es, Molly (Kerry Bishe), Mama Maria Vega (Adriana Barraza), Josefina (Jessica Garza) und
Raúl (Adam Rodriguez) in Sicherheit zu bringen. Der von Pachuco-Anführer Fly Rico (Sebastian Chacon) initiierte, friedliche Gedenkmarsch der mexikanischen Bevölkerung mutiert jedoch durch Magdas (Natalie Dormer) Zutun zum blutigen Straßenkampf, zwischen dessen Fronten auch Tiago (Daniel Zovatto) gerät. Die Beziehung von Molly und Tiago steht aufgrund der jüngsten Ereignisse unter keinem guten Stern. Die beiden bilden die „Star-crossed Lovers“ in dieser Geschichte sozialer Spaltung.
Dr. Peter Craft (Rory Kinnear) versucht seinen während der Unruhen verletzten Sohn Trevor (Hudson West) zu trösten und erklärt ihm die verheerenden Folgen von Hass. Elsa (Natalie Dormer), die Frau an Peters Seite, fordert von ihm, sein familiäres Erbe anzunehmen und seiner Bestimmung als Nazi zu folgen. Nachdem die Behörden das Kriegsrecht verhängt haben und Checkpoints mit Soldaten eingerichtet wurden zeigt sich Stadtratsmitglied Charlton Townsend (Michael Gladis) überaus begeistert mit fließendem Übergang zum Größenwahn. Denn die neue Situation hat seine Pläne für die Autobahn wieder salonfähig gemacht. Und so marschieren die Bagger und Abrissbirnen unaufhaltsam in Belvedere Heights, dem Viertel der mexikanisch-amerikanischen Community ein und beginnen ihr zerstörerisches Werk. Der „Krieg der Völker“ hat nun endgültig begonnen. Traurigerweise mit aktueller Brisanz.
In dieser Folge kann und will Schöpfer/Chefautor John Logan gar nicht alle Handlungsstränge zu einem Ende bringen. Day of the Dead bereitet stattdessen eine zweite Staffel vor, die demnach kommen muss, wenngleich diese (wohl auch aufgrund der unsicheren Situation mit Covid-19) zum jetztigen Zeitpunkt noch nicht bestätigt wurde. Die Quoten von City of Angels bei Showtime bewegten sich mit etwa 600 000 bis 700 000 Zuschauern pro Folge minimal unter denen des „Originals“. Diese mögliche zweite Runde werden allerdings nicht alle Figuren erleben. Gleichsam wie die ganze Season wirkte auch das Finale erzählerisch ein wenig unrund. Und die ganzheitliche Umsetzung von Penny Dreadful geht dem nominellen Spin-Off ohnehin ab.
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Penny Dreadful: City of Angels, 1×10: Day of the Dead
USA 2020. 60 Minuten. Idee & Drehbuch. John Logan. Regie: Richard J. Lewis.

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Credits
Bilder (c) Showtime/Sky.
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17. August 2020
Los Angeles im Jahre 1938. Eine Stadt, die niemals schläft, kaum zur Ruhe kommt. Daher gleich weiter mit der neunten Episode von Penny Dreadful: City of Angels.
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Dance, Dance, Dance oder Familientreffen im Crimson Cat
Sing, Sing, Sing – so der Titel von Folge 9, welcher eigentlich „Dance, Dance, Dance“ lauten müsste – gehört für mich zu den besseren Episoden, ganz einfach weil der übersinnliche „Schmu“ hier keine Rolle spielt. So kann die Serie ihres Stärken besser ausspielen. Zu diesen gehört die Familie Vega, welche neben Peter Craft (Rory Kinnear), der seine Lieben ins Kino ausführt, das Herz der Show bilden.
Nach und nach treffen die Mitglieder der mexikanisch-amerikanischen Sippe im von lateinamerikanischer Lebensfreude nur so strotzenden Club namens Crimson Cat ein. Erst Raúl (Adam Rodriguez), der sich immer noch von seiner schweren Schussverletzung aus der ersten Folge erholt, und Mama Maria (Adrian Barraza), welche von Elsa schikaniert wird, gefolgt von Mateo (Johnathan Nieves) mit seinen Pachuco-Freunden Rio (Natalie Dormer) und Fly Rico (Sebastian Chacon) sowie Vega-Tochter Josefina (Jessica Garza) mit neuer Haarfarbe. Als letztes stoßen Tiago (Daniel Zovatto) und Sister Molly (Kerry Bishé) hinzu. Unterschiedliche Konflikte brechen aus, über Mateos neues Leben als Pachuco, Josefinas Bestimmung bei den „Joyful Voices“ und Tiagos Beziehung zu einer „Gringa“. Doch vor allem dank der Vermittlung Raúls und einem Machtwort Tiagos kommt es zur Versöhnung. Und anschließend wird getanzt, bis die Sohlen glühen. Selten habe ich so toll choreographierte, immersive Tanz-Sequenzen gesehen.
In seiner Verzweiflung über das drohende Scheitern seiner Pläne für die Autobahn wendet sich Stadtratsmitglied Charlton Townsend (Michael Gladis) an seinen Vater, den überaus einflussreichen Verkehrsmogul Jerome Townsend (Brian Dennehy), bittet diesen um Unterstützung. Doch Papa lehnt ab, schließlich stellt doch vielmehr die Luftfahrt die Zukunft dar. Für Darsteller Brian Dennehy (u.a. Rambo, William Shakespeares Romeo + Julia) seine letzte Rolle. Er starb am 15. April 2020 im Alter von 81 Jahren an einem Herzinfarkt. Die vorliegende Folge wurde ihm gewidmet.
Ein unerkannter Schütze hatte am Ende von Episode 8 das Feuer auf Lewis Michener (Nathan Lane) und Tiago eröffnet, dabei aber glücklicherweise nur das schöne Auto zerschossen. Lewis hat aber eindeutig die Faxen dicke und stellt Nazi-Architekt Richard Goss (Thomas Kretschmann) zur Rede. Goss zeigt sich aber unbeeindruckt, auch von Micheners „Bitte“ ihn jetzt gleich zu töten. Stattdessen erfahren wir vom Architekten ein paar dem Zuschauer bisher unbekannte Details aus dem Privatleben des jüdischen Cops. Lewis‘ Kontakten zur jüdischen Mafia ist es zu verdanken, dass der von Dottie Minter (Lin Shaye) versteckte Student Brian (Kyles McArthur), dessen Fachgebiet Berechnungen für Raketen ist, wieder in die Hände der Nazis fällt. Kein Happy End gibt es dagegen für Diego (Adan Rocha), der den ultimativen Preis bezahlen muss. Für Verbrechen, die er nicht begangen hat.
Serienschöpfer John Logan hat bei Sing, Sing, Sing nach vier Folgen aus der Feder anderer Autoren wieder das Drehbuch verfasst. Ein schönes Zitat hat die Episode auch noch zu bieten. Als Goss‘ Tischnachbarn gerade am Gehen sind, empfiehlt ihnen Michener, im Geschenkeladen noch eine Ausgabe von Mein Kampf mitzunehmen. Eine herrliche Anspielung auf Nathan Lanes Rolle als geldgeiler Broadway-Produzent in der Bühnenfassung und dem Filmremake von Mel Brooks Musical-Satire The Producers – Frühling für Hitler.
Das große Finale steht bevor.
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Penny Dreadful: City of Angels, 1×09: Sing, Sing, Sing
USA 2020. 51 Minuten. Idee & Drehbuch: John Logan. Regie: Dan Attias.

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Bilder (c) Showtime/Sky.
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16. August 2020
Seit ein paar Tagen ist auch die deutsche Erstausstrahlung der ersten Staffel von Penny Dreadful: City of Angels bei Sky vollendet während ich noch ein wenig im Rückstand bin. Heute geht es weiter mit Folge 8.
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American Horror Story oder The Good German
Trevor Craft (Hudson West) beerdigt seinen Hamster und vertraut Haushälterin Maria Vega (Adriana Barraza) an, dass „Stiefbruder“ Frank Branson (Santino Barnard) ihn getötet hat. Doch dies ist nur der Auftakt zu den schaurigen Taten des kleinen Satansbratens. Als nächstes plant Franks „Mutter“ Elsa (Natalie Dormer) nämlich die mexikanische Angestellte loszuwerden, weswegen der Junge einen gehörigen Spuk veranstaltet. Willkommen in John Logans eigener Version von American Horror Story!
Papa Peter Craft (Rory Kinnear) hat es derzeit auch nicht leicht. Seine Ehefrau Linda (Piper Perabo), die er in die Klapse eingewiesen hat, droht ihn zu vernichten. Und bei der Versammlung des German-American Bunds sieht sich Peter einer Mehrheit von Mitgliedern gegenüber, die mit aller Macht gegen die Juden vorgehen wollen. Doch Craft, dessen wahre Herkunft enthüllt wird, sieht sich zwar als stolzer Deutscher, aber auch als Pazifist, was seiner neuen Flamme Elsa so gar nicht schmeckt.
Die Polizisten Tiago Vega (Daniel Zovatto) und Lewis Michener (Nathan Lane) versuchen heraus zu finden, wie weit die „Stützen der Gesellschaft“ mit den Nazis zusammenarbeiten. Michener prallt bei Stadtratsmitglied Townsend (Michael Gladis) ab, erhält jedoch Unterstützung von anderer Seite. Unterdessen besucht Tiago den „Joyful Voices“-Tempel und bekommt von Adelaide Finnister (Amy Madigan), der Mutter seiner heimlichen Geliebten Molly (Kerry Bishé), einen Einblick in die Arbeit der Organisation. Hierbei wird Tiago Zeuge wie seine Schwester Josefina (Jessica Garza) getauft wird.
Townsend und sein Lover/Aufpasser Kurt (Dominic Sherwood) gehen in einen geheimen Club wo Männer mit Männern und Frauen mit Frauen tanzen. Die Clubsängerin spielt niemand Anderes als Patti LuPone, die in Penny Dreadful als Hexe Joan Clayton (Staffel 2, Folge 3) sowie auch in der Rolle der Psychotherapeutin Dr. Seward (Staffel 3) zu sehen war. Unnachahmlich wie die erfahrene Broadway-Aktrice den insgesamt nicht einfachen Jazzsong Stardust (1927) von Hoagy Carmichael intoniert. Gerne mehr davon.
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Penny Dreadful: City of Angels, 1×08: Hide and Seek
USA 2020. 53 Minuten. Drehbuch: Tatiana Suarez-Pico. Regie: Sheree Folkson.

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Bilder (c) Showtime/Sky.
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29. Juli 2020
Nach einiger Zeit zieht es mich wieder zurück in la ciudad de los angeles, heute sogar im Doppelpack.
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Penny Dreadful: City of Angels, 1×06: How It Is With Brothers
USA 2020. 54 Minuten. Drehbuch: Vinnie Wilhelm. Regie: Roxann Dawson.
Im Mittelpunkt der 6. Folge (zum zweiten Mal nach Children of the Royal Sun führte Star Trek-Alumna Roxann Dawson Regie) steht ein auf mehrere Szenen verteiltes Verhör, in welchem die Detectives Tiago Vega (Daniel Zovatto) und Lewis Michener (Nathan Lane) den jungen Diego (Adan Rocha) verhören, der einzige Verdächtige im Mordfall an ihrem sadistischen, verhassten Kollegen Reilly, welcher nicht entkommen konnte. Als Diego durchscheinen lässt, dass er die Identittät des wahren Mörders von Reilly kennt, droht Tiago durchzudrehen und Lewis kapiert, dass Tiagos Bruder Mateo (Johnathan Nieves) der Täter ist. Am Ende des Tages bringt Lewis Diego dazu, sowohl den Mord an Riley als auch die Tötung der Hazlett-Familie zu gestehen. Die beiden Cops werden hinterher von den weißen Kollegen und Captain Vanderbilt (Brent Spiner), der ja mehrmals den Abschluss der Ermittlungen gefordert hatte, gefeiert. Wie zynisch.

Mateo ist unterdessen mit seiner Pachuco-Familie auf der Flucht. Dennoch gelingt es seiner Mutter Maria (Adriana Barraza) das Versteck der Flüchtigen ausfindig zu machen. Vermutlich hat sie einfach die Mama von Fly Rico (Sebastian Chacon) gefragt oder die geheimen Aufenthaltsorte der Pachucos sind in der Chicano-Community allgemein bekannt. Rio (Natalie Dormer) bleibt in dieser Episode gnädigerweise die einzige Erscheinungsform der bösen Dämonin Magda. Sister Mollys (Kerry Bishé) Mutter (Amy Madigan), die dank den Observierungen ihres Schlägerassistenten von der Affäre ihrer Tochter mit Tiago weiß, redet dieser ins Gewissen und erklärt, dass es keinen Platz für einen Mann im Leben einer „Priesterin“ gibt. Außerdem gönnen sich Stadtratsmitglied Townsend (Michael Gladis) und Chaffeur Kurt (Dominic Sherwood) einen kleinen Plausch am Strand. Dr. Peter Craft (Rory Kinnear) erklärt seiner depressiven Ehefrau Linda (Piper Perabo), dass er sich von ihr trennen und sie in ein Sanatorium einweisen wird.
Ohne große Umschweife geht es gleich weiter mit der nächsten Folge.
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Penny Dreadful: City of Angels, 1×07: Maria and the Beast
USA 2020. 51 Minuten. Drehbuch: Colin S. Liddle. Regie: Sheree Folkson.
Die Polizei wird für die Festnahme des vermeintlichen Mörders der Hazlett-Familie und des Cops Riley gefeiert. Doch Tiago ist sogar nicht nach Feiern zumute, immerhin trifft er auf Molly. Peter Crafts (Rory Kinnear) Söhne Tom (Julian Hilliard) und Trevor (Hudson West) sind nicht so begeistert als die „Neue“ ihres Vaters, Elsa (Natalia Dormer), mitsamt ihrem gruseligen „Sohn“ Frank (Santino Barnard) bei ihnen
einzieht. Und Tom darf sich mit dem neuen „Bruder“ auch noch das Zimmer teilen. Allein die überaus schaurigen „Anwandlungen“ Franks würden für eine eigene Horrorserie reichen. Maria, die als geschätztes Hausmädchen der Crafts arbeitet, hat es in ihrer eigenen Familie ebenfalls nicht leicht. Tochter Josefina (Jessica Garza) hat sich der Kirche von Sister Molly angeschlossen und der invalide Raul (Adam Rodriguez) sitzt scheinbar nur zuhause rum. Santa Muerte (Lorenza Izzo) kann da auch nichts machen. Ihre fiese Schwester Magda (Natalie Dormer) schon eher, doch die ist im Schrein Marias nicht willkommen.
Als Gegenleistung für seine Hilfe im „Aufklären“ der Morde schließt sich Tiago Lewis bei der Observierung der Nazis an und lernt Dottie (Lin Shaye) kennen. Im schicken Restaurant, von Lewis und Tiago gut beobachtbar, ergänzt sich die übliche „Nazi-Runde“ (Goss, Kurt, Stadtratsmitglied Townsend, dessen Assistentin Alex) um niemand geringeres als Mollys Mutter Adelaide Finnister.
Die Rivalität zwischen Santa Muerte und ihrer bösen Schwester Magda sowie generell das übersinnliche Element spielt in den meisten der bisherigen Folgen kaum eine Rolle. Auch wirkt hier diese recht bemüht. Die Stärke von Penny Dreadful, dem Original, war die ständige, fühlbare Anwesenheit dunkler Mächte, auch im Verborgenen. Bei City of Angels dagegen fungiert diese Ebene fast nur als Hintergrundrauschen. Das mit gelungener Konsequenz inszenierte Sozialdrama in einer Metropole voller Konflikte benötigt keine übersinnliche Motivation, keine bösartige Strippenzieherin, welche die einzelnen Parteien gegeneinander aufhetzt. Das schaffen die Menschen schon von ganz allein.
Interessant bleibt die Serie aber dennoch, es gibt schließlich noch ein paar offene Fragen. Wer steckt wirklich hinter den Hazlett-Morden? Welche Rolle spielt Drachenmama Adelaide in den Nazi-Machenschaften? Und wann sehen wir Dr. Craft endlich wieder bei seinem „Ehrenamt“? Das und vermutlich mehr demnächst auf diesem Groschenroman-verseuchten Blog.

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Bilder (c) Showtime/Sky.
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11. Juli 2020
So langsam spitzt sich das Geschehen in City of Angels immer mehr zu. In der fünften Folge muss Tiago erkennen, dass sein Bruder in einen Mordfall verwickelt ist.
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„We are the sons and daughters of Tenochtitlan“
Nachdem er blutige Rache an Polizist Reilly genommen hat wird Mateo Vega (Johnathan Nieves) nun endgültig von Rio (Natalie Dormer) und Fly Rico (Sebastian Chacon) in die Pachuco-Familie aufgenommen. Ausgerechnet Mateos Bruder Detective Tiago Vega (Daniel Zovatto) und dessen Partner Lewis Michener (Nathan Lane) ermitteln im Mordfall ihres verhassten Kollegen. So kommt es zwangsläufig zur
niederschmetternden Konfrontation der Vega-Brüder. Elsa Branson (Natalie Dormer) hat einen Mann im Tanzlokal aufgegabelt, den sie tötet und gegenüber ihrem Geliebten Peter Craft (Rory Kinnear) als den (nicht existenten) gewalttätigen Ehemann ausgibt. Peter ist geschockt, hilft aber die Leiche des vermeintlichen Mr. Branson zu beseitigen. Crafts Ehefrau Linda (Piper Perabo) zeigt sich not amused dass ihr Gatte Hals über Kopf wegen eines Notfalls das Haus verlässt.
Josefina Vega (Jessica Garza) vertraut sich nach dem sexuellen Missbrauch durch Reilly der Radioevangelistin Molly (Kerry Bishé) an, die ebenfalls sexuelle Gewalt erfahren musste. Molly erkennt, dass Josefina Tiagos Schwester ist. Obwohl Molly eine potenzielle Verdächtige im Mordfall Hazlett ist haben die Predigerin und der Cop ihre Beziehung intensiviert, sehr zum Missfallen von Mollys gestrenger Mutter (Amy Madigan). Stadtratsmitglied Townsend zeigt sich sehr angetan von seiner neuen „Zusammenarbeit“ mit Kurt (Dominic Sherwood), dem Chauffeur des Nazi-Architekten Goss (Thomas Kretschmann). Im Hauptberuf bleibt Kurt allerdings weiterhin Spion und Auftragskiller.
Die Hälfte der Staffel ist vorbei und City of Angels gefällt immer noch als spannendes, reichhaltiges, gelungen inszeniertes Großstadt- und Gesellschaftsdrama. Die große Frage, was diese Serie mit dem viktorianischen Original Penny Dreadful – außer dem Titel, dem Schöpfer (John Logan) und einem Hauptdarsteller (Rory Kinnear) – gemeinsam haben soll, bleibt aber weiterhin. Denn das die beiden Showtime-Produktionen möglicherweise verbindene übersinnliche Element rückt bisher ziemlich in den Hintergrund und besteht nur darin, dass Santa Muerte ab und zu mal auftaucht sowie Natalie Dormer als Teufel, der in unterschiedlicher Menschengestalt die Leute in LA gegeneinander aufhetzt. Warum wurde nicht Tatiana Maslany, die Erfahrung in der Darstellung unterschiedlichster Personen in einer einzigen Serie (Orphan Black) hat, als Magda gecastet? Erstmals hat hier nicht Logan himself, sondern der Puertoricaner José Rivera (Oscar-Nominierung für das Skript zu Die Reisen des jungen Che [2004]) das Drehbuch geschrieben. Inszeniert hat die Episode die überaus erfahrene TV-Regisseurin Roxann Dawson, wesentlich bekannter als Schauspielerin durch ihre Hauptrolle als Halbklingonin B’Elanna Torres in Star Trek: Raumschiff Voyager (1995-2001).
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Penny Dreadful: City of Angels, 1×05: Children of the Royal Sun
USA 2020. 51 Minuten. Drehbuch: José Rivera. Regie: Roxann Dawson.

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5. Juli 2020
Parallel zum Rewatch des unerreichten Originals setze ich meine Erstsichtung der brandneuen Spinoff-Serie City of Angels fort. Die vierte Episode hat es wahrlich in sich.
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Lambs and Devils
Um den Mörder der Hazlett-Familie zu finden hat die Polizei von Los Angeles die halbe Chicano-Community einkassiert. Detective Tiago Vega (Daniel Zovatto) geht dazwischen als der sadistisch-rassistische Polizist Reilly (Rod McLachlan) den jungen Diego (Adan Rocha) „verhört“. Captain Vanderbuilt (Brent Spiner) verlangt von Tiago, dass er Fortschritte im Hazlett-Mordfall erwartet, auch wenn dessen jüdischer Partner Lewis Michener (Nathan Lane) gerade ein paar Tage frei hat. Am Grab seiner ermordeten Freunde trifft Lewis sich mit Benny Berman (Brad Garrett), einem jüdischen Gangsterboss. Der Cop bittet den Mobster um Hilfe im Kampf gegen die Nazis, vor allem weil diese an einer neuen Langstreckenrakete arbeiten.
Ob und wie der vom deutschen Arzt Dr. Peter Craft (Rory Kinnear) angeführte German-American Bund in diese Machenschaften verwickelt ist, bleibt noch unklar. Auf der riesigen Geburtstagsfeier von Crafts älterem Sohn (typisch amerikanisch ein großes gesellschaftliches Ereignis) taucht auch Magda alias Elsa Branson (Natalia Dormer) mit ihrem gruseligen Sohn Frank (Santino Bernard) auf. Während Elsa mit ihren „Landsleuten“, darunter auch Bund-Mitglied Hermann Ackermann (Ethan Peck), ein altes deutsches Trinklied trällert sieht Crafts Gattin Linda (Piper Perabo) diesem Treiben misstrauisch zu. Nach einer kurzen Begegnung der beiden Frauen fallen Elsa und Peter im Badezimmer schließlich wie die Hunde übereinander her. Dem Kindergeburtstag folgt eine Pyjama-Party der Craft-Söhne, bei welcher auch Frank anwesend ist, der den anderen Jungen mal auf besonders schauerliche Weise zeigt, wie man eine RICHTIGE Horrorgeschichte erzählt.
Tiago untersucht das Strandhaus, welches dem ermordeten James Hazlett und Sister Molly (Kerry Bishé) als Liebesnest gedient hat. Dort trifft er auf die Radioevangelistin, die jegliche Beteiligung am Mord abstreitet, die Affäre mit dem verheirateten Familienvater aber zugibt. Tiagos Geschwister, der Neu-Pachuco Mateo (Johnathan Nieves) und die junge Josefina (Jessica Garza), werden ohne Grund von Officer Reilly und seinen Kollegen drangsaliert. Reilly vergewaltigt Josefina während ihr Bruder hilflos dabei zusehen muss. Josefina beschwört ihrem Bruder niemanden davon zu erzählen. Im Haus der Familie Vega kommt es zum Eklat als Mateos Pachuco-Tattoo entdeckt wird. Mama Maria (Adriana Barraza) ist außer Sicht. Mateo flüchtet sich zu Fly Rico (Sebastian Chacon) und Rio (Natalie Dormer), die gemeinsam mit dem verprügelten Diego die Rache an Reilly in die Wege leiten. Josefina sucht Zuflucht bei der Joyful-Voices-Glaubensgemeinschaft, wo sie Zeugin einer mitreißenden Predigt der sichtlicht veränderten und mitgenommenen Sister Molly wird.
Fast schon ein wenig zur Nebensache gerät die Story um Stadtratsmitglied Townsend, der in der Sitzung des Bauausschusses miterleben muss wie seine Konkurrentin Beck (Christine Eastabrook) einen Alternativplan für die neue Autobahn vorlegt, die dann nicht mehr quer durch das Wohngebiet der mexikanisch-amerikanischen Gemeinde verlaufen soll, sondern durch ein bisher nicht bewohntes Gebiet. Nach einer erneuten Nummer mit einer männlichen Prostituierten wird Townsend schließlich von Kurt (Dominic Sherwood), dem deutschen Chauffeur von Nazi-Architekt Goss (Thomas Kretschmann), ent- und verführt. Goss und Townsends Assistentin Alex (Natalie Dormer) halten diese zärtliche Begegnung allerdings heimlich mit einer Kamera fest.
In den knapp 55 Minuten von Josefina and the Holy Spirit passiert nicht nur sehr viel, die Folge erweist sich auch als ungemein intensiv, und das nicht nur weil man hier sowohl den Anteil der Gewaltspitzen erhöht und außerdem in seiner Szene die Horrorschraube fast bis zum Anschlag dreht. Merkwürdig auch die gemeinsame Gesangsperformance (Ein Heller und ein Batzen) von Rory Kinnear, Natalie Dormer, Ethan Peck (Spock aus Star Trek: Discovery) und anderen. Allmählich erhalten auch die bisher eher „vernachlässigten“ Figuren etwas mehr Raum.
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Penny Dreadful: City of Angels, 1×04: Josefina and the Holy Spirit
USA 2020. 54 Minuten. Idee & Drehbuch: John Logan. Regie: Sergio Mimica-Gezzan.

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26. Juni 2020
Los Angeles im Jahr 1938. An diesem Ort tummeln sich allerlei gegensätzliche Kräfte Und Natalie Dormer in mehreren Rollen, auch in der dritten Episode von Penny Dreadful: City of Angels.
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Let’s Face the Music and Dance
Tiagos älterer Bruder Raul (Adam Rodriguez) ist nach seiner schweren Schussverletzung aus dem Koma erwacht und kann sich an nichts erinnern. Nur, dass der jüngste Vega-Bruder Mateo (Johnathan Nieves) gleichmal mit der Wahrheit über den Schützen rausrückt. Tiago (Daniel Zovatto) trifft an seinem unverhofften freien Tag auf die Radioevangelistin Molly Finnister (Kerry Bishé), die ihren Verpflichtungen und der strengen Mutter entflieht. Die beiden kommen sich beim gemeinsan Besuch des Santa Monica Piers näher. Charlton Townsend (Michael Gladis) muss sich mit Widerstand gegen seinen Autobahnbau in Person von Beverly Beck, einem anderen Stadtratsmitglied, auseinandersetzen. Seine unbeherrschte Art torpediert ein Treffen mit Nazi-Architekt Goss (Thomas Kretschmann). Danach gibt sich Townsend seinen sexuellen Neigungen hin, obwohl ihn Assistentin Alex (Natalie Dormer) eindringlich davor gewarnt hat, um negative Schlagzeilen zu vermeiden.
Unterdessen trauert Tiagos Detective-Partner Lewis Michener (Nathan Lane) um seine beiden jüdischen Freunde Sam und Anton, die in Folge 2 bei ihrer Verfolgung des Wagens von Goss von dessen Chauffeur (Dominic Sherwood) erschossen wurden. Um ihren Tod aufzuklären „befragt“ Lewis einen Studenten (Kyle McArthur) der CalTech, der mit den Nazis Kontakt hatte. Kinderarzt Dr. Peter Craft (Rory Kinnear) macht sich Sorgen um seine „Landsfrau“ Elsa Branson (Natalie Dormer), die von ihrem noch nie in Erscheinung getretenen Ehemann misshandelt wird. Peter versorgt ihre Wunden und lädt sie in seinen speziellen Freundeskreis (German-American Bund) ein. Mateo, der von dem schneidigen Fly Rico (Sebastian Chacon) in der letzten Folge vor den gewaltbereiten Cops um Reilly (Rod MacLachlan) gerettet wurde, nimmt dessen Einladung ins „The Crimson Cat“ an und trifft dort auf die androgyne Rio (Natalie Dormer, wer sonst?). Der Tanzabend im Club wird allerdings durch die Polizei unterbrochen, die eine willkürliche und Latino-feindliche Sperrstunde durchsetzen will. Danach entbrennt eine hitzige Diskussion zwischen Mateo, Fly Rico und Rio, bevor ersterer offiziell bei den Pachucos aufgenommen wird. Nach seinem romantischen Tag mit Molly erfährt Tiago von Lewis, dass diese ein Verhältnis mit James Hazlet, der gemeinsam mit seiner Familie in der Pilotfolge ermordet aufgefunden wurde, hatte.
John Logans „Stadt der Engel“ (nicht zu verwechseln mit dem Hollywood-Kitsch-Remake von Wim Wenders‘ poetischem Der Himmel über Berlin) bleibt ein überaus sonniger Ort der Abgründe, wo Unterdrückung und Leid neben Erfolg und Glück wohnen. Mit der Pachuca Rio lernen wir in dieser Folge die vierte (und hoffentlich letzte) Rolle kennen, in welcher die dämonische Magda auftritt. Nichts gegen Natalie Dormer. In Die Tudors und Game of Thrones hat sie durchaus ihre schauspielerischen Qualitäten bewiesen, aber so langsam hat man sich an ihr satt gesehen. Man stelle sich vor, Dracula und Lucifer hätten sich im Original-PD für den Zuschauer deutlich sichtbar unter die Leute gemischt, um einen Krieg anzuzetteln.
Das übersinnliche Element fehlt in der dritten Episode fast völlig. Dafür ist Einiges an Musik drin. Die Tanzsequenz in der purpurnen Katze (quasi das Moka Efti von City of Angels) einfach herrlich mitreißend. Und Kerry Bishé darf in der Schlussmontage den alten Irving-Berlin-Gassenhauer Let’s Face the Music and Dance von 1936 zum Besten geben. Wohin die Reise beim PD-Spinoff gehen soll erscheint schon recht klar, nur nicht welche Strecke genommen wird.
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Penny Dreadful: City of Angels, 1×03 Wicked Old World
USA 2020. 54 Minuten. Idee & Drehbuch: John Logan. Regie: Sergio Mimica-Gezzan.

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Bilder (c) Showtime/Sky.
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Veröffentlicht von mwj
18. Juni 2020
Direkt an das dramatische Finale der Premierenepisode knüpft die zweite Folge an. Die Stimmung in der Stadt der Engel kocht.
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All Lives Matter
Am Ende von Santa Muerte kam es zur Konfrontation der Polizei mit den mexikanischen Bewohnern des Viertels, durch welches die neue Autobahn gebaut werden soll. Todesgöttin Magda (Natalie Dormer) hatte dafür gesorgt, dass es blutig ausgeht. Um seinen verletzten Partner Lewis Michener (Nathan Lane) zu retten sah sich der junge Neu-Detective Tiago Vega (Daniel Zovatto) gezwungen, auf seinen eigenen Bruder Raul (Adam Rodriguez) zu schießen.
Raul liegt nun mit schwersten Kopfverletzungen im Krankenhaus und die Prognose ist denkbar schlecht. Ohne künstliche Beatmung wird er innerhalb von wenigen Tagen sterben. Mama Maria (Adriana Barrazza) kniet die ganze Zeit vor seinem Krankenbett und betet. Die gut ein
Dutzend ums Leben gekommenen Mexikaner sind der öffentlichen Meinung egal und werden mit keiner Silbe erwähnt. Aber vier (weiße) Polizisten sind tot und das ist ganz ganz schlimm. Bevor der leicht verletzte Michener im Krankenhaus überhaupt behandelt werden kann verlangt Captain Vanderbilt (Brent Spiner) den Mordfall an der weißen Familie aus der ersten Folge umgehend mit der Festnahme eines Mexikaners abzuschließen. Der für den Autobahnbau verantwortliche Stadtrat Townsend (Michael Gladis) wird von seiner burschikosen Assistentin Alex (eine „Verkleidung“ Magdas) dazu angespornt, den Tod der Cops für seine Zwecke auszuschlachten, was dieser auch bereitwillig tut.
Magdas zweite Rolle ist die der geplagten deutschen Ehefrau/Mutter Elsa, die mit tränenreichen (falschen) Geschichten von ihrer schlimmen Ehe sowie aus dem Berlin der Nachkriegszeit den sich in den Staaten fremd fühlenden deutschen Kinderarzt Dr. Peter Craft (Rory Kinnear) manipuliert. Peter ist unglücklich mit der abwesend wirkenden, kränklichen Linda (Piper Perabo) verheiratet und stellt sich beim Vollzug der ehelichen Pflichten mittlerweile seine Landsfrau vor. Während mir die Performances von Natalie Dormer in bisher drei Rollen schon nach zwei Folgen etwas zu dick aufgetragen erscheinen empfinde ich Rory Kinnear (der im Original-PD noch das tragische Monster Frankensteins verkörperte) als den viel wirkungsvolleren Akteur.
Tiago und Lewis nehmen die Kirche unter die Lupe, welcher die ermordete Familie Hazlett angehörte: Joyful Voices Ministry. Während Tiago einer Vorführung der charismatischen und hübschen Radio-Evangelistin Sister Molly (Kerry Bishé), dem medialen Aushängeschild der Glaubensgemeinschaft, beiwohnt, die ihre Gläubigen mit einem Jazzsong unterhält, beißt sein erfahrener Partner bei der Geschäftsführerin Adelaide Finnister (herrlich zerknittert: Amy Madigan), Mollys Mutter, ziemlich auf Granit. Beim gemeinsamen Spülen und Abtrocken in einer Einrichtung der Joyful Voices befragt Tiago Molly nicht nur zu den Mordopfern, sie erzählt auch von ihrem Werdegang und einschneidenden Erlebnissen. Da bahnt sich etwas an. Wie in einer Woody-Allen-Klamotte observieren Detective Michener und seine Kollegen vom „jüdischen Amateur-Detektiv-Club“ zu später Stunde den Nazi-Architekten Richard Goss (Thomas Kretschmann). Die Spur führt zum California Institute of Technology und endet tödlich.
Die Szenerie von City of Angels bleibt ein Pulverfass, welches sicherlich mehrfach explodieren wird. Und die aktuelle Nachrichtenlage beweist, dass Rassismus und Polizeigewalt leider keine Probleme von damals (1938) sind.
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Penny Dreadful: City of Angels, 1×02: Dead People Lie Down
USA 2020. 54 Minuten. Idee & Drehbuch: John Logan. Regie: Paco Cabezas.

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Bilder (c) Showtime/Sky.
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Veröffentlicht von mwj
8. Juni 2020
Vor fast vier Jahren ging mit Penny Dreadful eine einmalige Horror-Serie überraschend mit der dritten Staffel zu Ende. Schöpfer John Logan hat sich mittlerweile einem Spin-Off zugewandt, das seit dem 8. Juni 2020 auch in Deutschland über Sky verfügbar ist. Hier meine Eindrücke zur ersten Folge von Penny Dreadful: City of Angels.
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Babylon L.A.
Wie bereits in meinem kürzlichen Beitrag zum bevorstehenden Ende der Verfügbarkeit von Penny Dreadful auf Netflix und auch anderweitig angedeutet, war vermutlich das einzig wirkliche Problem mit der von John Logan erfundenen Horror-Serie, dass diese überraschend mit der dritten Staffel aufhörte und das Finale daher überhastet wirkt. Manche Fans (ich nicht) hassen Logan dafür, dass er „PD“ so „lieblos“ beendet hat und sich wenige Jahre später einer Spin-Off-Show widmet, die zwar „Penny Dreadful“ im Titel trägt, aber mit viktorianischer Phantastik inhaltlich wenig bis nichts zu tun hat. Aber warum sollte man City of Angels nicht eine Chance geben?
Los Angeles, 1938. Santiago „Tiago“ Vega (Daniel Zovatto) ist der erste mexikanisch-amerikanische Detective beim Los Angeles Police Department. Gleich am ersten Arbeitstag werden Tiago und sein erfahrener Partner, der jüdischen Cop Lewis Michener (Nathan Lane) zum Schauplatz eines grausamen Ritualmordes gerufen, der allem Anschein nach von einem mexikanisch-stämmigen Täter begangen wurde. Mitten durch das Wohngebiet der mexikanischen Community in Belvedere Hights will Stadtrat Townsend (Michael Gladis) mit aller Macht eine Autobahn bauen und stößt dabei auf Widerstand der Bewohner, angeführt von Tiagos Bruder Raul (Adam Rodriguez). Als die Polizei anrückt, um das Gebiet zu räumen, so dass die Bauarbeiten beginnen können, kommt es zum gewaltsamen Zusammenstoß mit den Bewohnern. Tiago gerät zwischen die Fronten. Der aus Essen stammende Kinderarzt Dr. Peter Craft (Rory Kinnear) ist zwar mit einer Amerikanerin verheiratet und glücklicher Vater zweier Kinder, fühlt sich aber immer noch als Außenseiter und widmet sich daher in seiner Freizeit dem German-American Bund, einer Nazi-Organisation in den USA.
Das klingt jetzt erst einmal nicht nach Horror, Mystery oder irgendeiner Form von Phantastik, sondern eher nach einem Gesellschaftsdrama. Das Setting hat mich frappierend an Babylon Berlin erinnert. Eine Metropole, die von gegensätzlichen und extremen politischen Kräften allmählich auseinandergerissen wird. Nur eben nicht Berlin im Jahr 1929, sondern Los Angeles im Jahre 1938. Sind die Konflikte und Strömungen in der deutschen Prestige-Serie alle von Menschen gemacht, so haben bei City of Angels eindeutig höhere Mächte ihre Finger im Spiel. Gleich in der Eröffnungsszene deutet ein Gespräch zwischen Santa Muerte (Lorena Izzo), einer Art Schutzheilige der Toten in lateinamerikanischer Folklore, und Magda (Natalie Dormer als das personifizierte Böse in Frauengestalt) das kommende Unheil wenig dezent und für meinen Geschmack etwas zu effektheischend an. Tiagos Mutter, gespielt von Adriana Barraza (Babel), glaubt an Santa Muerte und gilt in ihrer Gemeinde als eine Art Hexe. In mehreren Rollen mischt sich Magda unter die Menschen, um den prophezeiten Krieg zu entfachen oder schleicht in ihrer „wahren“ Gestalt wie eine Todesgöttin durch die Reihen der Konfliktparteien, um für den ersten Schuss zu sorgen.
Auch wenn man in der ersten Folge noch nicht alle der wichtigen Figuren zu Gesicht bekommt oder manche noch keine große Rolle spielen, so zeigt sich bereits die prominente Besetzung. In PD glänzte er noch als vom Schicksal gebeutelte Kreatur Frankensteins, in CoA spielt Rory Kinnear den unglücklichen deutschen Kinderarzt, der sein Heil (pun intended) in einer Nazi-Organisation sucht. Seine Ehefrau wird von Piper Perabo (Looper) gespielt. Brent Spiner (Star Trek: The Next Generation) gibt den Polizeichef. Michael Gladis (Mad Men) verkörpert den ambitionierten Stadtrat Townsend, der von einem dubiosen deutschen Architekten (Thomas Kretschmann) ein Angebot erhält.
John Logan und Regisseur Paco Cabezas (der bereits Episoden der Mutterserie inszenierte) machen mit dieser Pilotfolge vieles richtig. Die Ausgangssituation wird etabliert und die wichtigsten Figuren eingeführt. Ob Penny Dreadful: City of Angels aber den ersten Teil seines Namens auch wirklich verdient und gleichzeitig in ausreichendem Maße eine eigene Identität entwickeln kann muss sich in den verbleibenden neun Folgen der ersten Staffel noch zeigen. Wie das viktorianische PD fühlt sich das Spin-Off bisher nicht an.
Die Folgen von Penny Dreadful: City of Angels gibt es montags bei Sky
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Penny Dreadful: City of Angels, 1×01: Santa Muerte
USA 2020. 65 Minuten. Idee & Drehbuch: John Logan. Regie: Paco Cabezas.

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Credits
Bilder (c) Showtime/Sky.
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Veröffentlicht von mwj