Planet of the Tapes

7. Juli 2022

Wie war das eigentlich damals als die Videokassette Anfang der 1980er nach Deutschland kam? Oliver Kalkofe, Jörg Buttgereit und andere erinnern sich, in Laurent Ohmansieks Doku Planet of the Tapes.


Die Geburt des Heimkinos in Deutschland

Lange bevor DVD, BluRay und Streamingdienste den Markt übernahmen war die Videokassette mit dem System VHS (Video Home System) quasi alternativlos wenn es ums Heimkino ging. 1976 in Japan erfunden kam die VHS-Kassette Anfang der 1980er nach Deutschland und wurde nach der Durchsetzung gegen die konkurrierenden Systeme Betamax und Video 2000 zu dem Heimkinomediumk schlechthin. Erstmals konnte man sich Filme nicht nur im Kino, sondern zeitnah (meist Jahre vor der Fernsehausstrahlung) zuhause per Videorekorder ansehen. In Laurent Ohmansieks Interview-Doku Planet of the Tapes – Flashback ins Zeitalter der Videotheken erinnern sich unterschiedliche Leute abwechselnd an ihre ersten Erfahrungen mit dem Medium. Der Comedian/Moderator Oliver Kalkofe (Kalkofes Mattscheibe, SchleFaZ), die Filmemacher Jörg Buttgereit (Captain Berlin), Thilo Gosejohann (Captain Cosmotic) und Timo Rose (Game Over), Kai Krick (u.a. Autor mehrere Bücher zu Akte X), Filmwissenschaftler Dr. Marcus Stiglegger sowie die Comedians Hennes Bender und Torsten Sträter und weitere berichten von ihren Videokassetten-Erlebnissen als Kinder bzw. Jugendliche. Auch Videothekenbesitzer kommen zu Wort.

Während sie vor ihrer eigenen Filmsammlung (oder in der eigenen Videothek) sitzen erzählen die Mitwirkenden von ihren ersten Besuchen in Videotheken, dem damals neuen Ereignis einen Film gemeinsam mit Freunden zuhause zu erleben, technischen Problemen, falschen Bildformaten, verstümmelten Schnittfassungen, der Diskrepanz zwischen grellbunt-reißerischen Covern und dem Inhalt der Filme, und dem Kick immer die angesagtesten, teils „verbotenen“ Werke anzusehen, zur Not auch über Umwege. In den ersten Jahren meideten die großen Studios das neue Medium, aus Angst davor, dadurch an der Kinokasse weniger Umsatz zu machen. Und so erschienen damals vor allem B-Movies aus den Genres Horror, Action, Science-Fiction und auch Porno-Produktionen auf Video, von denen einige Streifen auch Kultstatus erreichten. Einzelne Filme wie Das Söldnerkommando (1982), Drei Engel auf der Todesinsel (1985) und Jäger der verschollenen Galaxie (1987) wurden von Kalkofe gemeinsam mit Peter Rütten in ihrer Reihe Die schlechtesten Filme aller Zeiten (kurz SchleFaZ) präsentiert und ironisch zerlegt.

Insgesamt fand ich die gut eine Stunde laufende Doku interessant und sehr kurzweilig, aber dadurch dass lediglich Interviewpassagen zusammengeschnitten wurden fehlt es aus meiner Sicht etwas an Hintergrundinformationen zum Thema, welche den ganzen Film sicherlich noch ergänzt und abgerundet hätten. Meine eigene „VHS-Geschichte“ begann im Grunde erst Ende der 1980er bzw. Anfang der 1990er mit Kassetten zu den Disney-Filmen Susi und Strolch (1955) und Arielle, die Meerjungfrau (1989), letzterer im Dezember 1990 mein allererster Kinofilm und damals mein absoluter Lieblingsfilm. 1993 folgte dann mein zweiter Lieblingsfilm Bodyguard (1992). Filme aus der Videothek ausgeliehen habe ich äußerst selten.

Planet of the Tapes ist Teil des Bonusmaterial der BluRay-Editionen des Films Das Söldnerkommando (1982) und als Stream bei Amazon erhältlich.

Planet of the Tapes – Flashback ins Zeitalter der Videotheken
Dokumentation Deutschland 2019. FSK 16. 69 Minuten.
Mit: Oliver Kalkofe, Jörg Buttgereit, Thilo Gosejohann, Marcus Stiglegger, Dennis Kortmann, Kai Krick, Timo Rose, Hennes Bender, Torsten Sträter u.a. Regie: Laurent Ohmansiek.


Credits
Bilder (c) Turbine.

 

 

 


Nosferatu – Ein Film wie ein Vampir

12. März 2022

Am 4. März 2022 feierte Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens von Friedrich Wilhelm Murnau 100. Geburtstag. Zu diesem Anlass zeigte Arte eine Doku über den deutschen Stummfilmklassiker, erzählt von niemand Geringerem als dem untoten Protagonisten persönlich.


Selbstfindungstrip eines Untoten

Manchmal empfiehlt man Filme, ohne diese selbst gesehen zu haben. Im konkreten Fall war das Nosferatu – Ein Film wie ein Vampir, eine TV-Doku zum 100 Jahre alten Horror-Stummfilm, die am Mittwoch (09.03.2022) gemeinsam mit dem Original bei Arte ausgestrahlt wurde. Nach der Sichtung kann ich ohne Bedenken bestätigen, dass der Tipp keineswegs falsch war. Im Gegenteil: der Film von Regisseur Eric Brinkmann (Wir sind Demokratie) gehört zu den besten Dokumentationen, die ich seit Langem gesehen habe. Der auch als Journalist und Autor tätige Brinkmann erforscht sowohl die Ursprünge und Entstehungsgeschichte des Kinomeilensteins als auch den grenzenlosen Einfluss auf unzählige andere Werke unterschiedlichster Medien. Und der Clou: Graf Orlok persönlich führt durch den Film.

Die Rolle des auch 100 Jahre nach seinem Debüt (und scheinbarem Ableben) noch immer unter den Lebenden wandelnden Blutsauger verkörpert der herrlich furchterregend aussehende Schauspieler Rainer Kühn, der bisher überwiegend auf deutschen Bühnen zu sehen war (vor allem beim Staatstheater in Wiesbaden), aber auch schon die ein oder andere Rolle in Film bzw. Fernsehen spielte, etwa in Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht (2013) von Edgar Reitz. Orlok begibt sich auf eine Odyssee zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Zum einen bereist er die Originaldrehorte und schwelgt in Erinnerungen, wobei hier freilich die entsprechenden Filmszenen mit Bildern von Heute kombiniert werden. Außerdem beleuchtet der Film die beiden „Väter“ des Vampirs, Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau (1888-1931) und Produzent/Filmarchitekt Albin Grau (1884-1971). Der lange vergessene, unerschöpfliche Nachlass Graus befindet sich in der Kantonsbibliothek im schweizerischen Appenzell. Filmwissenschaftler Dr. Rolf Giesen und Filmhistoriker Friedemann Beyer (von 2001 bis 2007 Vorstand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung) analysieren den historischen Kontext, in welchem Nosferatu entstand und wie dieser das Werk prägte.

Eine Dokumentationen über DEN deutschen Vampirfilm muss zwangsläufig die unzähligen im teils langen Nachhall entstandenen Werke behandeln, etwa die weiteren Verfilmungen des Romans Dracula von Bram Stoker durch Tod Browning (1931, mit Bela Lugosi), Terence Fisher (1958, mit Christopher Lee), Francis Ford Coppola (1992, mit Gary Oldman) oder Werner Herzogs Version von Nosferatu (1979) mit Klaus Kinski. Doch viele weitere Künstler haben sich den Stoff zu Eigen gemacht, wie die sexpositiv-feministische Filmemacherin Ovidie, der Puppenspieler Gerd J. Pohl, Schriftstellerin Dana Grigorcea sowie die Musiker von Blutengel und Nachtblut. Orlok kommentiert jede der Personen, Stationen und Erkentnisse, seine Reaktionen pendeln dabei zwischen Langeweile, Abscheu und Begeisterung. Allzu treffend kommt er zum Entschluss, dass die Menschheit eigentlich keine Monster mehr benötigt, wenn man sich überlegt was diese sich selbst und ihrer Umwelt so alles antut. Vor allem in letzterer Analyse entpuppt sich Brinkmanns Doku als überaus und erschreckend aktuell. Krieg, Unterdrückung, eine noch immer andauernde Pandemie, so sehr unterscheiden sich die historische Situation von 1921/22 gar nicht von denen in unserer Gegenwart. Nosferatu erweist sich so nicht nur als cineastisches Meisterwerk, sondern auch als zeitlose Parabel über den Menschen.

Die Doku Nosferatu – Ein Film wie ein Vampir ist noch bis 02.04.2022 in der Arte-Mediathek abrufbar.


Nosferatu – Ein Film wie ein Vampir
TV-Dokumentation Deutschland 2022. 75 Minuten.
Mit Rainer Kühn als Orlok u.a. Regie: Eric Brinkmann.

Credits
Bilder (c) Zeitsprung Pictures/ZDF/Arte.

 

 

 


100 Jahre Nosferatu (TV-Tipp)

7. März 2022

Vor 100 Jahren feierte mit Nosferatu – Eine Symphonie eine der deutschen Filmklassiker überhaupt seine Uraufführung. Zu diesem Anlass wird der Horror-Stummfilm von Friedrich-Wilhelm Murnau am Mittwoch (09.03.2022) bei Arte wiederholt und außerdem eine aktuelle Doku gezeigt.


Am 4. März 1922 war die Weltpremiere von Nosferatu – Eine Symphonie in Berlin. In der Folge konnte der Stummfilm trotz guter Kritiken keinen großen Erfolg an der Kinokasse erreichen, weil er von der größten Lichtspielhauskette UFA kaum gezeigt wurde. Mit der Zeit erhielt die unautorisierte Verfilmung von Bram Stokers legendärem Vampirroman Dracula (1897) allerdings die ihr zustehende Anerkennung und zählt mit Das Kabinett des Dr. Caligari (1920) von Robert Wiene sowie Der Golem, wie er in die Welt kam (1920) von Paul Wegener zu den prägendsten Werken des Horrorfilms im Besonderen und des frühen Kinos im Algemeinen. Ich selbst hatte die Gelegenheit Nosferatu beim diesjährigen Internationalen Filmwochenende Würzburg Ende Januar in einer Stummfilmmatinee erstmals im Kino zu erleben. Zu meiner Filmkritik geht es HIER.

Der deutsch-französische Kultursender Arte zeigt den Stummfilmklassiker am Mittwoch, den 9. März 2022 um 23:25 Uhr anlässlich des 100jährigen Jubiläums. Direkt davor, um 22:05 läuft mit Nosferatu – Ein Film wie ein Vampir eine aktuelle Dokumentation über das Werk von Eric Brinkmann.

Beide Filme können bereits seit Freitag (04.03.2022) und noch bis 02.04.2022 bzw. 01.06.2022 in der Arte-Mediathek angesehen werden:

Nosferatu – Ein Film wie ein Vampir (Doku, 76 Min.)
Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (Stummfilm, 96 Min.)

 

Credits
Bild (c) Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung.

 

 


Harry Potter: Rückkehr nach Hogwarts

19. Februar 2022

2001 feierte nicht nur die Herr der Ringe-Trilogie von Peter Jackson ihr 20jähriges Jubiläum, sondern auch die Harry Potter-Filmreihe. Mit ein wenig Verspätung erschien am 1. Januar 2022 das Special Rückkehr nach Hogwarts, in welchem die Schauspieler und Filmemacher zum Anlass des Jubiläums wieder zusammenkommen.


Klassentreffen der Zauberer

Im November 2021 jährte sich der Kinostart von Harry Potter und der Stein der Weisen (2001), der Verfilmung des ersten Romans der erfolgreichen Kinderbuch-Fantasy-Reihe von J.K. Rowling, zum 20. Mal. Aus diesem Anlass wurde ein gut 90minütiges Special produziert, in welchem das Hauptdarstellertrio Daniel Radcliffe, Emma Watson und Rupert Grint sowie unzählige weitere Schauspieler und die vier Regisseure auf ihre gemeinsame Arbeit an der achteiligen Filmreihe zurückblicken.

Mit 19 schon der Hauptzielgruppe entwachsen habe ich die ersten drei Bände vor Erscheinung der ersten Verfilmung gelesen, die weiteren vier dann immer etwas vor dem jeweiligen Kinostart. Als Romanreihe hat mich Harry Potter gefesselt und prächtig unterhalten. Umso enttäuschter war ich vom ersten Film. Zu überladen und zu sklavisch am Buch geklammert erschien mir dieser, wenngleich keineswegs schlecht. Etwa genauso erging es mir bei Harry Potter und die Kammer des Schreckens (2002) ein Jahr später. Alfonso Cuáron schlug dagegen mit dem dritten Teil, Harry Potter und der Gefangene von Askaban (2004) eine andere Richtung ein, düsterer und effektiver adaptiert. Auch Mike Newell verfuhr mit seinem Film Harry Potter und der Feuerkelch (2005) auf ähnliche Weise. Die Filmreihe wuchs mit ihren Hauptcharakteren, die bald keine Kinder sondern junge Erwachsene waren. Aus meiner Sicht waren die letzten drei Teile dann wieder etwas schwächer, aber stärker als der mittelmäßige Auftakt. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, alle acht Teile zeitnah im Heimkino noch einmal zu sichten. Doch wenn ich beim Durchzappen auf einen HP-Film im Fernsehen stieß fühlte ich mich eher angestrengt als unterhalten. Und so blieb die Wiederholungssichtung bisher aus. Auf das Reunion-Special zum 20. Geburtstag war ich aber dennoch gespannt.

Das von der ausführenden Produzentin Casey Patterson, die bisher diverse Award-Shows und TV-Special produzierte, angeführte Regie-Quartett, hat überwiegend in den Originalkulissen der Filmreihe gedreht, die mittlerweile in der Warner Bros. Studio Tour in Leavesdon ausgestellt werden. Das gibt dem „Klassentreffen“ der ehemaligen Zauberschüler das perfekte Ambiente. Daniel, Emma, Rupert und Co treffen sich in der großen Halle von Hogwarts, im Gryffindor-Gemeinschaftsraum oder dem Fuchsbau. Gemeinsam schwelgen die Darsteller und Regisseure in Erinnerungen, welche mit allerhand Filmszenenschnipseln, Archiv- und Behind-the-Scenes-Material illustriert werden. Für jemanden, der kaum Bonusmaterial zu den Filmen gesehen hat dürfte die ein oder andere Anekdote sicherlich aufschlussreich und neu sein. Der Reifeprozess der Akteure wird auch aufgrund der Stukturierung (jedes Kapitel dreht sich um jeweils zwei Teile) wirkungsvoll dargestellt. Darüber hinaus bietet Rückkehr nach Hogwarts aber kaum mehr als die üblichen Allgemeinplätze, die man zuhauf aus solchen Formaten und Interviewbeiträgen kennt. Immerhin wird den verstorbenen Mitstreitern wie Richard Harris (1930-2002) alias Dumbledore #1, Richard Griffiths (1947-2013) alias Vernon Dursley, Helen McCrory (1968-2021) alias Narcissa Malfoy und natürlich Alan Rickman (1946-2016) alias Severus Snape in angemessener Weise gedacht. Wer weiß, vielleicht wage ich mich ja doch noch an einen Rewatch der Filmreihe. Nur schade, dass es zum 20. Geburtstag von Der Herr der Ringe: Die Gefährten kein solches Special gibt.

Harry Potter: Rückkehr nach Hogwarts ist seit dem 1. Januar 2022 Teil des Angebots von Sky.


Harry Potter: Rückkehr nach Hogwarts
(Harry Potter 20th
Anniversary: Return to Hogwarts)
TV-Special/Doku UK, USA 2022. 98 Minuten. Mit: Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint, Helena Bonham Carter, Robbie Coltrane, Tom Felton, Ralph Fiennes, Jason Isaacs, Gary Oldman, James Phelps, Oliver Phelps, Mark Williams, Bonnie Wright, Chris Columbus, Alfonso Cuáron, Mike Newell, David Yates u.v.a. Regie: Casey Patterson, Joe Pearlman, Giorgio Testi, Eran Creevy.

 


Credits
Bilder (c) Warner/Sky.

 

 

 

 


Mel Brooks – Make A Noise

26. Juni 2021

Aus unerfindlichen Gründen habe ich in letzter Zeit einige Dokus angesehen. Zuletzt entdeckte ich mit Make A Noise einen tollen Beitrag über den amerikanischen Filmparodisten und Komiker Mel Brooks, der am 28. Juni 2021 (übermorgen) seinen 95. (!) Geburtstag feiert.

Ein Kultkomiker blickt zurück

Vielleicht ist es die einfache Verfügbarkeit, aber Dokumentationen bildeten in den letzten Wochen den Schwerpunkt meines Filmkonsums. Nach einem Beitrag über Fall und Aufstieg von Marvel Comics, einer brandneuen Featurette zum Scifi-Kultfilm Blade Runner und der Fußball-Doku Schwarze Adler folgt nun ein Beitrag über einen meiner Lieblingsregisseure, nämlich Mel Brooks. Make A Noise, der in den USA schon 2013 veröffentlicht wurde, liefert in 52 Minuten einen kurzen Abriss von Leben und Werk des bald 95jährigen Filmemachers und Kultparodisten.

Mel Brooks (bürgerlich Melvin Kaminsky), geboren am 28. Juni 1926 als Sohn einer russisch-jüdischen Mutter und eines aus Danzig stammenden jüdischen Vaters in Brooklyn, New York, geboren, wuchs mit drei älteren Brüdern auf. Sein Vater starb als Mel erst zwei Jahre alt war, die Mutter musste alleine die Kinder versorgen und Geld verdienen. Nach seinem Wehrdienst im Zweiten Weltkrieg wurde Brooks als Gagschreiber und Darsteller für diverse Sketchshows an der Seite von Sid Caesar (1922-2014) engagiert. Mit Buck Henry schuf er die Agenten-Comedyserie Mini-Max (Get Smart, 1965-1970). Der Erfolg ermöglichte Brooks die Inszenierung seines Regiedebüts, der Broadway-Satire Frühling für Hitler (1968), für welche er einen Drehbuch-Oscar gewann. In der Folge machte sich Brooks einen Namen als großartiger Parodist unterschiedlichster Genres wie Western (Blazing Saddles: Der Wilde, wilde Westen), Horror (Frankenstein Junior, Dracula – Tot, aber glücklich), Historienfilm (Die verrückte Geschichte der Welt), Space Opera (Spaceballs), Stummfilm (Silent Movie – Mel Brooks‘ letzte Verrücktheit) und Mantel-und-Degen-Abenteuer (Robi Robi Robin Hood, Robin Hood: Helden in Strumpfhosen). Außerdem produzierte er weitere Werke wie David Lynchs Der Elefantenmensch (1980) und David Cronenbergs Neuverfilmung von Die Fliege aus dem Jahr 1986. Nicht selten spielte er auch eine der Hauptrollen in seinen Filmen.

Die vorliegende Featurette von Robert Trachtenberg wurde für die seit 1985 laufende Doku-Fernsehreihe American Masters gedreht und debütierte bereits im Mai 2013 (als dritte Folge der 27. Staffel) im US-Fernsehen. Erst acht Jahre später sollte es zur deutschen TV-Premiere am 16. Juni 2021 im NDR-Fernsehen kommen. Herzstück des Films sind die Interviewpassagen mit Meister Mel himself. Sie bilden die Basis für eingestreutes Archivmaterial sowie Film- und Fernsehausschnitte. Aber Make A Noise verkommt allerdings zu keiner Zeit zum reinen Monolog. Denn auch Brooks‘ diverse Weggefährten rekapitulieren Anekdoten und Erlebnisse von ihrer Arbeit mit dem sympathisch-witzigen Energiebündel, etwa Regisseur/Autor Carl Reiner (1922-2020), dessen Sohn Carl Reiner, Filmemacher Barry Levinson, Theater-Regisseurin Susan Stroman sowie Schauspieler wie Nathan Lane und Cloris Leachman (1926-2021).

Regisseur Trachtenberg, der auch das Skript schrieb und am Schnitt beteiligt war, schlägt in den 52 Minuten einen Bogen von Brooks‘ Anfängen bis zu seinem Revival durch den Erfolg der Bühnenmusicalfassung der Nazi-Satire Frühling für Hitler am Broadway um 2001, welche mit dem von Susan Stroman inszenierten The Producers (2005) wiederum den Weg zurück auf die große Leinwand fand. Mit viel Humor und Altersweisheit blickt der betagte, aber rüstige Mel auf Höhepunkt und Schicksalsschläge, wie den Tod seiner Ehefrau, der Schauspielerin Anne Bancroft 2005, zurück. Natürlich muss man diesem großen Komikkünstler eigentlich eine abendfüllende Doku widmen. Und für die deutsche Fassung hätte ich mir an manchen Stellen wesentlich besser Voice-Over-Sprecher gegönnt. Dennoch insgesamt ein kurzweilig-spaßiger und erkenntnisreicher Beitrag. Inklusive einer Midcredit-Szene mit Ernährungstipps.

Danke, Mel Brooks! Möge dir der Saft niemals ausgehen! 😉

Die deutsche Fassung von Mel Brooks: Make A Noise ist noch bis 16. Juli 2021 in der ARD-Mediathek abrufbar.

Mel Brooks: Make A Noise
TV-Dokumentation USA 2013. 52 Minuten.
Buch und Regie: Robert Trachtenberg.

Credits
Bilder (c ) PBS/NDR.


Das Phänomen Blade Runner

19. Juni 2021

Nach den experimentellen Kurzfilm-Tipps gestern folgt heute mein Review zu einer aktuellen Doku-Featurette, die nur noch wenige Tage in der Arte-Mediatek verfügbar ist: Das Phänomen Blade Runner, über den visionären Science-Fiction-Noir-Film von Ridley Scott.


2019 – Zwischen Vision und Realität

Basierend auf dem Roman Träumen Androiden von elektrischen Schafen (1968) von Philip K. Dick (1928-1982) drehte der britische Regisseur Ridley Scott (Alien) den aufwändigen und in vielerlei Hinsicht visionären Science-Fiction-Film Blade Runner. Nach der Premiere 1982 konnte der Film weder Kritiker überzeugen noch ein großes Publikum für sich gewinnen. Erst mit den Jahren erwarb sich der Scifi-Noir-Streifen seinen hochverdienten Kultstatus. 2017 erschien die von Denis Villeneuve inszenierte Fortsetzung Blade Runner 2049. Dr. Boris Hars-Tschachotin, unter anderem Filmemacher, Installationskünstler, Autor, Produzent, Kurator, promovierter Kunsthistoriker und Gastprofessor an der Filmuniversität Babelsberg, widmet sich in einer für ZDF und Arte produzierten Dokumentation den Produktionshintergründen und Motiven von Blade Runner.

Schauplatz des Films von Scott ist Los Angeles im Jahre 2019, ein düsteres, verschmutztes, verregnetes und von einer großen Kluft zwischen sozialem Brennpunkt und superreichen Großkonzernen geprägtes Moloch. Auch wenn das heutige LA verständlicherweise nicht genau wie vor 39 Jahren prognostiziert aussieht, so erwies sich die Vision einer Metropole voller Gegensätze aus heutiger Sicht als erschreckend realistisch. Auch in der heutigen, realen Stadt der Engel gibt es ein krasses Gefälle zwischen Arm und Reich. Manche können sich trotz mehrerer Jobs keine Wohnung leisten und hausen in Zelten. Auch das Szenario mit dem vertikalen Nebeneinander (ode Übereinander) der hart arbeitenden Klasse und den reichen Mega-Konzernen erwies sich als treffend. Auch wenn es Stand heute noch keine fliegenden Autos gibt, so ist man gemäß der Aussage eines der Beteiligten nur noch etwa fünf Jahre davon entfernt.

Hars-Tschachotin lässt nicht nur Regisseur Ridley Scott und Hauptdarsteller Harrison Ford zu Wort kommen, sondern auch Kristina Jaspers (Kuratorin der Deutschen Kinemathek), Produktionsleiterin Katherine Haber, Gaff-Darsteller Edward James Olmos, Joanna „Zhora“ Cassidy sowie Visual Effects Supervisor Douglas Trumbull und Designer Syd Mead (1933-2019). Vor allem letztere waren für den besonderen Look zwischen Film-Noir und postapokalyptisch-futuristischen Cyberpunk-Look maßgebend verantwortlich. Es werden unterschiedliche Aspekte der Produktion gleichermaßen angesprochen wie Thematiken, Figuren und die Einflüsse wie Fritz Langs filmischer Meilenstein Metropolis (1927) oder den Film Noir aus den 1940er und 1950ern. Rutger Hauer, Darsteller des um sein Leben kämpfenden Replikanten Roy Batty, wurde leider nicht interviewt, was daran liegen könnte dass er bei Beginn der Dreharbeiten im September 2019 schon verstorben war. Um das Science-Fiction-Meisterwerk komplett erfassen zu können ist freilich eine ungleich längere Doku (wie der dreieinhalb Stunden lange Beitrag Dangerous Days: Making Blade Runner von Charles des Lauzirka von 2007) notwendig, doch die vorliegende Featurette macht das Beste aus ihren zeitlichen Möglichkeiten.

Das Phänomen Blade Runner ist nur noch bis 26. Juni 2021 kostenlos in der Arte-Mediatek abrufbar.

Das Phänomen Blade Runner
TV-Dokumentation Deutschland 2021. 53 Minuten.
Buch und Regie: Boris Hars-Tschachotin.


Credits
Bilder (c) Medea Film/ZDF/Arte.

 

 

 


Firmen am Abgrund: Marvel – Imperium der Superhelden

5. Juni 2021

Heute gibt es zur Abwechslung mal einen Doku-Tipp. Der Beitrag Marvel – Imperium der Superhelden aus der Reihe Firmen am Abgrund befasst sich mit dem Niedergang und der Wiederauferstehung des großen US-Comickonzerns.


Vom kriselnden Unternehmen zum Mediengiganten

Die für den Nachrichtenkanal Channel NewsAsia produzierte singapurisch-britische Doku-Reihe Firmen am Abgrund (Originaltitel: Inside the Storm) befasst sich mit Aufstieg und Fall diverser großer Weltunternehmen aus den Branchen Technologie, Investment, Tourismus und Unterhaltung. Zwischen 2016 und 2018 erschienen in Singapur vier Staffeln mit insgesamt 17 Episoden. Einige der Folgen wurden auf deutsch synchronisiert und ab 2017 bei ZDF Info gesendet. So auch die vorliegende erste Folge der dritten Staffel, welche nach ihrer deutschen Erstausstrahlung am 10. November 2019 aktuell wieder in der Mediathek verfügbar ist. Meine bisherige Kenntnis der Geschichte von Marvel Comics ging bisher so ziemlich gegen Null. Und so war es durchaus interessant etwas über das Auf und Ab des Comicgiganten zu erfahren.

Neben einem kurzen Abriss über die frühe Histories Marvels widmet sich Produzentin und Regisseurin Indra Nienhaus vor allem dem Niedergang des Comicunternehmens in den 1990ern. Der schwerreiche Investor Ronald Perelman hatte den Verlag 1989 gekauft und für eine Erhöhung der Produktion gesorgt, die zu Lasten der Qualität der Comics ging. Damit vergraulte Perelman nicht nur einige Kreative, sondern auch viele Leser. Durch eine erfolgreiche Unternehmenssanierung unter Peter Cuneo ab Ende der 1990er gelang jedoch der Wendepunkt, welcher schließlich mit der Gründung der eigenen Filmproduktionsfirma Marvel Studios und dem durchgehenden Erfolg des Marvel Cinematic Universe (23 Blockbuster zwischen 2008 und 2019, mit weiteren bereits in den Startlöchern) gipfelte. Mittlerweile gehört Marvel bekanntlich Disney. Für eine umfassende Doku über den Comicgiganten mag das hier natürlich zu wenig sein, aber als Einblick in dessen schwierige Jahre funktioniert die Featurette. Allerdings stelle ich mir nach der Sichtung die Frage, ob Marvel mit seiner schier endlosen Veröffentlichung neuer Filme und Serien (letztere mittlerweile nur noch über Disney+) nicht irgendwann bei Fans und Zuschauern für Übersättigung sorgen wird.

Firmen am Abgrund: Marvel – Imperium der Superhelden ist noch bis 31.05.2022 kostenlos in der Mediathek von ZDF Info abrufbar.

Firmen am Abgrund: Marvel – Imperium der Superhelden
(Inside the Storm: Marvel)
TV-Dokumentation Singapur, UK 2017. 43 Minuten. Regie: Indra Nienhaus.


Credits
Bild (c) Channel NewsAsia / ZDF Info.

 

 


C.S. Lewis & der Traum von Narnia

11. Mai 2021

Im Bonusmaterial zur „Royal Edition“ von Die Chroniken von Narnia – Der König von Narnia stieß ich auf die Doku C.S. Lewis & der Traum von Narnia, welche sich mit dem Leben des Autors und seiner Inspiration für die Welt von Narnia befasst.

Von der Kraft der Fantasie

Clive Staples „C.S.“ Lewis (198-1963) ist allgemein vor allem für seine mit phantastischen Elementen und christlichen Motiven angefüllte Kinderbuchreihe Die Chroniken von Narnia, deren sieben Bände in den Jahren 1950 bis 1956 erschienen. Der in Belfast geborene Lewis konnte aber auch eine beeindruckende Karriere als Literaturwissenschaftler und Theologie an den renommierten Universitäten in Oxford und Cambridge vorweisen. Regisseur M. David Melvin, der unter anderem auch als Kameramann und Produzent an Featurettes zu den Filmen Pitch Black (2000) und Star Trek (2009) gearbeitet hat, fasst in seiner Dokumentation nicht nur das Leben von Lewis zusammen, sondern erarbeitet dabei auch die Hintergründe und Themen der „Narnia“-Bücher. Als Bindeglied der einzelnen Bestandteile fungiert quasi Lewis selbst, der als Erzähler durch den Film führt, indem er in einem Brief an junge Fans von seinem Leben und seinen Erfahrungen berichtet. Zu Wort kommen außerdem Literaturwissenschaftler, Historiker, Theologen sowie ein Taxifahrer aus Oxford, der seinen Fahrgästen „Lewis-Touren“ durch die Universitätsstadt anbietet. Als prominente Mitwirkende sind außerdem Science-Fiction-Autor Ray Bradbury, Schauspieler Ben Kingsley und Lewis‘ Stiefsohn Douglas Gresham, einer der Produzenten der drei Kino-Adaptionen Der König von Narnia (2005), Prinz Kaspian von Narnia (2008) und Die Reise auf der Morgenröte (2010), vertreten. Melvin versteht es gekonnt, die einzelnen Teile – nämlich den Off-Kommentar, die Interview-Schnipsel, die animierten Narnia-Illustrationen von Pauline Baynes, Archivbilder und aktuelle Filmaufnahmen – zu einem gelungenen Ganzen zu kombinieren. Die Aufmachung bleibt dabei im Gegensatz zu vielen gängigen amerikanischen Dokumentationen die komplette Laufzeit über völlig unreißerisch, wenngleich es hier und da ein wenig rührselig zugeht.

C.S. Lewis & der Traum von Narnia ist als Bonusmaterial in der „Royal Edition“-DVD-Box von Die Chroniken von Narnia – Der König von Narnia enthalten.

C.S. Lewis & der Traum von Narnia (C.S. Lewis: Dreamer of Narnia)
Dokumentation USA 2006. 77 Minuten. Buch und Regie: M. David Melvin.

Credits
Bilder (c) Disney.

 


Doku-Tipps: Wikipedia / Bolero

20. Januar 2021

Aus aktuellem Anlass gibt es heute von meiner Seite zwei empfehlenswerte Doku-Tipps, die kostenfrei in der Arte-Mediathek verfügbar sind.


Das Wikipedia-Versprechen

Am 15. Januar 2021 feierte Wikipedia 20. Geburtstag. Jascha Hannover und Lorenza Castelle haben das Jubiläum zum Anlass genommen, um in ihrer Doku Das Wikipedia-Versprechen: 20 Jahre Wissen für Alle? nicht nur die Geschichte der von Jimmy Wales gegründeten Internet-Enzyklopädie kurz zu beleuchten sondern auch ihre Stärken und Schwächen zu thematisieren. Das hehre Ziel der Gründer: Wissen für alle frei verfügbar zu machen. Jeder kann an zu dieser mittlerweile gigantischen Datenbank etwas beisteuern. Das bringt natürlich auch Probleme mit sich. Trotz der Überprüfung der Inhalte durch Admins schaffen es immer wieder falsche Informationen auf Wikipedia. Außerdem bilden Relevanz und die Belegbarkeit von Inhalten komplexe Streitpunkte. Eigentlich ein Thema für einen abendfüllenden Dokumentarfilm.

Das Wikipedia-Versprechen ist noch bis 4. April 2021 in der Arte-Mediathek und bis 11. Januar 2022 in der ARD-Mediathek abrufbar.

Das Wikipedia-Versprechen: 20 Jahre Wissen für Alle?
Deutschland 2021. 52 Minuten. Regie: Jascha Hannover und Lorenza Castella.

Bolero – Ein Refrain für die Welt

Anne-Solen Dougouet und Damien Cabrespinas widmen sich in ihrem bereits Ende 2019 veröffentlichten Film Bolero – Ein Refrain für die Welt dem vom französischen Komponisten Maurice Ravel (1875-1937) geschaffenen Werk. Zwar wird auch auf die Entstehung des bekannten Orchesterstückes eingegangen, der Schwerpunkt liegt aber eindeutig auf den massiven Nachhall von Ravels bekanntem Opus. Zur Wort kommen nicht nur Musiker wie Angelique Kidjo, Rufus Wainwright und Lalo Schifrin, sondern auch Dirigenten, Choreographen, Tänzer und Filmemacher, die alle durch den Bolero beeinflusst wurden und ihre eigenen Inszenierungen bzw. Interpretationen schufen. Anhand dieser höchst unterschiedlichen Personen und diversen Performances werden die Charakteristika des Stückes behandelt und erforscht. Abzüge in der B-Note bekommt die Doku von mir allerdings schon. Es wird nämlich mit keiner Silbe auf den genialen „Fauxlero“ aus der siebten Folge der ersten Staffel von Legion eingegangen.

Bolero – Ein Refrain für die Welt ist noch bis 17.03.2021 in der Arte-Mediathek abrufbar.

Bolero – Ein Refrain für die Welt (Boléro, le refrain du monde)
Frankreich 2019. 52 Minuten. Regie: Anne-Solen Dougouet und Damien Cabrespinas.

Credits
Das Wikipedia Versprechen (c) WDR/Arte.
Bolero – Ein Refrain für die Welt (c) Arte.

 

 

 


Comrades & Cash

5. Dezember 2020

Nach Deutschland 86 habe ich mir gleich noch die Doku Comrades & Cash: Geheime Geschäfte unter dem Eisernen Vorhang als Hintergrundmaterial zu den schmutzigen Deals der DDR zur Devisenbeschaffung angesehen.


Devisen um jeden Preis

Als von der Welt abgeschottetes Wirtschaftssystem litt die Deutsche Demokratische Republik unter einem chronischen Mangel an ausländischen Devisen, die in den 1980ern fast zur Zahlungsunfähigkeit des sozialistischen Ostdeutschlands führte. Comrades & Cash – Geheime Geschäfte unter dem Eisernen Vorhang von Alexander Lahl und Max Mönch befasst sich mit den dubiosen Maßnahmen der DDR-Führung, um diesem Problem Abhilfe zu schaffen. Als Erzähler fungiert Jonas Nay, Hauptdarsteller der dreiteiligen Ost-West-Spionageserie Deutschland 83 (2015), Deutschland 86 (2018) und Deutschland 89 (2020).

Prägende Figur der Devisenbeschaffung war Alexander Schalck-Golodkowski (1932-2015), der den 1966 gegründeten Bereich Kommerzielle Koordinierung (KoKo) als Teil des Ministeriums für Außenhandel leitete. Mit dem Gebahren eines Mafia-Bosses und gleichzeitig als scheinbar unsichtbarer Mann im Hintergrund war Schalck-Golodkowski hauptverantwortlich dafür, dass die KoKo im Laufe der Zeit 25 Milliarden DM erwirtschaftete und somit die verschuldete DDR finanziell am Leben erhalten konnte. Dies gelang allerdings nur dadurch, dass mein einerseits entgegen aller sozialistischer Ideal in höchstem Maße kapitalistisch handelte und andererseits vor verbrecherischen Machenschaften nicht zurückschreckte.

Eines der Kernschäfte der KoKo war die Verstrickung in den internationalen Waffenhandel. Da wurden nicht nur Kriegsgüter an sozialistische Bruderstaaten verkauft, sondern auch Deals mit kapitalistischen Staaten, die eigentlich Feinde waren, durchgeführt und dabei nicht selten gegen internationale Handelsembargos verstoßen. Comrades & Cash lässt hier zwei ehemalige Insider zu Wort kommen: einen französischen Mittelsmann für Waffendeals und den pensionierten Mitarbeiter eines schwedischen Rüstungskonzerns. Schalck-Golodkowski & Co füllten die Devisenkassen aber auch mit weiteren „Unternehmungen“. Durch betrügerisch-fingierte Steuernachzahlungsbescheide wurden viele DDR-Bürger um ihre wertvollen Kunstwerke und Wertgegenstände gebracht, die man dann für teures Geld ins Ausland verkaufte. Dazu wurden die Bewohner Ostdeutschland zum Blutspenden für die gute Sache aufgerufen, um die Blutkonserven in den Westen zu veräußern. Auch vor noch brutaleren Methoden gegen die eigene Bevölkerung wurde nicht zurückgeschreckt.

Lahl und Mönch kombinieren die erklärenden Texte des Off-Erzählers und Interview-Beiträge mit Impressionen internationaler Schauplätze. Statt der meist üblichen nachgestellten Spielzenen rekonstruieren sie die Vorgänge anhand von Animationssequenzen. Zwar wirkt die 80minütige Doku keineswegs so chaotisch wie etwa Electric Boogaloo, aber insgesamt hätte ihr etwas mehr Struktur gutgetan. Für mich war das Ganze immerhin sehr erhellend weil ich wie sicherlich viele Menschen bisher von den dubiosen Geschäftsbeziehungen der DDR im Grunde nichts wusste.

Comrades & Cash: Geheime Geschäfte unter dem Eisernen Vorgang ist als Bonusmaterial von Deutschland 86 bei Amazon Prime und als Teil der DVD-Box verfügbar.


Comrades & Cash: Geheime Geschäfte unter dem Eisernen Vorhang
Dokumentation Deutschland 2018. 80 Minuten. Erzähler: Jonas Nay. Buch und Regie: Alexander Lahl und Max Mönch.

Credits
Bild (c) MobyDok/UFA Fiction/Amazon.

 

 


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