Nix Festes

26. Mai 2023

Fünf mehr oder minder junge Menschen, die sich in Berlin durchschlagen. Davon handelt die ZDF-Comedyserie Nix Festes, ein sogenanntes NEOriginal von Autor Markus Barth.



Ständig in der Schwebe

Vor Jahren zog Jonas (Sebastian Fräsdorf) aus der Pfalz nach Berlin, um eine erfolgreiche Karriere als Drehbuchautor zu starten. Gemeinsam mit seiner Schreib-Partnerin, der miesgelaunten Wiebke (Josefine Preuß), versucht er seit langem diverse Serienkonzepte an Sender zu verkaufen. Bisher erfolglos. Jonas‘ homosexueller Mitbewohner Basti (Tim Kalkhof) ist ausgebildeter Koch, schlägt sich aber mit Gelegenheitsjob durch während er das Berliner Nachtleben und viele unverbindliche Bekanntschaften genießt. Wiebke teilt sich die Wohnung mit der idealistisch-naiven Studentin Jenny (Marie Rathscheck), welche mit neuen Ideen immer wieder die Welt verbessern will. Nicht selten trifft sich die Gruppe im Kiez-Café des Endvierzigers Lennart (Dirk Martens). Lennart schrieb einst einen Beziehungsratgeber, der zum Bestseller avancierte. Doch seitdem ist seine Ehe in die Brüche gegangen und auch das Café könnte besser laufen.

Bild (c) ZDF Neo.

Markus Barth (geboren 1977 in Bamberg, nicht verwandt mit Mario Barth) brach sein Studium der Theaterwissenschaften in München 1999 ab und zog nach Köln, um sein Glück als Autor zu versuchen. Barth schrieb für Formate wie Die Wochenshow, Was guckst du?!, Ladykracher, Heute Show sowie die Serien Angie (2008) und Christine. Perfekt war gestern. Nix Festes ist seine erst eigene Serie. Die erste Staffel mit vier Episoden à 29 Minuten wurde vom 27. Februar bis 20. März 2018 bei ZDF Neo ausgestrahlt. Im Oktober 2021 folgte eine zweite Staffel, bestehend aus acht Folgen à 23 Minuten.

Nix Festes erfindet das Comedy-Rad wahrlich nicht neu und erinnert mit seiner Konstellation an US-Serien wie Friends (1994-2004) und How I Met Your Mother (2005-2014). Die ganzen Berlin-Klischees nutzen sich mit der Zeit etwas ab. Erst ab der zweiten Season gelingt es die Figuren besser zu entwickeln und auch bei den Storylines zeigt sich eine Besserung zum ersten Jahr. Am besten funktionieren die eher beiläufig eingestreuten Gags und Pointen. Ein bisschen Selbstironie gönnt man sich beim ZDF hier auch, vor allem wenn Jonas und Wiebke ihre Serie über Leute in den 30ern pitchen, der zuständige Fernseh-Redakteur aber lieber Best-Ager als Protagonisten möchte.  

Die fünf Hauptfiguren befinden sich alle ständig in der Schwebe. Jonas und seine grundsätzlich übellaunige Autorenkollegin Wiebke (die beiden haben auch eine kurze, gescheiterte Beziehung hinter sich) versuchen immer wieder ihre Drehbuchideen umzusetzen, scheitern dabei meist aber schon beim ersten Pitch. Basti genießt sein promiskuitives Single-Leben, schafft es aber nicht wirklich in der Gastronomie Fuß zu fassen. Die etwas jüngere Studentin Jenny hat immer wieder Ideen zur Weltverbesserung, die meist mit veganem Essen oder Esoterik zu tun haben. Lennarts Versuche, sein Café für mehr Gäste attraktiv zu machen, sind auch eher zum Scheitern verurteilt.

Bild (c) ZDF Neo.

Doch nicht nur die beruflichen Ambitionen des Figuren-Quintetts sind Thema, sondern auch ihre meist ebenso erfolglosen Beziehungen und Affären. Lediglich Basti scheint mit seinen zwanglosen Bekanntschaften glücklich zu sein und versteht die Probleme der „heten“ oft nicht. In Staffel 2 stößt mit dem zwischen Affäre und fester Freundin hin- und hergerissenen Lehrer Faruq (Omar El-Saeidi) noch ein weiterer Charakter zur Hauptbesetzung. Schauspielerisch empfand ich Tim Kalkhof (bekannt u.a. als Kriminalassistent Mark Steinke im Berliner Tatort) als lockeren, wortgewandten Basti und Marie Rathscheck (Das melancholische Mädchen, Tatort: Mord unter Misteln) als niedlich-naive Jenny am besten. Insgesamt eine kurzweilige, solide, aber eher durchschnittliche deutsche Comedy-Serie.

Die komplette Serie Nix Festes (2 Staffeln mit insgesamt 12 Folgen) ist kostenlos in der ZDF-Mediathek abrufbar.



Nix Festes
Comedyserie Deutschland 2018/2021. 12 Folgen (2 Staffeln). Gesamtlänge: ca. 300 Minuten.
Mit: Josefine Preuß, Sebastian Fräsdorf, Tim Kalkhof, Maria Rathscheck, Dirk Martens, Omar El-Saeidi, Arne Gottschling u.a. Idee: Markus Barth.


Star Trek: Lower Decks – Staffel 3

27. November 2022

Auch die derzeit beste Star Trek-Serie ging dieses Jahr weiter. Und sorry an Discovery und Picard, ich meine natürlich Lower Decks, in dessen dritter Staffel die Crew der USS Cerritos wieder hinter den großen Prestige-Raumschiffen hinterherräumen muss.

Von Rekrutierung, Handelsabkommen und Exocomps

Nachdem eine Verurteilung von Captain Carol Freeman (Stimme im Original: Dawnn Lewis) abgewendet werden konnte bricht die Crew der USS Cerritos zu neuen Missionen auf. Captain Freeman stellt Ensign Beckett Mariner (Tawny Newsome), ihre immer wieder Schwierigkeiten bringende Tochter, unter die Aufsicht des ersten Offiziers Commander Jack Ransom (Jerry O’Connell). Mariners Ensign-Kollegen haben ebenso neue Herausforderungen zu meistern. Die Orionerin D’Vana Tendi (Noël Wells) nimmt ihr Training zur Wissenschaftsoffizierin auf. Ingenieur Sam Rutherford (Eugene Cordero) wird mit einem dunklen Teil seiner Vergangenheit konfrontiert. Und der ansonsten eher ängstliche Brad Boimler (Jack Quaid) bemüht sich, mutiger zu sein um seine Karriere voranzutreiben…

Die von Mike McMahan (Autor bei Rick and Morty sowie Schöpfer von Solar Opposites) erfundene, zweite Animationsserie im Star Trek-Universum nach The Animated Series von 1973/74 (in Deutschland zuerst unter dem Titel Die Enterprise veröffentlicht) präsentierte sich bereits in der ersten und zweiten Staffel als gut portionierte Mixtur aus Hommage an die Filme und Serien des von Gene Roddenberry vor knapp 60 Jahren ins Leben gerufenen Raumfahrt-Universums sowie als liebevoll-augenzwinkernde Parodie, vor allem auf die scheinbar perfekten Helden, was im dritten Jahr fortgesetzt wird. Und nein, Lower Decks ist eben kein Pausenfüller, um die Wartezeit auf die „großen“ Live-Action-ST-Serien zu verkürzen.

McMahan und sein Autorenteam schöpfen aus dem unerschöpflichen Franchise-Fundus, dabei fördern sie nicht selten obskure Elemente, fast vergessene Details bzw. Aliens aus sechs Jahrzehnten Trek-Geschichte zu Tage. Das Gesamtergebnis funktioniert als heterogener Kessel Buntes, egal ob Landminen mit psychischen Auswirkungen, der Kampf mit dem bösen Ich in einer Traumwelt oder ein autonom operierendes Föderationsschiff. Während sich eine Episode auf Deep Space Nine, jener Raumstation aus der gleichnamigen Serie von 1993 bis 1999, abspielt und mit Gastauftritten von Nana „Kira“ Visitor und Armin Shimmerman alias Quark aufwartet, wird eine andere Folge komplett aus der Sicht eines Exocomps erzählt, einer Spezies von Roboterdrohnen, die ein eigenes Bewusstsein entwickelt hatten (siehe Staffel 6, Folge 9 von Star Trek: The Next Generation). Aber auch die Fortsetzung eines Holodeck-Scifi-Blockbusters sowie die illustre Crew der Cerritos in ihrer Mannigfaltigkeit bekommen ihren Platz.

Die ein oder andere Story mag aufgrund der kurzen Episodenlaufzeit von ca. 25 Minuten nicht so gut ausgearbeitet sein, was aber auch für kurzweilige Unterhaltung sorgt. Man muss bei der schnellen Abfolge der Dialoge und Gags allerdings schon sehr aufpassen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Die teils etwas nervigen Eigenschaften des von den Offizieren der titelgebenden „niederen“ Decks angeführten Figurenensembles dürften nicht jeder/m gefallen, doch gehören diese definitiv zum Gesamtpaket der Show, welche zudem durch überdurchschnittlich gute Animationen glänzt. Jedenfalls freue ich mich auf die bereits bestellte vierte Season, auch wenn es sicherlich noch etwa ein dreiviertel Jahr dauern wird, bis diese erscheint.

Die komplette dritte Staffel von Star Trek: Lower Decks ist seit dem 28. Oktober 2022 Teil des Angebots von Amazon Prime Video. Die Veröffentlichung aus DVD steht aktuell noch aus.


Star Trek: Lower Decks – Staffel 3 (Star Trek: Lower Decks – Season 3)
Science-Fiction/Comedy/Animationsserie USA 2022. FSK 16. 10 Folgen. Gesamtlänge: ca. 260 Minuten.
Originalsprecher: Tawny Newsome (Beckett Mariner), Jack Quaid (Brad Boimler), Noël Wells (D’Vana Tendi), Eugene Cordero (Sam Rutherford), Dawnn Lewis (Captain Carol Freeman), Jerry O’Connell (Commander Jack Ransom), Fred Tatasciore (Lieutenant Shaxs), Gillian Vigman (Dr. T’Ana) u.a. Nach Gene Roddenberry. Idee: Mike McMahan. Regie: Jason Zurek, Michael Mullen, Fill Marc Sagadraca.

Credits
Bilder (c) Amazon/Paramount.

 

 

 


Binge Reloaded: Staffel 2

17. Juli 2022

Nach den Pro Sieben-Formaten Switch – TV gnadenlos parodiert! (1997-2000) und Switch Reloaded (2007-2012) folgte im Dezember 2020 der Streamingnachfolger Binge Reloaded bei Amazon Prime Video. Seit Januar 2022 gibt es eine zweite Staffel der parodistischen Comedy-Show.

Mediathek im Zufallsmodus

Was das Original Switch und dessen Nachfolger Switch Reloaded für das lineare Fernsehen war, nämlich eine teils beißende Parodie auf bekannte TV-Formate, wurde mit Binge Reloaded Ende 2020 in die schöne neue Streaming-Welt übertragen. Am 14. Januar 2022 erschien die zweite Staffel. Und wieder werden unterschiedliche Produktionen wie Quizsendungen, Abendshows, Reality-TV-Formate sowie meist durch das Streaming bekannte internationale Serien durch den Kakao gezogen.

Es geht weiter mit den Abenteuern von Toni Hamady (Martin Klempnow) und Abbas Hamady (Paul Sedlmeir), auf der Suche nach dem perfekten Weg zwischen schwäbischer Sparsamkeit, Nachhaltigkeit und erfolgreicher Clan-Kriminalität, in 4 Blöckle. In Vikings: Tag und Nacht (einer Verschmelzung der erfolgreichen Historienserie mit Berlin: Tag und Nacht) müssen sich Ragnar (Jan van Weyde), Astrid (Joyce Ilg) und Floki (Paul Sedlmeir) mit den Tücken des WG-Lebens herumschlagen. Günther Jauch (Michael Kessler) trifft in zwei verschiedenen Sendungen auf minderbemittelte Influencer, darunter Evelyn Burdecki (Jasmin Schwiers). Der Titelheld aus The Mandalorian muss den undankbaren Job des Lieferjungen ausüben. Bei Kampf der Stars unter Palmen im Promi-Big-Brother-Sommerhaus trifft Angela Merkel (Antonia von Romatowski) auf ihren alten Bekannten Karl Lauterbach (Christian Schiffer) und Joko Winterscheidt (Jan van Weyde). Und Horst Lichter (Michael Kessler) erlebt bei Bares für Rares das ein oder andere überraschende Angebot…

Wie schon die erste Runde funktioniert auch die zweite „BR“-Staffel als Querschnitt durch beliebte Sendungen, die Untiefen des Trash-TVs und bekannte Streaming-Hits (z.B. Bridgerton), der sich dieses Mal insgesamt als durchwachsen präsentiert. Viel Hit and Miss, dazu ein paar unnötige Niveaulosigkeiten. Vielleicht findet man die Comedy-Produktion besser, wenn man die ganzen Reality-TV-Formate aus eigener Erfahrung kennt und nicht wie ich erstmal ein wenig recherchieren muss, wer denn die veralberten C- bis Z-Promis eigentlich sind. Immerhin gibt es ein paar neue Sketche und die Durchlässigkeit der einzelnen Segmente für die Figuren gehört zu den Stärken. Am besten sind aber bei weitem das Maskenbild und die wirklich hervorragenden Performances einiger Darsteller, vor allem Michael Kessler (aus dem Original Switch, etwa als Günther Jauch oder Horst Lichter), Martin Klempnow (war schon bei Switch Reloaded dabei und glänzt hier u.a. als Robert Geiss, Elton und Jenke von Wilmsdorff ), Jan van Weyde (als Homelander aus The Boys, Daniel Hartwich oder Carsten Maschmeyer) und Antonia Romatowski (als überkandidelte Frühstücksfernsehen-Moderatorin Marlene Lufen, Sonja Zietlow oder Heide Rezepa-Zabel). Die übrigen Akteure wie Paul Sedlmeir (u.a. Lucifer und Abbas Hamady), Joyce Ilg (als Davina Geiss und andere), Christian Schiffer (Karl Lauterbach, Markus Krebs) sowie Neuzugang Jasmin Schwiers, die Tahnee Schaffarczyk ersetzt und vor allem als Bachelorette Burdecki zu glänzen vermag, können sich in der Breite nicht so in den Vordergrund spielen. Trotz der Schwächen dennoch insgesamt eine kurzweiliger Pausenfüller für zwischendurch, vor allem wenn man nur Zeit und Energie für ein halbstündiges Comedy-Format hat.

Die zweite Staffel von Binge Reloaded ist seit dem 14. Januar 2022 Teil des Angebots von Amazon Prime.


Binge Reloaded: Staffel 2
Sketch-Comedy Deutschland 2022. 8 Folgen. Gesamtlänge: ca. 215 Minuten.
Mit: Joyce Ilg, Michael Kessler, Martin Klempnow, Christian Schiffer, Jasmin Schwiers, Paul Sedlmeir, Jan van Weyde, Antonia von Romatowski u.a. Nach
Switch – TV gnadenlos parodiert! und Switch Reloaded.


Credits
Bilder (c) Amazon Prime/RedSeven Entertainment.

 

 

 

 

 


Star Trek: Lower Decks – Staffel 2

30. November 2021

Zum Ende des Monats gibt es nach Masters of the Univers: Revelation – Teil 2 und American Gods: Staffel 3 nun das dritte Serien-Review, mit der zweiten Staffel der Star Trek-Animationscomedy Lower Decks, welche im Gegensatz zur ersten Staffel direkt nach der US-Premiere auf deutschen Bildschirmen landete.


Begegnungen mit der Befangenheit

Drei Monate nach dem Kampf gegen die Pakleds erlebt die Crew der U.S.S. Cerritos unter dem Kommando von Captain Carol Freeman (Originalstimme: Dawnn Lewis) neue Missionen. Das bedeutet meist allerdings niedere Arbeiten für die befreundeten Ensigns Beckett Mariner (Tawny Newsome), Captain Freemans rebellische Tochter, Nachwuchsingenieur Sam Rutherford (Eugene Cordero) und die nerdige Orionierin D’Vana Tendi (Noël Wells), welche auf der Krankenstation unter der katzenartigen Schiffärztin Dr. T’ana (Gillian Vigman) arbeitet. Der spießige Ensign Brad Boimler (Jack Quaid) hat sich hingegen auf die U.S.S. Titan unter dem Kommando von Captain William Riker (Jonathan Frakes) versetzen lassen, wo er in allerlei gefährlichen Situationen seinen Mann stehen muss. Doch nach einem kuriosen Unfall kehrt Boimler auf die Cerritos zurück. Die vier Freunde sind wiedervereint. Neue Abenteuer stehen ihnen bevor…

Mussten die Zuschauer außerhalb der USA bei der ersten Staffel noch ein paar Monate warten so waren die Folgen der zweiten Runde von Star Trek: Lower Decks einen Tag jeweils nach der Premiere bei Paramount+ (ehemalig CBS All Access) in Deutschland bei Prime Video verfügbar. Die zweite animinierte Star Trek-Serie nach The Animated Series (hierzulande auch als Die Enterprise bekannt) aus den 1970ern dürfte jetzt sicherlich nicht zu den Top-Shows des Franchises zählen. Doch ich würde jederzeit eine Folge von LD einer weiteren Episode der mittlerweile unerträglichen Burnham-ist-Gott-Veranstaltung namens Discovery vorziehen. Serienerfinder/Showrunner Mike McMahan (Solar Opposites) und seinem Team gelingt auch in der zweiten Staffel eine angenehm kurzweilige Angelegenheit.

Man merkt an jeder Stelle, dass Lower Decks von Fans für Fans gemacht wird. In jeder Episode gibt es unzählige Referenzen, Zitate und Easter Eggs auf/zu oft nicht unbedingt sehr bekannte/n Figuren oder Storylines aus dem ganzen Universum. Lag diesbezüglich der Schwerpunkt in Season eins noch auf Star Trek: The Next Generation so gibt es im zweiten Jahr mehr Material aus Deep Space Nine und Voyager, inklusive eines Gastauftrittes einer Hauptfigur aus letztgenannter Serie. Wie ernst man die ganze Sache nehmen muss zeigt sich schon daran, welche Alienrasse hier als Hauptantagonist fungiert. Nicht etwa die Romulaner, Cardassianer oder die Borg, nein die gutmütig wirkenden, aber zugleich dämlichen und hinterhältigen Pakleds, welche in einer TNG-Episode (Staffel 2, Folge 17) von 1989 erstmals auftraten. Das ergibt auch deswegen ziemlich Sinn, weil die Crew der wenig namhaften Cerritos immer wieder mit Weltraummüll und ähnlichem Unrat zun tun bekommt, quasi hinter den prestigeträchtigen Föderationsraumschiffen aufräumen darf.

Die zehn Episodenstories werden erneut wieder überwiegend aus der Sicht der „niederen“ Ränge, nämlich dem heterogenen, schrillen Ensign-Quartett Mariner, Boimler, Tendi und Rutherford erzählt. Vor allem die ständig für Schwierigkeiten sorgende, unangepasste Captainstochter hat sich gleichsam wie Gruppendynamik der vier Protagonisten etwas weiterentwickelt. In der vorletzten Folge wej Duj gibt es herrliche Einblicke in die „Lower Decks“ auf den Raumschiffen anderer Spezies. Das Staffelfinale wartet mit einem ziemlich bösen Cliffhanger auf. Insgesamt vermutlich nicht ganz so gelungen wie die von Seth MacFarlane als Trek-Hommage angelegte Scifi-Comedyserie The Orville (nach langr Wartezeit soll es im nächsten Jahr damit endlich weitergehen), aber dennoch ein unterhaltsamer Spaß, für alle die über Gene Roddenberrys großes Universum auch mal lachen können.

Die zweite Staffel von Star Trek: Lower Decks ist seit dem 15. Oktober 2021 komplett bei Amazon Prime verfügbar. Eine dritte Staffel mit 10 weiteren Folgen wurde bereits bestellt und soll 2022 erscheinen.


Star Trek: Lower Decks – Staffel 2
(Star Trek: Lower Decks – Season 2)
Science-Fiction/Comedy/Animationsserie USA 2021. FSK 16. 10 Folgen. Gesamtlänge: ca. 256 Minuten.
Originalsprecher: Tawny Newsome (Beckett Mariner), Jack Quaid (Brad Boimler), Noël Wells (D’Vana Tendi), Eugene Cordero (Sam Rutherford), Dawnn Lewis (Captain Carol Freeman), Jerry O’Connell (Commander Jack Ransom), Fred Tatasciore (Lieutenant Shaxs), Gillian Vigman (Dr. T’Ana) u.a. Nach Gene Roddenberry. Idee: Mike McMahan. Regie: Jason Zurek, Kim Arndt, Bob Suarez.

Credits
Bilder (c) Amazon Prime/Paramount.

 


Star Trek: Lower Decks – Staffel 1

19. September 2021

Der Weltraum. Unendliche Weiten. Dies sind die (gezeichneten) Abenteuer des Raumschiffes Cerritos. Die Besatzung des Föderationsschiffes bekommt meist die ehrenvolle Aufgabe des zweiten Kontakts und anderer weniger ruhmreicher Mission, in der animierten Serie Star Trek: Lower Decks.


Helden aus der zweiten Reihe

Unter dem Kommando von Captain Carol Freeman (Sprecherin: Dawnn Lewis) und ihren Führungsoffizieren Commander Ransom (Jerry O’Connell), Sicherheitschef Shaxs (Fred Tatasciore) sowie Chefärztin Dr. T’Ana (Gillian Vigman) absolviert die Crew der USS Cerritos meist wenig ruhmreiche, aber doch wichtige und schwierige Missionen der Sternenflotte. Nicht selten stehen dabei weniger die hochrangigen Crewmitglieder im Vordergrund, sondern vielmehr die jungen Offiziere aus den „unteren Decks“, wie etwa die Schwierigkeiten suchende Beckett Mariner (Tawny Newsome), der ambitioniert-ängstliche Brad Boimler (Jack Quaid) sowie die beiden Wissenschaftsnerds D’Vana Tendi (Noël Wells) und Sam Rutherford (Eugene Cordero), welcher mit einem kybernetischen Implantat ausgestattet wurde. Werden die vier Ensigns an ihren Aufgaben wachsen?

Seitdem der ansonsten für Blockbuster-Trash wie Transformers zuständige Alex Kurtzman die kreative Führung in der Fernsehsparte des von Gene Roddenberry (1921-1991) ins Leben gerufenen Star Trek-Universums übernommen hat erlebt das Franchise eine Renaissance mit mehreren, gleichzeitig laufenden SProjekten. Es begann 2017 mit Star Trek: Discovery, jener im ganz für sich stehenden Mary-Sue-Burnham-ist-größer-als-Gott-Fanfiction-Universum angesiedelten Show, welche erst kurz vor den Abenteuern von Kirk & Co spielte, nur um mit Staffel 3 so weit in die Zukunft vorzudringen wie es noch nie eine Trek-Serie zuvor getan hatte. Parallel erschien die Kurzfilm-Anthologiereihe Short Treks (von welcher die zweite Staffel immer noch darauf wartet, in Deutschland veröffentlicht zu werden). 2020 begab sich dann der beliebteste Captain der Sternenflotte, Jean-Luc Picard (Patrick Stewart) im hohen Alter auf neue Abenteuer, in Star Trek: Picard, deren zweite Season im Februar 2022 veröffentlicht werden soll. Weitere Shows sind in der Mache oder stehen kurz vor ihrer Veröffentlichung. Die Animationsserie Star Trek: Prodigy richtet sich an die ganz jungen Zuschauer und bietet unter anderem Kate Mulgrew als Captain Janeway aus Raumschiff Voyager im Voicecast auf. Star Trek: Strange New Worlds hingegen dreht sich um die Missionen der Enterprise unter dem Kommando von Captain Pike (Anson Mount) an der Seite von Spock (Ethan Peck) und Number One (Rebecca Romijn), wobei diese drei Figuren im Burnhamverse neu aufgelegt wurden. Doch vorher gab es da noch die ebenfalls animierte Show Lower Decks von Mike McMahan (bekannt für Solar Opposites), welche mittlerweile sogar in der zweiten Runde läuft. Eine dritte Staffel befindet sich bereits in Produktion. Nach Star Trek: The Animated Series (1973-74, deutscher Titel Die Enterprise) ist Lower Decks erste die zweite Zeichentrickserie aus dem Franchise.

In fast allen Episoden sämtlicher Star Trek-Serien standen meist die führenden Offiziere im Zentrum der Handlung. Die 15. Folge der siebten Staffel von The Next Generation, Lower Decks (deutscher Titel: Beförderungen; 1994), widmete sich allerdings einer Gruppe von Crewmitgliedern am Anfang ihrer Karriere. In die gleiche Kerbe schlagen McMahan und sein Autorenteam mit der neuen Trickserie. Die Führungsoffiziere spielen zwar eine gewichtige Rolle, aber im Fokus der Geschichten stehen vier junge Sternenflottenabsolventen, welche noch eher wenig Erfahrung haben und ihren Platz an Bord eines Föderationsraumschiffes suchen. Mit einer von vorneherein auf Comedy getrimmten Serie betritt Lower Decks auf jeden Fall Neuland. Hinsichtlich Dialoge und Gags legt die Zeichentrickserie ein sehr, bisweilen ein wenig zu hohes Tempo vor. Insgesamt macht das die ganze Angelegenheit zwae teilweise anstrengend, aber auch angenehm kurzweilig. Was die Dynamik unter den vier Hauptfiguren angeht so fühlte ich mich sehr an She-Ra und die Rebellenprinzessinnen (2018-2020) erinnert, obgleich sich Lower Decks an ein eher erwachsenes Publikum richtet.

Die Cerritos fliegt sicherlich sehr im Fahrwasser der wesentlich prominenteren USS Enterprise D unter dem Kommando von Captain Picard, was man auch daran sieht, dass im selbstironischen Vorspann die gleiche Schriftart wie bei TNG Verwendung findet. Eine durchgehend humoristische Annäherung an Star Trek ist auch nach über 50 Jahren noch irgendwie neu. Dabei orientiert sich die Show von McMahan sehr an The Orville, jener Comedyserie von Autor/Hauptdarsteller Seth MacFarlane, die eigentlich in einem eigenen Universum spielt, sich aber deutlich als Parodie des bekannten Sternenflotten-Perfektionismus versteht. Die jungen Offiziere sind noch eher unerfahren, aber selbst die erfahrenen Mitglieder der Führungscrew agieren mitunter genauso trottelig oder in purer Selbstüberschätzung. Commander Ransom, der erste Offizier, fungiert freilich als überzeichnete Karikatur von Commander William Riker oder (wenn man so will) auch eines jüngeren Captain Kirks. Mit Antiheldin Beckett Mariner, die ein heikles Geheimnis mit sich herumträgt, haben wir hier sogar eine einigermaßen komplexe Figur. Sie besitzt einerseits das Potenzial, um mehr als ein einfacher Ensign (früher übersetzt mit Fähnrich) zu sein, andererseits torpediert die junge Frau ihre eigenen beruflichen Chancen durch inaktzeptables Verhalten. Im Grunde eine besser ausgearbeitete und weniger egomane Michael Burnham. Beide haben jedenfalls gemeinsam, dass sie mit vielen „Stars“ der Föderation auf Du und Du ist. In den zehn turbulenten und im Verlauf etwas dramatischeren Abenteuern der ersten Season gibt es natürlich diverse Referenzen und Zitate. Gleich die katzenartige Schiffsärztin Dr. T’Ana bildet einen direkten Bezug zur Animated Series aus den 1970ern, in welcher diese Rasse bisher einzig und allein aufgetreten war. Außerdem lassen es sich auch drei bekannte Darsteller aus der Next Generation nicht nehmen, Gastauftritt zu absolvieren. Wobei an dieser Stelle nicht verraten wird, um welche „Special Guests“ es sich genau handelt. Lower Decks funktioniert als Raumschiff-Comedy für Trekkies, die bei ihrem über alles geliebten Franchise auch Sinn für Humor haben.

Die komplette erste Staffel von Star Trek: Lower Decks ist seit dem 22. Januar 2021 bei Amazon Prime abrufbar. Am 18. November 2021 wird die Veröffentlichung auf DVD und BluRay erfolgen. Am 7. August 2021 begann die wöchentliche Ausstrahlung der zweiten Staffel bei Amazon.

Star Trek: Lower Decks – Staffel 1 (Star Trek: Lower Decks – Season 1)
Science-Fiction/Comedy/Animationsserie USA 2020. FSK 16. 10 Folgen. Gesamtlänge: ca. 250 Minuten.
Originalsprecher: Tawny Newsome (Beckett Mariner), Jack Quaid (Brad Boimler), Noël Wells (D’Vana Tendi), Eugene Cordero (Sam Rutherford), Dawnn Lewis (Captain Carol Freeman), Jerry O’Connell (Commander Jack Ransom), Fred Tatasciore (Lieutenant Shaxs), Gillian Vigman (Dr. T’Ana) u.a. Nach Gene Roddenberry. Idee: Mike McMahan. Regie: Barry J. Kelly, Kim Arndt, Bob Suarez.


Credits
Bilder (c) Amazon Prime/Paramount.

 

 

 


Binge Reloaded

28. Dezember 2020

Switchen, ein anderes Wort für Zappen, ist in Zeiten von Mediatheken und Streamingdiensten out. Daher gibt es nach den bei Pro 7 gesendeten Comedy-Shows Switch und Switch Reloaded nun die aktuelle Fortführung Binge Reloaded bei Amazon.

Neue Oberfläche, bekannte Muster

Nach Vorbild der australischen Serie Fast Forward (1989-1992) parodierten Annette Frier, Bernhard Hoëcker, Michael Kessler, Bettina Lamprecht, Michael Müller, Petra Nadolny, Peter Nottmeier, Susanne Pätzold und Mona Sharma in der Pro 7-Sketchreihe Switch – TV gnadenlos parodiert (1997-2000) diverse Fernsehsendungen. Dabei wurde immer wieder zwischen einzelnen Sketchen und Szenen hin- und hergeschaltet, wie beim Zappen durch die unterschiedlichen Fernsehkanäle. Zwischen 2007 und 2012 sendete Pro 7 die Fortsetzung Switch Reloaded, ohne Annette Frier und Bettina Lamprecht, dafür aber mit den Neuzugängen Max Giermann, Martina Hill und Martin Klempnow. „Reloaded“ gewann unter anderem sechsmal den Deutschen Comedypreis und 2008 den Deutschen Fernsehpreis. Im Zeitalter unzähliger Streamingdienste und Sender-Mediatheken ist „zielloses“ Umschalten nicht mehr so gefragt. Daher kommt mit Binge Reloaded nun ein Nachfolge-Format, passenderweise nicht im linearen TV sondern bei Amazon Prime.

Im Grunde bietet die Neuauflage des Formats die üblichen Zutaten. Da werden übleste Reality-TV-Machwerke genauso durch den Kakao gezogen wie seriöse Sendungen und die ein oder andere internationale TV-Serie. Nur erfolgt kein Umschalten mehr sondern es wechselt munter zwischen den einzelnen Szenen hin und her, wie bei einem Videoportal, bei welchem die Clips auf Zufallswiedergabe abgespielt werden. Und genau wie bei den beiden Vorgänger-Shows schwankt die Qualität der einzelnen Parodien. Die Version von Kitchen Impossible empfinde ich als zu niveaulos und auch die Veralberung der ZDF-Nachrichten-Satire Heute Show (mit einem perfekt „verkleideten“ Martin Klempnow als Oliver Welke) beschränkt sich leider darauf, immer nur den gleichen Gag totzureiten. Wer allerdings schon immer mal die 4 Blocks auf Schwäbisch sehen wollte oder für weitere Abenteuer des Titelhelden aus The Witcher nicht auf die zweite Staffel warten möchte, dem ist Binge Reloaded sehr zu empfehlen.

Vom „Original-Switch“ ist nur noch Michael Kessler mit dabei, der hier nicht nur in seiner Paraderolle als Florian Silbereisen (mittlerweile ja Kapitän beim Traumschiff) glänzt, sondern unter anderem auch Kai Pflaume und Rea Garvey darstellt. Der bereits erwähnte Martin Klempnow, auch schon Teil des Casts von Switch Reloaded, zeigt als Toni Hamady, Robert Geiss, Tom Kaulitz und nicht zu vergessen als „Schlagerstar“ Wendler, welcher in der Realität auf den gleichen dummen Hund wie Xavier Naidoo und Attila Hildman gekommen ist und hier den Bachelor gibt, seine Wandelbarkeit. Von den übrigen neuen Akteuren haben mich vor allem Tahnee Schaffarczyk als Ruth Moschner, Helene Fischer und Stefan Raabs fiktive Schwester sowie Antonia von Romatowski als Angela Merkel (die mit ihrem Gatten im Sommerhaus der Stars einzieht), Dunja Hayali aus dem ZDF-Morgenmagazin, Judith Williams und Ursula von der Leyen umgehauen. Außerdem in einer kleinen Rolle als Teil der Two and a Half Men-Variante Two and Half Memmen mit den Kaulitz-Brüdern zu sehen: Ilka Bessin, ehemals bekannt als Kunstfigur Cindy aus Marzahn.

Hoffentlich gibt es eine zweite Staffel. Denn nicht nur ich möchte herausfinden, ob Ragnar Lothbrok in Vikings den Rat seiner Frau befolgen wird, wen die nebenberuflich als Superheldin arbeitende Domina Batwoman als nächstes verprügelt, ob Luke Mockridge in seine neue Moderatorenrolle bei Aktenzeichen XY…Ungelöst hineinwachsen wird, oder wem Carsten Maschmeyer mit seinem festgemarterten Gesicht in Die Höhle der Löwen den Zuschlag gibt. Ganz wichtig dürfte auch die Frage sein, ob das Traumschiff durch die Auftritte von DJ Ötzi, den Amigos und Mireille Mathieu dem Untergang geweiht ist oder seine Fahrt durch allzu seichte Gewässer fortsetzen kann. Wenn ihr mich jetzt entschuldigt, der nächste Stream wartet schon.

Alle acht Folgen von Binge Reloaded sind seit dem 4. Dezember 2020 bei Amazon Prime abrufbar.


Binge Reloaded
Sketch-Comedy Deutschland 2020. 8 Folgen. Gesamtlänge: ca. 230 Minuten. Mit: Joyce Ilg, Michael Kessler, Martin Klempnow, Tahnee Schaffarczyk, Christian Schiffer, Paul Sedlmeir, Jan van Weyde, Antonia von Romatowski, Ilka Bessing u.a. Nach Switch – TV gnadenlos parodiert und Switch Reloaded.

Credits
Bilder (c) Amazon Prime/RedSeven Entertainment

 

 


Frau Jordan stellt gleich

28. Juni 2020

Pro Sieben setzt außerhalb des linearen Fernsehens mittlerweile auf den hauseigenen Streamingdienst Joyn für welchen nicht nur internationale Serien eingekauft, sondern auch eigene produziert werden. Wie Frau Jordan stellt gleich, eine Comedy von Ralf Husmann (Stromberg), mit Katrin Bauerfeind in der Hauptrolle.

Haltung und Humor

Eva Jordan (Katrin Bauerfeind) leitet das Gleichstellungsbüro der Stadtverwaltung. Gemeinsam mit ihrem Team – bestehend aus dem einfühlsamen Philipp (Alexander Khuon), der selbstbewussten Yvonne (Natalia Belitski) und der weniger intelligenten, aber engagierten Renate (Mira Partecke) – kämpft die Mittdreißigerin an mehreren Fronten gegen Diskriminierung und Benachteiligung, egal ob beim Vorgehen gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, dem Streben nach einer höheren Frauenquote in vielen Bereichen oder dem Einsatz für Menschen mit Behinderung. Als der Bürgermeister (Ulrich Gebauer) aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten muss entschließt sich Eva kurzerhand gegen Stadtdirektorin Ingrid Sommerfeld (Adina Vetter) um die Nachfolge anzutreten. Doch in der knallharten Karrierefrau hat die Gleichstellungsbeauftragte eine starke Gegnerin…

Ralf Husmann (geboren 1964) ist innerhalb der letzten 10 bis 15 Jahre zu einer festen Größe in der deutschen Fernsehlandschaft geworden. Seit September 2019 bildet er ein Viertel von Seriös – Das Serienquartett, dem monatlich ausgestrahlten Serienpendant zu einer traditionsreichen Literatursendung. Neben Stromberg (2004-2012), der deutschen Version der britischen Kult-Büro-Comedy The Office, erschuf und schrieb Husmann auch Dr. Psycho (2007/2008) und Der kleine Mann (2009). Außerdem verfasste er die Drehbücher zu drei Tatort-Folgen aus Dresden. Für Joyn fungierte der 55jährige nicht nur als Chefautor der von Klass Heufer-Umlauf kreierten Serie Check Check, die vom Sicherheitspersonal eines Kleinflughaften handelt, sondern erfand auch Frau Jordan stellt gleich, mit Moderatorin/Schauspielerin Katrin Bauerfeind als titelgebender Gleichstellungsbeauftragten.

In Zeiten von leider immer noch viel zu präsenten gravierenden Problemen namens Rassismus, Sexismus, Homophobie und anderen Diskriminierungsformen bildet Gleichstellung ein überaus wichtiges Thema. Doch dient dies hier nicht als Aufhänger für plumpen Klamauk oder Gags einfach nur um der Gags willen. Husmann und seine Co-Autorinnen Anneke Janssen, Elena Senft sowie Sarah Palma haben hierbei keine klassische Sitcom mit Multikamera-Setting plus Lachern aus der Konserve geschrieben. Ebenso wenig eine Mockumentary im Stile von Stromberg bzw. dem britischen Vorbild. Vielmehr präsentiert uns „Frau Jordan“ ein differenziertes Bild der Gleichstellungsarbeit, bei welchem trotz allem gebotenen Ernst mehr als ausreichend Platz für Humor bleibt. Gleichstellung funktioniert nämlich nicht als Einbahnstraße, sondern kann sich auch ganz leicht als Minenfeld von Fettnäppfchen entpuppen.

Die Katrin Bauerfeind auf den Leib geschriebene Protagonistin kämpft an vielerlei Fronten für Gleichberechtigung und Toleranz sowie gegen Missstände und festgefahrene Strukturen. Eine selbstbewusste, erfolgreiche Frau, die aber auch bereit ist, ihre weiblichen Reize einzusetzen, wenn es denn der Sache dient. So gelassen und schlagfertig Eva Jordan meistens wirkt, perfekt ist sie nicht. Ohne ihr heterogenes Team wäre sie desöfteren ziemlich aufgeschmissen: die junge, bisweilen knallharte Yvonne, die auf Frauen steht, und Renate, eine alleinerziehende Mutter, der man aufgrund ihrer eher bescheidenen intellektuellen Fähigkeiten wenig zutraut, die aber immer wieder positiv zu überraschen vermag. Positiv überrascht haben mich die überaus ausgewogene, ambivalente Art der Serie. Die in den Episodentiteln gegenüber gestellten Begriffe deuten an, dass es immer zwei Seiten einer Medaille oder besser gesagt eines Streitthemas gibt. „Frau Jordan“ glänzt auch hier und da mit einigen unerwartenen Entwicklungen, etwa wenn es im Gespräch mit einer dunkelhäutigen Mitarbeiterin der Stadtverwaltung eben nicht um Diskriminierung geht oder sich ein scheinbar netter Herr (dem kurz zuvor noch geholfen wurde) als Rassist outet.

Mit der Figur des Quotenmannes Philipp im Gleichstellungsteam wird die gängige Mann-Frau-Konstellation auf augenzwinkernde Weise auf den Kopf gestellt. Eva hat bei all ihrer Arbeit keinen Nerv mehr, sich auch noch ihrem Haushalt zu kümmern. Wie gut, dass ihr Kollege, Assistent und (die meiste Zeit über) Lover auch an dieser Front den Rücken freihält. Philipp liebt seine Chefin, welche die gemeinsame Beziehung als angenehme Bequemlichkeit gerne in Kauf nimmt, auch wenn ihr sein nimmermüder Einsatz manchmal etwas zu weit geht.

Die komplette erste Staffel von Frau Jordan stellt gleich ist seit dem 21. Oktober 2019 bei Joyn abrufbar, in der kostenpflichten Version Joyn Plus auch in HD und ohne Werbeunterbrechungen. Im März 2020 begannen die Dreharbeiten zu Season 2.

Frau Jordan stellt gleich
Comedy-Serie Deutschland 2019. FSK 12. 10 Folgen (Staffel 1). Gesamtlänge: ca. 250 Minuten. Mit: Katrin Bauerfeind, Alexander Khuon, Natalia Belitski, Mira Partecke, Adina Vetter u.v.a. Idee: Ralf Husmann.

Credits
Bilder (c) Joyn/Pro Sieben.


Fallet (Kurzkritik)

22. Oktober 2019

Schweden-Krimis sind als Bücher, Filme und Serien schon seit einigen Jahren der große Renner in Deutschland. Ich persönlich kann dem Genre eher wenig abgewinnen. Dennoch habe ich mir die auf Netflix verfügbare Scandi-Noir-Parodie Fallet angesehen.

Der trottelige Tom und die schießwütige Sophie

Tom Brown (Adam Godley) aus der englischen Stadt St. Ives und Sophie Borg (Lisa Henni) von der Polizei Stockholm sind beide auf ihre Art erfolglose Ermittler. Als letzte Chance vor dem beruflichen Aus sollen die beiden Gesetzeshüter den sadistischen Mord an einem Engländer in Sophies Heimatstadt Norrbacka aufklären. Die spärliche Polizeitruppe in der schwedischen Kleinstadt um Chef Klas Wall (Tomas von Brömssen), den dämlichen Hilfspolizist Bill ( Christoffer Nordenrot) und der wenig Frohsinn ausstrahlenden finnischen Forensikerin Sonja (Stina Rautelin) hat wenig Erfahrung mit Mordfällen. Spuren führen zu einem Schüleraustausch zwischen Norrbacka und St. Ives, der 35 Jahre zurückliegt und an welchem damals auch Sophies Mutter Kristina (Lia Boysen) teilnahm. Aber auch der einflussreiche Firmenbesitzer Arne Arnesen (Björn Granath) gerät ins Visier der Ermittler…

Wie bereits erwähnt sind sogenannte Scandi-Noir-Krimis aus Schweden nicht wirklich mein Fall. Zwar habe ich alle Folgen der BBC-Variante von Kommissar Wallander (2008-2015) nach den Romanen von Henning Mankell gesehen (wegen des Hauptdarstellers Kenneth Branagh und der stimmungsvollen Inszenierung, nicht wegen der zum Teil reißerisch-sadistischen Serienkiller-Plots), aber richtig warm geworden bin ich damit kaum. Wortman empfahl bereits letztes Jahr mit Fallet eine Art Parodie des Genres. Aber aufgepasst, der Achtteiler mit knapp halbstündigen Episoden bietet kein Gagfeuerwerk à la Die nackte Kanone (oder deren Serien-Vorläufer Die nackte Pistole). Stattdessen serviert man hier die üblichen Zutaten des Genres in überspitzter Art und Weise. Fast schon nach einer schwedischen Gebrauchanweisung werden hier und da mögliche Fährten gelegt, etwa in Richtung religiöse Motive, ein möglicher Geheimbund oder politische Machenschaften bis ein „verblüffender“ Plottwist, den man schon nach der Hälfte der Folgen erahnt, dem ganzen Fall einen neue Wendung verschafft. Spaßig sind vor allem die albern-kauzigen, aber irgendwie auch authentischen Figuren. Vor allem Tomas von Brömssen wirkt als Polizeichef von Norrbacka wie eine Mischung aus Wallander auf Valium und dem Koch der Muppet Show. Hilfspolizist Bill dagegen erinnerte mich sehr an Nick Frosts Part in Hot Fuzz. Zum wirklichen Brüller hat es bei Fallet nicht ganz gereicht, auch weil die ganze Sache insgesamt dann doch eher wenig überraschend ausfällt.

Alle acht Episoden von Fallet sind bei Netflix abrufbar.

Fallet
Krimiserie Schweden 2017. 8 Folgen. Gesamtlänge: ca. 224 Minuten. Mit: Adam Godley, Lisa Henni, Tomas von Brömssen, Christoffer Nordenrot, Stina Rautelin, Lia Boysen u.a. Idee: Erik Hultkvist und Rikard Ulvshammar.

Bilder (c) Netflix/SVT 1.


Game Of Thrones: The Musical

31. Mai 2015

Vor allem in den USA und im Vereinigten Königreich ist der alljährliche „Red Nose Day“ eine beliebte Charity-Veranstaltung. Zur Tradition gehören auch prominent besetzte Sketche. In einem dieser Beiträge versucht sich die Band Coldplay an einer Musicalversion der Fantasyserie Game Of Thrones.

Game Of Thrones: The Musical
Musik und Text: Coldplay. Mit: Chris Martin, Peter Dinklage, Nikolaj Coster-Waldau, Emilia Clarke, Kit Harington, Mark Addy, Alfie Allen, John Bradley, Charlotte Hope, Rose Leslie, Iwan Rheon, Thomas Brodie Sangster u.v.a. Sprecher: Liam Neeson.

 

Game Of Thrones_The Musical

 

„George R.R. Martin meets Chris Martin. What could go wrong?!“

Besonders in den USA sind Musicals besonders beliebt. Während viele Bühnenshows (Chicago, Les Misérables, Phantom der Oper) fürs Kino adaptiert werden, so gibt es teilweise auch die umgekehrte Variante. Siehe König der Löwen oder gar Spider-Man! Warum dann nicht aus der genialen Fantasy-Dramaserie Game Of Thrones, deren fünfte Staffel gerade auf HBO und Sky läuft, ein lustiges „Singspiel“ machen? Sänger Chris Martin und seine Band Coldplay haben sich an dieses leicht irrsinnige Unterfangen herangewagt. Ihre sicherlich nicht ganz ernstgemeinten Ergüsse gab es im Rahmen der jährlichen Spendengala zum „Red Nose Day 2015“ im amerikanischen Fernsehen und später auch online zu bewundern.

Nach langwierigen Vorbereitungen und dem Schreiben diverser Songs laden die vier Musiker von Coldplay um Sänger/Frontmann Chris Martin und Drummer Will Champion (der in der berüchtigten „Red Wedding“-Episode einen Cameo-Auftritt absolvierte) die Darsteller von Game Of Thrones ins Tonstudio ein, um die ersten Nummern einzustudieren. Doch aller Anfang ist richtig schwer. Nur zwei Schauspieler erscheinen, von denen einer gleich wieder das Handtuch wirft, weil weder die Lyrics überzeugen noch das erhoffte Wiedersehen mit Sean „Ned Stark“ Bean stattfindet. Doch verspätet eilt Kit Harington alias Jon Snow zur Rettung und mobilisiert noch einige seiner Kollegen wie Alfie „Theon“ Allen, John „Sam“ Bradley oder die rothaarige „Wildlingsmaid“ Rose Leslie. Wie ein Dominoeffekt schwappt die Begeisterung auch auf die prominenten Hauptdarsteller um. Doch am Ende bleibt die Frage: wird Autor George R.R.Martin seine Erlaubnis erteilen?

Verrückte Musicaleinlagen über die meist heftigen Wendungen der HBO-Serie. Das und noch ein wenig mehr bietet der „Red Nose Day“-Sketch Game Of Thrones: The Musical. Die Hauptdarsteller der preisgekrönten Produktion geben sich die Ehre und schmettern je einen der Songs aus der Feder von Chris Martin. Das ist alles herrlich schräg, nur sind die Liedchen alle irgendwie etwas zu kurz geraten, seien es die Inzestballade (!) „Closer To Home“ von Nikolaj Coster-Waldau (Jaime Lannister), Emilia Clarkes Reggae-Einlage „Rastafarian Targaryen“ oder die heißblütige Rocknummer“Wildling“, performt von Jon Snow. Leider gibt es wider Erwarten keine Version des Genesis-Songs „No Son Of Mine“ gesungen von Charles Dance alias Tywin Lannister. Aber das nur am Rande.

Hier die Links zu den Videos auf YouTube:

Das 12minütige Video mit allen Auftritten (in Kurzform)

Peter Dinklage: A Man For All Seasons (Still Goin‘ Strong)

Nikolaj Coster-Waldau: Closer To Home

Emilia Clarke: Rastafarian Targaryen

Kit Harington: Wildling



TryFilm

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