Lars Kokemüller, der auch unter seinem Künstlernamen Lars Henriks wirkt, hat nicht nur Kurz- und Spielfilme mit gering(st)em Budget gedreht, sondern mit Die Schauspielschüler auch eine Webserie über Studenten des Bühnenstudio Hamburg gemacht. An zwei Abenden stand bei mir die erste Staffel auf dem Programm.
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Neulich in der Schauspielklasse
Hamburg. Die neue Anfängerklasse einer Schauspielschule kommt erstmals zusammen: der steife Bankkaufmann Michael (Erkan Cakir), der ruhige Schriftsteller Ben (Lasse Boje Haye Weber), die freche Mona (Johanna Sarah Schmidt), die unter einer Zwangsstörung leidende Sozialpädagogik-Studentin Clara (Diana Kriehn), die junge Tänzerin Melanie (Clarissa Karrasch), die zappelige Youtuberin Freddy (Paula C. Hugenschmidt), Boxer David (Ulisses Tuloug) und die sehr esoterisch angehauchte Mimi (Virginia Roncalli). Das heterogene Oktett muss sich nur mit unterschiedlichen Fächern befassen, sondern auch ein gemeinsames Theaterstück auf die Beine stellen.
Gemeinsam mit Nisan Arikan drehte der 1991 geborene deutsche Filmemacher Lars Kokemüller alias Lars Henriks drei Filme unter dem Label „Obsessive Filmmakers“, darunter die Theater-Satire Performaniax (2019), welche 2020 bei Amazon Prime veröffentlicht wurde. Außerdem stehen weitere Kurz- und Langfilme in seiner Vita. Die Ausbildung zum Schauspieler absolvierte Kokemüller im Bühnenstudio Hamburg. Anstatt einen gängigen Imagefilm über die Schauspiel-Akademie zu machen, erschuf er eine Webserie über eine Gruppe von Schauspielanfängern im ersten Jahr. Die Schauspielschüler mag zwar eine personell äußerst überschaubare Angelegenheit sein – neben den Darstellern werden im Abspann nur Kokemüller (Regie, Drehbuch, Musik, Ton) und Kathrin Enghusen (Kamera, Schnitt, Ton-Mischung) genannt – doch gereicht das der kleinen Webserie nicht zum Nachteil, im Gegenteil. Trotz der geringen Laufzeit von insgesamt nur zwei Stunden versteht man es hier, einerseits die meisten Figuren des überaus heterogenen Ensembles mit einer Hintergrundgeschichte auszustatten und andererseits den Alltag einer Schauspielschule zu vermitteln. Authentische Darsteller und eine starke Bildsprache verleihen der Produktion einen beinahe dokumentarischen Charakter. Interessant aus meiner Sicht, dass der Inhalt der ersten Staffel dazu passt, was mir meine beste Freundin von ihrer Schauspielausbildung erzählt hat. In ihrer bodenständigen Stimmigkeit funktioniert die Serie zwar überwiegend als Komödie, kann aber auch in den ernsten Momenten überzeugen. Als „Running Gag“ agiert ein Straßenkünstler (Murat Demir), der in verschiedenen „Disziplinen“ wie Beatboxing, Gesang und Tanz performt. Besonders gelungen empfand ich die fünfte Folge mit ihrem wunderschön-meditativem Ausklang und natürlich das Staffelfinale, in welchem die Klasse ihr Theaterstück aufführt.
Staffel 1 von Die Schauspielschüler kann man sich kostenlos hier auf Youtube ansehen. Die zweite Staffel wurde ebenfalls bereits auf dem Videoportal veröffentlicht.
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Die Schauspielschüler: Staffel 1
Webserie Deutschland 2017. 10 Folgen. Gesamtlänge: ca. 120 Minuten. Mit: Diana Kriehn, Erkan Cakir, Virginia Roncalli, Lasse Boje Haye Weber, Paula C. Hugenschmidt, Ulisses Tuloug, Johanna Sarah Schmidt, Clarissa Karrasch, Murat Demir u.a. Drehbuch & Regie: Lars Kokemüller.
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Credits
Bilder (c) Bühnenstudio Hamburg