Tilda Swinton Festival: The Invisible Frame

30. August 2022

21 Jahre nach Cycling the Frame und 20 Jahre nach dem Mauerfall radelt Tilda Swinton in The Invisible Frame die nun nicht mehr existente Grenze zwischen West- und Ost-Berlin nach.

21 Jahre später

Als großer Fan von Tilda Swinton kann ich der schottischen Schauspielerin ehrlich gesagt bei fast jeder erdenklichen Aktivität zuschauen. Im Falle von Cycling the Frame, einem knapp halbstündigen TV-Beitrag von 1988, eben dabei, wie sie die Berliner Mauer auf einem Fahrrad entlangfuhr. 21 Jahre später und 20 Jahre nach dem Fall eben jener Mauer, welche Ost- und West-Berlin 28 Jahre trennte, kehrten Swinton und Filmemacherin Cynthia Beatt für The Invisible Frame an den Ort des Geschehens zurück.

Juni 2009. Viel hat sich geändert. Tilda Swinton ist nun keine 27jährige, eher unbekannte Schauspielerin mehr, sondern eine 48jährige, international gefragte Mimin, die für ihre Performance in Michael Clayton gut ein Jahr zuvor den Oscar als beste Nebendarstellerin gewinnen konnte. Statt lange rote Haare trägt Swinton ihre Haarpracht mittlerweile kurz und blond. Und auch der Schauplatz dieser Radtour hat sich unweigerlich verändert, nicht nur weil über zwei Jahrzehnte vergangen sind und – richtig – die Mauer weg ist! Und so kann die Protagonistin die „unsichtbare Grenze“ von beiden Seiten nachfahren, passenderweise in der doppelten Spielzeit. Wie viel (abgesehen vom Fall der Mauer) sich das Stadtbild Berlins und die Örtlichkeiten gewandelt haben lässt sich am besten in einem Video erkennen, in welchem die entsprechenden Szenen aus beiden Filmen gegenübergestellt wurden. Es befindet sich als Bonusmaterial auf der DVD und hier bei Youtube. Tildas Tour führt auch zum gleichen Fischteich wie damals zurück und zum See, der einst in der Mitte geteilt war.

Wohl aufgrund der besseren Produktionsbedingungen hat mir die Fortsetzung etwas besser gefallen. Die Kamera ist näher am Geschehen, welches dadurch plastischer wirkt. Mit den von Simon Fisher Turner, der bereits in der Vergangenheit mit Tilda Swinton zusammengearbeitet hatte, aus Originaltönen komponierten „Soundscapes“ besitzt The Invisible Frame eine wesentlich präsentere Tonkulisse als der Vorgänger. Die von der Protagonistin eingesprochenen Off-Kommentare und Textzitate gestalten sich weniger albern-spielerisch, dafür umso poetischer und tiefgründiger. Zwischenzeitlich äußert Swinton das paradoxe Gefühl, die verschwundene Grenze sei für sie erfahrbarer als zur Zeit als diese noch physisch existierte.

The Invisible Frame ist auf DVD erhältlich sowie als Stream bei Amazon, Apple TV, MUBI, Realeyz und Chili abrufbar.


The Invisible Frame
TV-Dokumentation Deutschland 2009. 59 Minuten.
Mit: Tilda Swinton. Regie: Cynthia Beatt.

Credits
Bilder (c) Filmgalerie 451/ZDF/3sat.

 

 

 


Tilda Swinton Festival: Cycling the Frame

28. August 2022

Und weiter im Frühwerk von Tilda Swinton. 1988 radelte die schottische Schauspielerin für den TV-Beitrag Cycling the Frame die Berliner Mauer entlang.


Idylle an der Grenze

Zwischen 1961 und 1989 war West-Berlin quasi eine Insel in der damaligen Deutschen Demokratischen Republik, getrennt vom Osten der Stadt durch die Mauer. Unter Regie der britischen Filmemacherin Cynthia Beatt und begleitet von einem Kamerateam fuhr die 27jährige Tilda Swinton (lange bevor sie wirklich bekannt wurde) auf ihrem Fahrrad die ca. 160 km lange Grenze entlang.

Cynthia Beatt, die in Jamaika sowie auf den Fidschi-Inseln aufwuchs und seit Langem in Berlin lebt, liefert hier allerdings keine analytische und strukturierte Dokumentation, sondern reiht Impressionen von unterschiedlichsten Örtlichkeiten recht intuitiv aneinander. Die Radtour beginnt und endet am Brandenburger Tor, führt vorbei an Brücken, Gewässern und diversen Gegenden, die fast beiläufig von der Grenze gezeichnet werden. Swinton kommentiert ihre Reise mit mal albernen, mal tiefsinnigen Gedanken, füttert Fische, besucht ihre Landsleute vom schottischen Bataillon und bestaunt die Spuren, welche die Mauer hinterlassen hat respektive auf ihr hinterlassen wurden. Immer wieder besteigt sie eine der Aussichtsplattformen, um in den Osten hinüberzuschauen, wobei sie freilich von den Grenzsoldaten beobachtet wird. Dass ihr Wunsch die Mauer möge verschwinden gut ein Jahr später Wirklichkeit werden würde hätte Tilda Swinton damals wohl kaum zu träumen gewagt.

Diese aus heutiger Sicht surreal-idyllische Reise in das geteilte Deutschland entstand damals für den Sender Freies Berlin (SFB), Vorläufer der heutigen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt Radio Berlin-Brandenburg (RBB), wo der knapp halbstündige Beitrag am 30. August 1988, also vor genau 34 Jahren, ausgestrahlt wurde. Cynthia Beatt und Tilda Swinton sollten 21 Jahre später erneut zusammenkommen, um die Fortsetzung The Invisible Frame (2009) zu drehen. Darin umfährt die Schauspielerin die nicht mehr existente Grenze sowohl von westlicher als auch östlicher Seite.

Cycling the Frame ist Teil des Angebots von Arthouse-Streaminganbieter MUBI (welcher derzeit einige, teils frühe Werke von Tilda Swinton zeigt) und als Bonusmaterial auf der DVD zur Fortsetzung The Invisible Frame enthalten.

Cycling the Frame
TV-Doku/Kurzfilm Deutschland 1988. 27 Minuten.
Mit: Tilda Swinton. Regie: Cynthia Beatt.


Credits
Bilder (c) RBB/Filmgalerie 451.

 

 

 


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