Chloe (Serie)

17. September 2022

Nach dem Tod ihrer ehemals besten Freundin schleicht sich Becky in deren Freundeskreis ein, um mehr über die genauen Umstände herauszufinden, in der Miniserie Chloe von Alice Seabright, einer BBC-/Amazon-Co-Produktion.


Hinter dem schönen Schein

In ihrer Kindheit und Jugend waren Becky (Eloise Thomas) und Chloe (Gia Hunter) die besten Freundinnen. Doch im Alter von 17 Jahren brach der Kontakt ab. Die erwachsene Becky (Erin Doherty) verfolgt weiterhin das scheinbar perfekte Leben Chloes (Poppy Gilbert) aus der Ferne über ein soziales Netzwerk. Doch dann erhält Becky die Meldung, dass Chloe Selbstmord begangen hat. In der gleichen Nacht rief Chloe Becky mehrmals an, obwohl die beiden seit Jahren nicht mehr miteinander gesprochen hatten. Beckys eigenes Leben als Aushilfe in einem tristen Bürojob, die mit ihrer demenzkranken Mutter Pam (Lisa Palfrey) zusammenlebt, ist von Einsamkeit geprägt. So entschließt sich die junge Frau, mehr über die Umstände von Chloes Ableben herauszufinden. Als Sasha nimmt sie den Kontakt zu Chloes bester Freundin, der PR-Unternehmerin Livia (Pippa Bennett-Warner) auf und lernt auch Chloes Witwer, den jungen Politiker Elliot (Billy Howle) sowie weitere Freunde wie DJ Richard (Jack Farthing) und Finanzunternehmer Nish (Akshay Khanna) kennen. Schnell wird sie von der Gruppe aufgenommen. Dabei erfährt Becky nicht nur mehr über ihre alte Freundin Chloe, sondern kommt auch allmählich Elliot näher. Ihrer Mutter geht es unterdessen immer schlechter…

Soziale Netzwerke sind innerhalb der letzten Dekade ein immer zentrales Thema im Leben vieler, vor allem jüngerer Menschen geworden. Auch in Filmen und Serien werden Facebook, Instagram, Twitter und andere Netzwerke immer mehr zum Thema. Regisseurin und Drehbuchautorin Alice Seabright, bisher vor allem für die Netflix-Serie Sex Education tätig, behandelt in ihrer ersten eigenen Serie Chloe mehrere Aspekte dieses Themenfeldes und erforscht auch die Auswirkungen.

Dank Social Media können alte (Schul-)Freunde, die sich eigentlich seit Langem aus den Augen verloren oder mit den Jahren „auseinanderentwickelt“ haben, ganz einfach den Kontakt wiederherstellen und etwas darüber erfahren, was die/der andere in der Zwischenzeit so getan und erlebt hat. Becky fristet eine einsame, recht triste Existenz, hat einen nicht wirklich erfüllenden Job und außerdem damit zu kämpfen, dass ihre an Demenz leidende Mutter gesundheitlich immer stärker abbaut. Voller Faszination verfolgt Becky daher das so wunderschön wirkende Leben von Chloe, ihrer besten Freundin aus Jugendzeiten, die aber als beide 17 Jahre alt waren den Kontakt abbrach, über eine Plattform, welche Instagram sehr ähnelt. Als eben jene Freundin überraschend stirbt möchte Becky mehr erfahren und verschafft sich unter falschem Namen Zugang zum persönlichen Umfeld der Verstorbenen. Eigene Freunde hat Becky nicht. Gelegentlich schleicht sie sich auf irgendwelche schicken Veranstaltungen. Auf einer davon lernt Becky den Amerikaner Josh (Brandon Micheal Hall) kennen, der sie schnell durchschaut.

Die Prämisse des Sechsteilers lässt den Schluss zu, dass wir es hier mit einem stylishen Thriller zu tun haben. Doch das Interesse von Serienschöpferin Alice Seabright und ihrem Team (darunter die Co-Autorinnen Poppy Cogan und Kayleigh Llewellyn sowie Co-Regisseurin Amanda Boyle) liegt gänzlich anderswo. Vielmehr geht es einerseits darum, das vermeintlich perfekte Leben der verstorbenen Titelfigur zu entzaubern sowie die nach Antworten und Anschluss suchende Protagonistin immer tiefer in Abgründe und ein selbst aufgebautes Lügengebäude eintauchen zu lassen. Ehrlich gesagt hatte ich damit gerechnet, dass die für die BBC und Amazon Prime Video produzierte Serie früher oder später in reißerische Gefilde abdriftet, um dem Publikum am Ende einen potenziell überraschenden, aber im Endeffekt ziemlich konstruierten Twist zu präsentierten. Doch weit gefehlt. Chloe erweist sich zwar als abgründiges Psychodrama, bleibt gleichzeitig aber auch angenehm unreißerisch und glänzt durch eine organisch entwickelte Handlung, die zudem gekonnt mit Auslassungen arbeitet, den Zuschauern eben nicht alles von vorne bis hinten erklärt. Die Erzählperspektive bleibt konsequent bei Becky, die sich aus den Dingen, welche sie über Chloe und ihr privates Umfeld erfährt, immer wieder mögliche Szenen in ihrer Phantasie zusammenreimt. Hinzu kommen die realen Flashbacks auf die innige Freundschaft der beiden jungen Mädchen. Am Ende ergibt sich aus diesen ganzen Bestandteilen ein stimmiges, aber keinesfalls vollständiges Bild, nicht ohne Brüche und Widersprüche.

Es spricht ebenfalls für die Qualität der Miniserie, dass die zentrale Hauptfigur Becky nicht dämonisiert, sondern trotz ihrer Probleme neutral dargestellt wird. Bezüglich ihres Innenlebens bleibt die ganze Angelegenheit recht vage. Dank der starken Performance von Hauptdarstellerin Erin Doherty, bekannt für ihre Verkörperung von Prinzessin Anne in Staffel 3 und Staffel 4 von The Crown, wird diese widersprüchliche Figur lebendig. Außerdem überzeugen Billy Howle (Dunkirk, Am Strand [2017]) als Chloes Ehemann Elliot und Lisa Palfrey (Sex Education) als Beckys demenzkranke Mutter.

Die komplette sechsteilige Miniserie Chloe ist seit dem 24.06.2022 Teil des Angebots von Amazon Prime.


Chloe
Psychodrama/Miniserie UK 2022. FSK 12. 6 Folgen. Gesamtlänge: ca. 335 Minuten.
Mit: Erin Doherty, Billy Howle, Pippa Bennett-Warner, Jack Farthing, Brandon Micheal Hall, Lisa Palfrey, Poppy Gilbert, Alexander Eliot, Akshay Khanna, Eloise Thomas, Gia Hunter u.a. Idee: Alice Seabright. Drehbuch: Alice Seabright, Poppy Cogan, Kayleigh Llewellyn. Regie: Alice Seabright, Amanda Boyle.

Credits
Bilder (c) Amazon/BBC.

 

 


Clique: Staffel 2

14. Mai 2020

Fast direkt im Anschluss an die erste Staffel von Clique habe ich mir in der Mediathek von One die zweite Season der britischen Serie im Original angesehen. Personell und thematisch hat sich im Vergleich zu den ersten sechs Folgen einiges geändert…

Zwischen den Fronten

Ein Jahr nach den Ereignissen um die Solasta-Initiative der gleichnamigen Privatbank leben Holly (Synnøve Karlsen) und Louise (Sophia Brown) gemeinsam mit der etwas jüngeren Studentin Rayna (Imogen King) und deren besten Freund Fraser (Stuart Campbell) in einer WG. Rayna schaut zu Holly auf. Die Enthüllungen um Solasta haben Holly mehr Aufmerksamkeit beschert als der jungen Frau lieb ist. Daher hat sie sich seitdem zurückgezogen. Auf einer Strandpartie trifft Holly auf den sportlichen Jack Yorke (Leo Suter), der Teil einer Clique männlicher Studenten ist, zu welcher auch sein Adoptivbruder Calum (Nicholas Nunn), der Computer-Experte Barney (Barney Harris) und der schwule US-Student Aubrey (Jyuddah Jaymes) gehören. Unterstützt von Ben Howard (Richard Gadd), der eine Website für „alternative Nachrichten“ betreibt, stört die Gruppe immer wieder Veranstaltungen der feministischen Studentenbewegung „Women Rise“, die Maßnahmen gegen Übergriffe auf Studierende fordert. Als Rayna und Fraser nach der Party am Strand von vermummten Gestalten angegriffen werden, verschärft sich auf beiden Seiten der Ton. Vor allem weil Rayna einen der Angreifer als Jack identifiziert. Hin- und hergerissen zwischen beiden Fronten versucht Holly herauszufinden, was in der besagten Nacht wirklich passiert ist. Ist Jack, zu dem sich Holly irgendwie hingezogen fühlt, ein gefährlicher Gewalttäter oder hat Rayna nicht die Wahrheit gesagt? Jack kann sich nicht erinnern, wo er zur Tatzeit war…

Die erste Staffel von Clique bot eine teils eigenwillige Mischung aus einem Drama über Freundschaft und Höhen/Tiefen des Studentenlebens sowie Thriller mit Scandi-Noir-Ästhetik, die kurz vor dem Ende überraschend noch die Ausrichtung wechselte. Season 2 der von Drehbuchautorin Jess Brittain erschaffenen (und dieses Mal auch komplett allein geschriebenen) Serie verlässt die Glamourwelt der Hochfinanz um einen von schrecklichen Ereignissen angeschürten gesellschaftlichen Diskurs unter zwei Lagern, der tagespolitisch nicht aktueller sein könnte, zu behandeln. Auf der einen Seite Politikerin Agnes Reid (Madeleine Woorall), die mit ihrem stark feministisch geprägten Programm für einen Sitz im Parlament kandidiert, auf der anderen Internet-Unternehmer Ben Howard, der gegen Reid und das feministische Aktionsbündnis an der Universität Edinburgh massiv Stimmung macht. Zwischen den Fronten dieser beiden konträren Positionen steht nicht nur Holly, sondern auch Jack, der ausgerechnet Agnes Reids Sohn ist. Dieses Szenario gestaltet sich recht spannend und authentisch wenn sukzessive Details über die Gewaltat und andere Geheimnisse ans Licht kommen. Fast jeder scheint hier Leichen im Keller zu haben.

Hinsichtlich der Handlung empfand ich Staffel zwei konsequenter und besser als die erste Runde, wenngleich das gelegentliche Liebäugeln mit Psychopathen-Krimi weniger überzeugt. Der Schauplatz ist immer noch der gleiche, doch diese Season könnte fast als eigenständige Serie durchgehen. Mit Holly, Louise und Rachel sind nämlich nur drei Figuren aus der ersten Staffel noch dabei (oder vier wenn man den Kurzauftritt von Phoebe mitrechnet). Doch sehe ich die sechs neueren Folgen als inhaltliche und thematische Weiterentwicklung. Wie zuvor baut die Inszenierung auf den stimmungsvollen Einsatz von treibender Musik, der aber nicht immer so funktioniert, weil in manchen Szenen einfach zu laut aufgedreht wird. Der düstere Darkwave-Track Pain von Boy Harsher hat sich allerdings gnadenlos in meinen Gehörgängen festgesetzt. Ob es eine dritte Staffel von Clique geben wird scheint derzeit noch offen. Potenzial wäre durchaus vorhanden.

Aktuell ist die zweite Staffel von Clique noch bis 4. Juni 2020 in der Mediathek von One sowohl in der Synchronfassung als auch im englischen Original kostenlos anschaubar. Bei diversen kostenpflichtigen Streaminganbietern wie Amazon oder Joyn gibt es die Serie nur auf Deutsch.

Clique: Staffel 2
(Clique: Series 2)
Drama-Serie/Thriller UK 2018. 6 Folgen. Gesamtlänge: ca. 255 Minuten.
Mit: Synnøve Karlsen, Sophia Brown, Leo Suter, Rachel Hurd-Wood, Nicholas Nunn, Barney Harris, Imogen King, Madeleine Woorall, Richard Gadd u.a. Idee & Drehbuch: Jess Brittain. Regie: Andrew Cumming, Robert McKillop.

Credits
Bilder (c) BBC.

 

 

 


Clique (Serie)

8. Mai 2020

Holly und Georgia beginnen gemeinsam ihr Studium an der Universität von Edinburgh. Als Georgia in eine glamouöse Clique aufgenommen wird, beginnt sie sich von Holly zunehmend zu entfremden. Doch Holly will ihre beste Freundin nicht so einfach aufgeben…


Glamour, Freundschaft und krumme Geschäfte

Auch ich war selbst mal für ein Jahr Student. Lang ist das her. Tolle Zeit mit viel Alkohol, Party und hübschen Kommiltoninnen. Nicht. Doch um einen Eindruck von dieser legendären Phase im Leben zu kriegen habe ich mir die erste Staffel der britischen Serie Clique von 2017 angesehen.

Seit ihrem elften Lebensjahr sind Holly (Synnøve Karlsen) und Georgia (Aisling Franciosi) unzertrennlich. Gemeinsam starten die beiden 19jährigen ihr Studium in Edinburgh. Schon bald werden die Freundinnen auf eine Elite-Clique von gut aussehenden und hippen Studentinnen aufmerksam, alle Teil einer Initiative für die Förderung junger Frauen im Berufsleben. Rachel (Rachel Hurd-Wood), Fay (Fiona Appleton), Louise (Sophia Brown) und Phoebe (Ella-Rae Smith) haben über das Programm jeweils einen hochwertigen Praktikumsplatz bei der angesehenen Privatbank Solasta, die von Alistair McDermid (Emun Elliot) und seiner Schwester, der Ökonomie-Professorin Jude (Louise Brealey) geleitet wird, erhalten. Als Georgia in die einflussreiche Gruppe aufgenommen wird bekommt Holly ihre beste Freundin kaum noch zu Gesicht. Doch ein schrecklicher Todesfall unter den Solasta-Mitarbeitern verdeutlicht, dass dort etwas nicht stimmt. Mit ihrer Kommiltonin Elisabeth (Sorcha Groundsell) stellt Holly Nachforschungen an und findet sich überraschend bald selbst als neues Mitglied der Clique wieder…

Clique ist die erste von Jess Brittain, die zuvor Skripte für das von ihrem Vater Bryan Eisley und ihrem Bruder James Brittain erschaffene Jugend-Drama Skins geschrieben hat, kreierte Serie. Darin verarbeitet die schottische Drehbuchautorin ihre eigenen Erfahrungen als Studentin in Edinburgh. Auf den ersten Blick liefert die BBC-Produktion nur eine weitere Hochglanz-Show über priviligierte junge Menschen. Diesen Vorwurf muss sich die Serie zum Teil gefallen lassen, denn ein Großteil der Darsteller sehen wirklich sehr (um nicht zu sagen unrealistisch) schön aus. Die teils hypnotische Inszenierung vermischt diesen Glamour-Look aber gekonnt mit düsterer Scandi-Noir-Ästhetik, was insgesamt gut passt. Während Hollys Kampf um ihre beste Freundin den Motor der Handlung bildet, so gestaltet sich die Geschichte lange Zeit wie ein Thriller über Dekadenz und Verbrechen im Bankensektor (wenngleich weniger groß aufgezogen als anderswo), nur um kurz vor dem Ende eine völlig andere Richtung einzuschlagen, die in Anbetracht der kompletten Staffel auch gar nicht mal so weithergeholt erscheint, auch weil immer wieder sehr dezent darauf hingearbeitet wurde. In der Hauptrolle der Holly ist Serien-Newcomerin Synnøve Karlsen zu sehen, die für mich wie eine Mischung aus der jungen Diana Rigg und Florence Pugh (Lady Macbeth) wirkt. Im weiteren Ensemble agieren einige Darstellerinnen, die man wohlmöglich aus diversen anderen Serien (oder Filmen) kennt wie Rachel Hurd-Wood (Das Parfum, Tomorrow, When The War Began), Aisling Franciosi (The Fall – Tod in Belfast), Louise Brealey (Gerichtsmedizinerin Molly Hooper aus Sherlock), Sophia Brown (Marcella: Staffel 2) und Ella Rae-Smith (Into The Badlands: Staffel 3). 2018 erschien eine zweite Staffel, in welcher Holly es mit einer Elite-Clique junger Männer zu tun bekommt.

Aktuell ist die erste Staffel von Clique noch bis 21. Mai 2020 in der Mediathek von One sowohl in der Synchronfassung als auch im englischen Original kostenlos anschaubar. Bei diversen kostenpflichtigen Streaminganbietern wie Amazon oder Joyn gibt es die Serie nur auf Deutsch.

Clique
Drama-Serie/Thriller UK 2017. 6 Folgen (Staffel 1). Gesamtlänge: ca. 260 Minuten. Mit: Synnøve Karlsen, Aisling Franciosi, Rachel Hurd-Wood, Sophia Brown, Ella-Rae Smith, Sorcha Groundsell, Emma Appleton, Louise Brealey, Emun Elliot, Mark Strepan u.a. Idee: Jess Brittain. Drehbuch: Jess Brittain, Milly Thomas, Kirsten Swain. Regie: Robert McKillop, Andrea Harkin.

Bilder (c) BBC.


Dracula (2020)

17. Januar 2020

Nach der schwachen vierten Staffel von Sherlock widmeten Steven Moffatt und Mark Gatiss einer anderen Fgur der viktorianischen Phantastik einen Dreiteiler, der seit dem ersten Januar-Wochenende bei Netflix zu sehen ist. In Dracula spielt der Däne Claes Bang den legendären Vampirfürsten aus der Feder von Bram Stoker…

Frisches Blut

1897. In einem Kloster in Budapest erzählt der gesundheitlich schwer angeschlagene englische Anwalt Jonathan Harker (John Heffernan) der Ordenschwester Agatha (Dolly Wells) von seinen schrecklichen Erlebnissen mit Graf Dracula (Claes Bang) in dessen labyrinthischem Schloss. Doch der untote Vampirfürst will seinen „Diener“ nicht so einfach ziehen lassen…

Der legendäre Blutsauger und Titelheld von Bram Stokers Roman aus dem Jahre 1897 war bereits unzählige Male in Film und Fernsehen zu sehen. Dabei wurde er unter anderem von Max Schreck, Bela Lugosi, Lon Chaney Jr., John Carradine, Christopher Lee, Jack Palance, David Niven, Louis Jordan, Klaus Kinski, George Hamilton, Frank Langella, Gary Oldman, Leslie Nielsen, Gerard Butler, Patrick Bergin, Richard Roxburgh, Marc Warren, Thomas Kretschman, Jonathan Rhys-Meyers, Luke Evans und Christian Camargo verkörpert. In diese langen Fußstapfen tritt nun der dänische Schauspieler Claes Bang (The Square, The Affair: Staffel 5). Aus meiner Sicht war die lieblos hinkonstruierte und teilweise haarsträubend unlogische vierte Staffel von Sherlock, der BBC-Erfolgsserie aus der Feder von Steven Moffatt (Coupling, Doctor Who) und Mark Gatiss, (der auch die Rolle von Mycroft Holmes spielt) schon irgendwie gruselig. Von daher erscheint es nicht unbedingt überraschend , dass sich die beiden Autoren danach mit einem richtigen Horror-Projekt befassen. Zu Beginn bietet „Dracula 2020“ noch einige gewohnte Elemente der Vorlage auf, macht aus dem Stoff aber schon bald etwas Eigenes und spart dabei keineswegs mit Blut.

Gekonnt wechselt die erste Folge zwischen Harkers Erlebnissen in Draculas Schloss und den Ereignissen im Kloster. Die beiden weiteren Episoden spielen allerdings an gänzlich anderen Schauplätzen. Gatiss und Moffatt adaptieren zwar einige gängige Elemente und bekannte Charaktere aus der Vorlage, ihre Version vernachlässigt aber den romantischen Aspekt ziemlich. Stattdessen wird die Existenz des Vampirfürsten immer wieder vor allem in den Dialogen wissenschaftlich-analytisch erforscht oder gewisse Eigenheiten erklärt wenngleich diese Herangehensweise die legendäre Figur der Horrorliteratur keinesfalls entzaubert. „Dracula 2020“ gelingt es der Geschichte und seinem Protagonisten eine humorvolle Note zu verleihen ohne allerdings das Ganze ins Lächerliche zu ziehen. Außerdem profitiert die Miniserie davon, dass der charismatisch-präsente Hauptdarsteller Claes Bang in Person von Dolly Wells (Stolz und Vorurteil und Zombies, Can You Ever Forgive Me?) als Agatha einen starken Gegenpart besitzt. Zudem erinnert die technisch überaus gelungene Inszenierung an die Stärken von Sherlock.

Bestanden alle bisherigen Staffeln von Sherlock aus je drei 90-Minütern, so macht dies auch bei Dracula auf den ersten Blick Sinn. Nur gibt es aus meiner Sicht einen großen Qualitätsabfall in der dritten Folge. Die Story des letzten Drittels hätte mehr Zeit zur Ausarbeitung benötigt und auch die hier neu eingeführten Figuren kommen eindeutig zu kurz. Im Grunde wäre eine Episode mehr notwendig gewesen. Dann würde das Finale nicht so überstürzt wirken.

Die komplette Miniserie ist seit dem 4. Januar 2020 bei Netflix abrufbar.

Dracula
3teilige Horror-Miniserie UK 2020. Gesamtlänge: ca. 270 Minuten. Mit: Claes Bang, Dolly Wells, Jonathan Aris, Morfydd Clark, John Heffernan, Lydia West u.v.a. Idee & Drehbuch: Steven Moffatt und Mark Gatiss. Regie: Jonny Campbell, Damon Thomas, Paul McGuigan.

Credits
Bilder (c) BBC/Netflix.


Das karmesinrote Blütenblatt (Kurzkritik)

6. November 2016

In Das karmesinrote Blütenblatt erhält eine belesene junge Frau im viktorianischen London die Chance, ihr Leben als Prostituierte hinter sich zu lassen. Für die BBC wurde der Roman von Michel Faber als Vierteiler mit prominentem Cast adaptiert.

Im viktorianischen London ist die junge Sugar (Romola Garai), die im Bordell der zerknitterten Mrs. Castaway (Gillian Anderson) anschafft, bei begüterten Männern sehr gefragt. Der unbedarfte und antriebslose Industriellensohn William Rackham (Chris O’Dowd), dessen Ehefrau Agnes (Amanda Hale) unter schweren psychischen Problemen leidet, verfällt Sugar sofort und bietet ihr die einmalige Gelegenheit, als seine Mätresse der Düsterheit des Elendsviertels zu entfliehen. Sugar, die an einem Buch schreibt, in welchem sie mit den Freiern abrechnet, willigt ein…

das-karmesinrote-bluetenblatt_dvdDie Verfilmung des Romans The Crimson Petal And The White (2002) – der Titel ist ein Zitat aus einem Gedicht von Alfred Lord Tennyson – passt gut ins Portfolio der BBC, die seit Jahrzehnten die Werke von Jane Austen, Charles Dickens und anderen Schriftstellern der Zeit als Fernsehfilme oder Mehrteiler adaptiert. Wie bei Austen und Dickens geht es auch hier um Liebe über Standesgrenzen hinweg, gesellschaftliche Zwänge, bittere Armut und die Emanzipation der Frau gegen Unterdrückung durch Männer. Regisseur Marc Munden (Die Mätresse des Teufels) inszenierte auf Basis des Drehbuchs von Lucinda Coxon (The Danish Girl) ein abgründiges Sozialdrama mit düsteren Kulissen, karger Farbgebung und fast klaustrophobischer Kameraführung. Die Geschichte hätte vielleicht ein oder zwei Episoden mehr gut vertragen können, um etwas organischer zu wirken. Angeführt von Romola Garai (Abbitte, The Hour) und Chris O’Dowd (The IT Crowd, Friends With Kids) sowie u.a. mit Gillian Anderson (Akte X, The Fall – Tod in Belfast) und Mark Gatiss (Sherlock) in wichtigen Nebenrollen glänzt Das karmesinrote Blütenblatt durch seine starke Besetzung.

8-10Das karmesinrote Blütenblatt (The Crimson Petal And The White)
Gesellschaftsdrama/Miniserie UK, Kanada 2011. FSK 16. 4 Folgen. Gesamtlänge: ca. 236 Minuten. Mit: Romola Garai, Chris O’Dowd, Amanda Hale, Shirley Henderson, Richard E. Grant, Mark Gatiss, Gillian Anderson u.a. Regie: Marc Munden. Drehbuch: Lucinda Coxon. Nach dem Roman von Michel Faber.

Bild (c) Polyband.


The Fall: Tod in Belfast – Ungekürzte Fassung

28. Mai 2016

Nach der ZDF-Fassung (in der Mediathek) im November 2015 hatte ich vor ein paar Wochen die Gelegenheit die ungekürzte Version der britisch-irischen Krimiserie The Fall bei ZDF Neo zu sehen. Wie wirkt sich die zusätzliche Laufzeit aus?

The Fall – Tod in Belfast (The Fall)
Krimiserie UK/Irland 2013/14. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 11 Folgen (Staffel 1 und 2). Gesamtlänge: ca. 690 Minuten. TV-Erstausstrahlung: 15. November 2015.
Mit: Gillian Anderson, Jamie Dornan, Bronagh Waugh, John Lynch, Niamh McGrady, Aisling Franciosi, Emmet J. Scanlan, Archie Panjabi, Stuart Graham u.a. Idee & Drehbuch: Allan Cubitt. Regie: Jakob Verbruggen, Allan Cubitt.

The Fall_Staffel 1_DVD

 

Eigentlich ist Paul Spector ein ganz netter Typ, sowohl liebender Ehemann und Vater zweier Kinder als auch ein einfühlsamer Trauer-Therapeut. Nachts engagiert er sich sogar noch für die Betreuung einer Selbstmordhotline. Das erzählt er zumindest seiner Ehefrau Sally Ann, wenn er spät Abends das Haus verlässt und erst in den frühen Morgenstunden zurückkehrt. Doch in Wirklichkeit verfolgt Paul nachts junge erfolgreiche Frauen, bricht erst in ihre Wohnungen ein, durchsucht deren Kleidung um sie dann umzubringen. Anschließend drapiert er deren Leichen in fast künstlerischer Weise und dokumentiert dies mit Fotos, befriedigt so seine niederen Instinkte. Weil der „Ex-Schwiegervater“ des letzten Opfers niemand geringeres als der Vorsitzende des Polizeiausschusses, Morgan Monroe, ist, zieht die Polizei von Belfast unter Jim Burns die erfahrene Ermittlerin Stella Gibson von der Londoner Metropolitan Police für eine Neubewertung des Falles hinzu. Gibson schwört das Team darauf ein, jedem Hinweise nachzugehen und jedes Detail erneut nachzuprüfen. Dabei erkennt sie Parallelen zu einem früheren Mordfall und vermutet einen Serientäter hinter den beiden Morden, da die beiden Opfer sich ähnlich sahen und zudem beruflich erfolgreiche Frauen Anfang 30 waren. Als Paul in der Anwältin Sarah Kay sein nächstes Opfer findet, ist Stella von ihrer These endgültig überzeugt und übernimmt die Leitung der Ermittlungen…

(soweit die Inhaltsangebe zur meiner Vieraugen-Kritik vom Dezember 2015)

Es hat mich ziemlich geärgert, dass mit The Fall wieder einmal eine ausländische Serie für die deutsche TV-Auswertung gekürzt wurde, um sie in ein starres Sendeformat (hier sechsmal 90 Minuten) zu pressen. Die beiden Staffeln bestehen ursprünglich aus insgesamt 11 Folgen, 10 davon mit einer Länge von knapp 60 Minuten, die letzte Episode geht ca. 90 Minuten. Immerhin gnädig bestimmt hat mich die Tatsache, dass ich mir die ZDF-Fassung in der Mediathek im englischen Original ansehen konnte. Wie bereits in meiner oben verlinkten Serienreview erwähnt, fallen die Kürzungen schon auf.

The Fall_Staffel 2_DVDIn der BBC-Fassung werden diese Lücken nun weitgehend behoben. Polizistin Dani Ferrington, die in den ersten Folgen noch eine wichtige Rolle an der Seite von Stella Gibson spielt, verschwindet in der zweiten Staffel nicht völlig in der Versenkung. Außerdem gibt es ein paar nicht unwichtige Szene, die im „ZDF Cut“ fehlen. Assistant Chief Constable Jim Byrnes (John Lynch) besucht einen verurteilten pädophilen Priester im Gefängnis, um mehr über die Kindheit von Paul Spector in diversen Waisenhäusern herauszufinden, und blickt dabei in menschliche Abgründe. Interessant auch die Szene, als Paul sich während einer Zugfahrt mit eine blonden Frau unterhält, die ihm erklärt, dass sie eigentlich brünett sei und sich die Haare blond gefärbt habe, um nicht dem Beuteschema des gesuchten Frauenmörders zu entsprechen. Insgesamt wirkt The Fall in der Gesamtbetrachtung erzählerisch runder. Auch wenn wir über den Mord am jungen Polizisten James Olson (der Stellas Liebhaber für eine Nacht war) oder die Machenschaften der Monroe-Familie so gut wie nichts mehr erfahren.

Kurios wird es in der fünften und letzten Episode der 2. Staffel. Die dauert, im Gegensatz zu den bisherigen 10 Folgen nicht knapp eine Stunde, sondern etwa 90 Minuten. Allerdings besteht zu meiner Verwirrung das Staffelfinale in Spielfilmlänge zu einem Drittel aus „altem“ Material, denn die ersten ca. 30 Minuten sind Szenen aus der vorherigen Episode zu sehen.

ZDF Neo strahlte die ungekürzte Version im April und Mai 2016 in der deutschen Synchronfassung aus. Hatte ich vorher Bedenken, weil Gillian Anderson hier nicht ihre übliche deutsche „Scully-Stimme“ Franziska Pigulla hat, muss ich nun zugestehen, dass die neue Sprecherin Elisabeth Günther wesentlich besser zur Figur der kühlen Ermittlerin Stella Gibson passt. Auch die übrigen deutschen Stimmen sind fast durch die Bank gut gewählt.

Obwohl das Ende von Staffel 2 eigentlich auch fast der ideale Schlusspunkt der Serie hätte sein können, wurde von der BBC eine dritte Season bestellt. Die Dreharbeiten fanden zwischen Dezember 2015 und März 2016 statt. Voraussichtlich im Herbst werden die neuen Episoden auf den britischen Inseln zu sehen sein.

Fazit: In der ungekürzten Fassung, die auch auf Blu-Ray und DVD erschienen ist, wirkt die düster-authentische Krimiserie The Fall vor allem inhaltlich runder. 8 von 10 Punkten.

Bilder (c) Studio Hamburg/ZDF/BBC.


Der Mann an ihrer Seite (Kurzkritik)

27. April 2016

Der als perfekter Schachzug geplante Rücktritt des britischen Wirtschaftsministers geht nach hinten los. Stattdessen wird seine Ehefrau ins Kabinett berufen und er in den Hintergrund gedrängt.

Mit seinem geschickt ins Szene gesetzten Rücktritt vom Amt des Wirtschaftsministers wollte Politiker Aiden Hoyns (David Tennant) eigentlich die Position des umstrittenen britischen Premierministers schwächen. Doch der Schachzug geht nach hinten los, weil Aiden ausgerechnet von seinem langjährigen (nicht nur politischen) Weggefährten und besten Freund Bruce Babbish (Ed Stoppard) ausmanövriert wird. Zusätzlich zu diesem demütigenden Verrat wird Aidens Ehefrau Frey Gardner (Emily Watson) das Arbeitsministerium angeboten. Nach Rücksprach mit ihrem Ehemann übernimmt Freya den Posten, wobei Aiden natürlich hofft, durch seine Frau weiterhin die Fäden in der Hand zu haben, abgesehen davon dass er von nun an „lediglich“ als Familienvater und einfacher Abgeordneter agiert. Doch Freya bestreitet eigene Wege, die ein enges Verhältnis zum „Verräter“ Bruce nicht ausschließen. Aus dem Hintergrund versucht Aiden die Aktionen seines Konkurrenten zu sabotieren. Zuhause könnte es auch besser laufen. Denn der am Asperger-Syndrom leidende Sohn Noah (Oscar Kennedy) und dessen Zwänge bereiten zunehmend Schwierigkeiten…

The Politicians Husband_DVDAuch wenn inhaltlich ähnliche Geschichten schon in einem Spielfilm abgehandelt wurden, so wird relativ früh klar: Der Mann an ihrer Seite ist als Dreiteiler dann doch zu kurz, um alle Handlungsstränge und Themen adäquat zu entwickeln bzw. umzusetzen. Vor allem erweist sich die von Paula Milne (The Virgin Queen) verfasste und von Simon Cellan Jones (Klondike) angenehm unaufgeregt inszenierte Miniserie trotz ihrer TV-Premiere bei der BBC vor ziemlich genau drei Jahren (25. April bzw. 2. und 9. Mai 2013) was die Flüchtlingsfrage angeht als überraschend und zufällig aktuell. Denn der fiktive Premierminister (der persönlich nie in Erscheinung tritt) möchte die Einwanderung stark einschränken und aus dem Vereinigten Königreich eine Festung machen. Im Gegensatz zu ihrem Ehemann gibt Freya vor, mit diesem fragwürdigen Vorhaben des Regierungschefs einverstanden zu sein, vor allem um ihre eigene Position zu stärken. Dass sie dabei nicht wie mit Aiden abgesprochen vorgeht, macht ihren Ehemann eifersüchtig und so lässt er sich hinter ihrem Rücken zu diversen Intrigen hinreißen. Die zynische Wahrheit, dass man mit der investierten Zeit und Energie für die Machtspielchen ja die wirklich großen Probleme würde lösen können, ausgesprochen vom parlamentarischen Geschäftsführer Marcus Brock (gespielt von Roger Allam, Die Queen), kommt aus dem Nichts und bildet den Höhepunkt des präzisen (wenn auch zu kurzen) Blicks auf die Hinterzimmer der Politik.

Nach der deutschen Erstausstrahlung bei Arte am 10. März 2016 lässt hierzulande eine Heimkinoveröffentlichung noch auf sich warten.

7-10Der Mann an ihrer Seite (The Politician’s Husband)
TV-Polit-Drama UK 2013. 3 x 57 Minuten. Mit: David Tennant. Emily Watson, Ed Stoppard, Jack Shepherd. Roger Allam u.a. Drehbuch: Paula Milne. Regie: Simon Cellan Jones.

Bild (c) BBC.


Sherlock: Die Braut des Grauens (Kurzkritik)

31. März 2016

Um die Wartezeit auf die erst für 2017 geplante 4. Staffel zu verkürzen, wurde 2015 ein Special zur erfolgreichen britischen Krimiserie Sherlock gedreht, welches wie die literarische Vorlage von Sir Arthur Conan Doyle im späten 19. Jahrhundert spielt. Dennoch ist Die Braut des Grauens bei weitem kein simples Intermezzo.

London, 1895. Meisterdetektiv Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch) und Dr. Watson (Martin Freeman) untersuchen auf Bitte von Inspector Lestrade (Rupert Graves) den Fall der Emilia Ricoletti (Natasha O’Keeffe). An ihrem Hochzeitstag startete die junge Frau einen Sherlock_Braut des Grauens_DVDAmoklauf und erschoss sich selbst. Doch plötzlich taucht sie erneut auf, tötet ihren Ehemann und versetzt die englische Hauptstadt in Aufruhr. Doch ist die Braut wirklich von den Toten auferstanden?

Steven Moffat (Coupling, Doctor Who) und Mark Gatiss (hier als krankhaft fettsüchtiger Mycroft zu sehen), Erfinder und Chefautoren von Sherlock, gelingt es ihre Stärken auch außerhalb des gewohnten Settings der modernen Serien-Adaption von Arthur Conan Doyles legendärem Meisterdetektiv auszuspielen. Der Fall um eine untote Braut balanciert gekonnt zwischen unheimlicher Spannung, kuriosen Wendungen und der ironischen Brechung durch die präzisen Dialoge sowie den selbstparodistischen Ansätzen. Der Clou ist hier auch keineswegs der Fall um die titelgebende untote Braut, sondern der unerwartete Twist, der das Special eher in die Richtung des Traum-Thrillers Inception und damit die ganze Serie in ein anderes Licht rückt. Daher ist Die Braut des Grauens auch mehr als ein Pausenfüller, nämlich eine direkte Fortsetzung von Staffel 3.

Nach der UK-Premiere an Neujahr 2016 wurde Die Braut des Grauens am Ostermontag (28. März 2016) in der ARD gezeigt und ist einen Tag später auf BluRay und DVD erschienen.

8-10Sherlock: Die Braut des Grauens (Sherlock: The Abominable Bride)
TV-Krimi UK 2016. FSK 12. 89 Minuten. TV-Erstausstrahlung: 28.
März 2016.
Mit: Benedict Cumberbatch, Martin Freeman, Amanda Abbington, Mark Gatiss, Rupert Graves, Una Stubbs, Andrew Scott u.a. Idee & Drehbuch: Steven Moffat und Mark Gatiss. Regie: Douglas Mackinnon.

Bild (c) BBC/Polyband.


Atlantis (BBC) – Folgen 1+2

22. Februar 2015

Nach dem Ende der Serie Merlin, die von den jungen Jahren des legendären Zauberers aus der Artussage handelte, folgte im Herbst 2013 eine neue Serie der gleichen Autoren. In der sagenhaften Stadt Atlantis erleben der junge Jason und seine neuen Freunde viele Abenteuer.


2-10Atlantis
Fantasyserie UK 2013/14. Mit: Mark Addy, Jack Donnelly, Robert Emms, Jemima Rooper, Sarah Parish, Juliet Stevenson u.a. Idee: Johnny Capps, Julian Murphy, Howard Moverman. 

Atlantis_DVD-Cover

BBC geht baden

Da sein Vater von einer Tauchfahrt nicht zürückgekehrt ist, sucht der junge Jason (Jack Donnelly) ihn mit einem U-Boot. Plötzlich blendet Jason ein Licht und der junge Mann erwacht an einem Sandstrand, nachdem er kurz das Bewusstsein verlor. Als Jason seine Umgebung erkundet, muss er feststellen, dass er in der sagenhaften Stadt Atlantis gelandet ist. Schnell freundet sich der „Zeitreisende“ mit dem Denker Pythagoras (Robert Emms) und dem Trunkenbold Hercules (Robert Addy) an. Noch rasanter bringt sich Jason allerdings in tödliche Gefahr…

Auch wenn ich als alter Fan von klassischen griechischen Sagen immer genervt bin, wenn diese für Film oder Fernsehen verfälscht und ausgebeutet werden, so habe ich nichts dagegen wenn die Geschichten auch nicht so vorlagengetreu adaptiert werden. Es sollte dafür eben stimmig und spannend sein. Die seit 4. Februar als deutsche Free-TV-Premiere auf Super RTL laufende BBC-Serie Atlantis schafft aber am Anfang keines von beiden zu sein.

Die Pilotfolge, in welcher Jason als Schiffbrüchiger nach Atlantis kommt, ist an Ideenlosigkeit nicht zu überbieten. Lieblos wird die Episode runtergekurbelt, bis Jason und seine unfreiwilligen Mistreiter ins Labyrinth des Minotaurus geraten. Dort ist natürlich ganz praktisch, dass der Minotaurus Jason einfach ins Schwert läuft, um dann als zurückverwandelter Mensch schnell noch eine Prophezeiung loszuwerden. Prophezeiungen und böse Omen gibt es hier an jeder Ecke zum Mitnehmen, vor allem aber vom Orakel (Juliet Stevenson) aus dem Tempel.

Die Story ist lieblos, die Figuren leblos. Jason kann einfach alles, obwohl er ständig völlig ahnungslos ist und Pythagoras ist verantwortlich für den Frust weniger begabter Mathematikschüler. Ach ja und dann gibt es noch Hercules, der mit dem Helden Herakles aus den Sagen nichts gemein hat, und dessen Rollenprofil darin besteht, ständig besoffen in der Ecke zu liegen. Hercules-Darsteller Mark Addy musste sich also bezüglich des Alkoholkonsums von seiner früheren Rolle als König Robert in Game Of Thrones nicht groß umstellen.

In der zweiten Folge gewinnt die Serie dann ein wenig an Spannung. Das liegt vor allem an den Maenaden (gefährlichen Anhängerinnen des Dionysos-Kultes), mit denen es unser undynamisches Trio, das scheinbar von einem Schlamassel in den nächsten gerät, zu tun bekommt. Trotz der geringfügigen Steigerung habe ich Atlantis dann nicht mehr weiterverfolgt. Vermutlich bin ich der Zielgruppe seit zwanzig Jahren entwachsen.

Fazit: Uninspirierte Abenteuerserie für junge Leute, die schon während der ersten beiden Folgen untergeht. 2 von 10 Punkten.


The Hour (Kurzkritik)

28. März 2013

Vom 7. bis 21 . März 2013 zeigte der Kultursender Arte die erste Staffel der britischen Serie The Hour, welche sich um ein Nachrichtenmagazin bei der BBC im Jahr 1956 dreht.

The Hour_TrioDie junge Journalistin Isabel „Bel“ Rowley (Romola Garai) sowie ihr bester Freund und Kollege Freddie Lyon (Ben Whishaw) werden für „The Hour“, das neue Nachrichtenmagazin der BBC, engagiert. Während Freddie als findiger Rechercheur eher hinter der Kamera agiert, übernimmt Bel die Leitung der Sendung, die der gut aussehende und privilegierte Hector Madden (Dominic West) moderiert. Als die Suezkrise in Ägypten ausbricht, die Russen in Ungarn einmarschieren und sich zwei mysteriöse Todesfälle ereignen, scheint genügend Stoff für die nächsten Sendungen gesichert. Doch Programmchef Clarence Fendley (Anton Lesser) und das Team von „The Hour“ bekommen immer wieder Druck von „oben“, meist in Gestalt von Angus McCain (Julian Rhind-Tutt), dem Pressesprecher des Premierministers, die Berichterstattung regierungskonform zu halten.

The Hour präsentiert sich in seiner ersten von zwei produzierten Staffeln schauspielerisch stark, vor allem von Romola Garai (Abbitte) als Bel und Ben Whishaw (Das Parfum) als Freddie, sowie spannend und wirkungsvoll inszeniert. Das Problem an der Serie ist deren Unentschlossenheit. Autorin Abi Morgan (Die Eiserne Lady) entwarf eine bisweilen undurchsichtige Mischung aus Gesellschaftsstudie wie Mad Men, Journalismus-Drama wie The Newsroom und Verschwörungsthriller. Diverse Handlungsstränge werden begonnen, aber nicht zu einem logischen Ende geführt, was zur Folge hat, dass man als Zuschauer am Ende nicht unbedingt viel schlauer ist. Um der Themenvielfalt gerecht zu werden, wären mehr als sechs Folgen nötig gewesen. Unterhaltsam ist das Ganze trotzdem. Hoffentlich strahlt Arte auch die zweite und letzte Season aus.

7-10The Hour
Drama-Serie UK 2011. 6 Folgen (Staffel 1). Gesamtlänge: ca. 360 Minuten. Mit: Romola Garai, Dominic West, Ben Whishaw, Anna Chancellor, Anton Lesser, Julian Rhind-Tutt u.v.a. Idee und Drehbuch: Abi Morgan.

Bild (c) BBC/Arte.


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