The Woman in the House Across the Street From the Girl in the Window

12. Februar 2022

Im Vorfeld sorgte The Woman in the House Across the Street From the Girl in the Window, die Miniserie mit einem Titel, den man kaum aufsagen kann ohne einen Knoten in den Stimmbändern zu riskieren, für Verwirrung. Aus dem Trailer wurde man nicht schlau, ob es sich wirklich um eine Parodie überkonstruierter Psychothriller oder um einen ernstgemeinten Vertreter des Genres handelt. Nach der Sichtung weiß ich es immer noch nicht.

Die Serie von drei Autoren, die eine ganze coole Parodie machen wollten, aber irgendwie selbst nicht so ganz bei der Sache waren und möglicherweise die ein oder andere Flasche Rotwein zu viel geleert haben

Der Tod ihrer Tochter Elizabeth hat sie nicht nur in tiefe Trauer gestürzt, sondern auch die Ehe von Malerin Anna (Kristen Bell) und FBI-Psychologe Douglas Whitaker (Michael Ealy) zerstört. Während Douglas nur für seine Arbeit zu leben scheint hat sich die traumatisierte Anna völlig zurückgezogen. Sie verbringt ihre Tage mit etwas Lesen, aber vor allem dem Leeren unzähliger Rotwein-Flaschen und dem Blick aus dem Fenster. Ihre durch das Trauma ausgelösten Angststörungen erschweren die Situation. Da zieht im Haus gegenüber der gutaussehende Witwer Neil (Tom Riley) mit seiner neunjährigen Tochter Emma (Samara Yett) ein. Anna freundet sich ein wenig mit der kleinen Familie ein, muss aber bald zu ihrer Enttäuschung feststellen, dass Neil in Person der Stewardess Lisa (Shelley Hennig) eine junge, attraktive Freundin hat. Eines Nachts erwacht Anna und beobachtet von ihrem Fenster aus wie im Haus gegenüber Lisa ermordet wird. Doch die verständigte Polizei findet keinerlei Anzeichen für eine Gewalttat. Und der wütende Neil erklärt Anna, dass Lisa sich auf einem Flug nach Seattle befinde. Detective Lane (Christina Anthony) von der örtlichen Polizei folgert, dass sich Anna den Vorfall aufgrund ihrer gleichzeitigen Einnahme von Alkohol und Psychopharmaka nur eingebildet hat. Anna beginnt zuzweifeln. Hat sie Halluzinationen und wird langsam aber sicher verrückt? Gewisse Hinweise deuten allerdings darauf hin, dass an ihren Beobachtungen etwas dran sein muss. Und so beginnt Anna auf eigene Faust zu ermitteln…

Titel und Setting der vorliegenden Netflix-Serien erinnern freilich an Psychothriller mit Mysteryelementen der jüngeren Vergangenheit, vor allem The Girl on the Train (2016, nach dem Roman von Erin Cressida Wilson) und dem bei Netflix veröffentlichten The Woman in the Window (2021, nach A.J. Finn), die beide durchwachsene Kritiken erhielt und sich mit ihrer Ausgangssituation freilich auf den Hitchcock-Klassiker Das Fenster zum Hof (1954) beziehen. Die Trailer zu The Woman in the House Across the Street From the Girl in the Window (ab hier abgekürzt als TwitHAtSFtGitW) sorgten für Verwirrung, weil man aus diesen nicht herauslesen konnte, ob der Achtteiler nun eine echte Parodie des Genres oder doch eine halbwegs ernstgemeinter Vertreter darstellt. Nach der Sichtung der Serie ist man wiederum auch nicht schlauer. Denn das Autoren-Trio Rachel Ramras, Hugh Davidson und Larry Dorf (die bisher teils gemeinsam als Autoren und Sprecher an diversen Animationsserien gearbeitet haben) vermeidet es, sich wirklich festzulegen. Und so erweist sich TwitHAtSFtGitW tonal als mittlere Katastrophe.

Zugegebenermaßen habe ich die oben erwähnten „Vorbilder“ aus den letzten Jahren nicht gesehen, was daran liegen mag, dass mich albern-reißerische Thriller nicht interessieren. Einer gelungenen Parodie dieser überhypten Art von Film nicht abgeneigt, wagte ich mich trotzdem an die Miniserie. Die meiste Zeit über gestaltet diese sich als seriöse Veranstaltung. Die gelegentlich eingestreuten Gags verfehlen daher zum Teil ihre Wirkung, weil man als Zuschauer oft nicht weißen, ob man an den betreffenden Stellen lachen darf/soll oder nicht. Im Grunde präsentiert sich TwitHAtSFtGitW wie eine Hochglanz-Produktion eines herkömmlichen US-Networks. Ein Format, das in der Ära hochwertiger und komplexer Serien nicht mehr zeitgemäß wirkt. Passend dazu gestaltet sich die ganze Angelegenheit oberflächlich und unmotiviert. Es spricht Bände, dass hier wieder fast nur perfekt aussehende oder zumindest sehr gut gestylte Menschen vorkommen. Protagonistin Anna ist vom Tod ihrer Tochter völlig traumatisiert und sollte eigentlich so aussehen, wie eine Frau, die sich total gehen lässt, ein Alkoholproblem hat und kaum noch das Haus verlässt. Stattdessen sieht sie wie gemäß oberflächlichem Hollywood-Kitsch-Knigge üblich in JEDER Szene perfekt geschminkt aus! Die aus meiner Sicht fehlbesetzte Hauptdarstellerin Kristen Bell (allgemein bekannt für Veronica Mars und Gossip Girl; ich kenne sie eher aus ihrer Rolle in Heroes) passt sich der ganzen Ästhetik dann konsequenterweise an und liefert ähnlich wie der Rest des Ensembles eine eher ausdruckslose, oberflächliche Performance ab.

Mit der immer wieder Haken schlagenden Story hat mich die Miniserie ehrlicherweise ganz gut bei der Stange gehalten, auch weil sie natürlich zum Miträtseln einlädt. Nach sieben von acht Folgen glaubt man die mögliche, behämmerte Auflösung zu kennen. Nur zaubert das Drehbuch in der letzten Episode dann einen Twist aus dem Ärmel, der völlig banane ist und selbst in einer Parodie überzogen wirkt. Dabei entpuppt sich TwitHAtSFtGitW nicht als völliger Reinfall. Trotz aller Oberflächenreize ist die ganze Show solide inszeniert und Grund zum Lachen gibt es dann doch immer wieder. Aber inhaltlich ist das alles plumpes Malen nach Zahlen, wobei man bis auf ein paar eingetrocknete Filzstifte alle Farben vorher weggeworfen hat und kurz vor dem Finale den Geistesblitz hat, dass ja noch ein Eimer mit Blutrot auf dem Dachboden rumliegt.

Jedenfalls war die Miniserie dank des Konsums von ca. 25 Flaschen Rotwein gut auszuhalten. An dieser Stelle ist leider Schluss, denn ich muss dringend nachsehen, ob dieser tranige Handwerker nach Monaten immer noch den Briefkasten zu reparieren versucht. Außerdem giert es mir nach einem Auflauf und ich darf auf keinen Fall die spannenden Ereignisse im Haus gegenüber verpassen. Leider haben die Tabletten nicht gegen meine panische Angst vor der Farbe Umbra, auch bekannt als Umbraphobie, geholfen. Ich schweife ab.

Die Miniserie The Woman in the House Across the Street From the Girl in the Window ist seit dem 28. Januar 2022 bei Netflix abrufbar.


The Woman in the House Across the Street From the Girl in the Window
Thriller/Miniserie USA 2022. 8 Folgen. Gesamtlänge: ca. 204 Minuten.
Mit: Kristen Bell, Tom Riley, Michael Ealy, Samara Yett, Cameron Britton, Mary Holland, Christina Anthony, Shelley Hennig u.a. Idee und Drehbuch: Rachel Ramras & Hugh Davidson & Larry Dorf. Regie: Michael Lehmann.

 

 

Credits
Bilder (c) Netflix.

 

 


Krull

23. August 2020

Nach zwei billigen Barbaren-Streifen hatte ich Lust auf einen ungleich aufwändigeren Film. Die Wahl fiel auf Krull, ein Fantasy-Abenteuer von Regisseur Peter Yates aus den 1980ern.

Das magische 5-Klingen-Schwert

Der Planet Krull wird von einer außerirdischen Macht heimgesucht. Von der Schwarzen Festung aus entsendet das Unsagbare Ungeheuer seine Truppen, die Slayers, um die Bewohner des Planeten in seine Gewalt zu bringen. Prinz Colywn (Kenneth Marshall) und Prinzessin Lyssa (Lysette Anthony) wollen mit ihrer Heirat die eigentlich verfeindeten Königreiche ihrer Väter vereinen und so gemeinsam gegen die außerirdischen Invasoren kämpfen. Doch die Hochzeitszeremonie wird von einem Angriff der Slayers unterbrochen. Lyssa wird entführt und in die Schwarze Festung gebracht. Colwyn erholt sich dank der Heilkraft des weisen alten Ynir (Freddie Jones) schnell von seinen Verletzungen. Gemeinsam mit Ynir, dem unbeholfenen Gestaltwandler Ergo (David Battley) sowie einer Gruppe von Räubern, die von Torquil (Alun Armstrong angeführt werden, macht sich Colwyn auf, seine Braut zu befreien und das Monster zu besiegen…

Peter Yates, der zuvor unter anderem einige Episoden der britischen Krimiserien Danger Man – Geheimauftrag für John Drake und The Saint – Simon Templar sowie den Kult-Actionthriller Bullitt (1968) mit Steve McQueen inszeniert hatte, drehte mit Krull seinen ersten und einzigen Beitrag zum Genre Fantasy. Auch wenn man sich hier in einem kruden Mischmasch aus John Boormans Artussagen-Adaption Excalibur (1981) und George Lucas‘ Star Wars-Filmen wähnt so gehört die britische-amerikanische Co-Produktion keinesfalls zur Welle der billig nachgemachten Epigonenfilme. Das liegt vor allem daran, dass die Macher hier mit etwa 30 Millionen Dollar über ein damals mehr als üppiges Budget verfügen konnten. Dieses Geld wurde mehr vor allem in die wirklich gelungenen Kulissen und die überwiegend mit Modellen und optischen Illusionen erschaffenen Spezialeffekte investiert.

Bis auf wenige Details (darunter das „Schwert“ mit fünf Klingen) gestaltet sich der Plot überaus generisch. Man erfährt so gut wie gar nichts über die Welt des Planeten, außer dass sie von Rittern, Magiern, Räubern, Gestaltwandlern, Zyklopen und Flammenpferden bevölkert wird. Für innere Logik war bei der Drehbuchentwicklung wenig Zeit. Geht eine Unternehmung schief, so gibt es meist einen zweiten Weg, das wichtige Ziel zu erreichen, auch wenn es vorher hieß, dass nur einen gebe. Zwar entwickelt sich in der heterogenen Helden-Riege so etwas wie Gruppendynamik, aber die meisten Figuren kommen über Allgemeinplätze kaum hinaus. Während es für den ordentlichen Hauptdarsteller Kenneth Marshall (später als Michael Eddington in Star Trek: Deep Space Nine zu sehen) der einzige Part als Leading Man bleiben sollte erreichten zwei jüngere Darsteller namens Liam Neeson und Robbie Coltrane (siehe Foto unten) später große Bekanntheit. Freddie Jones alias Ynir und die in einem kleinen Part als „Spinnenfrau“ verheizte Francesca Annis agierten danach gemeinsam in David Lynchs berüchtiger Verfilmung von Frank Herberts Dune – Der Wüstenplanet (1984). Lysette Anthony (Dr. Jekyll and Ms. Hyde, Dracula – Tot aber glücklich) spielt hier als Prinzessin Lyssa leider nur die passive Rolle der Damsel-in-Distress, auch wenn sie Zwiegespräche mit dem Ungeheuer (dessen wahre Gestalt lange ein Rätsel bleibt) führt und durch labyrinthische Sets irrt. Mit einer besser ausgearbeiteten Geschichte und profundem Worldbuilding hätte Krull wohlmöglich das Zeug zum großen Fantasy-Blockbuster gehabt.

Krull ist auf DVD erhältlich sowie bei ein paar Streaminganbietern abrufbar.

Krull
Fantasy-Abenteuer UK, USA 1983. FSK 12. 116 Minuten (PAL-DVD). Mit: Kenneth Marshall, Lysette Anthony, Freddie Jones, Alun Armstrong, David Battley, Bernard Bresslaw, Robbie Coltrane, Graham McGrath, Liam Neeson u.v.a. Drehbuch: Stanford Sherman. Regie: Peter Yates.

Credits
Bilder (c) Sony.

 


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