Alle Mörder sind schon da

9. März 2022

Ein unheimliches Haus. Sechs Fremde, die alle eine mysteriöse Einladung erhalten haben. Das und mehr sind die Zutaten von Alle Mörder sind schon da, der Leinwand-Adaption des Krimi-Brettspiels Cluedo.


Neuengland, 1954. Sechs Personen folgen einer ominösen Einladung und treffen nacheinander in einem ablegenen, unheimlichen Haus ein. Jeder der Gäste wird von Butler Wadsworth (Tim Curry) begrüßt und erhält ein Pseudonym, um die jeweilige wahre Identität nicht zu enthüllen. Als erstes trifft Colonel Mustard (Martin Mull) ein, gefolgt von der verwitweten Mrs. White (Madeline Kahn), der Senatorengattin Mrs. Peacock (Eileen Brennan), Mr. Green (Michael McKeen), einem Mitarbeiter im Außenministerium, sowie dem Psychologen Professor Plum (Christopher Lloyd) und der Bordellbesitzerin Miss Scarlet (Lesley Ann Warren). Schon bald taucht der geheimnisvolle Gastgeber (Lee Ving) auf. Wenig später wird eine der anwesenden Personen ermordet aufgefunden. Doch wer ist der Täter?

Genau wie die deutsche Low-Budget-Komödie Worst Case Scenario hatte auch Alle Mörder sind schon da seit Jahren ungesehen auf meinem Digitalreceiver vor sich hingeschlummert, bis ich die Verfilmung des Brettspiels Cluedo (in manchen Ländern als Clue veröffentlicht) kürzlich dann doch einer Sichtung unterzog. Bei Cluedo müssen zwei bis sechs Spieler anhand von Hinweisen einen Mordfall auflösen. Ich kann mich dunkel erinnern, dass ich vpr knapp 30 Jahren mal eine Partie gespielt habe und damals auch die Krimirateshow auf SAT 1 sah. Das Spiel basiert freilich auf klassischen Whodunit-Szenarios wie man sich vor allem von Agatha Christie und ihren verfilmten Romanen wie Mord im Orientexpress (1974/2010/2017), Tod auf dem Nil (1978/2004/2022), Das Böse unter der Sonne (1982/2001) oder Das krumme Haus (2017) kennt. Eine Leiche zum Dessert (OT: Murder by Death) nach einem Drehbuch des US-Dramatikers Neil Simon lieferte bereits 1976 eine gekonnte Parodie des Genres mit allerlei Meta-Humor. Dem Thema komödiantisch nähert sich auch Alle Mörder sind schon da, dessen Skript der englische Regisseur Jonathan Lynn (Nonnen auf der Flucht, Ein ehrenwerter Gentleman) gemeinsam mit seinem amerikanischen Kollegen John Landis (Kentucky Fried Movie, Der Prinz aus Zamunda) entwickelte. Lynns Regie-Debüt verfügt zwar über eine illustre Besetzung sowie temporeiche Szenen und spaßige Gags, zur wirklich gelungenen Whodunit-Parodie reicht es aber nicht.

Lynn verortet die Handlung in der McCarty-Ära, als der berüchtigte Senator und seine Gefolgsleute eine paranoide, hysterische Jagd auf potenzielle Kommunisten veranstalteten. Außerdem haben alle Gäste gemeinsam, dass sie möglicherweise Zugang zu für die nationale Sicherheit sensiblen Informationen besitzen. Ansonsten präsentiert sich das Drehbuch allerdings sehr dünn und die Verbindungen der Figuren wirken ziemlich bemüht. Mich beschlich immer wieder das Gefühl, hier ein eher lahmes „Remake“ von Eine Leiche zum Dessert zu sehen. Eileen Brennan, hier als Mrs. Peacock zu sehen, spielte darin Tess Skeffington, die Sekretärin eines abgehalfterten Detektivs. Doch wo Leiche die unterschiedlichsten Ermittler und das ganze Genre absolut köstlich durch den Kakao zieht so wirkt der Humor in der Filmversion von Clue oft zu holprig. Es macht allerdings zugebenermaßen Spaß, Tim Curry (The Rocky Horror Picture Show, Es [1990]) bei seiner Performance als agiler Butler zuzuschauen.

Alle Mörder sind schon da wurde damals mit drei unterschiedlichen Auflösungen in den Kinos gezeigt. Glücklicherweise enthalten sowohl die TV-Ausstrahlungen, die DVD-Fassung als auch die Stream-Veröffentlichungen alle drei Versionen, die hintereinander gezeigt werden. Denn nur so wird deutlich, wie austauschbar der ganze Krimiplot ist. Witziger fand ich da schon die kürzlich beim Internationalen Filmwochenende Würzburg gezeigte französische Krimikomödie Murder Party (2021).

Alle Mörder sind schon da (Clue)
Krimikomödie USA 1985. FSK 12. 93 Minuten (PAL-DVD). Kinostart: 9. Mai 1986.
Mit: Eileen Brennan, Colleen Camp, Tim Curry, Madeline Kahn, Christopher Lloyd, Michael McKean, Martin Mull, Lee Ving, Lesley Ann Warren u.a. Nach dem Brettspiel von Anthony E. Pratt. Drehbuch: John Landis und Jonathan Lynn. Regie: Jonathan Lynn.

 

Credits
Bilder (c) Paramount

 

 


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