Ein abgehalfterter Musiker macht sich mit seinem Klavier auf den beschwerlichen Weg nach Hause quer durch Australien und trifft dabei auf eine jugendliche Ausreißerin, in der Roadmovie-Serie Upright aus Down Under.
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Piano Man and Runaway Girl
Vor Jahren spielte Musiker Lucky (Tim Minchin) mit seinem Bruder Toby (Daniel Lapaine) recht erfolgreich in einer Band. Doch nach einem schweren Streit verließ Lucky die Familie. Doch dann erhält er die Nachricht, dass seine Mutter Jen (Heather Mitchell) schwer krank ist und nicht mehr lange zu leben hat. Das Klavier seiner Großmutter, auf welchem er einst das Spielen lernte, im Schlepptau, macht sich Lucky auf den langen, knapp 4.000 km langen Weg von Sydney nach Perth. Unterwegs kommt es zu einem Unfall, bei welchem die 16jährige Ausreißerin Meg (Milly Alcock) leicht verletzt wird. Lucky bringt sie ins Krankenhaus. Schließlich raufen sich die beiden grundverschiedenen Reisenden zusammen und setzten ihren Trip gemeinsam fort. Meg erklärt, dass sie unterwegs ist, um ihre Mutter zu besuchen. Auf ihrem gemeinsam Weg durch die Nullarbor-Wüste erleben Lucky und Meg kuriose Begegnungen und einige Rückschläge…
Mehr oder minder zufällig stieß ich auf die vorliegende Co-Produktion des australischen Pay-TV-Anbieters Foxtel und Sky. Das Poster erweckt den Eindruck einer ComedySerie. Zwar beinhaltet Upright die ein oder andere lustige Szene, doch handelt es hierbei eindeutig um ein Drama. Der Titel bezieht sich auf das „upright piano“ („aufrechtes“ Klavier oder Pianino), welches Lucky quer durchs Land transportiert.
Geschaffen und geschrieben wurde die Serie von den Schauspielern/Autoren Leon Ford (Elvis [2022]) und Kate Mulvany (Lambs of God) sowie TV-Autor Chris Taylor (The Chaser Decides) und Musiker/Comedian Tim Minchin (u.a. Schreiber/Komponist der Musical-Version von Matilda auf Netflix). Minchin spielte auch die Hauptrolle des Lucky, komponierte die Musik und führte gemeinsam mit Matthew Saville (Please Like Me) bei zwei von acht Episoden Regie. Als Meg sehen wir die damals 18jährige Milly Alcock, seit letztem Jahr als jüngere Prinzessin Rhaenyra Targaryen in House of the Dragon, dem Game of Thrones-Prequel nach Vorlage von George R.R. Martin, international bekannt.
Neben den unwirtlichen, fast post-apokalyptischen Bedingungen in der Wüste, die teils von Kangurus, Kamelen und giftigen Schlangen bewohnt wird, verortet das Roadmovie-Drama seine Handlung auch durch den eigentümliche Charme der meist sonnigen Bewohner Australiens. Die beiden Protagonisten erleben dabei nicht nur gefährliche „Abenteuer“, sondern zusätzlich so manch aberwitzige Situation. Tim Minchin darf seine musikalischen Fähigkeiten in die Performance als Lucky mit einfließen lassen. Anfangs noch widerwillig beginnt dieser mit zunehmender Laufzeit öfter auf dem titelgebenden Instrument zu spielen. Die Eigenkompositionen von Minchin werden durch einige durchaus bekannte Songs ergänzt, etwa Livin‘ Thing von Electric Light Orchestra oder Elephant von Tame Impala. Ganz prominent in einer Szene der vierten Folge und im dazugehörigen Abspann wird Never Tear Us Apart von INXS in den Vordergrund gerückt.
Luckys Vergangenheit und wie es zum Bruch mit seiner Familie kam wird sukzessive in Rückblenden über die Episoden verteilt enthüllt. Die minderjährige Meg hat selbst mit eigenen Dämonen zu kämpfen, versteckt diese aber meist hinter ihrer resoluten, unberechenbaren Art. Die Chemie zwischen Tim Minchin und Milly Alcock als „odd couple“ bildet das Herzstück der turbulenten achtteiligen Aussie-Odysee, in welcher es immer wieder menschelt.
Die erste Staffel von Upright ist noch bis 11.02.2023 kostenlos in der ARD-Mediathek (sowohl in der englischen Originalversion als auch der deutschen Synchronfassung) abrufbar. Außerdem gibt es die Serie als Stream bei Sky, Wow und Magenta TV. Im November 2022 ist in Australien eine zweite Staffel erschienen.
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Upright: Staffel 1 (Upright: Season 1)
Roadmovie/Drama-Serie Australien, UK 2019. 8 Folgen. Gesamtlänge: ca. 225 Minuten.
Mit: Tim Minchin, Milly Alcock, Heather Mitchell, Daniel Lapaine, Ella Scott Lynch u.a. Idee und Drehbuch: Tim Minchin, Leon Ford, Kate Mulvany, Chris Taylor. Regie: Matthew Saville und Tim Minchin.
