Im Jahr 1997 ist New York ein abgeschottetes Gefängnis. Aus diesem Moloch soll Snake Plissken den amerikanischen Präsidenten retten, in John Carpenters Die Klapperschlange.
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„Ich hab‘ gehört, du wärst tot.“
Im Jahr 1997 steht die USA unmittelbar vor einem Atomkrieg mit Russland und China. Die Kriminalitätsrate in Amerika stieg in den letzten Jahren um 400 Prozent. Manhattan ist nun mehr kein schillernde Stadtteil einer Mega-Metropole mehr, sondern ein durch eine unüberwindbare Mauer abgeschottetes Gefängnis. Wer einmal dort landet kommt nie wieder heraus, dafür sorgen bewaffenene Wachposten um die ganze Insel. Ausgerechnet über dieser Zone des Verfalls und der Anarchie stürzt der US-Präsident (Donald Pleasence) mit seinem Flugzeug ab. Sogleich wird er von den Schergen des Duke (Isaac Hayes), dem obersten Gangsterboss Manhattans, gefangen genommen. Von der Kommandozentrale an der Freiheitsstatue aus koordiniert Police Comissioner Bob Hauk (Lee Van Cleef) eine fast aussichtslose Mission: der ohnehin zu lebenslanger Haft verurteilte Ex-Elitesoldat Snake Plissken (Kurt Russell) soll den Präsidenten finden und von der Gefängnisinsel retten. In Manhattan trifft Snake auf den Taxifahrer Cabbie (Ernest Borgnine) sowie seinen alten Bekannten Brain (Harry Dean Stanton) und dessen Geliebte Maggie (Adrienne Barbeau). Brain arbeitet eigentlich für den Duke, doch erklärt er sich bereits, Snake zu helfen. Die Zeit drängt, denn Snake hat nur 22 Stunden Zeit, bevor der Präsident auf einem wichtigen NATO-Gipfel sprechen soll. Außerdem tickt in Snakes Körper eine Bombe…
Mit Halloween – Die Nacht des Grauens (1978) rief Filmemacher und Musiker John Carpenter (geboren 1948) das Genre des Slasherfilms ins Leben. Die Horror-Reihe um den Serienkiller Michael Myers erhielt unzählige, zum Teil ohne maßgebliche Beteiligung Carpenters entstandene Fortsetzungen und Remakes. Doch auch im Bereich Science-Fiction konnte Carpenter mit Die Klapperschlange (1981) einen Hit landen. Nachdem ich Ende der 1990er oder Anfang der 2000er die dazugehörige Fortsetzung Flucht aus L.A. (1996) gesehen hatte, stand kürzlich das Original aus meinem Geburtsjahr erstmals auf dem Programm.
Das echte New York in ein desolates Moloch zu verwandeln, dafür reichte das Budget von sechs Millionen US-Dollar bei weitem nicht. Doch glücklicherweise gab es in East St. Louis (US-Bundesstaat Illinois), das sich gegenüber von St. Louis in Missouri befindet, einige verfallene Gegenden und so drehte man dort, von August bis November 1980, überwiegend bei Nacht, was perfekt die Dunkelheit der Zukunftsvision unterstreicht. Es vergeht mehr als der halbe Film bis man zum ersten Mal Tageslicht zu Gesicht bekommt. Insgesamt präsentiert sich Excape from New York (so der passendere Originaltitel) als geradliniger, nichts beschönigender Endzeitactioner, in welchem die Actionszenen zu keiner Zeit wirklich unterhaltend sind, sondern kurz und hart über die Bühne gehen. Für den von Kurt Russell (drehte mit Carpenter auch den Fernsehfilm Elvis – The King [1979] und das Horrorfilm-Remake Das Ding aus einer anderen Welt [1982]) gespielten, übel gelaunten Antihelden mit Augenklappe und namenstiftenden Bauchtattoo wird sein Aufenthalt schnell zum Kampf ums Überleben. Vor allem als Snake von einer Horde hungernder „Crazies“ verfolgt wird und diese teilweise aus dem Boden wie Raubtiere hervorspringen.
Als gelungenen Running Gag trifft der Protagonist in Manhattan entweder auf alte Bekannte oder auf irgendwelche Leute, die wegen seiner Vergangenheit als Elitesoldat schon von ihm gehört hatten, und bis dato dachten, dass er tot sei. Ohne groß zu spoilern ist Snake am Ende einer der wenigen, welche nicht das Zeitliche segnen. An der Seite des damals vor allem für unzählige Disney-Komödien bekannten Hauptdarstellers agierte eine recht illustre Besetzung. Den Bösewicht Duke spielte der auch als Musiker bekannte Isaac Hayes (Filmmusik zu Shaft). Snakes alten Bekannten Brain verkörperte der damals schon unverwüstliche Harry Dean Stanton (Alien, The Green Mile). Als dessen Partnerin Maggie war John Carpenters damalige Ehefrau Adrienne Barbeau (The Fog – Nebel des Grauens) zu sehen. Den gutgelaunten Taxifahrer Cabbie gab Ernest Borgnine (Marty, Das dreckige Dutzend). Donald Pleasence (James Bond: Man lebt nur zweimal, Halloween) als US-Präsident und Westernlegende Lee Van Cleef (Zwei glorreiche Halunken, Für ein paar Dollar mehr) als unnachgiebiger Polizeichef Bob Hauk komplettierten den Cast. Carpenters Dystopie mag aus heutiger Sicht inszenatorisch ein wenig angestaubt wirken, bleibt sich jedoch über die gesamt Laufzeit in ihrer kompromisslosen und rauen Art treu.
Die Klapperschlange von John Carpenter ist auf DVD und BluRay erhältlich sowie als Stream bei diversen Anbietern.
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Die Klapperschlange (Escape from New York)
Actionfilm USA 1981. FSK 16. 95 Minuten.
Mit: Kurt Russell, Lee Van Cleef, Ernest Borgnine, Harry Dean Stanton, Adrienne Barbeau, Isaac Hayes, Donald Pleasence u.a. Drehbuch: John Carpenter und Nick Castle. Regie: John Carpenter.
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Credits
Bilder (c) Constantin Film/Studiocanal.
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