Sex, Mord und Puppen. Mit diesen drei Schlagworten lässt sich The Happytime Murders von Brian Henson ganz einfach beschreiben. Doch steckt mehr hinter der reißerischen Aufmachung?
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Falsches Spiel mit Phil Phillips
In einer Welt, in welcher Puppen neben Menschen existieren, von diesen aber als Bürger zweiter Klasse behandelt werden. Einst war Phil Phillips (Bill Barretta) der erste Puppen-Polizist, doch nach einem folgenschweren Einsatz wurde er aus dem Dienst entlassen. Seitdem verdingt er sich als Privatdetektiv und wird dabei von seiner menschlichen Sekretärin Bubbles (Maya Rudolph) unterstützt. Eines Tages wird der Schnüffler von der attraktiven Puppe Sandra White (Dorien Davies) engagiert, die angibt, mit kompromittierenden Fotos erpresst zu werden. Die Spur führt Phil in einen lokalen Pornoshop, wo kurze Zeit später ein Unbekannter fast alle Anwesenden erschießt, darunter auch Mr. Bumblypants (Kevin Clash), einen der Stars der beliebten Puppenserie Happytime. Als kurze Zeit später weitere Darsteller der Show ermordet werden, beauftragt Lieutenant Banning (Leslie David Baker) von der örtlichen Polizei Phil und seine frühere Partnerin Connie Edwards (Melissa McCarty) mit dem Fall. Doch schon bald gerät der Puppen-Privatdetektiv selbst unter Verdacht…
Aus der Reihe „Filme, die ich eigentlich damals im Kino sehen sollte, bei denen es aber nicht geklappt hat, und die ich Jahre später zuhause nachhole“ erleben wir heute The Happytime Murders, die Puppentrick-Krimi-Comedy für Erwachsene (!) von Brian Henson, dem Sohn des Muppet Show– und Seamstraße-Erfinders Jim Henson. Bereits vor Kinostart (August 2018 in den USA und Oktober 2018 in Deutschland) sorgte der derbe Film mit der Tagline „No Sesame, All Street“ für Schlagzeilen. Die aktuellen Eigentümer der lehrreichen Kindersendung wollten Henson Junior und Co deswegen sogar verklagen. Doch der zuständige Richter wies die Klage ab und so konnte das Marketing wie geplant weitergehen. Der kleine Hype um „Happytime“ verflog aber schnell. Die Kritiken waren überwiegend mäßig und auch bei einem Budget von 40 bis 47 Millionen US-Dollar konnte der Film weltweit nur 27,5 Millionen einnehmen. Insgesamt bleibt The Happytime Murders weit hinter seinen Möglichkeiten, aber ein kompletter Reinfall ist er nicht.
Brian Henson und sein Team (so zumindest sieht es für mich aus) hätten gerne die Stoffpuppen-Variante der gnadenlosen US-Patriotismus-Puppentrick-Satire Team America (2004) geliefert, nur eben als Krimikomödie mit Film-Noir- und Hardboiled-Anleihen. Das funktioniert allerdings nur bedingt. Denn dazu fehlt es dem Ganzen an einer einigermaßen auserzählten Geschichte. Die Handlung hängt sich zu sehr an den meist recht plumpen, wenngleich teils witzigen Gags auf. Dabei wird massiv an der Sex- und Gewaltspirate gedreht und die Story zu sehr vergessen. Wem die meist nicht ganz richtigerweise als Kinderserie wahrgenommene Muppet Show zu brav war und schon immer mal das Gesamtpaket Sex, Drogen, Mord und Stoff-Puppen erleben wollte, ist hier richtig. Nach seinen bisherigen überaus familientauglichen Kino-Regie-Arbeiten Die Muppets Weihnachtsgeschichte (1993) und Muppet – Die Schatzinsel (1996) konnte sich Brian Henson hier mal so richtig austoben. Melissa McCarthy, die sich als großer Name auf dem Poster gut macht, spielt hier im Grunde ihre Standard-Rolle, die keineswegs auf den Mund gefallene Wuchtbrumme. Mit der Zeit entwickelt sich zwischen ihr und dem von Puppenspieler-Tausendsassa Bill Barretta verkörperten Protagonisten eine gelungene Dynamik. Wo Henson drausteht ist auch die notwendige Qualität bei den Performances der „Stoffies“ drin. Die sind hier übrigens nicht süchtig nach harten Drogen, sondern nach dem für sie überaus berauschenden Zucker.
The Happytime Murders ist auf DVD und BluRay erhältlich, Teil des Angebots von Netflix und Amazon Prime sowie auch als kostenpflichtiger Stream bei weiteren Anbietern verfügbar.
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The Happytime Murders
Krimikomödie/Puppentrick USA 2018. FSK 16. 91 Minuten.
Mit: Bill Barretta, Melissa McCarthy, Maya Rudolph, Leslie David Baker, Joel McHale, Dorien Davies, Elizabeth Banks u.a. Drehbuch: Todd Berger. Regie: Brian Henson.
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Credits
Bilder (c) Tobis.
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