Frisch aus der SchleFaZ-Mottenkiste (und Roger Cormans argentinischem Achtziger-Ramschladen) kommt Der Krieger und die Hexe, billiger Fantasymurks mit David „Kung Fu“ Carradine in der Hauptrolle.
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Die Echse, der Krötenmensch und das Tentakelmonster
Auf dem Wüstenplaneten Ura. Im Dorf Yamatar kämpfen seit Jahren zwei grausame Kriegsherren, Zeg (Luke Askew) und Bal Caz (Guillermo Marin), um die Vorherrschaft über den einzigen Brunnen. Das einfache Volk hat unter den beiden Tyrannen und ihren Schergen sehr zu leiden. Schließlich taucht ein namenloser, dunkler Krieger (David Carradine) auf, der früher zwar einem heiligen Orden angehörte, mittlerweile aber nur noch für Geld kämpft. Der alte Prälat Bludge (Harry Townes) klärt den Krieger über die Verhältnisse in Yamatar auf. Fortan beginnt der Krieger die beiden Parteien gegeneinander auszuspielen und versucht die Zauberin Naja (Maria Socas) zu befreien…
In den 1980ern produzierte B-Movie-Legende Roger Corman (mittlerweile stolze 95 Jahre alt) zehn Filme in Argentinien, angefangen mit dem Barbarenfilm Deathstalker – Der Todesjäger (1983). Ein Jahr später (und wiederum ein Jahr vor der Vollkatastrophe namens Wizards of the Lost Kingdom) erschien Der Krieger und die Hexe von Regisseur John C. Broderick. In dem Fantasy-Remake von Akira Kurosawas Samurai-Epos Yojimbo – Der Leibwächter (1961) und Sergio Leones Italowestern-Version Für eine Handvoll Dollar (1964) trifft ein von David Carradine (Kung Fu, Kill Bill) gespielter Krieger in einem vom Konflikt zweier Warlords gebeuteltem Wüstendorf ein und versucht die Streithähne zu überlisten. Außerdem gibt es da noch eine magiekundige Frau zu retten. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich bisher weder die genannten Vorbilder von Kurosawa und Leone gesehen habe. Aber ob das bei der Sichtung von Der Krieger und die Hexe ein Nachteil sein kann, wage ich zu bezweifeln. Denn egal wie viel Co-Autor und Regisseur John C. Broderick (1942-2001), der ansonsten nur vier weitere Regiearbeiten in seiner Vita stehen hat und ansonsten als Schauspieler, Produzent sowie Production-Manager tätig war, abgekupfert, die „Story“ des vorliegenden Films erscheint mir kaum existent. Keine Ahnung warum, aber das Machwerk hat sich seit einem Erscheinen vor 37 Jahren einen (für mich unerklärlichen) Kultstatus erworben. Trotz der gewohnt bissigen Kommentierung von Oliver „Olli“ Kalkofe und Peter „Päter“ Rütten in ihrer Schundfilm-Reihe SchleFaZ am 3. Dezember 2021 langweilte ich mich schnell.
Auf dem Papier gibt es hier einige interessante Elemente, wie die Grundkonstellation und das karge, lebensfeindliche Wüstensetting. Dazu tummeln sich hier auch Krötenmenschen, wie der böse Sklavenhändler Burgo (Armando Capo), und eine intelligente Echse, die zwar nur Fauch- und Zischlaute von sich gibt, dem bösen Tyrannen Bal Caz (eine Mischung aus Jabba the Hutt und Baron Harkonnen für Arme) aber als kompetentem Berater dient. Die titelgebende (nur barbusig auftretende) Hexe wird wiederum von dem anderen Kriegsherrn Zeg gefangen gehalten, weil sie ihm ein magisches Schwert schmieden lassen soll. Das klingt auf den ersten Blick alles halbwegs spannend, wird aber auf denkbar leb- und zusammenhanglose Art runtergekurbelt. Leading Man David Carradine, der sich vor den Dreharbeiten bei einem Streit mit seiner damaligen Freundin die rechte Hand brach und daher seine Kampfszenen ganz ordentlich mit links absolviert, war nicht mehr ganz jung (47) und brauchte wohl das bisschen Geld, denn seine zweite große Fernsehrolle als böser Justin LaMotte in Fackeln im Sturm, einer Miniserie über den amerikanischen Sezessionkrieg, sollte erst ein Jahr später folgen. Und so stolpert er über weite Strecken recht lustlos durch die Styropor-Kulissen. Während andere Akteure sich etwas grimmassierfreudiger zeigen verzieht der schweigsame Held selten eine Miene. Das passt aber zum fast völligen Fehlen von für einen funktionierenden Film unerlässlichen Zutaten wie Dramaturgie und Spannung. Selbst das Auftauchen eines Tentakelmonsters (!) sorgt bestenfalls für kurzzeitiges Kopfschütteln. Keiner der Beteiligten hatte hier scheinbar auf irgendetwas Bock und das merkt man dem fertigen Endprodukt total an. Bezeichnend, dass Oli und Päter bei ihrer Präsentation schon nach der ersten Kostümrunde die Lust am Verkleiden vergangen ist. Selbst unfreiwillige Komik hält sich hier fast komplett in Grenzen. Bal Cazs Echsenfreund hat sich irgendwann freiwillig aus dem Film verabschiedet. Wer will es ihm verübeln? Der Krieger und die Hexe war dennoch „gut genug“ um in Ein Königreich vor unserer Zeit 2 (1989), der Fortsetzung zum bereits erwähnten Wizards of the Lost Kingdom, teilweise recycelt zu werden.
Der Krieger und die Hexe ist aktuell nach der TV-Ausstrahlung am 3. Dezember 2021 in der SchleFaZ-Fassung in der Tele 5-Mediathek sowie als Stream bei weiteren Anbietern abrufbar und außerdem auf DVD erhältlich.
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Der Krieger und die Hexe (The Warrior and the Sorceress)
Fantasyfilm Argentinien, USA 1984. FSK 18. 78 Minuten.
Mit: David Carradine, Maria Socas, Luke Askew, Anthony De Longis, Harry Townes, Guillermo Marin, Armando Capo u.a. „Drehbuch“ und Regie: John C. Broderick.
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Credits
Bilder (c) M-Square Classics.
Ich glaube, den habe ich damals auch geschaut 😆
Und, fällt dein Urteil auch so verheerend aus? 😉
Heute würde ich mir das nicht mehr antun 😆
Für mich war es ja auch die erste und (!) letzte Sichtung. 😉
Glaub ich dir 🙂
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