Star Trek: Lower Decks – Staffel 1

Der Weltraum. Unendliche Weiten. Dies sind die (gezeichneten) Abenteuer des Raumschiffes Cerritos. Die Besatzung des Föderationsschiffes bekommt meist die ehrenvolle Aufgabe des zweiten Kontakts und anderer weniger ruhmreicher Mission, in der animierten Serie Star Trek: Lower Decks.


Helden aus der zweiten Reihe

Unter dem Kommando von Captain Carol Freeman (Sprecherin: Dawnn Lewis) und ihren Führungsoffizieren Commander Ransom (Jerry O’Connell), Sicherheitschef Shaxs (Fred Tatasciore) sowie Chefärztin Dr. T’Ana (Gillian Vigman) absolviert die Crew der USS Cerritos meist wenig ruhmreiche, aber doch wichtige und schwierige Missionen der Sternenflotte. Nicht selten stehen dabei weniger die hochrangigen Crewmitglieder im Vordergrund, sondern vielmehr die jungen Offiziere aus den „unteren Decks“, wie etwa die Schwierigkeiten suchende Beckett Mariner (Tawny Newsome), der ambitioniert-ängstliche Brad Boimler (Jack Quaid) sowie die beiden Wissenschaftsnerds D’Vana Tendi (Noël Wells) und Sam Rutherford (Eugene Cordero), welcher mit einem kybernetischen Implantat ausgestattet wurde. Werden die vier Ensigns an ihren Aufgaben wachsen?

Seitdem der ansonsten für Blockbuster-Trash wie Transformers zuständige Alex Kurtzman die kreative Führung in der Fernsehsparte des von Gene Roddenberry (1921-1991) ins Leben gerufenen Star Trek-Universums übernommen hat erlebt das Franchise eine Renaissance mit mehreren, gleichzeitig laufenden SProjekten. Es begann 2017 mit Star Trek: Discovery, jener im ganz für sich stehenden Mary-Sue-Burnham-ist-größer-als-Gott-Fanfiction-Universum angesiedelten Show, welche erst kurz vor den Abenteuern von Kirk & Co spielte, nur um mit Staffel 3 so weit in die Zukunft vorzudringen wie es noch nie eine Trek-Serie zuvor getan hatte. Parallel erschien die Kurzfilm-Anthologiereihe Short Treks (von welcher die zweite Staffel immer noch darauf wartet, in Deutschland veröffentlicht zu werden). 2020 begab sich dann der beliebteste Captain der Sternenflotte, Jean-Luc Picard (Patrick Stewart) im hohen Alter auf neue Abenteuer, in Star Trek: Picard, deren zweite Season im Februar 2022 veröffentlicht werden soll. Weitere Shows sind in der Mache oder stehen kurz vor ihrer Veröffentlichung. Die Animationsserie Star Trek: Prodigy richtet sich an die ganz jungen Zuschauer und bietet unter anderem Kate Mulgrew als Captain Janeway aus Raumschiff Voyager im Voicecast auf. Star Trek: Strange New Worlds hingegen dreht sich um die Missionen der Enterprise unter dem Kommando von Captain Pike (Anson Mount) an der Seite von Spock (Ethan Peck) und Number One (Rebecca Romijn), wobei diese drei Figuren im Burnhamverse neu aufgelegt wurden. Doch vorher gab es da noch die ebenfalls animierte Show Lower Decks von Mike McMahan (bekannt für Solar Opposites), welche mittlerweile sogar in der zweiten Runde läuft. Eine dritte Staffel befindet sich bereits in Produktion. Nach Star Trek: The Animated Series (1973-74, deutscher Titel Die Enterprise) ist Lower Decks erste die zweite Zeichentrickserie aus dem Franchise.

In fast allen Episoden sämtlicher Star Trek-Serien standen meist die führenden Offiziere im Zentrum der Handlung. Die 15. Folge der siebten Staffel von The Next Generation, Lower Decks (deutscher Titel: Beförderungen; 1994), widmete sich allerdings einer Gruppe von Crewmitgliedern am Anfang ihrer Karriere. In die gleiche Kerbe schlagen McMahan und sein Autorenteam mit der neuen Trickserie. Die Führungsoffiziere spielen zwar eine gewichtige Rolle, aber im Fokus der Geschichten stehen vier junge Sternenflottenabsolventen, welche noch eher wenig Erfahrung haben und ihren Platz an Bord eines Föderationsraumschiffes suchen. Mit einer von vorneherein auf Comedy getrimmten Serie betritt Lower Decks auf jeden Fall Neuland. Hinsichtlich Dialoge und Gags legt die Zeichentrickserie ein sehr, bisweilen ein wenig zu hohes Tempo vor. Insgesamt macht das die ganze Angelegenheit zwae teilweise anstrengend, aber auch angenehm kurzweilig. Was die Dynamik unter den vier Hauptfiguren angeht so fühlte ich mich sehr an She-Ra und die Rebellenprinzessinnen (2018-2020) erinnert, obgleich sich Lower Decks an ein eher erwachsenes Publikum richtet.

Die Cerritos fliegt sicherlich sehr im Fahrwasser der wesentlich prominenteren USS Enterprise D unter dem Kommando von Captain Picard, was man auch daran sieht, dass im selbstironischen Vorspann die gleiche Schriftart wie bei TNG Verwendung findet. Eine durchgehend humoristische Annäherung an Star Trek ist auch nach über 50 Jahren noch irgendwie neu. Dabei orientiert sich die Show von McMahan sehr an The Orville, jener Comedyserie von Autor/Hauptdarsteller Seth MacFarlane, die eigentlich in einem eigenen Universum spielt, sich aber deutlich als Parodie des bekannten Sternenflotten-Perfektionismus versteht. Die jungen Offiziere sind noch eher unerfahren, aber selbst die erfahrenen Mitglieder der Führungscrew agieren mitunter genauso trottelig oder in purer Selbstüberschätzung. Commander Ransom, der erste Offizier, fungiert freilich als überzeichnete Karikatur von Commander William Riker oder (wenn man so will) auch eines jüngeren Captain Kirks. Mit Antiheldin Beckett Mariner, die ein heikles Geheimnis mit sich herumträgt, haben wir hier sogar eine einigermaßen komplexe Figur. Sie besitzt einerseits das Potenzial, um mehr als ein einfacher Ensign (früher übersetzt mit Fähnrich) zu sein, andererseits torpediert die junge Frau ihre eigenen beruflichen Chancen durch inaktzeptables Verhalten. Im Grunde eine besser ausgearbeitete und weniger egomane Michael Burnham. Beide haben jedenfalls gemeinsam, dass sie mit vielen „Stars“ der Föderation auf Du und Du ist. In den zehn turbulenten und im Verlauf etwas dramatischeren Abenteuern der ersten Season gibt es natürlich diverse Referenzen und Zitate. Gleich die katzenartige Schiffsärztin Dr. T’Ana bildet einen direkten Bezug zur Animated Series aus den 1970ern, in welcher diese Rasse bisher einzig und allein aufgetreten war. Außerdem lassen es sich auch drei bekannte Darsteller aus der Next Generation nicht nehmen, Gastauftritt zu absolvieren. Wobei an dieser Stelle nicht verraten wird, um welche „Special Guests“ es sich genau handelt. Lower Decks funktioniert als Raumschiff-Comedy für Trekkies, die bei ihrem über alles geliebten Franchise auch Sinn für Humor haben.

Die komplette erste Staffel von Star Trek: Lower Decks ist seit dem 22. Januar 2021 bei Amazon Prime abrufbar. Am 18. November 2021 wird die Veröffentlichung auf DVD und BluRay erfolgen. Am 7. August 2021 begann die wöchentliche Ausstrahlung der zweiten Staffel bei Amazon.

Star Trek: Lower Decks – Staffel 1 (Star Trek: Lower Decks – Season 1)
Science-Fiction/Comedy/Animationsserie USA 2020. FSK 16. 10 Folgen. Gesamtlänge: ca. 250 Minuten.
Originalsprecher: Tawny Newsome (Beckett Mariner), Jack Quaid (Brad Boimler), Noël Wells (D’Vana Tendi), Eugene Cordero (Sam Rutherford), Dawnn Lewis (Captain Carol Freeman), Jerry O’Connell (Commander Jack Ransom), Fred Tatasciore (Lieutenant Shaxs), Gillian Vigman (Dr. T’Ana) u.a. Nach Gene Roddenberry. Idee: Mike McMahan. Regie: Barry J. Kelly, Kim Arndt, Bob Suarez.


Credits
Bilder (c) Amazon Prime/Paramount.

 

 

 

5 Responses to Star Trek: Lower Decks – Staffel 1

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