Nazis am Broadway? Nazis auf dem Mond? Das gab es alles schon. Warum nicht auch in Afrika? Diese Lücke schließen die beiden Regisseure Sebastian Stein und Samuel „Ninjaman“ Nkansah mit ihrem Nazi-Martial-Arts-Reißer African Kung-Fu Nazis.
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Blaxploitation mal anders
Adolf Hitler (Sebastian Stein), Führer des Deutschen Reiches, und sein Verbündeter Hideki Tojo (Yoshito Akimoto), früherer Premierminister Japans, sind nicht wie allgemein behauptet tot, sondern quicklebendig. Gemeinsam flohen sie nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in einem U-Boot nach Ghana. Dank intensivem Training und arischer Superkräfte konnten die beiden ihren Alterungsprozess minimieren. Mit ihrer gehirngewachsenen Truppe von sogenannten Ghan-Ariern planen Hitler und Tojo von Westafrika aus die Welt zu erobern. Gefürchtet sind die Ghan-Arier vor allem wegen ihrer überlegenen Kampfkunst. Der junge Addae (Elysha Okyere) möchte bei einem großen Turnier gegen andere Kämpfer antreten, wird jedoch von seinem Lehrmeister nicht ausgewählt. Aber dann attackieren die Ghan-Arier die Kampfsportschule, töten den Meister und entführen darüber hinaus auch noch Addaes Freundin Eva (Nkechi Chinedu). Der schwerverletzte Addae schwört Rache und will mit seinem Freund Akante (Walker Bentil Boateng) am Turnier der Ghan-Arier teilnehmen. Doch bis dahin muss er seine Kampfkünste noch verbessern…
Er ist schon wieder da! Der „Föhrer“ hat sich heimlich nach Ghana davongestohlen wo er mit seiner Armee unbesiegbarer Ghan-Arier einen weiteren Versuch unternimmt, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Einen kampfsporterprobten Hitler gab es schon als Gegenspieler in David Sandbergs 80s-Action-Trash-Kurzfilm Kung Fury (2015). Von daher ist die Idee nicht ganz neu. Das Setting in Ghana allerdings schon. Gedreht wurde die Ultra-Low-Budget-Produktion für etwa 20 000 Dollar in Kumasi. Bis auf Co-Regisseur und Hitler-Darsteller Sebastian Stein, der aus Oberbayern stammt und seit 16 Jahren in Japan lebt, sowie seinem japanischen Mitstreiter Yoshito Akimoto (als Tojo) setzt sich das Filmteam ausschließlich aus Einhemischen wie Samuel „Ninjaman“ Nkansah als zweitem Regisseur zusammen. Gecastet wurden neben lokalen Laienschauspielerin vor allem Akteure mit Kampfsport-Hintergrund. Das macht sich beim fertigen Endprodukt auch bezahlt. Denn die diversen Prügel-Szenen bilden den Höhepunkt des ganzen Films, weil sie gut choreographiert und schnörkellos gefilmt wurden. Außerdem verarbeiten Stein und Ninjaman auf augenzwinkernde Weise bekannte Elemente des Martial-Arts-Kino. So taucht plötzlich ein merkwürdiger Typ mit blondgefärbten Haaren und entblößter Wampe auf, der sich als Drunken Master entpuppt.
African Kung-Fu Nazis ist natürlich totaler Trash und will auch gar nicht ernst genommen. Die gehirngewaschenen Ghan-Arier erkennt man an ihrer weißen Schminke (quasi das Gegenteil von Blackfacing), die im Verlauf des Films aufgrund der äußeren Bedingungen schonmal verschmiert sein kann. Die Freundin des Helden wird als „Eva Braun-Gebrannt“ Hitlers Gespielin. Wunderbar passt da auch die spaßige deutsche Synchronisation (Addae und Akante heißen darin Horst und Manfred), welche die Figuren in unterschiedlichen Dialekten wie Bayerisch oder Schwäbisch labern lässt. Aus meiner Sicht hat die deutsch-ghanaisch-japanische Ko-Prouktion aber das gleiche Hauptproblem wie die ungleich teurere Nazis-auf-dem-Mond-Klamotte Iron Sky (2012). Eine krude Prämisse und ein paar Witzchen reichen leider nicht für einen abendfüllenden Spielfilm. Und irgendwie ist mir die ganze Geschichte zu lieblos heruntergespult. Kein totaler Reinfall, aber als Kurzfilm hätte der splattrige Martial-Artsploitation-Reißer vermutlich besser funktioniert. Oder als Videospiel.
African Kung-Fu Nazis ist am 6. November 2020 auf DVD und BluRay erschienen sowie bei ein paar Streaminganbietern erhältlich.
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African Kung-Fu Nazis
Actionfilm Deutschland, Ghana, Japan 2019. FSK 18. 84 Minuten. Mit: Elysha Okyere, Sebastian Stein, Yoshito Akimoto, Nkechi Chinedu, Walker Bentil Boateng, Marsuel Hoppe u.a. Regie: Sebastian Stein und Samuel „Ninjaman“ Nkansah.
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Credits
Bilder (c) Busch Media.
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Man muss Trash schon sehr lieben um den Film zu mögen. Aber schön, dass du dich dran getraust hast.
Der Film stand schon eine Zeit auf meiner Liste. Ich bin für solche kruden Prämissen auch durchaus zu haben. Zuerst habe ich die Originalfassung gesehen und hätte dann nur 3 Punkte gegeben. Die deutsche Synchro war wirklich spaßig, vor allem der „freindliche Jägermeister“ 😉
Ich fand die Synchro fast schon zu drüber, aber immerhin konsequent durchgezogen.
Man hat in der Originalfassung leider gemerkt, dass sich a) die Schauspieler teils mit dem Englisch schwer getan haben und b) dann doch ein paar Laien dabei waren. Aber dennoch ist der Film kein totaler Reinfall.
Den Eindruck hatte ich bei der OV auch.
[…] Punkte African Kung-Fu Nazis […]
[…] war meine Erwartungshaltung nicht unbedingt sehr groß. Denn Filme wie Iron Sky (2012) und African Kung-Fu Nazis (2020) haben gewiesen, dass eine krude-alberne Prämisse mit ein paar Scherzen alleine nicht […]