Was wäre wenn der Tod nicht das Ende des Lebens, sondern nur den Übergang in eine andere „Daseinsform“ bedeuten würde? Die Scifi-Comedy Upload erforscht diese Prämisse in einer nicht ganz so fernen Zukunft.
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Second (After-)Life
2033. Gemeinsam mit seinem besten Freund Jamie (Jordan Johnson-Hinds) möchte Programmierer Nathan (Robbie Amell) eine neue Software an interessierte Unternehmen verkaufen. Doch da baut Nathans selbstfahrendes Auto einen Unfall und er wird schwer verletzt. In Erwartung seines baldigen Todes lässt sich Nathan von seiner oberflächlich-nervigen Freundin Ingrid (Allegra Edwards) überreden, seinen Geist in die digitale Welt hochzuladen, um so sein Weiterleben zu sichern. Im virtuellen Lake View, einer gigantischen Hotelanlagen mit riesigen Grünanlagen, angekommen muss Nathan bald feststellen, dass sich das Leben nach dem physischen Tod nicht wirklich paradiesisch abspielt. Dort trifft der junge Neuankömmling auf den ebenfalls upgeloadeten Ex-Soldaten Luke (Kevin Bigley), der ein paar Tricks kennt. Mit seiner „realen“ Kundenservice-Beauftragten Nora (Andy Allo) entwickelt Nathan schnell eine freundschaftliche Beziehung. Nora stößt in Nathans Dateien auf Ungereimtheiten…
Mit der herausragenden britischen Miniserie Years and Years und der vorliegenden amerikanischen Produktion sichtete ich innerhalb weniger Wochen gleich zwei Serien, welche sich mit dem Hochladen des menschlichen Geistes in einen Computer befassen. Bei ersterer Serie fungierte dieses Thema allerdings nur als eines von vielen, während es in Upload die zentrale Rolle spielt. Protagonist Nathan hatte eigentlich noch fast sein ganzes Leben vor sich, findet sich aber nach einen verheerenden Autounfall im digitalen Leben nach dem Tod wieder und kann dank modernster Technik sogar seiner eigenen „Begräbnisfeier“ beiwohnen. Schöpfer Greg Daniels, bekannt für die US-Adaption von The Office und Parks and Recreation, der dieses Jahr mit Space Force eine weitere Comedyserie beim anderen großen Streaminganbieter namens Netflix am Start hat, und seine Co-Autoren haben aber keine futuristische Utopie kreiert, in welcher sich jeder das süße „Second Life“ leisten kann. Nur besonders wohlhabende Kunden kommen in den Genuss der Luxus-Hotel-Version, die nicht so reichen Nutzer landen im spartanischen grauen Digital-Keller. Nathan selbst könnte sich das teure Nachleben eigentlich nicht leisten, doch seine Freundin stammt aus einer Familie, die in Geld schwimmt, und zahlt für ihn. Diese Konstellation sorgt natürlich für Zündstoff in ihrer Beziehung, einfach weil sich Nathan von Ingrid immer wieder wie ein Spielzeug kontrolliert fühlt. Was er an der narzisstischen, immer perfekt gestylten und über die Maßen oberflächlichen Frau findet hat sich mir (und sicherlich vielen weiteren Zuschauern) nicht erschlossen. Da passt es konsequent ins Bild, dass der upgeloadete Freund für die hippe Modepuppe ein veritables Statussymbol darstellt.
Abgesehen vom virtuellen Jenseits gestaltet sich die hier gezeigte Zukunft aber gar nicht einmal so futuristisch, sondern denkt unsere heutige Welt mit Smartphones bzw. -watches, unzähligen Apps, digitalen Assistenten usw. logisch weiter. Die sehr farbenfrohe Welt von Lake View hat mich sehr an Pushing Daisies erinnert. Vom Format her (die erste Folge geht 46 Minuten, die weiteren um die 30) und aufgrund der hohen Anzahl an Hochglanzgesichern im von Robbie Amell (Akte X – Staffel 10, Code 8) angeführten Cast fühlte sich die Serie eher wie eine Networkserie an und weniger wie eine Produktion eines Streaminganbieters an. Mit William B. Davis (der berüchtigte Raucher aus Akte X) und Barclay Hope (PSI Factor, Riverdale) sind zwei erfahrene kanadische Serienstars in Gastrollen vertreten.
Die zehn Episoden gestalten sich kurzweilig und unterhaltsam, doch krankt die ganze Sache etwas daran, dass man sich hier nicht entscheiden konnte, was man denn eigentlich erzählen will. Eine zarte Romanze zwischen zwei Personen, von denen nur eine aus Fleisch und Blut ist während die andere rein virtuell existiert? Ein Krimi mit Schwerpunkt auf Nathans mysteriöses Ableben? Oder die humoristische Aufarbeitung eines voll durchdigitalisierten haptischen Lebens mit Aussicht auf Fortsetzung als virtuelles Wesen? Upload versucht alle drei Genres in die dafür zu knappe Laufzeit von fünf Stunden zu packen. Das macht die Serie leider zu unentschlossen. Dennoch bin ich gespannt wo die digitale Reise in der bereits bestellten zweiten Staffel hingehen wird.
Die komplette erste Staffel von Upload ist seit dem 1. Mai 2020 im Angebot von Amazon Prime enthalten.
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Upload
Science-Fiction-Comedyserie USA 2020. 10 Folgen (Staffel 1). Gesamtlänge: ca. 300 Minuten. Mit: Robbie Amell, Andy Allo, Allegra Edwards, Zainab Johnson, Kevin Bigley, Owen Daniels, Andrea Rosen u.v.a. Idee: Greg Daniels.
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Credits
Bilder (c) Amazon.
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