Vor fast vier Jahren ging mit Penny Dreadful eine einmalige Horror-Serie überraschend mit der dritten Staffel zu Ende. Schöpfer John Logan hat sich mittlerweile einem Spin-Off zugewandt, das seit dem 8. Juni 2020 auch in Deutschland über Sky verfügbar ist. Hier meine Eindrücke zur ersten Folge von Penny Dreadful: City of Angels.
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Babylon L.A.
Wie bereits in meinem kürzlichen Beitrag zum bevorstehenden Ende der Verfügbarkeit von Penny Dreadful auf Netflix und auch anderweitig angedeutet, war vermutlich das einzig wirkliche Problem mit der von John Logan erfundenen Horror-Serie, dass diese überraschend mit der dritten Staffel aufhörte und das Finale daher überhastet wirkt. Manche Fans (ich nicht) hassen Logan dafür, dass er „PD“ so „lieblos“ beendet hat und sich wenige Jahre später einer Spin-Off-Show widmet, die zwar „Penny Dreadful“ im Titel trägt, aber mit viktorianischer Phantastik inhaltlich wenig bis nichts zu tun hat. Aber warum sollte man City of Angels nicht eine Chance geben?
Los Angeles, 1938. Santiago „Tiago“ Vega (Daniel Zovatto) ist der erste mexikanisch-amerikanische Detective beim Los Angeles Police Department. Gleich am ersten Arbeitstag werden Tiago und sein erfahrener Partner, der jüdischen Cop Lewis Michener (Nathan Lane) zum Schauplatz eines grausamen Ritualmordes gerufen, der allem Anschein nach von einem mexikanisch-stämmigen Täter begangen wurde. Mitten durch das Wohngebiet der mexikanischen Community in Belvedere Hights will Stadtrat Townsend (Michael Gladis) mit aller Macht eine Autobahn bauen und stößt dabei auf Widerstand der Bewohner, angeführt von Tiagos Bruder Raul (Adam Rodriguez). Als die Polizei anrückt, um das Gebiet zu räumen, so dass die Bauarbeiten beginnen können, kommt es zum gewaltsamen Zusammenstoß mit den Bewohnern. Tiago gerät zwischen die Fronten. Der aus Essen stammende Kinderarzt Dr. Peter Craft (Rory Kinnear) ist zwar mit einer Amerikanerin verheiratet und glücklicher Vater zweier Kinder, fühlt sich aber immer noch als Außenseiter und widmet sich daher in seiner Freizeit dem German-American Bund, einer Nazi-Organisation in den USA.
Das klingt jetzt erst einmal nicht nach Horror, Mystery oder irgendeiner Form von Phantastik, sondern eher nach einem Gesellschaftsdrama. Das Setting hat mich frappierend an Babylon Berlin erinnert. Eine Metropole, die von gegensätzlichen und extremen politischen Kräften allmählich auseinandergerissen wird. Nur eben nicht Berlin im Jahr 1929, sondern Los Angeles im Jahre 1938. Sind die Konflikte und Strömungen in der deutschen Prestige-Serie alle von Menschen gemacht, so haben bei City of Angels eindeutig höhere Mächte ihre Finger im Spiel. Gleich in der Eröffnungsszene deutet ein Gespräch zwischen Santa Muerte (Lorena Izzo), einer Art Schutzheilige der Toten in lateinamerikanischer Folklore, und Magda (Natalie Dormer als das personifizierte Böse in Frauengestalt) das kommende Unheil wenig dezent und für meinen Geschmack etwas zu effektheischend an. Tiagos Mutter, gespielt von Adriana Barraza (Babel), glaubt an Santa Muerte und gilt in ihrer Gemeinde als eine Art Hexe. In mehreren Rollen mischt sich Magda unter die Menschen, um den prophezeiten Krieg zu entfachen oder schleicht in ihrer „wahren“ Gestalt wie eine Todesgöttin durch die Reihen der Konfliktparteien, um für den ersten Schuss zu sorgen.
Auch wenn man in der ersten Folge noch nicht alle der wichtigen Figuren zu Gesicht bekommt oder manche noch keine große Rolle spielen, so zeigt sich bereits die prominente Besetzung. In PD glänzte er noch als vom Schicksal gebeutelte Kreatur Frankensteins, in CoA spielt Rory Kinnear den unglücklichen deutschen Kinderarzt, der sein Heil (pun intended) in einer Nazi-Organisation sucht. Seine Ehefrau wird von Piper Perabo (Looper) gespielt. Brent Spiner (Star Trek: The Next Generation) gibt den Polizeichef. Michael Gladis (Mad Men) verkörpert den ambitionierten Stadtrat Townsend, der von einem dubiosen deutschen Architekten (Thomas Kretschmann) ein Angebot erhält.
John Logan und Regisseur Paco Cabezas (der bereits Episoden der Mutterserie inszenierte) machen mit dieser Pilotfolge vieles richtig. Die Ausgangssituation wird etabliert und die wichtigsten Figuren eingeführt. Ob Penny Dreadful: City of Angels aber den ersten Teil seines Namens auch wirklich verdient und gleichzeitig in ausreichendem Maße eine eigene Identität entwickeln kann muss sich in den verbleibenden neun Folgen der ersten Staffel noch zeigen. Wie das viktorianische PD fühlt sich das Spin-Off bisher nicht an.
Die Folgen von Penny Dreadful: City of Angels gibt es montags bei Sky
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Penny Dreadful: City of Angels, 1×01: Santa Muerte
USA 2020. 65 Minuten. Idee & Drehbuch: John Logan. Regie: Paco Cabezas.
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Credits
Bilder (c) Showtime/Sky.
Ah, spannend. Du hast also reingeschaut. Bin gespannt, wie sich die Serie noch entwickelt…
Ich bin in einer Facebookgruppe für Penny-Dreadful-Fans. Von denen verteufelt ein Großteil John Logan für das abrupte Ende der Originalserie und boykottiert daher das Spin-Off. Ich bin da offener. „City of Angels“ ist sicherlich kein vollwertiger Ersatz für „Penny Dreadful“, hat aber durchaus das Potenzial für eine starke Serie. Vielleicht schaffe ich es ja, zu jeder Folge etwas zu schreiben (wie bei der dritten PD-Staffel).
Die DVD-Box von PD ist übrigens angekommen. Der Rewatch startet demnächst. Kannst du dich erinnern ob in der BluRay-Box die einzelnen Discs auch so lieblos zusammengeklatscht wurden (mehrere Discs übereinander im gleichen Ring)?
Puh, da kann ich mich nicht mehr so genau dran erinnern, glaube aber schon, dass es eher so eine billige Verpackung und nix Hochwertiges war.
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