David Lynch gilt als Meister des surrealistischen Films. Im November 2017 veröffentlichte der amerikanische Filmemacher den Kurzfilm What Did Jack Do? in einem Pariser Museum. Seit Januar 2020 kann man sich den kurzen Streifen bei Netflix ansehen.
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Ein Affe, ein Huhn und ein Mord
In einem abgeriegelten Bahnhofsgebäude verhört ein Polizist (David Lynch) einen Verdächtigen in einem Mordfall, nämlich den kleinen Affen Jack (Jack Cruz). Jack gibt sich zu Beginn recht aalglatt, doch dem Polizisten gelingt es mit der Zeit den kleinen Kerl aus der Reserve zu locken…
Auch wenn mir David Lynch schon seit Langem ein Begriff ist, so habe ich von ihm bisher nur Twin Peaks (1990/91), die Orginalserie, den dazugehörigen Film Twin Peaks – Firewalk with me (1992) sowie die 2017er „Rückkehr“ und die gemeinhin als misslungen geltende Verfilmung von Dune – Der Wüstenplanet (1984) gesehen. Twin Peaks hat mich nachhaltig beeindruckt und vor allem hinsichtlich des genialen, absurden Humors sehr überrascht. Zumindest aus humoristischer Gesicht scheint What Did Jack Do? in eine ähnliche Kerbe zu schlagen. Lynch drehte den Kurzfilm bereits 2016, wobei er nicht nur Regie führte und das Drehbuch schrieb, sondern auch Schnitt und Sounddesign sowie die zweite Hauptrolle übernahm. Außerdem war Lynch am Kulissenbau beteiligt. Im November 2017 erfolgte die Weltpremiere im Fondation Cartier pour l’Art Contemporain in Paris, einem Museum für moderne Kunst. Genau zu Lynchs 74. Geburtstag am 20. Januar 2020 erschien das kuriose Filmchen auf Netflix.
Das reduzierte Setting (der ganze Film spielt sich im gleichen Raum ab) und die Schwarzweiß-Bilder verleihen dem 17-Minüter eine stimmungsvolle Film-Noir-Ästhetik. Diese wird durch das im Wechsel von Schuss-Gegenschuss inszenierte Verhör zwar unterstrichen aber durch den Titelhelden gleich wieder karikiert. Denn Jack ist ein kleiner Kapuzineraffe, der dank altmodischer, aber wirkungsvoller Tricktechnik mit einem menschlichem Mund spricht. Im Verlauf der Befragung werden nicht nur Details aus Jacks Leben, sondern auch um seine mögliche Verstrickung in einen Mordfall zu Tage geführt. Dabei werfen sich Affe un Ermittler gegenseitig Dialoge zu, die zum einen aus der Klischeemottenkiste für Kriminalfilme zu stammen scheinen, aber gleichzeitig auch herrlich blumig und schräg daherkommen. Für Fans des Lynchschen Humors sicherlich urkomisch. Da zwischenzeitlich von einer Kellnerin (kleine Rolle für Emily Stofle aka Mrs. Lynch) Kaffee serviert wird und der Polizist eine Zigarette raucht kann man What Did Jack Do? unter Umständen als inoffizieller Nachzügler von Jim Jarmuschs Genussmittel-Episodenfilm Coffee and Cigarettes (2003) sehen. Wenn ich aus meinen bisherigen Lynch-Sichtungen etwas gelernt habe: auf keinen Fall sollte man hier versuchen, alles von vorne bis hinten durch zu interpretieren. Einfach das Gesehene über sich ergehen lassen, egal wie durchgeknallt, albern-absurd, surreal und kurios es wirken mag. Denn dieser kurze Dialog-Krimi hat es wahrlich in sich. Lynch bleibt eben Lynch, auch beim Affentheater.
What Did Jack Do? ist seit dem 20. Januar 2020 bei Netflix abrufbar.
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What Did Jack Do?
Kurzfilm/Krimi USA 2017. 17 Minuten. Mit: Jack Cruz, David Lynch u.a. Drehbuch und Regie: David Lynch.
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Credits
Bilder (c) Netflix.
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