Ein Bundestagsabgeordnete wechselt die Seiten, heuert bei einer großen Lobby-Agentur in Berlin an. Das und noch viel mehr behandelt die ZDF-Miniserie Lobbyistin.
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Lobbyistin
Politdrama Deutschland 2017. 6 Folgen. Gesamtlänge: ca. 183 Minuten.
Mit: Rosalie Thomass, Bernhard Schir, Daniel Aichinger, Picco von Groote, Rick Okon, Thomas Sarbacher, Robert Dölle u.a. Idee & Drehbuch: Sven Nagel und Mika Kallwass. Regie: Sven Nagel.
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Lobbytomie
Eigentlich stand der jungen Bundestagsabgeordneten Eva Blumenthal (Rosalie Thomass) eine große Zukunft bevor. Doch wird sie von ihrem Parteifreund und Ex-Geliebten, dem Wirtschaftsminister Bertram Kaiser (Max Urlacher), mit belastendem Material konfrontiert. Eva soll Bestechungsgelder angenommen haben. Kurzentschlossen legt Eva ihr Mandat nieder und heuert bei der großen Lobbyagentur PPC an, deren Chef Wolfgang Zielert (Bernhard Schir) sie ohnehin schon länger umworben hatte, um heraus zu finden, wer für die Intrige verantwortlich ist. Doch weitere Nachforschungen zwingen die junge Frau immer tiefer in ein Netz aus Korruption und Manipulation…
Eva und der Lobbychef
Während der Sichtung von Lobbyistin musste ich unweigerlich an Die Stadt und die Macht denken, jenen Sechsteiler über eine Kandidatin für das Bürgermeisteramt von Berlin, der im Januar 2016 im Ersten ausgestrahlt wurde. Bei beiden Miniserien stehen Frauen im Mittelpunkt, die sich im politischen Haifischbecken der Bundeshauptstadt versuchen durchzusetzen. Und beide Produktionen haben das gleiche Problem: inhaltliche Überfrachtung, bei Lobbyistin gestaltete sich sogar noch extremer.
Fast schon irrsinnig was alles an Handlung allein in die erste Folge reingequetscht beziehungsweise der Protagonistin in dieser kurzen Zeit angedichtet wird. Eva Blumenthal wird von einer Lobbyagentur angeworben, muss wegen eines Bestechungsvorwurfes ihr Mandat als Bundestagsabgeordnete niederlegen, schmettert den Heiratsantrag ihres Freundes ab, nimmt das Jobangebot an, versucht sich mit anonymem Parkplatz-Sex, kümmert sich um ihren „verhaltensauffälligen“ Bruder, welcher die gemeinsame Drogenvergangenheit weniger gut verkraftet hat, und erpresst ihren früherne Lover, den Wirtschaftsminister, mit einer „falschen“ Doktorarbeit, worauf dieser scheinbar Selbstmord begeht. Holla die Waldfee! In den Episoden danach beruhigt sich die Dramaturgie etwas, reiht aber zum Ende hin eine unwahrscheinliche Wendung an die nächste.
Co-Autor und Regisseur Sven Nagel war bisher unter anderem für Comedy-Formate wie Die Wochenshow, Freitag Nacht News, Switch Reloaded oder die geniale ZDF-Nachrichtensatire Heute Show tätig. Da könnte man meinen die von ihm und Mika Kallwass (Stromberg) verfasste Serie wäre eine Satire über den Berliner Politbetrieb. Die vollgestopfte Handlung und ein paar alberne Wendungen erzeugen aber eher unfreiwillige Komik. Solche doch gravierende Schwächen können auch eine engagierte Hauptdarstellerin, schicke Impressionen der Hauptstadt sowie aktuelle Themen wie die Energiewende oder Regulierungsmaßnahmen gegen die Ernährungsindustrie nicht kompensieren. Ein paar politische Seitenhiebe dagegen verfehlen ihr Ziel nicht. Und immerhin verzichten die Macher auf reißerische Szenen.
Lobbyistin läuft noch bis einschließlich 20. Dezember 2017 immer mittwochs um 21:45 Uhr auf ZDF Neo. In der ZDF-Mediathek kann man sich bereits alle sechs Episoden bis zum 15. Februar 2018 ansehen.
Fazit: Sven Nagel und Mika Kallwass versuchen in sechs halbstündigen Folgen das Thema Lobbyismus spannend aufzubereiten. Die ganze Miniserie wirkt durch die inhaltliche Überfrachtung aber völlig unausgegoren und bisweilen unfreiwillig komisch. 3 von 10 Punkten.
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Eva und der Hinterbänkler
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Bilder (c) ZDF Neo.
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