Die Taschendiebin (Kurzkritik)

Letztes Wochenende war ich nach zwei Jahren endlich wieder einmal im Open Air Kino und sah mir Die Taschendiebin von Park Chan-wook an. Ein falsches Dienstmädchen, ein falscher Adeliger und eine einsame Erbin stehen im Zentrum eines Betrugskomplottes…

Dekadenz und Dialektik

in den 1930er Jahren ist Korea von den Japanern besetzt. Die junge Sook-hee (Kim Tae-ri) wuchs als Waise in einem Haushalt von Kleinkriminellen auf und wurde von Kindesbeinen an zur Taschendiebin geschult. Ein Hochstapler (Ha Jung-woo), der sich als japanischer Graf Fujiwara ausgibt, plant, die reiche, einsame Erbin Izumi Hideko (Kim Min-hee) zu heiraten, um an ihr Vermögen zu gelangen. Getarnt als Dienstmädchen soll Sook-hee ihre junge Herrin Hideko, die mit ihrem Onkel (Cho Jin-woong), einem Büchersammler, in einem riesigen Anwesen lebt, für die Avancen des falschen Grafen empfänglich machen. Doch mit der Zeit kommen sich Taschendiebin und einsame Erbin näher…

Vor allem mit seiner Vengeance-Trilogie (Sympathy for Mr. Vengeance, Oldboy und Lady Vengeance) hat sich der Südkoreaner Park Chan-woo einen Namen gemacht. Auf Basis des Romans Solange du lügst (OT: Fingersmith) von Sarah Waters drehte er zuletzt Die Taschendiebin (internationaler Titel: The Handmaiden), ein opulent ausgestattetes und sinnliches Drama, welches mit auffallender Dialektik die Erwartungshaltung der Zuschauer mehrfach durchbricht. Der Wechsel der Erzählperspektive sorgt für Spannung und Irritation zugleich. Zwar sind die Sexszenen sehr freizügig inszeniert, doch führt die lesbische Liebesgeschichte zur Emanzipation der weiblichen Hauptfiguren. Die Männer im Film interessieren sich für Sex nur als Mittel zum Zweck oder wollen lediglich ihre Altherrenphantasien anhand von Porno- und SM-Literatur befriedigen. Obwohl Die Taschendiebin im Gewand eines Sittengemäldes gekleidet wurde, so funtioniert das Werk eher als abgründige Mischung aus Intrigenspiel und Entwicklungsroman.

Nach dem Kinostart im Januar ist Die Taschendiebin seit 8. Juni 2017 auf BluRay und DVD erhältlich.

Die Taschendiebin (Agassi)
Erotikdrama Südkorea 2016. FSK 16. 144 Minuten.
Mit: Kim Min-hee, Kim Tae-ri, Ha Jung-woo, Cho Jin-woong u.a. Regie: Park Chan-wook. Drehbuch: Chung Seo-kyung und Park Chan-wook. Nach dem Roman Solange du lügst von Sarah Waters.

Bild (c) Koch Media.

5 Responses to Die Taschendiebin (Kurzkritik)

  1. Morgen Luft sagt:

    Der wird bei mir jedes Mal besser. Hab ihn jetzt schon dreimal gesehen, toller Film.

  2. […] Filme Avengers Grimm (Kurzkritiken-Sommer) Die Taschendiebin (Kurzkritiken-Sommer) […]

  3. […] Grimm (2015) – 1/10 Die Taschendiebin (2016) – 8/10 The Loft (2014) – 3/10 Ex Machina (2015) – 8/10 Star Raiders: Die Abenteuer des […]

  4. […] Punkte Die Taschendiebin L’Étoile du jour (43. Internationales Filmwochenende Würzburg) Solange et les vivants (43. […]

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