Mittlerweile macht die überflüssige „Reboot“-Welle auch nicht mehr vor TV-Klassikern halt. Der Megakonzern Disney und US-Network ABC lassen die beliebtesten Puppen des Showbiz wieder über die Flimmerkiste tanzen. Und das überraschenderweise ohne Ermüdungserscheinungen.
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The Muppets.
Puppentrick/Comedy-Serie USA 2015/16. Mit: David Goelz, Eric Jacobson, Bill Barretta, Peter Linz, David Rudman, Matt Vogel, Steve Whitmire, Julianne Buescher u.a. Idee: Bill Prady und Bob Kushnell. Nach Charakteren von Jim Henson.
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It Aint Over Til It’s Over
Trotz ihrer Trennung gehen Kermit der Frosch und Schweinedame Miss Piggy keinesfalls getrennte Wege. Denn Piggy hat beim US-Network ABC eine Latenight-Show und Kermit ist deren Produzent. Dass jemand den Laden zusammenhält ist auch nötig, denn hinter den Kulissen der Show tummeln sich mit Fozzie Bär, Tier, Scooter, Gonzo, dem schwedischen Chefkoch und Ratte Rizzo die üblichen Verdächtigen. Außerdem ist die Gastgeberin für ihre unberechenbaren Launen berüchtigt. Sicherlich auch weil ihr Ex mit der hübschen rothaarigen Denise (ebenfalls eine Schweinin) aus der Marketing-Abteilung des Senders eine neue Freundin gefunden hat. Unterdessen versucht Fozzie Bär bei den Eltern seiner menschlichen Freundin Eindruck zu machen. Mit dem nächsten Gaststar, der Schauspielerin Elizabeth Banks, ist Piggy so gar nicht einverstanden. Könnte es daran liegen, dass vor ein paar Jahren die Probeaufnahmen für eine Rolle in Die Tribute von Panem völlig schiefgelaufen sind?
Kermit und Piggy haben sich getrennt
Die wilden, verrückten, liebenswerten Puppen aus Jim Hensons (1936-1990) kreativer Werkstatt sind zurück. Nach den beiden letzten Kinofilmen – Die Muppets (2011) und Muppets Most Wanted (2014) – nun auch im deutschen Fernsehen. Denn seit dem 3. Dezember 2016 zeigt Pro Sieben (gut ein Jahr nach der US-Premiere) die TV-Neuauflage der kultigen Puppentrickserie (1976-1981) immer samstags gegen 14 Uhr in Doppelfolgen. In den USA wurde The Muppets als Serie nach nur einer Staffel (16 Folgen) im Mai 2016 abgesetzt. Nach den ersten zwei Episoden fragt man sich allerdings etwas verwundert: warum? Denn die neue Puppenshow ist alles andere als ein lauer Aufguss.
Die verantwortlichen Kreativen hinter „Muppets 2015“, Bill Prady (The Big Bang Theory) und Bob Kushnell (Hinterm Mond gleich links, Anger Management), sind wahrlich keine Neulinge in der Sitcom-Welt. Geschickt adaptierten sie das Grundkonzept der Originalserie in die heutige Fernsehwelt. Das aktuelle sehr in Mode geratene Format der Mockumentary, in welchem eine Kameracrew einen fiktiven Dokumentarfilm dreht, bietet sich perfekt an, um bei der geschäftigen und heterogenen Puppentruppe hinter die Kulissen zu blicken. Der zentrale Aufhänger ist nicht wie früher eine Musical-/Variete-Produktion sondern „Up Late with Miss Piggy“, eine spätabendliche Talkshow, in welcher die berühmt-berüchtigte Schweinedame Prominente zu Gast hat. In gewohnter Manier agieren der nicht selten genervt-verzweifelte Kermit (als Produzent und Motivator), der geschäftige Scooter (Assistent und „Mädchen für alles“), Fozzie Bär (meist wenig witziger Anheizer), das Senioren-Duo Statler/Waldorf (lästernde Dauergäste) und die Progrock-Formation Electric Mayhem (inklusive ihrem nicht zu bremsenden „tierischen“ Drummer) als Showband der Sendung. Die aus Serien wie The Office oder dem deutschen Pendant Stromberg bekannten Interview-Schnipsel geben freilich den Beteiligten die Chance, das Geschehen zu kommentieren.
Im Mittelpunkt der neuen Serie stehen natürlich Miss Piggy und Kermit. Im August 2015, wenige Wochen vor der US-Premiere, erklärte das seit Jahrzehnten unzertrenntliche Promi-Paar ihre romantische Beziehung für beendet. Doch sind der Frosch und die Schweinedame beruflich weiterhin verbandelt und das sorgt regelmäßig für Wirbel, einfach weil Kermit die ständig wechselnden Launen seiner Ex auf Dauer nicht so gut wegstecken kann wie früher („Mein Leben ist die in Speck gerollte Hölle auf Erden.“). Und weil Piggy sicherlich auch darüber erbost ist, dass Kermit mit dem süßen „Marketing-Schweinchen“ Denise bereits eins neue Flamme hat.
Der hektische Mockumentary-Stil macht es mitunter etwas schwer die teilweise im Sekundentakt eingestreuten Gags alle mitzubekommen, passt aber wunderbar zum chaotischen Personal. Wie schon vor 40 Jahren sollte man nicht dem Irrglauben verfallen, dass die neue „Muppet-Show“ wirklich für Kinder geeignet sein kann. Dazu ist der Humor wie gewohnt zu anarchisch und der Dialogwitz zu zweideutig („Dann haben wir uns crosspromotet.“). Mit den unterschiedlichen Stars, die sich hier die Klinke in die Hand geben (in den ersten beiden Folgen der Sänger Josh Groban, die Band Imagine Dragons sowie die bekannten Schauspieler Elizabeth Banks und Laurence Fishbourne), wird der überbordende Starhype und Medienrummel durch den Kakao gezogen. Im Grunde eignet sich das Format der „halbstündigen“ (d.h. knapp über 20 Minuten Laufzeit) Comedyshows auch besser für die Eigenheiten der Muppets als ein abendfüllendes Leinwandabenteuer.
Fazit: Auch wenn der Mockumentary-Stil etwas hektisch wirkt, so funktioniert die neue Serie als gelungene Adaption der spaßig-verrückten Puppenshow an heutige TV-Trends und gleichzeitig als bisweilen beißende Mediensatire. 8 von 10 Punkten.
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TV-Tipp: The Muppets.
immer samstags gegen 14:00 Uhr mit zwei neuen Folgen auf Pro Sieben.
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Kermit und seine neue Flamme

Die Muppets beim Meeting

Das Büffet ist eröffnet
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Bilder (c) ABC/Pro Sieben.
Mir hat das leider nicht wirklich gefallen. Der Fokus lag viel zu sehr auf Piggy. Alle anderen waren eigentlich nur Beiwerk. Richtig lustig war es auch kaum und fast immer auf Sparflamme. Die stärksten Momente waren halt die wenigen, in denen es mal so anarchisch wie früher wurde. Die waren aber leider viel zu selten. Kein Totalausfall, aber diese weichgespülte Miss Piggy Show werde ich nicht vermissen.
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