Der Kurzkritiken-Sommer #9: Barbarella

Zu den Kultfilmen der wilden, späten 1960er gehört auch Roger Vadims Comicverfilmung Barbarella, mit seiner damaligen Ehefrau Jane Fonda in der Hauptrolle. Doch hält der Film auch in der Gegenwart noch was sein Status verspricht?

Kurzkritiken-Sommer_Cloud

In ferner Zukunft. Auf der Erde herrscht Frieden und Liebe. Kriege gibt es nicht mehr. Der Präsident der planetaren Regierung (Claude Dauphin) beauftragt Barbarella (Jane Fonda), die beste Astro-Navigatorin überhaupt, mit der Suche nach dem jungen Wissenschaftler Durand Durand, der eine tödliche Waffe entwickelt hat. Auf dem Planeten Tau Ceti gerät die Weltraumamazone sogleich in tödliche Gefahren, wird aber von einem Kinderfänger (Ugo Tognazzi) sowie später von einem blinden Engel (John Phillip Law) gerettet. In der dunklen Stadt Sogo, die von einem finsteren Tyrannen (Anita Pallenberg) beherrscht wird, soll sich Durand Durand befinden…

Barbarella_DVDSo geht spaßiger und unterhaltsamer Trash möchte man den Machern uninspirierter Billigkopien (The Asylum), italienischen Schmalspur-Epigonen (Luigi Cozzi) sowie allen anderen B- bis Z-Movie-Produzenten zurufen und sie zwingen, sich Barbarella anzusehen. Denn das bonbonbunte Weltraum-Abenteuer von Regisseur Roger Vadim (…und immer lockt das Weib) zelebriert mit grenzenlos-kreativem Setdesign und extravagantem Kostümbild eine naive, aber selbstironische Zukunftsvision von damals, als quasi Typen wie Austin Powers noch als Sexsymbole und nicht als Nerds galten. Auf der Erde gibt es den „herkömmlichen“ Sex nicht mehr, stattdessen verpasst man sich erotisches Vergnügen durch psychedelische Wunderpillen. Das hält unsere erotische Heldin aber nicht davon ab, als „Belohnung“ für erfolgreiche Rettungsaktionen ihren Körper anzubieten. Der blinde und flügellahme Engel Pygar gewinnt seine Fähigkeit zu Fliegen dadurch zurück, dass er mit Barbarella… Auch ansonsten ist die einfach gestrickte Story nur Gerüst, um das titelgebende Space Babe (und den Zuschauer) von einer kuriosen Situation in die nächste zu bringen. Eine dunkle Königin, die auf Frauen steht, ihr verrückter Concierge, der Barbarella mit seinem großen Musikinstrument zu Tode „orgeln“ will, dazu der vertrottelte Rebellenführer, Starpantomime Marcel Marceau als Orchideen fressender Professor Ping und Frauen, welche durch eine Wasserpfeiffe den „Extrakt des Mannes“ rauchen. Das alles und noch viel mehr ergibt diesen Lavalampen-getränkten Camp-Cocktail, der durch die teilweise behämmerten Dialoge und die flotte Musik prächtig unterhält.

7-10Barbarella
Science-Fiction-Film Frankreich/Italien 1968. FSK 16. 94 Minuten. Mit: Jane Fonda, John Phillip Law, Milo O’Shea, Anita Pallenberg, David Hemmings, Marcel Marceau u.a. Regie: Roger Vadim. Nach den Comics von Jean-Claude Forest.

Bild (c) Paramount.

5 Responses to Der Kurzkritiken-Sommer #9: Barbarella

  1. […] River – Extended Edition (Kurzkritiken-Sommer #7) Another Me (Kurzkritiken-Sommer #8) Barbarella (Kurzkritiken-Sommer […]

  2. […] Bestes Kostümbild Jacques Fonteray & Paco Rabanne, Barbarella […]

  3. […] drehte Law übrigens gemeinsam mit Jane Fonda und Regisseur Roger Vadim den irren Camp-Cocktail Barbarella, eine weitere Comic-Verfilmung, bei welcher zum Teil die Kulissen von Gefahr: Diabolik erneut zum […]

  4. […] Flash Gordon (1980) erst bei einer Wiederholungssichtung vor vier Jahren entdeckt. Mit Ausnahme von Barbarella (1968), einer früheren Comic-Adaption mit ähnlicher Ästhetik und ebenfalls von […]

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