Nur noch wenige Tage und auch 2015 ist Geschichte. Zeit zurück zu blicken, auf ein buntes und spannendes Kinojahr, mit vielen positiven Überraschungen.
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Beginnen wir auch dieses Mal mit den nackten Zahlen. Genau wie 2014 schaffte ich es 2015 auf 16 Kinobesuche. Die Durchschnittswertung steigerte sich im Vergleich zum Vorjahr (6,88) leicht auf 6,94 von 10 Punkten. Von 10 möglichen Bewertungen vergab ich nur sechs. Sowohl die Höchwertung als auch die beiden niedrigsten Punktzahlen entfielen, gleichsam wie 4/10.
2015 gab es unter meist gelungenen Filmen auch zwei herausragende Werke. Die Starkult-Satire Birdman gewann vier Oscars (als bester Film sowie für Regie, Original-Drehbuch und Kamera aber nicht für Hauptdarsteller Michael Keaton) und ist auch einer meiner persönlichen Favoriten des Jahres. Man könnte argumentieren, dass sich Ex-Batman Michael Keaton hier selbst spielt: einen ehemaligen Superheld-Darsteller, der vor seinem Ruhestand mit einer ambitionierten Theateraufführung sein Comeback feiern will. Als wären die ätzenden Seitenhiebe auf Starkult, Hollywood-Mechanismen und kulturellen Genozid nicht schon genug für einen furiosen Streifen, so wurde hier zusätzlich in langen Takes und Plansequenzen gedreht, die den Eindruck entstehen lassen, es gäbe keinen einzigen Schnitt im Film. Alls das zusammen ergibt den besten Superhelden-Film seit The Dark Knight (2008) und Watchmen (2009). Und Michael Keaton, dem der fällige Goldjunge leider verwehrt blieb, hat sich den Preis als bester Darsteller mehr als verdient.
Ebenfalls mit einer besonderen Machart konnte mich mein zweiter Top-Film des Jahres verblüffen. Auf dem 41. Internationalen Filmwochenende in Würzburg kam ich in den Genuss des Stop-Motion-Animationsfilms Lisa Limone & Maroc Orange: A Rapid Love Story, für sich allein schon eine Aneinanderreihung von Kuriositäten. Ein Trickfilm aus Estland, mit Früchten als handelnden Personen und das Ganze dann noch als Musical in Französisch, Italienisch und Englisch! Einer aktuelleren Thematik hätte sich der Film von Regisseur Mait Laas auch nicht bedienen können. Es geht um den gerade in Europa angekommenen Bootsflüchtling Maroc Orange, der vom Regen in die Traufe kommt und doch die Liebe in Person der einsamen Fabrikantentochter Lisa Limone findet. Leider gibt es diesen 72minütigen „Fruitcore-Smoothie“ bisher nicht fürs Heimkino. Hoffentlich ändert sich das bald.
Einen ebenfalls einmaligen Film lieferte Regisseurin Ana Lily Amirpour mit ihrem Spielfilm-Debüt A Girl Walks Home Alone At Night, nichts anderes als der erste iranische Vampir-Western (der allerdings in den USA gedreht wurde). Das titelgebende Vampirmädchen zieht durch die nächtlichen Straßen einer verlassenen Stadt, trifft auf die Gesetzlosen, Armen und Verlassenen, verliebt sich in einen Möchtegernrebellen. Als Hauptfigur gibt Sheila Vand (Argo) eine starke Performance mit harmlosem Aussehen (bekleidet mit einem Tschador), aber gefährlicher Aura. Dafür erhält sie den mwj-Preis als beste Filmdarstellerin 2015.
A Girl Walks Home Alone At Night glänzt aber auch durch seinen genialen Soundtrack, der nicht von ungefähr an Musik von Ennio Morricone erinnert, denn schließlich waren hier seine Epigonen von „Federale“ am Werk. Dazu gibt es iranische Versionen von bekannten westlichen Musikgenres. Dafür gibt es den diesjährigen Spezialpreis in der Kategorie Filmmusik/Soundtrack, den sich der Vampir-Western aber mit dem Komponisten von Lisa Limone & Maroc Orange, Ülo Krigul, teilt.
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Und hier die Übersicht meines Kinojahres 2015 (Kritiken sind verlinkt)
STATISTIK
9 Punkte
Birdman
Lisa Limone & Maroc Orange: A Rapid Love Story
8 Punkte
A Girl Walks Home Alone At Night
Die Königin der Wüste
Der Marsianer
Das brandneue Testament
Mr. Holmes
7 Punkte
Lost River
Ant-Man
Das Märchen der Märchen
James Bond: Spectre
6 Punkte
Die Frau in Gold
Macbeth (2015)
5 Punkte
Terminator Genisys
Star Wars: Das Erwachen der Macht
3 Punkte
Avengers: Age Of Ultron
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PREISTRÄGER
Bester Film
Birdman (oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)
Lisa Limone & Maroc Orange: A Rapid Love Story
Beste Darstellerin
Sheila Vand, A Girl Walks Home Alone At Night
Bester Darsteller
Michael Keaton, Birdman
Beste Filmmusik/bester Soundtrack
A Girl Walks Home Alone At Night
Lisa Limone & Maroc Orange: A Rapid Love Story
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Die Rückblicke der letzten beiden Jahre:
Mein Kinojahr 2014
Mein Kinojahr 2013
Die Bilder sind Eigentum des jeweiligen Filmverleihs
Bei ein paar Filmen liegen wir immerhin bei einer ähnlichen Bewertung („Birdman“ hat bei mir sogar 10 Punkte bekommen – und auch ich hätte Michael Keaton den Oscar von Herzen gegönnt, beim „Marsianer“ haben wir die gleiche Punktzahl und bei Mr. Holmes und „Ant-Man“ liegen wir je einen Punkt auseinander), während du „Star Wars“ und „Avengers 2“ DEUTLICH schlechter bewertest. Aber das überrascht mich nicht so richtig… 😉
„Das brandneue Testament“ wurde mir schon vor anderer Seite empfohlen; werde ich irgendwann wohl mal nachholen. Auch „A Girl Walks Home Alone at Night“ klingt sehr interessant!
Eine beeindruckende Liste. So oft habe ich es weit nicht ins Kino geschafft. Meine Filmauswertung 2015 folgt noch, ich hoffe jedoch noch mindestens einen Film vorher zu sehen… 😉
Im Vergleich zur Singenden Lehrerin ist das bei mir aber auch eher wenig. Sie hat allein im letzten Quartal 2015 neun (?) Filme gesehen. Aber ehrlich gesagt bin ich quantitativ mit meiner Ausbeute dieses Jahr recht zufrieden.
Glaube ich dir gerne, so oft hätte ich es auch gerne ins Kino geschafft…
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