Wieder etwas später als die Kinobilanz folgt nun mein Serienresüme für 2014. Neben den üblichen Verdächtigen gab es letztes Jahr vor allem einige spannende Neuheiten.
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So langsam aber sicher läuft auch aus meiner persönlichen Sicht das Fernsehen dem Kino den Rang ab. In erzählerischer Hinsicht sind hochwertige Serien mit fortlaufenden Handlungssträngen, die sich über ganze Staffeln erstrecken, Filmen sowieso schon weit voraus. Bei der Produktionsqualität hat der kleinere Bildschirm die große Leinwand auch bereits eingeholt. Einzelne Folgen mancher Serien werden sogar in ausgewählten Kinos gezeigt. Ein Blick auf meine beiden Vorschauen für dieses Jahr (Kinofilme bzw. Serien) zeigt: 2015 wird im TV wohlmöglich spannender.
Richten wir unsere Augen doch zuerst einmal auf die „nackten“ Zahlen. 2015 habe ich 16 verschiene Serien und Miniserien geschaut, von den meisten die aktuelle Staffel, bei manchen aber auch nur die ersten paar Episoden. Die Durchschnittsbewertung liegt bei 6,56 von 10 Punkten. Interessant der Rückblick auf das Vorjahr. Da hatte ich nur acht aktuelle Produktionen gesichtet und kam genau auf einen Mittelwert von 6,50/10.
Eine wirkliche Enttäuschung ist mir im Kino letztes Jahr erspart geblieben, leider nicht bei den Serien. Neben den beiden schwachen Serien Nymphs (True Blood für Arme) und The White Queen (Die Tudors für Arme), die ich nach zwei Folgen abgebrochen habe, war die große Enttäuschung 2014 ganz klar die neunte und letzte Staffel der US-Beziehungssitcom How I Met Your Mother. Man kann zum sicherlich nicht unumstrittenen Ende der Comedy-Show stehen wie man will, aber dass eine Serienstaffel von 24 Folgen 22 Episoden damit verblödelt die wenigen Stunden zur Hochzeit von Robin und Barney ewig in die Länge zu ziehen, um die Ehe der beiden dann in der vorletzten Folge innerhalb von kürzester Zeit zu „killen“, dann ist das Zeitverschwendung und dramaturgisches Hütchenspiel. Das erhärtet den Verdacht, dass die beiden Chefautoren/Showrunner Carter Bays und Craig Thomas eigentlich keine neunte Season wollten und der Sender sie gedrängt hat, trotzdem weiter zu machen. Vielleicht hätte man die Episodenanzahl der Staffel aber auch einerseits kürzen und andererseits das Kennenlernen von Ted und der titelgebenden Mutter Tracy mehr in den Vordergrund stellen sollen, wenn nicht müssen.
Doch genug über die zahlenmäßig wenigen Flops meiner TV-Saison 2014. Denn es gab auch erfrischende Neuzugänge, allen voran Orphan Black. Die von BBC America produzierte Mysteryserie handelt von einer Kleinkriminellen, die erfährt, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes nicht allein ist. Sie ist nur eine von mehreren Klonen, von denen manche schon zu Tode gekommen sind. Nach und nach entfaltet sich eine weitreichende Klon-Verschwörung. Die große Stärke der kanadisch-amerikanischen Serie heißt Tatiana Maslany. Die 29jährige Kanadierin spielt alle Klone selbst, sei es die toughe Sarah, die Hausfrau Allison, die Wissenschaftlerin Cosima oder die Psychopathin Helena. Und mit der Zeit vergisst man, dass da nur eine Schauspielerin zu sehen ist. Ein besseres Kompliment kann es für Mademoiselle Maslany nicht geben und daher ist sie eine von zwei Kandidatinnen für den mwj-Fernsehpreis in der Kategorie beste Darstellerin.
Eine weitere Neuentdeckung war A Young Doctor’s Notebook. Basierend auf semiautobiographischen Kurzgeschichten des russischen Autors Michail Bulgakow erzählt die kleine Miniserie vom Alltag eines jungen Arztes, der sich ohne große Praxiserfahrung im schwierigen Alltag eines schlecht ausgestatteten Provinzkrankenhaus zurecht finden muss und dem sein älteres Ich über die Schulter schaut. Das Kuriose hierbei: während Daniel „Harry Potter“ Radcliffe den jungen Doktor verkörpert, spielt Jon „Don Draper“ Hamm den älteren. Grundverschiedener können zwei Darsteller einer Rolle eigentlich nicht sein. Doch abseits dieses ungewöhnlichen Doppelgänger-Motiv überzeugt die Serie in der nur vier Folgen umfassenden ersten Staffel besonders durch den gekonnten Spagat zwischen schwarzem Humor und absurden Situationen. Am 27. Februar erscheint die ebenfalls vierteilige zweite und letzte Staffel auf DVD und BluRay.
Man könnte sagen, 2014 war das Jahr der neuen Serien mit acht Folgen pro Season. True Detective handelt von zwei Polizisten und ihrer Jagd auf einen Mörder, die sich über fast zwei Jahrzehnte erstreckt. Im Mittelpunkt der HBO-Serie von Schriftsteller Nic Pizzolatto stand nicht nur die zähe Ermittlungsarbeit der beiden Protagonisten sondern auch deren Privatleben. Die beiden Cops wurden hervorragend von Matthew McConaughey und Woody Harrelson gespielt, wobei sich erster eine Hälfte des mwj-Fernsehpreis als bester männlicher Schauspieler redlich verdient hat. Stichwort: McConaissance.
Die andere große Acht-Episoden-Show 2014 ist Penny Dreadful, komplett aus der Feder von John Logan, dem Drehbuchautor des letzten (Skyfall) und des nächsten (Spectre) James Bond-Films. Die geniale Horrorserie, die wie die gleichnamigen Groschenromanheftchen Figuren aus verschiedenen Werken der viktorianischen Phantastik vereint, besticht durch ihre stimmungsvolle Inszenierung in Kinoqualität und die ambivalenten Charaktere. Besonders herausragend war allerdings die intensive Performance von Eva Green (siehe auch Kino-Rückblick 2014) als die von Dämonen besessene Vanessa Ives. Damit hat sich Mademoiselle Green die andere Hälfte des mwj-Preises als beste Fernsehdarstellerin mehr als verdient.
Auch im vierten Jahr bin ich es immer noch nicht Leid die geniale Fantasy-Serie Game Of Thrones auszuzeichnen. Die vierte Staffel der Adaption von George R.R. Martins Romanepos Das Lied von Eis und Feuer übertrifft die vorherigen noch bezüglich der Quantität und Qualität von Highlights und liefert einen Kracher nach dem anderen. Ein wahrer Paradiesvogel im ohnehin bunten Ensemble der HBO-Serie war in Season vier der chilenisch-amerikanische Akteur Pedro Pascal in der Rolle des leidenschaftlichen Prinzen Oberyn Martell aus dem Fürstentum Dorne. Obwohl Pascal nur in sieben der zehn Folgen auftritt und im Abspann als „guest star“ gelistet ist, macht ihn sein furioses Spiel zum zweiten Kandidaten des mwj-Darstellerpreises im Bereich Fernsehen.
Und wer sich jetzt noch fragt welches meiner Ansicht nach die drei besten Serien 2014 waren, der hat wohl nicht so ganz aufgepasst. 🙂
Jedenfalls freue ich mich dieses Jahr besonders auf die neuen Staffeln von Game Of Thrones (ab 12. April), Penny Dreadful (3. Mai) und natürlich auch True Detective (vsl. Sommer).
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STATISTIK
Hier mein persönliches Fernsehjahr 2014 in der Übersicht (vorhandene Kritiken sind verlinkt)
10 Punkte
Fehlanzeige
9 Punkte
Game Of Thrones – Staffel 4
Penny Dreadful – Staffel 1
True Detective – Staffel 1
8 Punkte
The Big Bang Theory – Staffel 7
Mad Men – Staffel 7, Teil 1
Orphan Black – Staffel 1 und 2
Sherlock – Staffel 3
A Young Doctor’s Notebook – Staffel 1
7 Punkte
Dracula
6 Punkte
Die Musketiere – Staffel 1
Vikings – Folgen 1 bis 3
5 Punkte
Fleming
4 Punkte
Die Bibel – Folgen 1 bis 3
How I Met Your Mother – Staffel 9
3 Punkte
Nymphs – Folgen 1 + 2
The White Queen – Folgen 1 + 2
1 oder 2 Punkte
Fehlanzeige
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PREISTRÄGER
Beste Serie
Game Of Thrones – Staffel 4
Penny Dreadful – Staffel 1
True Detective – Staffel 1
Beste Darstellerin
Eva Green, Penny Dreadful
Tatiana Maslany, Orphan Black
Bester Darsteller
Matthew McConaughey, True Detective
Pedro Pascal, Game Of Thrones
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Bilder (C) Filmverleihe/TV-Sender.
Da war doch einiges dabei! Deine 9-Punkte-Serien will ich auch noch nachholen. Bisher kenne ich davon nur „True Detective“.
Ehrlich gesagt mochte ich im Gegensatz zu den Meisten das Ende von How I met your mother. Aber: In diesem Punkt geb ich dir völlig recht, die 9. Staffel wirkt dadurch sehr aufgesetzt. HIMYM hatte ja schon immer einen Touch, der auch wirkliche Probleme anzusprechen, zum Beispiel die Kinderlosigkeit von Robin. Und dass die Welt nicht nur happy ist und alle sich lieb haben, find ich nur realistisch.
Deine Serienempfehlungen find ich super, gerade Penny Dreadful und Orphan Black. Werd ich mir demnächst mal anschauen (Die Zeit, die Zeit – wann nur soll man das alles sichten!? *seufz*)
[…] 6,88/10 (im Vorjahr: […]