Der nette Typ von nebenan ein Superheld? Das klingt nicht gerade nach einer neuartigen Story. Doch Kick-Ass, die Verfilmung des gleichnamigen Comics, hat doch mehr zu bieten.
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Kick-Ass
Comicverfilmung UK/USA 2010. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 113 Minuten (PAL-DVD).
Mit: Aaron Taylor-Johnson, Christopher Mintz-Plasse, Chloe Grace Moretz, Mark Strong, Nicholas Cage, Lyndsy Fonseca, Michael Rispoli, Clark Duke, Evan Peters u.a. Regie: Matthew Vaughn. Drehbuch; Jane Goldman und Matthew Vaughn. Nach dem Comic von Mark Millar und John Romita Jr.
Keine Macht, keine Verantwortung
Dave Lizewski (Aaron Taylor-Johnson) ist eigentlich ein ganz normaler Teenager, der in New York lebt. Er gehört weder zu den Sportskanonen noch zu den Mathe-Genies und liest in seiner Freizeit gerne Comics, eine Leidenschaft, die er mit seinen beiden Freunden Marty (Clark Duke) und Todd (Evan Peters) teilt. Nachdem Verbrecher im Big Apple vor nichts und niemand zurück schrecken und auch Dave regelmäßig „überfallen“ wird, entschließt er sich ein Superheld zu werden und gegen das Unrecht zu kämpfen. Nach intensivem Training und dem Kauf eines grünen Neopren-Anzugs wird „Kick-Ass“, so der Name von Daves maskiertem Alter Ego, geboren. Doch bereits der erste Einsatz endet für Dave/Kick-Ass im Krankenhaus. Monate später hat er seine schweren Verletzungen auskuriert und setzt seine Karriere als Kämpfer für Gerechtigkeit fort. Als er sich in eine Gangprügelei einmischt, wird Kick-Ass gefilmt und zum gefeierten Internetstar. Bevor Dave die Dinge über den Kopf zu wachsen drohen, erhält er Hilfe vom elfjährigen „Hit Girl“ (Chloe Grace Moretz) und deren Vater „Big Daddy“ (Nicolas Cage). Leider hat das familiäre Vigilanten-Duo die Pläne des Mafiabosses Frank D’Amico (Mark Strong) einmal zu oft durchkreuzt. D’Amico sinnt auf Rache und findet ausgerechnet in seinem jungen Sohn Chris (Christopher Mintz-Plasse) den richtigen Verbündeten…
Wie erfrischend anders ein Comicheldenfilm sein kann, beweist Kick-Ass, basierend auf der Vorlage von Autor Mark Millar (Wanted). Ein Normalo beginnt, Superheld zu spielen, ohne sich jedoch der Konsequenzen in vollem Maße bewusst zu sein. Wenn man keine Superkräfte hat oder die finanziellen Mittel für ausgeklügelte Gadgets fehlen, dann muss ein grüner Anzug sowie ein Paar Schlagstöcke eben reichen. Regisseur, Co-Autor und Produzent Matthew Vaughn (Der Sternwanderer, X-Men: Erste Entscheidung) drehte diese „Sprechblasen-Adaption“ dank unabhängiger Geldgeber, weil kein Hollywoodstudio sie finanzieren wollte.
Wie es der Titel vermuten lässt ist Kick-Ass nichts anderes als ein Tritt in den Allerwertesten der banalen und glatt gebügelten Superheldenfilme Hollywoods. Treffende Seitenhiebe, vor allem in Richtung der hemmungslos überschätzten Spider-Man-Trilogie von Sam Raimi, verteilt der Protagonist, wenn er sein Leben aus dem Off kommentiert.
Außerdem verzichtet man hier auf die übliche Gewaltverharmlosung. Im Gegenteil, es geht hier außerordentlich brutal und derb zu. Wenn die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten gerade einmal elfjährige Chloe Grace Moretz (Hugo Cabret) als Hit Girl ihre Gegner reihenweise niedermetzelt und dabei bisweilen auch noch flucht wie ein Bierkutscher, dann ist das zwar freilich überzeichnet, aber dennoch sehr krass. Kick-Ass ist also auch als Film alles andere als blutleer. Neben Moretz überzeugen auch Hauptdarsteller Aaron Taylor-Johnson (Chatroom) als Titelheld und Hollywoodstar Nicolas Cage als brutale Batman-Kopie Big Daddy. Bisweilen lassen Bösewicht D’Amico und seine nicht immer kompetenten Handlanger Gangsterfilm-Atmosphäre wie in Layer Cake aufkommen, was sicherlich daran liegt, dass Matthew Vaughn auch bei diesem Film Regie geführt hat.
Leider ist Kick-Ass aber doch nicht der große Wurf geworden, der er hätte sein könnte. Gegen Ende macht die Story dann immer mehr Zugeständnisse an klassische Blockbuster-Zutaten und verkauft sich damit etwas unter Wert. Die Liebesgeschichte zwischen Dave und seiner Mitschülerin Katie wirkt irgendwie eingeschoben. Die Filmmusik ist zu redundant und mit der Zeit etwas nervig. Diese Kritikpunkte sind aber insgesamt eher zu vernachlässigen.
Am 15. August 2013 startete Kick-Ass 2 in den deutschen Kinos. Auf DVD und Blu-Ray erscheint die Fortsetzung am 19. Dezember 2013.
Fazit: Ein Comicheldenfilm der anderen Art: brutal, überzeichnet und urkomisch. Nur leider wird’s mit der Zeit dann doch etwas zahnlos. 7 von 10 Punkten.
Big Daddy und Hit Girl
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Bilder (c) Universal.
[…] thematisiert. Es fehlt den Figuren auch an nötigem Hintergrund. Zwar erwartet man keinen zweiten Kick-Ass aber etwas Humor hätte dem ganzen Werk sicherlich gut zu Gesicht gestanden, auch wenn natürlich […]